Jene werden auf einer Glasplatte entworfen und so gewaschen, daß sie ein Relief bilden, von dem man Abklatsche in Kupfer herstellen kann. 1873 wurde diese Methode durch Dallas in London verbessert, und sie heißt die Dallastypie oder Photogalvanographie. Man braucht den Kupferplatten kaum mit dem Grabstichel nachzuhelfen und erhält doch in den Bildern das feine Korn des Kupferstiches. Auf diesem Wege hat der Direktor Leipold von der Banknotendruckerei in Lissabon unvergleichliche photographische Vervielfältigungen erhalten.
Der Direktor der Wiener Staatsdruckerei Auer ersann vor 40 Jahren ein höchst einfaches Verfahren, um Abdrücke der verschiedenartigsten Körper zu erhalten, den Naturselbstdruck. Es handele sich z. B. darum, den Abdruck einer fossilen Pflanze zu vervielfältigen, so hat man diesen zwischen eine polierte Stahlplatte und ein dünnes Bleiblech zu legen und nun das Ganze bei einem geeigneten Druck zwischen zwei Walzen hindurchgehen zu lassen. Man sieht dann im Blei den abgeformten Gegenstand mit allen Details. Natürlich kann man von der Bleiplatte einen galvanoplastischen, für den Druck geeigneten Abklatsch nehmen; aber man verfährt auch so, daß man die Kupfertiefplatte, die man so erhält, erst durch die Presse in eine Zinkplatte drückt und diese so lange ätzt, bis der Abdruck erhaben hervortritt. Man erhält so Abdrücke, welche den besten Kupfern nicht nachstehen. Aber freilich ist das Ver- fahren ziemlich kostspielig, so daß es noch nicht allgemein eingeführt ist. Auf ganz ähnliche Weise gelangt man auch zu Abdrücken von Juchtenleder in Papier. Man hat nur nötig, durch den Naturselbst- druck die genarbte Lederfläche auf Blei oder Guttapercha abzudrucken und dann die Platten zum Pressen des Papiers auf galvano- plastischem Wege zu gewinnen.
Einige andere Methoden der Galvanoplastik sind in ihrem Wesen von den vorhergehenden etwas verschieden. Wenn dort, wo der Strom in die Zersetzungszelle eintritt, eine Kupferplatte hängt, so wird diese -- wie wir vernahmen -- durch die sich entwickelnde Schwefel- säure angegriffen. Je nachdem man den Strom stark oder schwach wählt, lange oder kurze Zeit wirken läßt, kann man diese Ätzung des Kupfers nach Belieben tief werden lassen. Man wird natürlich nur diejenigen Stellen der Platten, welche geätzt werden sollen, bloslegen, im übrigen aber das Kupfer mit einer isolierenden Schicht überziehen. Man radiert die Zeichnung in diese Schicht hinein und bringt sie an der passenden Stelle in die Lösung von Kupfervitriol. Leitet man jetzt den Strom hindurch, so wird das Metall an allen nicht bedeckten Stellen von der entstehenden Säure angefressen. Aber die ätzende Flüssigkeit bleibt dabei so dünn, daß das bei anderen Ätzverfahren vorkommende Unterfressen der Linien der Zeichnung vermieden wird. Man kann die Wirkung des Stromes kontrollieren, indem man öfters die Platten aus dem Bade nimmt und nun immer diejenigen Stellen überdeckt, welche nicht tiefer geätzt werden sollen. So hat man noch
Die Galvanoplaſtik.
Jene werden auf einer Glasplatte entworfen und ſo gewaſchen, daß ſie ein Relief bilden, von dem man Abklatſche in Kupfer herſtellen kann. 1873 wurde dieſe Methode durch Dallas in London verbeſſert, und ſie heißt die Dallastypie oder Photogalvanographie. Man braucht den Kupferplatten kaum mit dem Grabſtichel nachzuhelfen und erhält doch in den Bildern das feine Korn des Kupferſtiches. Auf dieſem Wege hat der Direktor Leipold von der Banknotendruckerei in Liſſabon unvergleichliche photographiſche Vervielfältigungen erhalten.
Der Direktor der Wiener Staatsdruckerei Auer erſann vor 40 Jahren ein höchſt einfaches Verfahren, um Abdrücke der verſchiedenartigſten Körper zu erhalten, den Naturſelbſtdruck. Es handele ſich z. B. darum, den Abdruck einer foſſilen Pflanze zu vervielfältigen, ſo hat man dieſen zwiſchen eine polierte Stahlplatte und ein dünnes Bleiblech zu legen und nun das Ganze bei einem geeigneten Druck zwiſchen zwei Walzen hindurchgehen zu laſſen. Man ſieht dann im Blei den abgeformten Gegenſtand mit allen Details. Natürlich kann man von der Bleiplatte einen galvanoplaſtiſchen, für den Druck geeigneten Abklatſch nehmen; aber man verfährt auch ſo, daß man die Kupfertiefplatte, die man ſo erhält, erſt durch die Preſſe in eine Zinkplatte drückt und dieſe ſo lange ätzt, bis der Abdruck erhaben hervortritt. Man erhält ſo Abdrücke, welche den beſten Kupfern nicht nachſtehen. Aber freilich iſt das Ver- fahren ziemlich koſtſpielig, ſo daß es noch nicht allgemein eingeführt iſt. Auf ganz ähnliche Weiſe gelangt man auch zu Abdrücken von Juchtenleder in Papier. Man hat nur nötig, durch den Naturſelbſt- druck die genarbte Lederfläche auf Blei oder Guttapercha abzudrucken und dann die Platten zum Preſſen des Papiers auf galvano- plaſtiſchem Wege zu gewinnen.
