oder Pyrogallussäure, als Fixiermittel unterschwefligsaures Natron oder eine Cyankalilösung genommen.
Wir wollen an dieser Stelle das Geheimnis der amerikanischen Schnellphotographen enthüllen. Ihre Bilder sind nämlich nichts weiter, als unvollkommen entwickelte Negative. Man hatte die Bemerkung gemacht, daß solche undeutliche Negative gegen einen dunklen Hinter- grund gehalten ganz gute Bilder und zwar infolge des dunkeln Hinter- grundes positive Bilder geben, und kam dadurch auf den Gedanken, das Kollodiumhäutchen von der Glasplatte abzunehmen und auf dunkle Körper, wie schwarzes Wachstuch, dunkles Glas oder Eisen aufzukleben. Man nannte die so entstehenden positiven Bilder je nach der Unterlage Pannotypieen, Ambrotypieen oder Ferrotypieen. Ferro- typieen sind die Produkte der "amerikanischen Schnellphotographieen", die die Kollodiumschicht auf dünne, schokoladenfarben lackierte Blechtafeln aufkleben und so in wenigen Minuten schon dem photographiebedürftigen Publikum ein Abbild liefern können, während sonst die vollständige Entwicklung, besonders aber, wie wir später sehen werden, die Her- stellung von wirklichen Positiven sehr lange Zeit in Anspruch nimmt.
Die mannigfaltigen Unbequemlichkeiten, die das "nasse Verfahren", das wir beschrieben haben, mit sich führte, z. B. beim Arbeiten im Freien, auf Reisen u. s. w. ließen frühzeitig Trockenplatten herstellen, die man bequem transportieren und auch noch längere Zeit nach ihrer Fertigstellung benutzen konnte. Bei den ersten Versuchen erreichte man aber keine genügende Haltbarkeit, vor allem aber keine ausreichende Empfindlichkeit. Erst Taupenot veröffentlichte im Jahre 1855 ein brauchbares Verfahren, indem er das Kollodium mit einer Eiweißschicht überzog. Seine Platten konnten schon länger als ein Jahr liegen bleiben, ehe sie in Benutzung genommen wurden. Das Tanninver- fahren von Russell aus dem Jahre 1861 lieferte noch dauerhaftere und bessere Platten, verlangte aber immer noch eine Belichtungszeit von etwa 11/2 Minute. Erst das Kollodiumemulsionsverfahren von Gaudin, das derselbe 1861 veröffentlichte und das von andern Forschern vielfache Verbesserungen erfuhr, erfüllte recht wohl die Anforderungen, die man von einem realen Standpunkte aus an Trockenplatten stellen durfte.
Es beruht das Verfahren auf der Ausführung des Gedankens, die Glasplatten sofort mit einer lichtempfindlichen Kollodiumschicht zu übergießen, statt erst die mit Kollodium überzogenen Platten in einer Silberlösung lichtempfindlich zu machen. Es wurde dies erreicht, indem man Kollodiumemulsionen herstellte, d. h. eine Flüssigkeit, be- stehend aus Kollodium, in dem sich andere Körper, in diesem Falle Jod- oder Bromsilber, in ungelöstem Zustande fein und gleichmäßig verteilt lange Zeit halten. Die so hergestellten Platten bleiben Jahre- lang brauchbar und zeigen eine ziemlich starke Empfindlichkeit.
An Stelle der Bromsilber-Kollodiumemulsion trat seit dem Jahre 1871 die Bromsilber-Gelatineemulsion, das wunderbare Ver-
Die vervielfältigenden Künſte.
oder Pyrogallusſäure, als Fixiermittel unterſchwefligſaures Natron oder eine Cyankalilöſung genommen.
Wir wollen an dieſer Stelle das Geheimnis der amerikaniſchen Schnellphotographen enthüllen. Ihre Bilder ſind nämlich nichts weiter, als unvollkommen entwickelte Negative. Man hatte die Bemerkung gemacht, daß ſolche undeutliche Negative gegen einen dunklen Hinter- grund gehalten ganz gute Bilder und zwar infolge des dunkeln Hinter- grundes poſitive Bilder geben, und kam dadurch auf den Gedanken, das Kollodiumhäutchen von der Glasplatte abzunehmen und auf dunkle Körper, wie ſchwarzes Wachstuch, dunkles Glas oder Eiſen aufzukleben. Man nannte die ſo entſtehenden poſitiven Bilder je nach der Unterlage Pannotypieen, Ambrotypieen oder Ferrotypieen. Ferro- typieen ſind die Produkte der „amerikaniſchen Schnellphotographieen“, die die Kollodiumſchicht auf dünne, ſchokoladenfarben lackierte Blechtafeln aufkleben und ſo in wenigen Minuten ſchon dem photographiebedürftigen Publikum ein Abbild liefern können, während ſonſt die vollſtändige Entwicklung, beſonders aber, wie wir ſpäter ſehen werden, die Her- ſtellung von wirklichen Poſitiven ſehr lange Zeit in Anſpruch nimmt.
