Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Samter, Heinrich: Das Reich der Erfindungen. Berlin, 1896.

Bild:
<< vorherige Seite

Die elektrischen Erfindungen.
wo der positive Strom in die zu zersetzende Flüssigkeit eintreten soll,
die hier Schwefelammonium gelöst enthält; der sich entwickelnde
Schwefel wird von dem Silber angezogen und bildet mit ihm den
als Oxyd bekannten Überzug.

Die galvanische Vergoldung kam gleichzeitig mit der Versilberung
auf. Brugnatelli vergoldete bereits 1805 eine silberne Medaille mit
Hülfe der Voltaschen Batterie. De la Rive soll das Verfahren bereits
1828 gekannt haben. Nach seiner Veröffentlichung im Jahre 1840
nahmen Ruolz in Frankreich und die beiden Elkingtons in England
Patente darauf. Sie ist auch ganz ebenso einfach auszuführen. Das
Bad, in welches die zu vergoldenden Gegenstände kommen, enthält
eine Lösung von Cyankalium und eine solche von Gold in Königs-
wasser. Je nach der Stärke des Stromes und der Wärme des Bades
ändert sich die Farbe des Goldniederschlags von lichtem zu lebhaftem
Hellgelb. Durch Zusatz von Silber aber hat man es in der Gewalt,
die Farben von Grün bis Rot wechseln zu lassen je nach dem Ver-
hältnisse der Mischung. Dieses Verfahren hat zwar noch nicht alle
übrigen Vergoldungsarten verdrängt, aber sie doch mehr in den Hinter-
grund treten lassen; denn wenn der galvanische Niederschlag auch nicht
so fest halten soll, wie der durch die Feuervergoldung erlangte, so hat
das Feuerverfahren, bei dem giftige Quecksilberdämpfe sich entwickeln,
so schädliche Einflüsse auf die Gesundheit der Arbeiter, daß man schon
deshalb davon zurückkommt. Eine besonders gefällige Anwendung
dieser Technik ist die jetzt schon verbreitete Kunst der galvanoplastischen
Niellos. Man versteht darunter Metallarbeiten nach Art der ein-
gelegten Holzarbeiten, bei denen in die Risse und Lücken eines Metalls
durch Einpressen ein anderes gebracht wird, wie z. B. Gold in Silber.
Ähnlich waren die tauschierten Holzarbeiten, bei denen ein Metall an
gewissen vertieften Stellen des Holzes eingepreßt ward. Ganz das-
selbe erreicht man jetzt mit viel weniger Mühe und weitaus schöner auf
galvanischem Wege. Man überzieht etwa eine Kupferplatte mit einer
isolierenden Schicht und macht nur diejenigen Stellen frei, welche
einen Niederschlag empfangen sollen. Nimmt man dann die Platte
aus dem Bade, bedeckt die niedergeschlagenen Stellen und macht andere
frei, an denen in einer neuen Zelle ein anderes Metall sich ansetzen
soll, so kann man nacheinander die Platte mit drei oder vierfarbigen
Arabesken überziehen, wie z. B. mit Kupfer, Silber, Gold und Oxyd.
Oder man ätzt einfach gewisse Stellen in der Kupferplatte ein und
läßt dann diese Stellen sich mit Gold- oder Silberniederschlag anfüllen,
bis derselbe gleiche Höhe mit der Oberfläche der Platte erlangt hat.
Der bekannte Schriftsteller Corvin hat ein sehr hübsches und dabei
höchst einfaches, nach ihm Corvinniello genanntes, Verfahren angegeben,
um eingelegte Arbeiten zu erhalten. Man fertigt eine Zeichnung der
Arbeit auf beliebigem, am besten metallischem Hintergrunde und belegt
diesen an den passenden Stellen mit Stücken von Jet, Bernstein, Perl-

Die elektriſchen Erfindungen.
wo der poſitive Strom in die zu zerſetzende Flüſſigkeit eintreten ſoll,
die hier Schwefelammonium gelöſt enthält; der ſich entwickelnde
Schwefel wird von dem Silber angezogen und bildet mit ihm den
als Oxyd bekannten Überzug.

