Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Samter, Heinrich: Das Reich der Erfindungen. Berlin, 1896.

Bild:
<< vorherige Seite

Der glänzende Aufschwung, namentlich der letzten zwanzig Jahre,
der alle Industriezweige zu einer unvergleichlichen Höhe brachte, läßt
noch auf eine überraschende, überreiche Zukunft schließen.

Wo jetzt der größte Teil der menschlichen Handarbeit infolge des
erfinderischen Geistes des Menschen in maschinellen Betrieb umgesetzt
ist, ist es selbst für den Fachmann schwer, sich in der Fülle der Re-
sultate zurecht zu finden.

Tag für Tag ersinnt der grübelnde Menschengeist neues oder
formt altes zu praktischerer Verwendung und höherer Brauchbarkeit um.

Jeder, auch der unbedeutendste Gegenstand hat seine Geschichte
und ehe er zu der Vollendung gebracht wurde, in der er jetzt vor uns
erscheint, hat das Denken unzähliger Köpfe, die Kenntnis und Existenz
zahlloser früherer Erfindungen dazu gehört.

Mit wie anderen Augen sieht man ein Produkt an, dessen Werden
und Entstehen man kennt, von dem man weiß, wie viel tausend fleißige
Hände, wie viel komplizierte Maschinen an ihm gearbeitet haben.

Aber nicht bloß dies -- das Jahrhundert stellt an die Bildung
des Menschen ganz andere Ansprüche als die Vorzeit, es genügt nicht
mehr oberflächliche Kenntnisse zu besitzen -- das Wissen ist an die
erste Stelle getreten, das Wissen vor allem wird geschätzt, das Wissen
macht den Menschen.

So lag das allgewaltige, fast unabsehbare Gebiet der Industrieen
und Erfindungen vor, und es galt nur, Plan und Methode in das
reiche Feld zu bringen, um aus beschaulicher Höhe ein Bild gewinnen
zu lassen, auf welcher Stufe sich heute der industrielle Betrieb befindet,
wie die zahllosen Luxus- und Beiriebsgegenstände entstehen, wie die
Entwickelungsgeschichte der Erfindungen ist, welche Vorbedingungen
zu allen Fortschritten erforderlich waren.

Bei der Fülle des Materials war diese Aufgabe keine leichte,
zumal unser Werk sich nicht an den Fachmann, sondern an die große
Masse des Volkes -- des denkenden Volkes -- wendet.

Wir hoffen, unser Programm zufriedenstellend gelöst zu haben;
bildend und belehrend in seiner Form, fesselnd im Inhalt, den Bedürf-
nissen jedes Gebildeten sowie der reiferen Jugend, die nicht früh genug
mit der Kunde der Erfindungen vertraut gemacht werden kann, angepaßt,
wird dies Werk für jeden unentbehrlich sein, der der ihn umgebenden
Welt und dem gewaltigen Ringen der Industrie sein Interesse ent-
gegenbringt.

Die Verlagsanstalt.


Der glänzende Aufſchwung, namentlich der letzten zwanzig Jahre,
der alle Induſtriezweige zu einer unvergleichlichen Höhe brachte, läßt
noch auf eine überraſchende, überreiche Zukunft ſchließen.

Wo jetzt der größte Teil der menſchlichen Handarbeit infolge des
erfinderiſchen Geiſtes des Menſchen in maſchinellen Betrieb umgeſetzt
iſt, iſt es ſelbſt für den Fachmann ſchwer, ſich in der Fülle der Re-
ſultate zurecht zu finden.

Tag für Tag erſinnt der grübelnde Menſchengeiſt neues oder
formt altes zu praktiſcherer Verwendung und höherer Brauchbarkeit um.

Jeder, auch der unbedeutendſte Gegenſtand hat ſeine Geſchichte
und ehe er zu der Vollendung gebracht wurde, in der er jetzt vor uns
erſcheint, hat das Denken unzähliger Köpfe, die Kenntnis und Exiſtenz
zahlloſer früherer Erfindungen dazu gehört.

Mit wie anderen Augen ſieht man ein Produkt an, deſſen Werden
und Entſtehen man kennt, von dem man weiß, wie viel tauſend fleißige
Hände, wie viel komplizierte Maſchinen an ihm gearbeitet haben.

Aber nicht bloß dies — das Jahrhundert ſtellt an die Bildung
des Menſchen ganz andere Anſprüche als die Vorzeit, es genügt nicht
mehr oberflächliche Kenntniſſe zu beſitzen — das Wiſſen iſt an die
erſte Stelle getreten, das Wiſſen vor allem wird geſchätzt, das Wiſſen
macht den Menſchen.

