Von der Schaedlichkeit der heimli- chen Jugendsünden.
Seitdem ich meine Entschliessung, von die- ser Art Sünden zu schreiben, kund gemacht, und über das grosse Elend, das dadurch in der menschlichen Gesellschaft angerichtet werde, laute Klagen geführt habe: sind ver- schiedene Briefe an mich eingegangen, in de- nen ich erinnert wurde, dass die Vorstel- lung, die ich von der Schaedlichkeit dieser Sünden gemacht haette, übertrieben sey. Ich habe über diese Erinnerungen ernstlich nach- gedacht, indem ich die Schaedlichkeit über- triebner Vorstellungen gar wohl kenne, gar wohl weis, dass sie Abweichung von der Wahr- heit sind, die allemal, ohne Ausnahme, über lang oder kurz, traurige Folgen nach sich zieht. Aber alles, wovon ich mich ha-
be
Zweyyter Abschnitt.
Von der Schædlichkeit der heimli- chen Jugendſünden.
Seitdem ich meine Entſchlieſsung, von die- ſer Art Sünden zu ſchreiben, kund gemacht, und über das groſse Elend, das dadurch in der menſchlichen Geſellſchaft angerichtet werde, laute Klagen geführt habe: ſind ver- ſchiedene Briefe an mich eingegangen, in de- nen ich erinnert wurde, daſs die Vorſtel- lung, die ich von der Schædlichkeit dieſer Sünden gemacht hætte, übertrieben ſey. Ich habe über dieſe Erinnerungen ernſtlich nach- gedacht, indem ich die Schædlichkeit über- triebner Vorſtellungen gar wohl kenne, gar wohl weis, daſs ſie Abweichung von der Wahr- heit ſind, die allemal, ohne Ausnahme, über lang oder kurz, traurige Folgen nach ſich zieht. Aber alles, wovon ich mich ha-
be
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Zweyyter Abschnitt.
Von der Schædlichkeit der heimli-
chen Jugendſünden.
Seitdem ich meine Entſchlieſsung, von die-
ſer Art Sünden zu ſchreiben, kund gemacht,
und über das groſse Elend, das dadurch in
der menſchlichen Geſellſchaft angerichtet
werde, laute Klagen geführt habe: ſind ver-
ſchiedene Briefe an mich eingegangen, in de-
nen ich erinnert wurde, daſs die Vorſtel-
lung, die ich von der Schædlichkeit dieſer
Sünden gemacht hætte, übertrieben ſey. Ich
habe über dieſe Erinnerungen ernſtlich nach-
gedacht, indem ich die Schædlichkeit über-
triebner Vorſtellungen gar wohl kenne, gar
wohl weis, daſs ſie Abweichung von der Wahr-
heit ſind, die allemal, ohne Ausnahme,
über lang oder kurz, traurige Folgen nach
ſich zieht. Aber alles, wovon ich mich ha-
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Salzmann, Christian Gotthilf: Ueber die heimlichen Sünden der Jugend. Leipzig, 1785, S. 30. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/salzmann_suenden_1785/40>, abgerufen am 21.11.2024.
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