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Samter, Heinrich: Das Reich der Erfindungen. Berlin, 1896.

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Die vervielfältigenden Künste.
Praxis und Theorie wetteiferten, neue Linsensysteme zu erfinden, deren
Wirkungen im allgemeinen oder für besondere Zwecke Vorzüge vor den
bis dahin bestehenden boten. Das Objektiv besteht aus einer Kom-
bination mehrerer Linsen, die in eine metallische Fassung eingeschlossen
sind, wie aus Fig. 526 ersichtlich ist. In derselben bezeichnen die Namen
Flint und Crown die zu dem dargestellten, von Steinheil 1879 erfundenen
Gruppen-Aplanaten verwendeten Glassorten, deren Kombination, An-
ordnung und Gestaltung besonders auf Erfüllung folgender Bedingungen
Rücksicht nehmen muß: 1. Beseitigung der sphärischen Aberration,
(siehe S. 891), 2. Beseitigung der chromatischen Aberration (siehe S. 913)
3. Erzeugung eines Bildes von der gewünschten Winkelweite, 4. Her-
vorbringung eines möglichst lichtstarken Bildes. An Stelle dieses für
Gruppenaufnahmen bestimmten Instrumentes mit seinen vier Linsen,
von denen je zwei zusammengekittet sind, erfand Steinheil schon 1881
eine noch günstigere Konstruktion, den Antiplanaten. Zwischen den
beiden Linsenpaaren des in Fig. 526 dargestellten Aplanaten sehen wir
einen Spalt das Objektiv durchziehen, der dazu bestimmt ist, die
Blende aufzunehmen.

Die Blende ist meist aus Metall, eine Platte von einer Form,
die aus dem unteren Teil der Figur ersichtlich ist. In das Objektiv
gesteckt, läßt sie Licht nur noch durch ihre mittlere Öffnung, die
in der Figur durch die Kreise angedeutet ist, hindurch. Man hat
gewöhnlich sechs verschiedene Blenden, die sich durch die Größe dieser
Öffnung, wie die Figur zeigt, unterscheiden. Der Zweck der Blenden
ist, die seitlichen Linsenstrahlen abzuhalten, die die Schärfe des Bildes
verringern, und nur den besten mittleren Teil des Objektivs zur Wirkung
kommen zu lassen. Was man so an Schärfe des Bildes gewinnt,
büßt man zum Teil an Helligkeit ein, sodaß man in der Wahl der
Blenden in erster Linie von den herrschenden Lichtverhältnissen ab-
hängt. Die Blenden bewirken auch eine gleichmäßigere Lichtverteilung
im Bilde, als sie ohne Blenden erreicht wird.

Es könnte dem Leser, der von dem Kampfe der Linsenfernröhre
mit den Spiegelteleskopen in der astronomischen Technik gehört hat,
auffallen, wenn wir nicht erwähnten, daß auch in der photographischen

[Abbildung] Fig. 527.

Der Hohlspiegel im Dienste der Photographie.

Technik Versuche gemacht
sind, das Linsenobjektiv
durch einen Hohlspiegel zu
ersetzen. Fig. 527 zeigt eine
derartige Konstruktion einer
photographischen Camera
von dem Amerikaner Draper.
A ist der an der Vorder-
wand der Camera befind-
liche elliptische Hohlspiegel, auf den durch die seitliche Öffnung direkt
die Strahlen von dem Objekt, das photographiert werden soll, fallen.

Die vervielfältigenden Künſte.
Praxis und Theorie wetteiferten, neue Linſenſyſteme zu erfinden, deren
Wirkungen im allgemeinen oder für beſondere Zwecke Vorzüge vor den
bis dahin beſtehenden boten. Das Objektiv beſteht aus einer Kom-
bination mehrerer Linſen, die in eine metalliſche Faſſung eingeſchloſſen
ſind, wie aus Fig. 526 erſichtlich iſt. In derſelben bezeichnen die Namen
Flint und Crown die zu dem dargeſtellten, von Steinheil 1879 erfundenen
Gruppen-Aplanaten verwendeten Glasſorten, deren Kombination, An-
ordnung und Geſtaltung beſonders auf Erfüllung folgender Bedingungen
Rückſicht nehmen muß: 1. Beſeitigung der ſphäriſchen Aberration,
(ſiehe S. 891), 2. Beſeitigung der chromatiſchen Aberration (ſiehe S. 913)
3. Erzeugung eines Bildes von der gewünſchten Winkelweite, 4. Her-
vorbringung eines möglichſt lichtſtarken Bildes. An Stelle dieſes für
Gruppenaufnahmen beſtimmten Inſtrumentes mit ſeinen vier Linſen,
von denen je zwei zuſammengekittet ſind, erfand Steinheil ſchon 1881
eine noch günſtigere Konſtruktion, den Antiplanaten. Zwiſchen den
beiden Linſenpaaren des in Fig. 526 dargeſtellten Aplanaten ſehen wir
einen Spalt das Objektiv durchziehen, der dazu beſtimmt iſt, die
Blende aufzunehmen.

