Da ich diese Schrift schon geendigt hatte: erhielt ich noch, von einem Hand- werksmanne, nachstehenden Brief, in dem er mit grosser Treuherzigkeit, das, unter sei- nem Stande eingerissne, Sittenverderben, beschreibt. Weil ich glaube, dass in demsel- ben viele gute Winke, für Erzieher, Predi- ger, und andere sich finden, denen der Menschheit Wohl am Herzen liegt, so hielt ich es für gut, ihn beydrucken zu lassen.
Seitdem ich einige ihrer Schriften, und be- sonders ihren Carlsberg, gelesen habe, wandelt mich oft so eine Lust an, an Sie zu schreiben. Da ich aber Handwerkszeug besser, als die Feder, verstehe, so haette mir diese Lust wohl vergehen sollen. Nun habe ich aber heute eben die Schrift, Ists recht, auber die heimli- chen Saunden der Jugend öffentlich zu schreiben? vor mir, und da konnt ich meiner Schreille- lust nicht mehr widerstehen, denn es war mir immer beym Lesen derselben, als wenn ich auch ein Wort darein zu sprechen haette, oder
gar
Zugabe.
Da ich dieſe Schrift ſchon geendigt hatte: erhielt ich noch, von einem Hand- werksmanne, nachſtehenden Brief, in dem er mit groſser Treuherzigkeit, das, unter ſei- nem Stande eingeriſsne, Sittenverderben, beſchreibt. Weil ich glaube, daſs in demſel- ben viele gute Winke, für Erzieher, Predi- ger, und andere ſich finden, denen der Menſchheit Wohl am Herzen liegt, ſo hielt ich es für gut, ihn beydrucken zu laſſen.
Seitdem ich einige ihrer Schriften, und be- ſonders ihren Carlsberg, geleſen habe, wandelt mich oft ſo eine Luſt an, an Sie zu ſchreiben. Da ich aber Handwerkszeug beſſer, als die Feder, verſtehe, ſo hætte mir dieſe Luſt wohl vergehen ſollen. Nun habe ich aber heute eben die Schrift, Iſts recht, ûber die heimli- chen Sûnden der Jugend öffentlich zu ſchreiben? vor mir, und da konnt ich meiner Schreille- luſt nicht mehr widerſtehen, denn es war mir immer beym Leſen derſelben, als wenn ich auch ein Wort darein zu ſprechen hætte, oder
gar
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Zugabe.
Da ich dieſe Schrift ſchon geendigt
hatte: erhielt ich noch, von einem Hand-
werksmanne, nachſtehenden Brief, in dem
er mit groſser Treuherzigkeit, das, unter ſei-
nem Stande eingeriſsne, Sittenverderben,
beſchreibt. Weil ich glaube, daſs in demſel-
ben viele gute Winke, für Erzieher, Predi-
ger, und andere ſich finden, denen der
Menſchheit Wohl am Herzen liegt, ſo hielt
ich es für gut, ihn beydrucken zu laſſen.
Seitdem ich einige ihrer Schriften, und be-
ſonders ihren Carlsberg, geleſen habe, wandelt
mich oft ſo eine Luſt an, an Sie zu ſchreiben.
Da ich aber Handwerkszeug beſſer, als die
Feder, verſtehe, ſo hætte mir dieſe Luſt wohl
vergehen ſollen. Nun habe ich aber heute
eben die Schrift, Iſts recht, ûber die heimli-
chen Sûnden der Jugend öffentlich zu ſchreiben?
vor mir, und da konnt ich meiner Schreille-
luſt nicht mehr widerſtehen, denn es war mir
immer beym Leſen derſelben, als wenn ich
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Salzmann, Christian Gotthilf: Ueber die heimlichen Sünden der Jugend. Leipzig, 1785, S. 337. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/salzmann_suenden_1785/347>, abgerufen am 25.11.2024.
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