So lag das allgewaltige, faſt unabſehbare Gebiet der Induſtrieen
und Erfindungen vor, und es galt nur, Plan und Methode in das
reiche Feld zu bringen, um aus beſchaulicher Höhe ein Bild gewinnen
zu laſſen, auf welcher Stufe ſich heute der induſtrielle Betrieb befindet,
wie die zahlloſen Luxus- und Beiriebsgegenſtände entſtehen, wie die
Entwickelungsgeſchichte der Erfindungen iſt, welche Vorbedingungen
zu allen Fortſchritten erforderlich waren.

Bei der Fülle des Materials war dieſe Aufgabe keine leichte,
zumal unſer Werk ſich nicht an den Fachmann, ſondern an die große
Maſſe des Volkes — des denkenden Volkes — wendet.

Wir hoffen, unſer Programm zufriedenſtellend gelöſt zu haben;
bildend und belehrend in ſeiner Form, feſſelnd im Inhalt, den Bedürf-
niſſen jedes Gebildeten ſowie der reiferen Jugend, die nicht früh genug
mit der Kunde der Erfindungen vertraut gemacht werden kann, angepaßt,
wird dies Werk für jeden unentbehrlich ſein, der der ihn umgebenden
Welt und dem gewaltigen Ringen der Induſtrie ſein Intereſſe ent-
gegenbringt.

Die Verlagsanſtalt.