Die Blende iſt meiſt aus Metall, eine Platte von einer Form,
die aus dem unteren Teil der Figur erſichtlich iſt. In das Objektiv
geſteckt, läßt ſie Licht nur noch durch ihre mittlere Öffnung, die
in der Figur durch die Kreiſe angedeutet iſt, hindurch. Man hat
gewöhnlich ſechs verſchiedene Blenden, die ſich durch die Größe dieſer
Öffnung, wie die Figur zeigt, unterſcheiden. Der Zweck der Blenden
iſt, die ſeitlichen Linſenſtrahlen abzuhalten, die die Schärfe des Bildes
verringern, und nur den beſten mittleren Teil des Objektivs zur Wirkung
kommen zu laſſen. Was man ſo an Schärfe des Bildes gewinnt,
büßt man zum Teil an Helligkeit ein, ſodaß man in der Wahl der
Blenden in erſter Linie von den herrſchenden Lichtverhältniſſen ab-
hängt. Die Blenden bewirken auch eine gleichmäßigere Lichtverteilung
im Bilde, als ſie ohne Blenden erreicht wird.

Es könnte dem Leſer, der von dem Kampfe der Linſenfernröhre
mit den Spiegelteleſkopen in der aſtronomiſchen Technik gehört hat,
auffallen, wenn wir nicht erwähnten, daß auch in der photographiſchen

[Abbildung] Fig. 527.

Der Hohlſpiegel im Dienſte der Photographie.

Technik Verſuche gemacht
ſind, das Linſenobjektiv
durch einen Hohlſpiegel zu
erſetzen. Fig. 527 zeigt eine
derartige Konſtruktion einer
photographiſchen Camera
von dem Amerikaner Draper.
A iſt der an der Vorder-
wand der Camera befind-
liche elliptiſche Hohlſpiegel, auf den durch die ſeitliche Öffnung direkt
die Strahlen von dem Objekt, das photographiert werden ſoll, fallen.

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[988/1006] Die vervielfältigenden Künſte. Praxis und Theorie wetteiferten, neue Linſenſyſteme zu erfinden, deren Wirkungen im allgemeinen oder für beſondere Zwecke Vorzüge vor den bis dahin beſtehenden boten. Das Objektiv beſteht aus einer Kom- bination mehrerer Linſen, die in eine metalliſche Faſſung eingeſchloſſen ſind, wie aus Fig. 526 erſichtlich iſt. In derſelben bezeichnen die Namen Flint und Crown die zu dem dargeſtellten, von Steinheil 1879 erfundenen Gruppen-Aplanaten verwendeten Glasſorten, deren Kombination, An- ordnung und Geſtaltung beſonders auf Erfüllung folgender Bedingungen Rückſicht nehmen muß: 1. Beſeitigung der ſphäriſchen Aberration, (ſiehe S. 891), 2. Beſeitigung der chromatiſchen Aberration (ſiehe S. 913) 3. Erzeugung eines Bildes von der gewünſchten Winkelweite, 4. Her- vorbringung eines möglichſt lichtſtarken Bildes. An Stelle dieſes für Gruppenaufnahmen beſtimmten Inſtrumentes mit ſeinen vier Linſen, von denen je zwei zuſammengekittet ſind, erfand Steinheil ſchon 1881 eine noch günſtigere Konſtruktion, den Antiplanaten. Zwiſchen den beiden Linſenpaaren des in Fig. 526 dargeſtellten Aplanaten ſehen wir einen Spalt das Objektiv durchziehen, der dazu beſtimmt iſt, die Blende aufzunehmen. Die Blende iſt meiſt aus Metall, eine Platte von einer Form, die aus dem unteren Teil der Figur erſichtlich iſt. In das Objektiv geſteckt, läßt ſie Licht nur noch durch ihre mittlere Öffnung, die in der Figur durch die Kreiſe angedeutet iſt, hindurch. Man hat gewöhnlich ſechs verſchiedene Blenden, die ſich durch die Größe dieſer Öffnung, wie die Figur zeigt, unterſcheiden. Der Zweck der Blenden iſt, die ſeitlichen Linſenſtrahlen abzuhalten, die die Schärfe des Bildes verringern, und nur den beſten mittleren Teil des Objektivs zur Wirkung kommen zu laſſen. Was man ſo an Schärfe des Bildes gewinnt, büßt man zum Teil an Helligkeit ein, ſodaß man in der Wahl der Blenden in erſter Linie von den herrſchenden Lichtverhältniſſen ab- hängt. Die Blenden bewirken auch eine gleichmäßigere Lichtverteilung im Bilde, als ſie ohne Blenden erreicht wird. Es könnte dem Leſer, der von dem Kampfe der Linſenfernröhre mit den Spiegelteleſkopen in der aſtronomiſchen Technik gehört hat, auffallen, wenn wir nicht erwähnten, daß auch in der photographiſchen [Abbildung Fig. 527. Der Hohlſpiegel im Dienſte der Photographie.] Technik Verſuche gemacht ſind, das Linſenobjektiv durch einen Hohlſpiegel zu erſetzen. Fig. 527 zeigt eine derartige Konſtruktion einer photographiſchen Camera von dem Amerikaner Draper. A iſt der an der Vorder- wand der Camera befind- liche elliptiſche Hohlſpiegel, auf den durch die ſeitliche Öffnung direkt die Strahlen von dem Objekt, das photographiert werden ſoll, fallen.

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Zitationshilfe: Samter, Heinrich: Das Reich der Erfindungen. Berlin, 1896, S. 988. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/samter_erfindungen_1896/1006>, abgerufen am 24.11.2024.