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Samter, Heinrich: Das Reich der Erfindungen. Berlin, 1896.

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Die Motoren.
betriebsfähig ist, während z. B. bei der Dampfmaschine erst eine längere
Zeit auf die Beheizung des Dampfkessels verwendet werden muß.

Der als Beispiel einer offenen Heißluftmaschine dienende, in Fig. 57
und 58 dargestellte Benier-Motor besteht im wesentlichen aus einem
senkrechten Cylinder a, in welchem sich ein Kolben b unmittelbar oberhalb

[Abbildung] Fig. 58.

Beniers Heißluftmaschine.
(Querschnitt durch den Arbeits-Cylinder.)

einer geschlossenen Feuerung c
auf- und abbewegen kann, und aus
einer Luftpumpe d. Der Kolben b
greift mittels seiner Kolbenstange
an dem einen Ende des Balan-
ciers t an, welcher bei dem Auf-
und Niedergange des Kolbens
das Schwungrad f in Drehung
versetzt und durch verschiedene
Zwischenmechanismen die Luft-
pumpe d in der erforderlichen
Weise antreibt. Die Wirkungs-
weise der Maschine ist folgende.
Befindet sich der Kolben b in
seiner tiefsten Stellung unmittel-
bar oberhalb der geschlossenen
Feuerung c, so wird in diese
durch die Luftpumpe d Luft
hineingepreßt. Infolge dessen
wird das Feuer stark angefacht,
die in der Feuerung enthaltene
Luft dehnt sich aus und treibt den
Kolben empor, um, nachdem sie
diese Arbeit gethan hat, in die
Außenluft auszupuffen. Der
Niedergang des Kolbens wird
dadurch bewirkt, daß in dem
Schwungrade bei dem Aufwärts-
gange des Kolbens so viel leben-
dige Kraft aufgespeichert wird,
um das rechtsseitige Ende des
Balanciers nach abwärts zu drücken. Hat der Kolben seine tiefste
Lage wiederum erreicht, so beginnt das Spiel der Maschine von Neuem,
indem ein neues Quantum Luft in die Feuerung c hineingepreßt wird.
Da die in der Feuerung c auftretende Hitze eine sehr große ist, so
wird in den hohlen Mantel i derselben Kühlwasser eingeführt.

Die Hauptschwierigkeit besteht bei dieser Heißluftmaschine darin,
daß die Kraft der erwärmten Luft sofort vernichtet sein würde, sobald
die geschlossene Feuerung c bei Nachfüllung des Brennmaterials geöffnet
werden würde. Es ist daher eine sehr sinnreiche Vorkehrung getroffen,

Die Motoren.
betriebsfähig iſt, während z. B. bei der Dampfmaſchine erſt eine längere
Zeit auf die Beheizung des Dampfkeſſels verwendet werden muß.

Der als Beiſpiel einer offenen Heißluftmaſchine dienende, in Fig. 57
und 58 dargeſtellte Bénier-Motor beſteht im weſentlichen aus einem
ſenkrechten Cylinder a, in welchem ſich ein Kolben b unmittelbar oberhalb

[Abbildung] Fig. 58.

Béniers Heißluftmaſchine.
(Querſchnitt durch den Arbeits-Cylinder.)