Die galvaniſche Vergoldung kam gleichzeitig mit der Verſilberung
auf. Brugnatelli vergoldete bereits 1805 eine ſilberne Medaille mit
Hülfe der Voltaſchen Batterie. De la Rive ſoll das Verfahren bereits
1828 gekannt haben. Nach ſeiner Veröffentlichung im Jahre 1840
nahmen Ruolz in Frankreich und die beiden Elkingtons in England
Patente darauf. Sie iſt auch ganz ebenſo einfach auszuführen. Das
Bad, in welches die zu vergoldenden Gegenſtände kommen, enthält
eine Löſung von Cyankalium und eine ſolche von Gold in Königs-
waſſer. Je nach der Stärke des Stromes und der Wärme des Bades
ändert ſich die Farbe des Goldniederſchlags von lichtem zu lebhaftem
Hellgelb. Durch Zuſatz von Silber aber hat man es in der Gewalt,
die Farben von Grün bis Rot wechſeln zu laſſen je nach dem Ver-
hältniſſe der Miſchung. Dieſes Verfahren hat zwar noch nicht alle
übrigen Vergoldungsarten verdrängt, aber ſie doch mehr in den Hinter-
grund treten laſſen; denn wenn der galvaniſche Niederſchlag auch nicht
ſo feſt halten ſoll, wie der durch die Feuervergoldung erlangte, ſo hat
das Feuerverfahren, bei dem giftige Queckſilberdämpfe ſich entwickeln,
ſo ſchädliche Einflüſſe auf die Geſundheit der Arbeiter, daß man ſchon
deshalb davon zurückkommt. Eine beſonders gefällige Anwendung
dieſer Technik iſt die jetzt ſchon verbreitete Kunſt der galvanoplaſtiſchen
Niellos. Man verſteht darunter Metallarbeiten nach Art der ein-
gelegten Holzarbeiten, bei denen in die Riſſe und Lücken eines Metalls
durch Einpreſſen ein anderes gebracht wird, wie z. B. Gold in Silber.
Ähnlich waren die tauſchierten Holzarbeiten, bei denen ein Metall an
gewiſſen vertieften Stellen des Holzes eingepreßt ward. Ganz das-
ſelbe erreicht man jetzt mit viel weniger Mühe und weitaus ſchöner auf
galvaniſchem Wege. Man überzieht etwa eine Kupferplatte mit einer
iſolierenden Schicht und macht nur diejenigen Stellen frei, welche
einen Niederſchlag empfangen ſollen. Nimmt man dann die Platte
aus dem Bade, bedeckt die niedergeſchlagenen Stellen und macht andere
frei, an denen in einer neuen Zelle ein anderes Metall ſich anſetzen
ſoll, ſo kann man nacheinander die Platte mit drei oder vierfarbigen
Arabesken überziehen, wie z. B. mit Kupfer, Silber, Gold und Oxyd.
Oder man ätzt einfach gewiſſe Stellen in der Kupferplatte ein und
läßt dann dieſe Stellen ſich mit Gold- oder Silberniederſchlag anfüllen,
bis derſelbe gleiche Höhe mit der Oberfläche der Platte erlangt hat.
Der bekannte Schriftſteller Corvin hat ein ſehr hübſches und dabei
höchſt einfaches, nach ihm Corvinniello genanntes, Verfahren angegeben,
um eingelegte Arbeiten zu erhalten. Man fertigt eine Zeichnung der
Arbeit auf beliebigem, am beſten metalliſchem Hintergrunde und belegt
dieſen an den paſſenden Stellen mit Stücken von Jet, Bernſtein, Perl-

