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Samter, Heinrich: Das Reich der Erfindungen. Berlin, 1896.

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Die Dampfmaschinen.
[Abbildung] Fig. 79.

Sicherheitsventil.

Dampfdruck einen gewissen Betrag, so hebt er das Ventil, und es kann
nunmehr der Dampf ins Freie entweichen. Diese Sicherheitsventile
spielen eine große Rolle bei der Verhütung der Dampfkesselexplosionen.
Dieselben müssen stets auf das Sorgfältigste imstande gehalten werden,
damit der Dampf rechtzeitig entweichen kann. Neuerdings hat man
die Gewichte der Sicherheitsventile vielfach durch Spiralfedern, welche
das Ventil niederdrücken, ersetzt.

An der Vorderseite des Kessels ist eine Vorrichtung, der sogenannte
Wasserstandszeiger angebracht; hier kann der Kesselheizer jederzeit ersehen,
wie hoch das Wasser im Innern des Kessels steht. Das Wesentliche
dieses Apparates besteht darin, daß derselbe mit einer oder zwei Glas-
röhren versehen ist, in welchen nach dem Gesetze von den kommuni-
zierenden Gefäßen das Wasser dieselbe Höhenlage einnimmt als im
Innern des Kessels. Zur Beurteilung des im Kessel herrschenden
Druckes dienen die Manometer. Im Innern eines solchen Manometers
liegt eine unter der Wirkung des Dampfes sich ausdehnende Metall-
feder; die Formveränderung, welche diese Feder unter dem Dampfdruck
erleidet, wird auf einen Zeiger übertragen, welcher auf einer Skala
den Druck in Atmosphären oder Kilogrammen pro Quadratzentimeter
an giebt.

Eine große Wichtigkeit für die Sicherheit des Betriebes wohnt
denjenigen Vorrichtungen bei, welche dazu dienen, die Kesselspeisung zu
bewirken, d. h. das Wasser in den Kessel einzuführen. In früheren
Zeiten bediente man sich hierzu der Pumpen, welche der Kesselheizer
sehr häufig direkt mit der Hand betrieb. Später verwendete man
besondere Dampfpumpen. In der neueren Zeit ist man fast all-
gemein dazu übergegangen, die Speisung der Kessel durch Injektoren,
eine aus dem Jahre 1856 stammende Erfindung des Franzosen
Giffard, zu bewirken. Das Wesentliche der Injektoren besteht darin,
daß sie das Wasser mit Hülfe von Dampfdruck in den Kessel hinein-

Die Dampfmaſchinen.
[Abbildung] Fig. 79.

Sicherheitsventil.

Dampfdruck einen gewiſſen Betrag, ſo hebt er das Ventil, und es kann
nunmehr der Dampf ins Freie entweichen. Dieſe Sicherheitsventile
ſpielen eine große Rolle bei der Verhütung der Dampfkeſſelexploſionen.
Dieſelben müſſen ſtets auf das Sorgfältigſte imſtande gehalten werden,
damit der Dampf rechtzeitig entweichen kann. Neuerdings hat man
die Gewichte der Sicherheitsventile vielfach durch Spiralfedern, welche
das Ventil niederdrücken, erſetzt.

An der Vorderſeite des Keſſels iſt eine Vorrichtung, der ſogenannte
Waſſerſtandszeiger angebracht; hier kann der Keſſelheizer jederzeit erſehen,
wie hoch das Waſſer im Innern des Keſſels ſteht. Das Weſentliche
dieſes Apparates beſteht darin, daß derſelbe mit einer oder zwei Glas-
röhren verſehen iſt, in welchen nach dem Geſetze von den kommuni-
zierenden Gefäßen das Waſſer dieſelbe Höhenlage einnimmt als im
Innern des Keſſels. Zur Beurteilung des im Keſſel herrſchenden
Druckes dienen die Manometer. Im Innern eines ſolchen Manometers
liegt eine unter der Wirkung des Dampfes ſich ausdehnende Metall-
feder; die Formveränderung, welche dieſe Feder unter dem Dampfdruck
erleidet, wird auf einen Zeiger übertragen, welcher auf einer Skala
den Druck in Atmoſphären oder Kilogrammen pro Quadratzentimeter
an giebt.

