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Samter, Heinrich: Das Reich der Erfindungen. Berlin, 1896.

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Die Galvanoplastik.
inwendig noch soviel Metall niederzuschlagen, bis das Ganze eine
genügende Festigkeit erlangt hat. Das größte auf diesem Wege her-
gestellte Standbild ist die 3,3 Meter hohe Figur des Gutenbergdenkmals,
welche aus der Werkstatt von Kreß in Frankfurt a. M. hervorging.
So hat das galvanoplastische Verfahren alle Aussicht, das Gießen von
Denkmälern ganz zu verdrängen. Es ist bedeutend bequemer und giebt
alle feinen Details des Modells viel genauer wieder, so daß eine
Nacharbeit durchaus überflüssig wird. Ganz aus dem Felde geschlagen
ist das Gießen in Bronze bereits bei der Anfertigung von kleineren
Figuren, Lampenträgern und anderen Gegenständen des Zimmerschmucks,
die man heute alle gavanoplastisch herstellt. Es ist nur natürlich, daß
auch andere Metallgegenstände, die man früher durch Pressen herstellte,
jetzt meist auf diesem Wege erhalten werden, wenn nur eine einzige
genau gearbeitete Vorlage vorhanden ist. Von dieser Art sind z. B.
Knöpfe, Decken für Etuis und Kästchen in getriebener Arbeit, sowie
Verzierungen an Möbeln; vorzüglich sind es aber Uhrgehäuse, die jetzt
auf diesem Wege gearbeitet werden. Man bekommt dieselben samt der
Uhr heute für einen erstaunlich billigen Preis. Das Rätsel der billigen
Herstellung löst sich ganz einfach: es werden jene Kupferniederschläge
nur höchst dünn hergestellt und zur Verstärkung mit Zinn ausgegossen,
später noch ganz leicht galvanisch vergoldet. Auch größere Reliefs
werden auf dem nassen Wege viel leichter und billiger erzeugt als bei
getriebener Arbeit, so z. B. große Relief-Landschaften.

Die Kupferplatten, welche der Kupferstecher für seine Zwecke
verwenden will, litten bisher an mancherlei Mängeln. Durch Gießen
oder Hämmern hergestellt, konnten sie oft nicht denjenigen Grad
von Gleichförmigkeit erlangen, welcher hier nötig war. Seitdem diese
Platten vom Galvanoplastiker hergestellt werden, lassen sie an Gleich-
artigkeit der Masse nichts zu wünschen übrig und der Grabstichel des
Kupferstechers stößt überall auf denselben Widerstand. Man legt die
Formplatte, auf der sich das Kupferblatt niederschlagen soll, horizontal
auf den Boden der Zersetzungszelle und bringt 2 cm höher eine zweite
Kupferplatte an, bei welcher der positive Strom in die Flüssigkeit ein-
tritt. Diese Platte liefert durch ihre Auflösung in der entstehenden
Säure den Ersatz für das zersetzte Kupfervitriol, so daß die Lösung
immer gleich konzentriert bleibt.

Wie der Kupferstecher arbeitet, das möge der verehrliche Leser
in dem Kapitel über die vervielfältigenden Künste nachlesen. Er
wird dort auch finden, daß die Platte nicht eben für viele Drucke
gleich brauchbar bleibt, daß die ersten Abdrücke, die sogenannten
avant la lettre, die weitaus am meisten geschätzten sind, weil eben
die Platte beim Drucke sich abnützt. Man ist gerade deshalb zum
Stahlstich übergegangen, da die Stahlplatte mehr Nachdrücke aus-
halten kann. Aber dieselbe ist auch viel schwieriger zu behandeln
wegen ihrer Härte, die es dem Künstler unmöglich macht, so voll-