<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <div n="2">
          <div n="3">
            <div n="4">
              <p><pb facs="#f0162" n="144"/><fw place="top" type="header">Die elektri&#x017F;chen Erfindungen.</fw><lb/>
wo der po&#x017F;itive Strom in die zu zer&#x017F;etzende Flü&#x017F;&#x017F;igkeit eintreten &#x017F;oll,<lb/>
die hier Schwefelammonium gelö&#x017F;t enthält; der &#x017F;ich entwickelnde<lb/>
Schwefel wird von dem Silber angezogen und bildet mit ihm den<lb/>
als Oxyd bekannten Überzug.</p><lb/>
              <p>Die galvani&#x017F;che Vergoldung kam gleichzeitig mit der Ver&#x017F;ilberung<lb/>
auf. Brugnatelli vergoldete bereits 1805 eine &#x017F;ilberne Medaille mit<lb/>
Hülfe der Volta&#x017F;chen Batterie. De la Rive &#x017F;oll das Verfahren bereits<lb/>
1828 gekannt haben. Nach &#x017F;einer Veröffentlichung im Jahre 1840<lb/>
nahmen Ruolz in Frankreich und die beiden Elkingtons in England<lb/>
Patente darauf. Sie i&#x017F;t auch ganz eben&#x017F;o einfach auszuführen. Das<lb/>
Bad, in welches die zu vergoldenden Gegen&#x017F;tände kommen, enthält<lb/>
eine Lö&#x017F;ung von Cyankalium und eine &#x017F;olche von Gold in Königs-<lb/>
wa&#x017F;&#x017F;er. Je nach der Stärke des Stromes und der Wärme des Bades<lb/>
ändert &#x017F;ich die Farbe des Goldnieder&#x017F;chlags von lichtem zu lebhaftem<lb/>
Hellgelb. Durch Zu&#x017F;atz von Silber aber hat man es in der Gewalt,<lb/>
die Farben von Grün bis Rot wech&#x017F;eln zu la&#x017F;&#x017F;en je nach dem Ver-<lb/>
hältni&#x017F;&#x017F;e der Mi&#x017F;chung. Die&#x017F;es Verfahren hat zwar noch nicht alle<lb/>
übrigen Vergoldungsarten verdrängt, aber &#x017F;ie doch mehr in den Hinter-<lb/>
grund treten la&#x017F;&#x017F;en; denn wenn der galvani&#x017F;che Nieder&#x017F;chlag auch nicht<lb/>
&#x017F;o fe&#x017F;t halten &#x017F;oll, wie der durch die Feuervergoldung erlangte, &#x017F;o hat<lb/>
das Feuerverfahren, bei dem giftige Queck&#x017F;ilberdämpfe &#x017F;ich entwickeln,<lb/>
&#x017F;o &#x017F;chädliche Einflü&#x017F;&#x017F;e auf die Ge&#x017F;undheit der Arbeiter, daß man &#x017F;chon<lb/>
deshalb davon zurückkommt. Eine be&#x017F;onders gefällige Anwendung<lb/>
die&#x017F;er Technik i&#x017F;t die jetzt &#x017F;chon verbreitete Kun&#x017F;t der galvanopla&#x017F;ti&#x017F;chen<lb/>
Niellos. Man ver&#x017F;teht darunter Metallarbeiten nach Art der ein-<lb/>
gelegten Holzarbeiten, bei denen in die Ri&#x017F;&#x017F;e und Lücken eines Metalls<lb/>
durch Einpre&#x017F;&#x017F;en ein anderes gebracht wird, wie z. B. Gold in Silber.<lb/>
Ähnlich waren die tau&#x017F;chierten Holzarbeiten, bei denen ein Metall an<lb/>
gewi&#x017F;&#x017F;en vertieften Stellen des Holzes eingepreßt ward. Ganz das-<lb/>
&#x017F;elbe erreicht man jetzt mit viel weniger Mühe und weitaus &#x017F;chöner auf<lb/>
galvani&#x017F;chem Wege. Man überzieht etwa eine Kupferplatte mit einer<lb/>
i&#x017F;olierenden Schicht und macht nur diejenigen Stellen frei, welche<lb/>
einen Nieder&#x017F;chlag empfangen &#x017F;ollen. Nimmt man dann die Platte<lb/>
aus dem Bade, bedeckt die niederge&#x017F;chlagenen Stellen und macht andere<lb/>
frei, an denen in einer neuen Zelle ein anderes Metall &#x017F;ich an&#x017F;etzen<lb/>
&#x017F;oll, &#x017F;o kann man nacheinander die Platte mit drei oder vierfarbigen<lb/>
Arabesken überziehen, wie z. B. mit Kupfer, Silber, Gold und Oxyd.<lb/>
Oder man ätzt einfach gewi&#x017F;&#x017F;e Stellen in der Kupferplatte ein und<lb/>
läßt dann die&#x017F;e Stellen &#x017F;ich mit Gold- oder Silbernieder&#x017F;chlag anfüllen,<lb/>
bis der&#x017F;elbe gleiche Höhe mit der Oberfläche der Platte erlangt hat.<lb/>
Der bekannte Schrift&#x017F;teller Corvin hat ein &#x017F;ehr hüb&#x017F;ches und dabei<lb/>