<TEI>
  <text>
    <front>
      <div n="1">
        <pb facs="#f0010" n="IV"/>
        <p>Der glänzende Auf&#x017F;chwung, namentlich der letzten zwanzig Jahre,<lb/>
der alle Indu&#x017F;triezweige zu einer unvergleichlichen Höhe brachte, läßt<lb/>
noch auf eine überra&#x017F;chende, überreiche Zukunft &#x017F;chließen.</p><lb/>
        <p>Wo jetzt der größte Teil der men&#x017F;chlichen Handarbeit infolge des<lb/>
erfinderi&#x017F;chen Gei&#x017F;tes des Men&#x017F;chen in ma&#x017F;chinellen Betrieb umge&#x017F;etzt<lb/>
i&#x017F;t, i&#x017F;t es &#x017F;elb&#x017F;t für den Fachmann &#x017F;chwer, &#x017F;ich in der Fülle der Re-<lb/>
&#x017F;ultate zurecht zu finden.</p><lb/>
        <p>Tag für Tag er&#x017F;innt der grübelnde Men&#x017F;chengei&#x017F;t neues oder<lb/>
formt altes zu prakti&#x017F;cherer Verwendung und höherer Brauchbarkeit um.</p><lb/>
        <p>Jeder, auch der unbedeutend&#x017F;te Gegen&#x017F;tand hat &#x017F;eine Ge&#x017F;chichte<lb/>
und ehe er zu der Vollendung gebracht wurde, in der er jetzt vor uns<lb/>
er&#x017F;cheint, hat das Denken unzähliger Köpfe, die Kenntnis und Exi&#x017F;tenz<lb/>
zahllo&#x017F;er früherer Erfindungen dazu gehört.</p><lb/>
        <p>Mit wie anderen Augen &#x017F;ieht man ein Produkt an, de&#x017F;&#x017F;en Werden<lb/>
und Ent&#x017F;tehen man kennt, von dem man weiß, wie viel tau&#x017F;end fleißige<lb/>
Hände, wie viel komplizierte Ma&#x017F;chinen an ihm gearbeitet haben.</p><lb/>
        <p>Aber nicht bloß dies &#x2014; das Jahrhundert &#x017F;tellt an die Bildung<lb/>
des Men&#x017F;chen ganz andere An&#x017F;prüche als die Vorzeit, es genügt nicht<lb/>
mehr oberflächliche Kenntni&#x017F;&#x017F;e zu be&#x017F;itzen &#x2014; das Wi&#x017F;&#x017F;en i&#x017F;t an die<lb/>
er&#x017F;te Stelle getreten, das Wi&#x017F;&#x017F;en vor allem wird ge&#x017F;chätzt, das Wi&#x017F;&#x017F;en<lb/>
macht den Men&#x017F;chen.</p><lb/>
        <p>So lag das allgewaltige, fa&#x017F;t unab&#x017F;ehbare Gebiet der Indu&#x017F;trieen<lb/>
und Erfindungen vor, und es galt nur, Plan und Methode in das<lb/>
reiche Feld zu bringen, um aus be&#x017F;chaulicher Höhe ein Bild gewinnen<lb/>
zu la&#x017F;&#x017F;en, auf welcher Stufe &#x017F;ich heute der indu&#x017F;trielle Betrieb befindet,<lb/>
wie die zahllo&#x017F;en Luxus- und Beiriebsgegen&#x017F;tände ent&#x017F;tehen, wie die<lb/>
Entwickelungsge&#x017F;chichte der Erfindungen i&#x017F;t, welche Vorbedingungen<lb/>
zu allen Fort&#x017F;chritten erforderlich waren.</p><lb/>
        <p>Bei der Fülle des Materials war die&#x017F;e Aufgabe keine leichte,<lb/>
zumal un&#x017F;er Werk &#x017F;ich nicht an den Fachmann, &#x017F;ondern an die große<lb/>
Ma&#x017F;&#x017F;e des Volkes &#x2014; des denkenden Volkes &#x2014; wendet.</p><lb/>
        <p>Wir hoffen, un&#x017F;er Programm zufrieden&#x017F;tellend gelö&#x017F;t zu haben;<lb/>
bildend und belehrend in &#x017F;einer Form, fe&#x017F;&#x017F;elnd im Inhalt, den Bedürf-<lb/>
ni&#x017F;&#x017F;en jedes Gebildeten &#x017F;owie der reiferen Jugend, die nicht früh genug<lb/>
mit der Kunde der Erfindungen vertraut gemacht werden kann, angepaßt,<lb/>
wird dies Werk für jeden unentbehrlich &#x017F;ein, der der ihn umgebenden<lb/>
Welt und dem gewaltigen Ringen der Indu&#x017F;trie &#x017F;ein Intere&#x017F;&#x017F;e ent-<lb/>
gegenbringt.</p><lb/>
        <p> <hi rendition="#et"> <hi rendition="#b">Die Verlagsan&#x017F;talt.</hi> </hi> </p>
      </div><lb/>
      <milestone rendition="#hr" unit="section"/>
    </front>
  </text>
</TEI>
[IV/0010] Der glänzende Aufſchwung, namentlich der letzten zwanzig Jahre, der alle Induſtriezweige zu einer unvergleichlichen Höhe brachte, läßt noch auf eine überraſchende, überreiche Zukunft ſchließen. Wo jetzt der größte Teil der menſchlichen Handarbeit infolge des erfinderiſchen Geiſtes des Menſchen in maſchinellen Betrieb umgeſetzt iſt, iſt es ſelbſt für den Fachmann ſchwer, ſich in der Fülle der Re- ſultate zurecht zu finden. Tag für Tag erſinnt der grübelnde Menſchengeiſt neues oder formt altes zu praktiſcherer Verwendung und höherer Brauchbarkeit um. Jeder, auch der unbedeutendſte Gegenſtand hat ſeine Geſchichte und ehe er zu der Vollendung gebracht wurde, in der er jetzt vor uns erſcheint, hat das Denken unzähliger Köpfe, die Kenntnis und Exiſtenz zahlloſer früherer Erfindungen dazu gehört. Mit wie anderen Augen ſieht man ein Produkt an, deſſen Werden und Entſtehen man kennt, von dem man weiß, wie viel tauſend fleißige Hände, wie viel komplizierte Maſchinen an ihm gearbeitet haben. Aber nicht bloß dies — das Jahrhundert ſtellt an die Bildung des Menſchen ganz andere Anſprüche als die Vorzeit, es genügt nicht mehr oberflächliche Kenntniſſe zu beſitzen — das Wiſſen iſt an die erſte Stelle getreten, das Wiſſen vor allem wird geſchätzt, das Wiſſen macht den Menſchen. So lag das allgewaltige, faſt unabſehbare Gebiet der Induſtrieen und Erfindungen vor, und es galt nur, Plan und Methode in das reiche Feld zu bringen, um aus beſchaulicher Höhe ein Bild gewinnen zu laſſen, auf welcher Stufe ſich heute der induſtrielle Betrieb befindet, wie die zahlloſen Luxus- und Beiriebsgegenſtände entſtehen, wie die Entwickelungsgeſchichte der Erfindungen iſt, welche Vorbedingungen zu allen Fortſchritten erforderlich waren. Bei der Fülle des Materials war dieſe Aufgabe keine leichte, zumal unſer Werk ſich nicht an den Fachmann, ſondern an die große Maſſe des Volkes — des denkenden Volkes — wendet. Wir hoffen, unſer Programm zufriedenſtellend gelöſt zu haben; bildend und belehrend in ſeiner Form, feſſelnd im Inhalt, den Bedürf- niſſen jedes Gebildeten ſowie der reiferen Jugend, die nicht früh genug mit der Kunde der Erfindungen vertraut gemacht werden kann, angepaßt, wird dies Werk für jeden unentbehrlich ſein, der der ihn umgebenden Welt und dem gewaltigen Ringen der Induſtrie ſein Intereſſe ent- gegenbringt. Die Verlagsanſtalt.

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/samter_erfindungen_1896
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/samter_erfindungen_1896/10
Zitationshilfe: Samter, Heinrich: Das Reich der Erfindungen. Berlin, 1896, S. IV. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/samter_erfindungen_1896/10>, abgerufen am 03.12.2024.