Die Galvanoplaſtik.
inwendig noch ſoviel Metall niederzuſchlagen, bis das Ganze eine
genügende Feſtigkeit erlangt hat. Das größte auf dieſem Wege her-
geſtellte Standbild iſt die 3,3 Meter hohe Figur des Gutenbergdenkmals,
welche aus der Werkſtatt von Kreß in Frankfurt a. M. hervorging.
So hat das galvanoplaſtiſche Verfahren alle Ausſicht, das Gießen von
Denkmälern ganz zu verdrängen. Es iſt bedeutend bequemer und giebt
alle feinen Details des Modells viel genauer wieder, ſo daß eine
Nacharbeit durchaus überflüſſig wird. Ganz aus dem Felde geſchlagen
iſt das Gießen in Bronze bereits bei der Anfertigung von kleineren
Figuren, Lampenträgern und anderen Gegenſtänden des Zimmerſchmucks,
die man heute alle gavanoplaſtiſch herſtellt. Es iſt nur natürlich, daß
auch andere Metallgegenſtände, die man früher durch Preſſen herſtellte,
jetzt meiſt auf dieſem Wege erhalten werden, wenn nur eine einzige
genau gearbeitete Vorlage vorhanden iſt. Von dieſer Art ſind z. B.
Knöpfe, Decken für Etuis und Käſtchen in getriebener Arbeit, ſowie
Verzierungen an Möbeln; vorzüglich ſind es aber Uhrgehäuſe, die jetzt
auf dieſem Wege gearbeitet werden. Man bekommt dieſelben ſamt der
Uhr heute für einen erſtaunlich billigen Preis. Das Rätſel der billigen
Herſtellung löſt ſich ganz einfach: es werden jene Kupferniederſchläge
nur höchſt dünn hergeſtellt und zur Verſtärkung mit Zinn ausgegoſſen,
ſpäter noch ganz leicht galvaniſch vergoldet. Auch größere Reliefs
werden auf dem naſſen Wege viel leichter und billiger erzeugt als bei
getriebener Arbeit, ſo z. B. große Relief-Landſchaften.

Die Kupferplatten, welche der Kupferſtecher für ſeine Zwecke
verwenden will, litten bisher an mancherlei Mängeln. Durch Gießen
oder Hämmern hergeſtellt, konnten ſie oft nicht denjenigen Grad
von Gleichförmigkeit erlangen, welcher hier nötig war. Seitdem dieſe
Platten vom Galvanoplaſtiker hergeſtellt werden, laſſen ſie an Gleich-
artigkeit der Maſſe nichts zu wünſchen übrig und der Grabſtichel des
Kupferſtechers ſtößt überall auf denſelben Widerſtand. Man legt die
Formplatte, auf der ſich das Kupferblatt niederſchlagen ſoll, horizontal
auf den Boden der Zerſetzungszelle und bringt 2 cm höher eine zweite
Kupferplatte an, bei welcher der poſitive Strom in die Flüſſigkeit ein-
tritt. Dieſe Platte liefert durch ihre Auflöſung in der entſtehenden
Säure den Erſatz für das zerſetzte Kupfervitriol, ſo daß die Löſung
immer gleich konzentriert bleibt.

Wie der Kupferſtecher arbeitet, das möge der verehrliche Leſer
in dem Kapitel über die vervielfältigenden Künſte nachleſen. Er
wird dort auch finden, daß die Platte nicht eben für viele Drucke
gleich brauchbar bleibt, daß die erſten Abdrücke, die ſogenannten
avant la lettre, die weitaus am meiſten geſchätzten ſind, weil eben
die Platte beim Drucke ſich abnützt. Man iſt gerade deshalb zum
Stahlſtich übergegangen, da die Stahlplatte mehr Nachdrücke aus-
halten kann. Aber dieſelbe iſt auch viel ſchwieriger zu behandeln
wegen ihrer Härte, die es dem Künſtler unmöglich macht, ſo voll-

