so reitzbar machen, dass jede Mühe und Be- schwerde die derjenige, der ein Mann ist, lachend übernimmt, Leiden verursacht, die leicht bis zu Verzuckungen gehen können? Ihr gesteht, dass der allzuofte Genuss des andern Geschlechts entkraefte und Krank- heiten nach sich ziehe? Wie weit mehr ist diess von den Ausschweifungen zu besor- gen, von denen, ich rede! sie fangen insgemein früher an, als man des Genusses des andern Geschlechts faehig ist, die Nerven leiden dabey weit mehr, und sie werden ih- rer Natur nach weit öfterer wiederholt. Die vielen zwanzigjaehrigen Greise, die man it- zo allenthalben, mit matten Augen, blassen und verfallnen Wangen, zitternden Gliedern und marklosen Knochen, umher schleichen sieht, sind fast eben so viele Zeugen von der Wahrheit meiner Behauptung.
Einen von ihnen, der aufrichtig genug ist, sein entstelltes Bild andern zur Warnung aufzustellen will ich reden lassen. Er drückt sich also aus:
So
ſo reitzbar machen, daſs jede Mühe und Be- ſchwerde die derjenige, der ein Mann iſt, lachend übernimmt, Leiden verurſacht, die leicht bis zu Verzuckungen gehen können? Ihr geſteht, daſs der allzuofte Genuſs des andern Geſchlechts entkræfte und Krank- heiten nach ſich ziehe? Wie weit mehr iſt dieſs von den Ausſchweifungen zu beſor- gen, von denen, ich rede! ſie fangen insgemein früher an, als man des Genuſſes des andern Geſchlechts fæhig iſt, die Nerven leiden dabey weit mehr, und ſie werden ih- rer Natur nach weit öfterer wiederholt. Die vielen zwanzigjæhrigen Greiſe, die man it- zo allenthalben, mit matten Augen, blaſſen und verfallnen Wangen, zitternden Gliedern und markloſen Knochen, umher ſchleichen ſieht, ſind faſt eben ſo viele Zeugen von der Wahrheit meiner Behauptung.
Einen von ihnen, der aufrichtig genug iſt, ſein entſtelltes Bild andern zur Warnung aufzuſtellen will ich reden laſſen. Er drückt ſich alſo aus:
So
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ſo reitzbar machen, daſs jede Mühe und Be-
ſchwerde die derjenige, der ein Mann iſt,
lachend übernimmt, Leiden verurſacht, die
leicht bis zu Verzuckungen gehen können?
Ihr geſteht, daſs der allzuofte Genuſs des
andern Geſchlechts entkræfte und Krank-
heiten nach ſich ziehe? Wie weit mehr iſt
dieſs von den Ausſchweifungen zu beſor-
gen, von denen, ich rede! ſie fangen
insgemein früher an, als man des Genuſſes
des andern Geſchlechts fæhig iſt, die Nerven
leiden dabey weit mehr, und ſie werden ih-
rer Natur nach weit öfterer wiederholt. Die
vielen zwanzigjæhrigen Greiſe, die man it-
zo allenthalben, mit matten Augen, blaſſen
und verfallnen Wangen, zitternden Gliedern
und markloſen Knochen, umher ſchleichen
ſieht, ſind faſt eben ſo viele Zeugen von der
Wahrheit meiner Behauptung.
Einen von ihnen, der aufrichtig genug
iſt, ſein entſtelltes Bild andern zur Warnung
aufzuſtellen will ich reden laſſen. Er drückt
ſich alſo aus:
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Salzmann, Christian Gotthilf: Ueber die heimlichen Sünden der Jugend. Leipzig, 1785, S. 56. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/salzmann_suenden_1785/68>, abgerufen am 24.11.2024.
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