desjeniges Anrechtes auf fortwährende Kraftversorgung, welches ihm im Übrigen die Fortschritte der modernen Technik garantieren. Er hat zwar das Mittel, vorzubauen. Das bei höherem Wasserstande ohne Nutzen abfließende Material kann er in hochgelegenen Becken aufspeichern und für späteren Bedarf seinem Sturze die nötige Kraft entnehmen. Ebenso läßt es sich etwa denken, daß die überflüssige Windstärke zum Spannen einer elastischen Feder, zum Aufwinden von Gewichten, zum Pumpen von Wasser verwendet werden kann, die zu einer späteren Gelegenheit sich nützlich machen lassen. Aber solche Mittel sind kompliziert und mit hohen Kosten verbunden im Vergleich zu jenen, die die Elektrizität uns in den Akkumulatoren oder Sekundär- batterien an die Hand giebt.
Schon im Jahre 1803 fand Ritter das Prinzip, auf dem diese beruhen. Er leitete einen kräftigen galvanischen Strom in zwei Platin- platten, die in einem Gefäße mit verdünnter Schwefelsäure hingen. Der Strom trennt dann die Elemente des zersetzbaren Leiters, das Wasserstoffgas wendet sich dem einen, der Sauerstoff dem anderen Platinblech zu, wo sie sich einige Zeit halten können, ohne von der Flüssigkeit aufgelöst zu werden oder nach oben zu steigen. Wenn man nun den Strom unterbricht und dafür die beiden Bleche durch einen Schließungsgraht verbindet, so zeigt sich, daß diesen dann ein Strom durchkreist, der dem vorigen entgegengesetzt war, es ward durch den Wasserstoff in der leitenden Flüssigkeit eine elektromotorische Kraft er- zeugt. Dies benutzte Sir William Grove 1841 um eine Wasserstoff- batterie aufzubauen. Er brauchte nur viele solche Gefäße zu verbinden, in denen durch Zersetzung sich Wasserstoff gebildet hatte und konnte dadurch einen freilich immer noch schwachen Strom erhalten, der auch nicht lange anhielt, aber zur Verrichtung geringerer Arbeiten sich fähig erwies. William Siemens ersetzte später das Platin durch poröse Kohle, die vorher mit Blei imprägnirt war. An dieser Kohle wurde durch einen Strom einer Zersetzungszelle Sauerstoff abgeschieden, der sich vermöge seiner chemischen Verwandtschaft mit Blei zu Bleisuperoxyd verband, und Siemens erhielt damit einen kräftigeren Strom. Damals aber hielt man die Sache für praktisch sehr unwichtig, und selbst als der französische Chemiker Plante 1860 seine Sekundärbatterie baute, die auch aus Bleiplatten bestand, an denen durch einen galvanischen Strom vorher Bleisuperoxyd gebildet war, und mit ihnen recht kräftige Ströme erzeugte, da hielt man doch das Ganze nur für eine wissen- schaftliche Kuriosität. Erst nachdem die Dynamomaschine eine vollendete Thatsache geworden war, ist diese Art von Kraftaufspeicherung von praktischer Bedeutung geworden. Hören wir, wie Plante seine Akkumu- latoren, d. h. Sammler der elektrischen Kraft sich verschaffte. Er rollte zwei Bleiplatten mit einem zwischen ihnen liegenden Streifen aus Kautschuck so zusammen, daß sie sich nicht berühren konnten, also von einander völlig isoliert waren. Wir haben diese Herstellung in der
Die elektriſchen Zentralanlagen.
desjeniges Anrechtes auf fortwährende Kraftverſorgung, welches ihm im Übrigen die Fortſchritte der modernen Technik garantieren. Er hat zwar das Mittel, vorzubauen. Das bei höherem Waſſerſtande ohne Nutzen abfließende Material kann er in hochgelegenen Becken aufſpeichern und für ſpäteren Bedarf ſeinem Sturze die nötige Kraft entnehmen. Ebenſo läßt es ſich etwa denken, daß die überflüſſige Windſtärke zum Spannen einer elaſtiſchen Feder, zum Aufwinden von Gewichten, zum Pumpen von Waſſer verwendet werden kann, die zu einer ſpäteren Gelegenheit ſich nützlich machen laſſen. Aber ſolche Mittel ſind kompliziert und mit hohen Koſten verbunden im Vergleich zu jenen, die die Elektrizität uns in den Akkumulatoren oder Sekundär- batterien an die Hand giebt.