höch&#x017F;t einfaches, nach ihm Corvinniello genanntes, Verfahren angegeben,<lb/>
um eingelegte Arbeiten zu erhalten. Man fertigt eine Zeichnung der<lb/>
Arbeit auf beliebigem, am be&#x017F;ten metalli&#x017F;chem Hintergrunde und belegt<lb/>
die&#x017F;en an den pa&#x017F;&#x017F;enden Stellen mit Stücken von Jet, Bern&#x017F;tein, Perl-<lb/></p>
            </div>
          </div>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[144/0162] Die elektriſchen Erfindungen. wo der poſitive Strom in die zu zerſetzende Flüſſigkeit eintreten ſoll, die hier Schwefelammonium gelöſt enthält; der ſich entwickelnde Schwefel wird von dem Silber angezogen und bildet mit ihm den als Oxyd bekannten Überzug. Die galvaniſche Vergoldung kam gleichzeitig mit der Verſilberung auf. Brugnatelli vergoldete bereits 1805 eine ſilberne Medaille mit Hülfe der Voltaſchen Batterie. De la Rive ſoll das Verfahren bereits 1828 gekannt haben. Nach ſeiner Veröffentlichung im Jahre 1840 nahmen Ruolz in Frankreich und die beiden Elkingtons in England Patente darauf. Sie iſt auch ganz ebenſo einfach auszuführen. Das Bad, in welches die zu vergoldenden Gegenſtände kommen, enthält eine Löſung von Cyankalium und eine ſolche von Gold in Königs- waſſer. Je nach der Stärke des Stromes und der Wärme des Bades ändert ſich die Farbe des Goldniederſchlags von lichtem zu lebhaftem Hellgelb. Durch Zuſatz von Silber aber hat man es in der Gewalt, die Farben von Grün bis Rot wechſeln zu laſſen je nach dem Ver- hältniſſe der Miſchung. Dieſes Verfahren hat zwar noch nicht alle übrigen Vergoldungsarten verdrängt, aber ſie doch mehr in den Hinter- grund treten laſſen; denn wenn der galvaniſche Niederſchlag auch nicht ſo feſt halten ſoll, wie der durch die Feuervergoldung erlangte, ſo hat das Feuerverfahren, bei dem giftige Queckſilberdämpfe ſich entwickeln, ſo ſchädliche Einflüſſe auf die Geſundheit der Arbeiter, daß man ſchon deshalb davon zurückkommt. Eine beſonders gefällige Anwendung dieſer Technik iſt die jetzt ſchon verbreitete Kunſt der galvanoplaſtiſchen Niellos. Man verſteht darunter Metallarbeiten nach Art der ein- gelegten Holzarbeiten, bei denen in die Riſſe und Lücken eines Metalls durch Einpreſſen ein anderes gebracht wird, wie z. B. Gold in Silber. Ähnlich waren die tauſchierten Holzarbeiten, bei denen ein Metall an gewiſſen vertieften Stellen des Holzes eingepreßt ward. Ganz das- ſelbe erreicht man jetzt mit viel weniger Mühe und weitaus ſchöner auf galvaniſchem Wege. Man überzieht etwa eine Kupferplatte mit einer iſolierenden Schicht und macht nur diejenigen Stellen frei, welche einen Niederſchlag empfangen ſollen. Nimmt man dann die Platte aus dem Bade, bedeckt die niedergeſchlagenen Stellen und macht andere frei, an denen in einer neuen Zelle ein anderes Metall ſich anſetzen ſoll, ſo kann man nacheinander die Platte mit drei oder vierfarbigen Arabesken überziehen, wie z. B. mit Kupfer, Silber, Gold und Oxyd. Oder man ätzt einfach gewiſſe Stellen in der Kupferplatte ein und läßt dann dieſe Stellen ſich mit Gold- oder Silberniederſchlag anfüllen, bis derſelbe gleiche Höhe mit der Oberfläche der Platte erlangt hat. Der bekannte Schriftſteller Corvin hat ein ſehr hübſches und dabei höchſt einfaches, nach ihm Corvinniello genanntes, Verfahren angegeben, um eingelegte Arbeiten zu erhalten. Man fertigt eine Zeichnung der Arbeit auf beliebigem, am beſten metalliſchem Hintergrunde und belegt dieſen an den paſſenden Stellen mit Stücken von Jet, Bernſtein, Perl-

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/samter_erfindungen_1896
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/samter_erfindungen_1896/162
Zitationshilfe: Samter, Heinrich: Das Reich der Erfindungen. Berlin, 1896, S. 144. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/samter_erfindungen_1896/162>, abgerufen am 24.11.2024.