Die mannigfaltigen Unbequemlichkeiten, die das „naſſe Verfahren“, das wir beſchrieben haben, mit ſich führte, z. B. beim Arbeiten im Freien, auf Reiſen u. ſ. w. ließen frühzeitig Trockenplatten herſtellen, die man bequem transportieren und auch noch längere Zeit nach ihrer Fertigſtellung benutzen konnte. Bei den erſten Verſuchen erreichte man aber keine genügende Haltbarkeit, vor allem aber keine ausreichende Empfindlichkeit. Erſt Taupenot veröffentlichte im Jahre 1855 ein brauchbares Verfahren, indem er das Kollodium mit einer Eiweißſchicht überzog. Seine Platten konnten ſchon länger als ein Jahr liegen bleiben, ehe ſie in Benutzung genommen wurden. Das Tanninver- fahren von Ruſſell aus dem Jahre 1861 lieferte noch dauerhaftere und beſſere Platten, verlangte aber immer noch eine Belichtungszeit von etwa 1½ Minute. Erſt das Kollodiumemulſionsverfahren von Gaudin, das derſelbe 1861 veröffentlichte und das von andern Forſchern vielfache Verbeſſerungen erfuhr, erfüllte recht wohl die Anforderungen, die man von einem realen Standpunkte aus an Trockenplatten ſtellen durfte.
Es beruht das Verfahren auf der Ausführung des Gedankens, die Glasplatten ſofort mit einer lichtempfindlichen Kollodiumſchicht zu übergießen, ſtatt erſt die mit Kollodium überzogenen Platten in einer Silberlöſung lichtempfindlich zu machen. Es wurde dies erreicht, indem man Kollodiumemulſionen herſtellte, d. h. eine Flüſſigkeit, be- ſtehend aus Kollodium, in dem ſich andere Körper, in dieſem Falle Jod- oder Bromſilber, in ungelöſtem Zuſtande fein und gleichmäßig verteilt lange Zeit halten. Die ſo hergeſtellten Platten bleiben Jahre- lang brauchbar und zeigen eine ziemlich ſtarke Empfindlichkeit.
An Stelle der Bromſilber-Kollodiumemulſion trat ſeit dem Jahre 1871 die Bromſilber-Gelatineemulſion, das wunderbare Ver-
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Die vervielfältigenden Künſte.
oder Pyrogallusſäure, als Fixiermittel unterſchwefligſaures Natron oder
eine Cyankalilöſung genommen.
Wir wollen an dieſer Stelle das Geheimnis der amerikaniſchen
Schnellphotographen enthüllen. Ihre Bilder ſind nämlich nichts weiter,
als unvollkommen entwickelte Negative. Man hatte die Bemerkung
gemacht, daß ſolche undeutliche Negative gegen einen dunklen Hinter-
grund gehalten ganz gute Bilder und zwar infolge des dunkeln Hinter-
grundes poſitive Bilder geben, und kam dadurch auf den Gedanken,
das Kollodiumhäutchen von der Glasplatte abzunehmen und auf
dunkle Körper, wie ſchwarzes Wachstuch, dunkles Glas oder Eiſen
aufzukleben. Man nannte die ſo entſtehenden poſitiven Bilder je nach
der Unterlage Pannotypieen, Ambrotypieen oder Ferrotypieen. Ferro-
typieen ſind die Produkte der „amerikaniſchen Schnellphotographieen“,
die die Kollodiumſchicht auf dünne, ſchokoladenfarben lackierte Blechtafeln
aufkleben und ſo in wenigen Minuten ſchon dem photographiebedürftigen
Publikum ein Abbild liefern können, während ſonſt die vollſtändige
Entwicklung, beſonders aber, wie wir ſpäter ſehen werden, die Her-
ſtellung von wirklichen Poſitiven ſehr lange Zeit in Anſpruch nimmt.
Die mannigfaltigen Unbequemlichkeiten, die das „naſſe Verfahren“,
das wir beſchrieben haben, mit ſich führte, z. B. beim Arbeiten im
Freien, auf Reiſen u. ſ. w. ließen frühzeitig Trockenplatten herſtellen, die
man bequem transportieren und auch noch längere Zeit nach ihrer
Fertigſtellung benutzen konnte. Bei den erſten Verſuchen erreichte man
aber keine genügende Haltbarkeit, vor allem aber keine ausreichende
Empfindlichkeit. Erſt Taupenot veröffentlichte im Jahre 1855 ein
brauchbares Verfahren, indem er das Kollodium mit einer Eiweißſchicht
überzog. Seine Platten konnten ſchon länger als ein Jahr liegen
bleiben, ehe ſie in Benutzung genommen wurden. Das Tanninver-
fahren von Ruſſell aus dem Jahre 1861 lieferte noch dauerhaftere und
beſſere Platten, verlangte aber immer noch eine Belichtungszeit von
etwa 1½ Minute. Erſt das Kollodiumemulſionsverfahren von Gaudin,
das derſelbe 1861 veröffentlichte und das von andern Forſchern vielfache
Verbeſſerungen erfuhr, erfüllte recht wohl die Anforderungen, die man
von einem realen Standpunkte aus an Trockenplatten ſtellen durfte.
Es beruht das Verfahren auf der Ausführung des Gedankens,
die Glasplatten ſofort mit einer lichtempfindlichen Kollodiumſchicht zu
übergießen, ſtatt erſt die mit Kollodium überzogenen Platten in einer
Silberlöſung lichtempfindlich zu machen. Es wurde dies erreicht,
indem man Kollodiumemulſionen herſtellte, d. h. eine Flüſſigkeit, be-
ſtehend aus Kollodium, in dem ſich andere Körper, in dieſem Falle
Jod- oder Bromſilber, in ungelöſtem Zuſtande fein und gleichmäßig
verteilt lange Zeit halten. Die ſo hergeſtellten Platten bleiben Jahre-
lang brauchbar und zeigen eine ziemlich ſtarke Empfindlichkeit.
An Stelle der Bromſilber-Kollodiumemulſion trat ſeit dem
Jahre 1871 die Bromſilber-Gelatineemulſion, das wunderbare Ver-
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Samter, Heinrich: Das Reich der Erfindungen. Berlin, 1896, S. 984. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/samter_erfindungen_1896/1002>, abgerufen am 21.11.2024.
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