Einige andere Methoden der Galvanoplaſtik ſind in ihrem Weſen von den vorhergehenden etwas verſchieden. Wenn dort, wo der Strom in die Zerſetzungszelle eintritt, eine Kupferplatte hängt, ſo wird dieſe — wie wir vernahmen — durch die ſich entwickelnde Schwefel- ſäure angegriffen. Je nachdem man den Strom ſtark oder ſchwach wählt, lange oder kurze Zeit wirken läßt, kann man dieſe Ätzung des Kupfers nach Belieben tief werden laſſen. Man wird natürlich nur diejenigen Stellen der Platten, welche geätzt werden ſollen, bloslegen, im übrigen aber das Kupfer mit einer iſolierenden Schicht überziehen. Man radiert die Zeichnung in dieſe Schicht hinein und bringt ſie an der paſſenden Stelle in die Löſung von Kupfervitriol. Leitet man jetzt den Strom hindurch, ſo wird das Metall an allen nicht bedeckten Stellen von der entſtehenden Säure angefreſſen. Aber die ätzende Flüſſigkeit bleibt dabei ſo dünn, daß das bei anderen Ätzverfahren vorkommende Unterfreſſen der Linien der Zeichnung vermieden wird. Man kann die Wirkung des Stromes kontrollieren, indem man öfters die Platten aus dem Bade nimmt und nun immer diejenigen Stellen überdeckt, welche nicht tiefer geätzt werden ſollen. So hat man noch
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Die Galvanoplaſtik.
Jene werden auf einer Glasplatte entworfen und ſo gewaſchen, daß ſie
ein Relief bilden, von dem man Abklatſche in Kupfer herſtellen kann.
1873 wurde dieſe Methode durch Dallas in London verbeſſert, und
ſie heißt die Dallastypie oder Photogalvanographie. Man braucht
den Kupferplatten kaum mit dem Grabſtichel nachzuhelfen und erhält
doch in den Bildern das feine Korn des Kupferſtiches. Auf dieſem
Wege hat der Direktor Leipold von der Banknotendruckerei in Liſſabon
unvergleichliche photographiſche Vervielfältigungen erhalten.
Der Direktor der Wiener Staatsdruckerei Auer erſann vor 40 Jahren
ein höchſt einfaches Verfahren, um Abdrücke der verſchiedenartigſten
Körper zu erhalten, den Naturſelbſtdruck. Es handele ſich z. B. darum,
den Abdruck einer foſſilen Pflanze zu vervielfältigen, ſo hat man dieſen
zwiſchen eine polierte Stahlplatte und ein dünnes Bleiblech zu legen
und nun das Ganze bei einem geeigneten Druck zwiſchen zwei Walzen
hindurchgehen zu laſſen. Man ſieht dann im Blei den abgeformten
Gegenſtand mit allen Details. Natürlich kann man von der Bleiplatte
einen galvanoplaſtiſchen, für den Druck geeigneten Abklatſch nehmen;
aber man verfährt auch ſo, daß man die Kupfertiefplatte, die man ſo
erhält, erſt durch die Preſſe in eine Zinkplatte drückt und dieſe ſo lange
ätzt, bis der Abdruck erhaben hervortritt. Man erhält ſo Abdrücke,
welche den beſten Kupfern nicht nachſtehen. Aber freilich iſt das Ver-
fahren ziemlich koſtſpielig, ſo daß es noch nicht allgemein eingeführt
iſt. Auf ganz ähnliche Weiſe gelangt man auch zu Abdrücken von
Juchtenleder in Papier. Man hat nur nötig, durch den Naturſelbſt-
druck die genarbte Lederfläche auf Blei oder Guttapercha abzudrucken
und dann die Platten zum Preſſen des Papiers auf galvano-
plaſtiſchem Wege zu gewinnen.
Einige andere Methoden der Galvanoplaſtik ſind in ihrem Weſen
von den vorhergehenden etwas verſchieden. Wenn dort, wo der
Strom in die Zerſetzungszelle eintritt, eine Kupferplatte hängt, ſo wird
dieſe — wie wir vernahmen — durch die ſich entwickelnde Schwefel-
ſäure angegriffen. Je nachdem man den Strom ſtark oder ſchwach
wählt, lange oder kurze Zeit wirken läßt, kann man dieſe Ätzung des
Kupfers nach Belieben tief werden laſſen. Man wird natürlich nur
diejenigen Stellen der Platten, welche geätzt werden ſollen, bloslegen,
im übrigen aber das Kupfer mit einer iſolierenden Schicht überziehen.
Man radiert die Zeichnung in dieſe Schicht hinein und bringt ſie an
der paſſenden Stelle in die Löſung von Kupfervitriol. Leitet man jetzt
den Strom hindurch, ſo wird das Metall an allen nicht bedeckten
Stellen von der entſtehenden Säure angefreſſen. Aber die ätzende
Flüſſigkeit bleibt dabei ſo dünn, daß das bei anderen Ätzverfahren
vorkommende Unterfreſſen der Linien der Zeichnung vermieden wird.
Man kann die Wirkung des Stromes kontrollieren, indem man öfters
die Platten aus dem Bade nimmt und nun immer diejenigen Stellen
überdeckt, welche nicht tiefer geätzt werden ſollen. So hat man noch
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Samter, Heinrich: Das Reich der Erfindungen. Berlin, 1896, S. 139. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/samter_erfindungen_1896/157>, abgerufen am 23.11.2024.
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