einer geſchloſſenen Feuerung c
auf- und abbewegen kann, und aus
einer Luftpumpe d. Der Kolben b
greift mittels ſeiner Kolbenſtange
an dem einen Ende des Balan-
ciers t an, welcher bei dem Auf-
und Niedergange des Kolbens
das Schwungrad f in Drehung
verſetzt und durch verſchiedene
Zwiſchenmechanismen die Luft-
pumpe d in der erforderlichen
Weiſe antreibt. Die Wirkungs-
weiſe der Maſchine iſt folgende.
Befindet ſich der Kolben b in
ſeiner tiefſten Stellung unmittel-
bar oberhalb der geſchloſſenen
Feuerung c, ſo wird in dieſe
durch die Luftpumpe d Luft
hineingepreßt. Infolge deſſen
wird das Feuer ſtark angefacht,
die in der Feuerung enthaltene
Luft dehnt ſich aus und treibt den
Kolben empor, um, nachdem ſie
dieſe Arbeit gethan hat, in die
Außenluft auszupuffen. Der
Niedergang des Kolbens wird
dadurch bewirkt, daß in dem
Schwungrade bei dem Aufwärts-
gange des Kolbens ſo viel leben-
dige Kraft aufgeſpeichert wird,
um das rechtsſeitige Ende des
Balanciers nach abwärts zu drücken. Hat der Kolben ſeine tiefſte
Lage wiederum erreicht, ſo beginnt das Spiel der Maſchine von Neuem,
indem ein neues Quantum Luft in die Feuerung c hineingepreßt wird.
Da die in der Feuerung c auftretende Hitze eine ſehr große iſt, ſo
wird in den hohlen Mantel i derſelben Kühlwaſſer eingeführt.

Die Hauptſchwierigkeit beſteht bei dieſer Heißluftmaſchine darin,
daß die Kraft der erwärmten Luft ſofort vernichtet ſein würde, ſobald
die geſchloſſene Feuerung c bei Nachfüllung des Brennmaterials geöffnet
werden würde. Es iſt daher eine ſehr ſinnreiche Vorkehrung getroffen,

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[82/0100] Die Motoren. betriebsfähig iſt, während z. B. bei der Dampfmaſchine erſt eine längere Zeit auf die Beheizung des Dampfkeſſels verwendet werden muß. Der als Beiſpiel einer offenen Heißluftmaſchine dienende, in Fig. 57 und 58 dargeſtellte Bénier-Motor beſteht im weſentlichen aus einem ſenkrechten Cylinder a, in welchem ſich ein Kolben b unmittelbar oberhalb [Abbildung Fig. 58. Béniers Heißluftmaſchine. (Querſchnitt durch den Arbeits-Cylinder.)] einer geſchloſſenen Feuerung c auf- und abbewegen kann, und aus einer Luftpumpe d. Der Kolben b greift mittels ſeiner Kolbenſtange an dem einen Ende des Balan- ciers t an, welcher bei dem Auf- und Niedergange des Kolbens das Schwungrad f in Drehung verſetzt und durch verſchiedene Zwiſchenmechanismen die Luft- pumpe d in der erforderlichen Weiſe antreibt. Die Wirkungs- weiſe der Maſchine iſt folgende. Befindet ſich der Kolben b in ſeiner tiefſten Stellung unmittel- bar oberhalb der geſchloſſenen Feuerung c, ſo wird in dieſe durch die Luftpumpe d Luft hineingepreßt. Infolge deſſen wird das Feuer ſtark angefacht, die in der Feuerung enthaltene Luft dehnt ſich aus und treibt den Kolben empor, um, nachdem ſie dieſe Arbeit gethan hat, in die Außenluft auszupuffen. Der Niedergang des Kolbens wird dadurch bewirkt, daß in dem Schwungrade bei dem Aufwärts- gange des Kolbens ſo viel leben- dige Kraft aufgeſpeichert wird, um das rechtsſeitige Ende des Balanciers nach abwärts zu drücken. Hat der Kolben ſeine tiefſte Lage wiederum erreicht, ſo beginnt das Spiel der Maſchine von Neuem, indem ein neues Quantum Luft in die Feuerung c hineingepreßt wird. Da die in der Feuerung c auftretende Hitze eine ſehr große iſt, ſo wird in den hohlen Mantel i derſelben Kühlwaſſer eingeführt. Die Hauptſchwierigkeit beſteht bei dieſer Heißluftmaſchine darin, daß die Kraft der erwärmten Luft ſofort vernichtet ſein würde, ſobald die geſchloſſene Feuerung c bei Nachfüllung des Brennmaterials geöffnet werden würde. Es iſt daher eine ſehr ſinnreiche Vorkehrung getroffen,

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Zitationshilfe: Samter, Heinrich: Das Reich der Erfindungen. Berlin, 1896, S. 82. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/samter_erfindungen_1896/100>, abgerufen am 24.11.2024.