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[137/0155] Die Galvanoplaſtik. inwendig noch ſoviel Metall niederzuſchlagen, bis das Ganze eine genügende Feſtigkeit erlangt hat. Das größte auf dieſem Wege her- geſtellte Standbild iſt die 3,3 Meter hohe Figur des Gutenbergdenkmals, welche aus der Werkſtatt von Kreß in Frankfurt a. M. hervorging. So hat das galvanoplaſtiſche Verfahren alle Ausſicht, das Gießen von Denkmälern ganz zu verdrängen. Es iſt bedeutend bequemer und giebt alle feinen Details des Modells viel genauer wieder, ſo daß eine Nacharbeit durchaus überflüſſig wird. Ganz aus dem Felde geſchlagen iſt das Gießen in Bronze bereits bei der Anfertigung von kleineren Figuren, Lampenträgern und anderen Gegenſtänden des Zimmerſchmucks, die man heute alle gavanoplaſtiſch herſtellt. Es iſt nur natürlich, daß auch andere Metallgegenſtände, die man früher durch Preſſen herſtellte, jetzt meiſt auf dieſem Wege erhalten werden, wenn nur eine einzige genau gearbeitete Vorlage vorhanden iſt. Von dieſer Art ſind z. B. Knöpfe, Decken für Etuis und Käſtchen in getriebener Arbeit, ſowie Verzierungen an Möbeln; vorzüglich ſind es aber Uhrgehäuſe, die jetzt auf dieſem Wege gearbeitet werden. Man bekommt dieſelben ſamt der Uhr heute für einen erſtaunlich billigen Preis. Das Rätſel der billigen Herſtellung löſt ſich ganz einfach: es werden jene Kupferniederſchläge nur höchſt dünn hergeſtellt und zur Verſtärkung mit Zinn ausgegoſſen, ſpäter noch ganz leicht galvaniſch vergoldet. Auch größere Reliefs werden auf dem naſſen Wege viel leichter und billiger erzeugt als bei getriebener Arbeit, ſo z. B. große Relief-Landſchaften. Die Kupferplatten, welche der Kupferſtecher für ſeine Zwecke verwenden will, litten bisher an mancherlei Mängeln. Durch Gießen oder Hämmern hergeſtellt, konnten ſie oft nicht denjenigen Grad von Gleichförmigkeit erlangen, welcher hier nötig war. Seitdem dieſe Platten vom Galvanoplaſtiker hergeſtellt werden, laſſen ſie an Gleich- artigkeit der Maſſe nichts zu wünſchen übrig und der Grabſtichel des Kupferſtechers ſtößt überall auf denſelben Widerſtand. Man legt die Formplatte, auf der ſich das Kupferblatt niederſchlagen ſoll, horizontal auf den Boden der Zerſetzungszelle und bringt 2 cm höher eine zweite Kupferplatte an, bei welcher der poſitive Strom in die Flüſſigkeit ein- tritt. Dieſe Platte liefert durch ihre Auflöſung in der entſtehenden Säure den Erſatz für das zerſetzte Kupfervitriol, ſo daß die Löſung immer gleich konzentriert bleibt. Wie der Kupferſtecher arbeitet, das möge der verehrliche Leſer in dem Kapitel über die vervielfältigenden Künſte nachleſen. Er wird dort auch finden, daß die Platte nicht eben für viele Drucke gleich brauchbar bleibt, daß die erſten Abdrücke, die ſogenannten avant la lettre, die weitaus am meiſten geſchätzten ſind, weil eben die Platte beim Drucke ſich abnützt. Man iſt gerade deshalb zum Stahlſtich übergegangen, da die Stahlplatte mehr Nachdrücke aus- halten kann. Aber dieſelbe iſt auch viel ſchwieriger zu behandeln wegen ihrer Härte, die es dem Künſtler unmöglich macht, ſo voll-

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Zitationshilfe: Samter, Heinrich: Das Reich der Erfindungen. Berlin, 1896, S. 137. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/samter_erfindungen_1896/155>, abgerufen am 23.11.2024.