Eine große Wichtigkeit für die Sicherheit des Betriebes wohnt
denjenigen Vorrichtungen bei, welche dazu dienen, die Keſſelſpeiſung zu
bewirken, d. h. das Waſſer in den Keſſel einzuführen. In früheren
Zeiten bediente man ſich hierzu der Pumpen, welche der Keſſelheizer
ſehr häufig direkt mit der Hand betrieb. Später verwendete man
beſondere Dampfpumpen. In der neueren Zeit iſt man faſt all-
gemein dazu übergegangen, die Speiſung der Keſſel durch Injektoren,
eine aus dem Jahre 1856 ſtammende Erfindung des Franzoſen
Giffard, zu bewirken. Das Weſentliche der Injektoren beſteht darin,
daß ſie das Waſſer mit Hülfe von Dampfdruck in den Keſſel hinein-

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[105/0123] Die Dampfmaſchinen. [Abbildung Fig. 79. Sicherheitsventil.] Dampfdruck einen gewiſſen Betrag, ſo hebt er das Ventil, und es kann nunmehr der Dampf ins Freie entweichen. Dieſe Sicherheitsventile ſpielen eine große Rolle bei der Verhütung der Dampfkeſſelexploſionen. Dieſelben müſſen ſtets auf das Sorgfältigſte imſtande gehalten werden, damit der Dampf rechtzeitig entweichen kann. Neuerdings hat man die Gewichte der Sicherheitsventile vielfach durch Spiralfedern, welche das Ventil niederdrücken, erſetzt. An der Vorderſeite des Keſſels iſt eine Vorrichtung, der ſogenannte Waſſerſtandszeiger angebracht; hier kann der Keſſelheizer jederzeit erſehen, wie hoch das Waſſer im Innern des Keſſels ſteht. Das Weſentliche dieſes Apparates beſteht darin, daß derſelbe mit einer oder zwei Glas- röhren verſehen iſt, in welchen nach dem Geſetze von den kommuni- zierenden Gefäßen das Waſſer dieſelbe Höhenlage einnimmt als im Innern des Keſſels. Zur Beurteilung des im Keſſel herrſchenden Druckes dienen die Manometer. Im Innern eines ſolchen Manometers liegt eine unter der Wirkung des Dampfes ſich ausdehnende Metall- feder; die Formveränderung, welche dieſe Feder unter dem Dampfdruck erleidet, wird auf einen Zeiger übertragen, welcher auf einer Skala den Druck in Atmoſphären oder Kilogrammen pro Quadratzentimeter an giebt. Eine große Wichtigkeit für die Sicherheit des Betriebes wohnt denjenigen Vorrichtungen bei, welche dazu dienen, die Keſſelſpeiſung zu bewirken, d. h. das Waſſer in den Keſſel einzuführen. In früheren Zeiten bediente man ſich hierzu der Pumpen, welche der Keſſelheizer ſehr häufig direkt mit der Hand betrieb. Später verwendete man beſondere Dampfpumpen. In der neueren Zeit iſt man faſt all- gemein dazu übergegangen, die Speiſung der Keſſel durch Injektoren, eine aus dem Jahre 1856 ſtammende Erfindung des Franzoſen Giffard, zu bewirken. Das Weſentliche der Injektoren beſteht darin, daß ſie das Waſſer mit Hülfe von Dampfdruck in den Keſſel hinein-

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Zitationshilfe: Samter, Heinrich: Das Reich der Erfindungen. Berlin, 1896, S. 105. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/samter_erfindungen_1896/123>, abgerufen am 26.11.2024.