Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Salzmann, Christian Gotthilf: Ueber die heimlichen Sünden der Jugend. Leipzig, 1785.

Bild:
<< vorherige Seite

noch gar nichts gehöret hatte; inzwischen
versichert er doch, dass er es immer aufs
sorgfaeltigste habe zu verbergen suchen, und
dass er auch sehr zeitig wollüstige Regungen
bey sich verspürt habe, ob er gleich von aus-
sen her gar keine Veranlassung dazu hatte.
Er trieb diess Laster unwissend was es sey?
bis er nah * auf die Schule kam. Als er
hier ein Jahr gewesen war, so war dieses
Laster an einem seiner Mitschüler entdeckt,
es wurde öffentlich davon gesprochen, und
nun erst -- in seinem 16ten Jahre --
ward er davon völlig unterrichtet. Er er-
schrack, nahm sich vor es zu fliehen, auf seine
ganze Besserung zu denken, und that sich
wirklich alle Gewalt an.

Alle diese Zeugnisse, an deren Glaub-
würdigkeit zu zweifeln ich gar keine Ursa-
che habe, indem sie mehrentheils von Per-
sonen herrauhren, die ihren Namen nicht
genennt, und also keine Ursache haben, ih-
re Sünden gegen mich zu entschuldigen,
vielmehr mit der grössten Aufrichtigkeit
oft die Zügellosigkeit ihrer Ausschweitun-

gen
(B 5)

noch gar nichts gehöret hatte; inzwiſchen
verſichert er doch, daſs er es immer aufs
ſorgfæltigſte habe zu verbergen ſuchen, und
daſs er auch ſehr zeitig wollüſtige Regungen
bey ſich verſpürt habe, ob er gleich von auſ-
ſen her gar keine Veranlaſſung dazu hatte.
Er trieb dieſs Laſter unwiſſend was es ſey?
bis er nah * auf die Schule kam. Als er
hier ein Jahr geweſen war, ſo war dieſes
Laſter an einem ſeiner Mitſchüler entdeckt,
es wurde öffentlich davon geſprochen, und
nun erſt — in ſeinem 16ten Jahre —
ward er davon völlig unterrichtet. Er er-
ſchrack, nahm ſich vor es zu fliehen, auf ſeine
ganze Beſſerung zu denken, und that ſich
wirklich alle Gewalt an.

Alle dieſe Zeugniſſe, an deren Glaub-
würdigkeit zu zweifeln ich gar keine Urſa-
che habe, indem ſie mehrentheils von Per-
ſonen herrûhren, die ihren Namen nicht
genennt, und alſo keine Urſache haben, ih-
re Sünden gegen mich zu entſchuldigen,
vielmehr mit der gröſsten Aufrichtigkeit
oft die Zügelloſigkeit ihrer Ausſchweitun-

gen
(B 5)
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <div n="2">
          <div n="3">
            <p><pb facs="#f0035" n="25"/>
noch gar nichts gehöret hatte; inzwi&#x017F;chen<lb/>
ver&#x017F;ichert er doch, da&#x017F;s er es immer aufs<lb/>
&#x017F;orgfæltig&#x017F;te habe zu verbergen &#x017F;uchen, und<lb/>
da&#x017F;s er auch &#x017F;ehr zeitig wollü&#x017F;tige Regungen<lb/>
bey &#x017F;ich ver&#x017F;pürt habe, ob er gleich von au&#x017F;-<lb/>
&#x017F;en her gar keine Veranla&#x017F;&#x017F;ung dazu hatte.<lb/>
Er trieb die&#x017F;s La&#x017F;ter unwi&#x017F;&#x017F;end was es &#x017F;ey?<lb/>
bis er nah * auf die Schule kam. Als er<lb/>
hier ein Jahr gewe&#x017F;en war, &#x017F;o war die&#x017F;es<lb/>
La&#x017F;ter an einem &#x017F;einer Mit&#x017F;chüler entdeckt,<lb/>
es wurde öffentlich davon ge&#x017F;prochen, und<lb/>
nun er&#x017F;t &#x2014; in &#x017F;einem 16ten Jahre &#x2014;<lb/>
ward er davon völlig unterrichtet. Er er-<lb/>
&#x017F;chrack, nahm &#x017F;ich vor es zu fliehen, auf &#x017F;eine<lb/>
ganze Be&#x017F;&#x017F;erung zu denken, und that &#x017F;ich<lb/>
wirklich alle Gewalt an.</p><lb/>
            <p>Alle die&#x017F;e Zeugni&#x017F;&#x017F;e, an deren Glaub-<lb/>
würdigkeit zu zweifeln ich gar keine Ur&#x017F;a-<lb/>
che habe, indem &#x017F;ie mehrentheils von Per-<lb/>
&#x017F;onen herrûhren, die ihren Namen nicht<lb/>
genennt, und al&#x017F;o keine Ur&#x017F;ache haben, ih-<lb/>
re Sünden gegen mich zu ent&#x017F;chuldigen,<lb/>
vielmehr mit der grö&#x017F;sten Aufrichtigkeit<lb/>
oft die Zügello&#x017F;igkeit ihrer Aus&#x017F;chweitun-<lb/>
<fw place="bottom" type="sig">(B 5)</fw><fw place="bottom" type="catch">gen</fw><lb/></p>
          </div>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[25/0035] noch gar nichts gehöret hatte; inzwiſchen verſichert er doch, daſs er es immer aufs ſorgfæltigſte habe zu verbergen ſuchen, und daſs er auch ſehr zeitig wollüſtige Regungen bey ſich verſpürt habe, ob er gleich von auſ- ſen her gar keine Veranlaſſung dazu hatte. Er trieb dieſs Laſter unwiſſend was es ſey? bis er nah * auf die Schule kam. Als er hier ein Jahr geweſen war, ſo war dieſes Laſter an einem ſeiner Mitſchüler entdeckt, es wurde öffentlich davon geſprochen, und nun erſt — in ſeinem 16ten Jahre — ward er davon völlig unterrichtet. Er er- ſchrack, nahm ſich vor es zu fliehen, auf ſeine ganze Beſſerung zu denken, und that ſich wirklich alle Gewalt an. Alle dieſe Zeugniſſe, an deren Glaub- würdigkeit zu zweifeln ich gar keine Urſa- che habe, indem ſie mehrentheils von Per- ſonen herrûhren, die ihren Namen nicht genennt, und alſo keine Urſache haben, ih- re Sünden gegen mich zu entſchuldigen, vielmehr mit der gröſsten Aufrichtigkeit oft die Zügelloſigkeit ihrer Ausſchweitun- gen (B 5)

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/salzmann_suenden_1785
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/salzmann_suenden_1785/35
Zitationshilfe: Salzmann, Christian Gotthilf: Ueber die heimlichen Sünden der Jugend. Leipzig, 1785, S. 25. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/salzmann_suenden_1785/35>, abgerufen am 21.11.2024.