Schon im Jahre 1803 fand Ritter das Prinzip, auf dem dieſe beruhen. Er leitete einen kräftigen galvaniſchen Strom in zwei Platin- platten, die in einem Gefäße mit verdünnter Schwefelſäure hingen. Der Strom trennt dann die Elemente des zerſetzbaren Leiters, das Waſſerſtoffgas wendet ſich dem einen, der Sauerſtoff dem anderen Platinblech zu, wo ſie ſich einige Zeit halten können, ohne von der Flüſſigkeit aufgelöſt zu werden oder nach oben zu ſteigen. Wenn man nun den Strom unterbricht und dafür die beiden Bleche durch einen Schließungsgraht verbindet, ſo zeigt ſich, daß dieſen dann ein Strom durchkreiſt, der dem vorigen entgegengeſetzt war, es ward durch den Waſſerſtoff in der leitenden Flüſſigkeit eine elektromotoriſche Kraft er- zeugt. Dies benutzte Sir William Grove 1841 um eine Waſſerſtoff- batterie aufzubauen. Er brauchte nur viele ſolche Gefäße zu verbinden, in denen durch Zerſetzung ſich Waſſerſtoff gebildet hatte und konnte dadurch einen freilich immer noch ſchwachen Strom erhalten, der auch nicht lange anhielt, aber zur Verrichtung geringerer Arbeiten ſich fähig erwies. William Siemens erſetzte ſpäter das Platin durch poröſe Kohle, die vorher mit Blei imprägnirt war. An dieſer Kohle wurde durch einen Strom einer Zerſetzungszelle Sauerſtoff abgeſchieden, der ſich vermöge ſeiner chemiſchen Verwandtſchaft mit Blei zu Bleiſuperoxyd verband, und Siemens erhielt damit einen kräftigeren Strom. Damals aber hielt man die Sache für praktiſch ſehr unwichtig, und ſelbſt als der franzöſiſche Chemiker Planté 1860 ſeine Sekundärbatterie baute, die auch aus Bleiplatten beſtand, an denen durch einen galvaniſchen Strom vorher Bleiſuperoxyd gebildet war, und mit ihnen recht kräftige Ströme erzeugte, da hielt man doch das Ganze nur für eine wiſſen- ſchaftliche Kurioſität. Erſt nachdem die Dynamomaſchine eine vollendete Thatſache geworden war, iſt dieſe Art von Kraftaufſpeicherung von praktiſcher Bedeutung geworden. Hören wir, wie Planté ſeine Akkumu- latoren, d. h. Sammler der elektriſchen Kraft ſich verſchaffte. Er rollte zwei Bleiplatten mit einem zwiſchen ihnen liegenden Streifen aus Kautſchuck ſo zuſammen, daß ſie ſich nicht berühren konnten, alſo von einander völlig iſoliert waren. Wir haben dieſe Herſtellung in der
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Die elektriſchen Zentralanlagen.
desjeniges Anrechtes auf fortwährende Kraftverſorgung, welches ihm
im Übrigen die Fortſchritte der modernen Technik garantieren. Er
hat zwar das Mittel, vorzubauen. Das bei höherem Waſſerſtande
ohne Nutzen abfließende Material kann er in hochgelegenen Becken
aufſpeichern und für ſpäteren Bedarf ſeinem Sturze die nötige Kraft
entnehmen. Ebenſo läßt es ſich etwa denken, daß die überflüſſige
Windſtärke zum Spannen einer elaſtiſchen Feder, zum Aufwinden von
Gewichten, zum Pumpen von Waſſer verwendet werden kann, die zu
einer ſpäteren Gelegenheit ſich nützlich machen laſſen. Aber ſolche
Mittel ſind kompliziert und mit hohen Koſten verbunden im Vergleich
zu jenen, die die Elektrizität uns in den Akkumulatoren oder Sekundär-
batterien an die Hand giebt.
Schon im Jahre 1803 fand Ritter das Prinzip, auf dem dieſe
beruhen. Er leitete einen kräftigen galvaniſchen Strom in zwei Platin-
platten, die in einem Gefäße mit verdünnter Schwefelſäure hingen.
Der Strom trennt dann die Elemente des zerſetzbaren Leiters, das
Waſſerſtoffgas wendet ſich dem einen, der Sauerſtoff dem anderen
Platinblech zu, wo ſie ſich einige Zeit halten können, ohne von der
Flüſſigkeit aufgelöſt zu werden oder nach oben zu ſteigen. Wenn man
nun den Strom unterbricht und dafür die beiden Bleche durch einen
Schließungsgraht verbindet, ſo zeigt ſich, daß dieſen dann ein Strom
durchkreiſt, der dem vorigen entgegengeſetzt war, es ward durch den
Waſſerſtoff in der leitenden Flüſſigkeit eine elektromotoriſche Kraft er-
zeugt. Dies benutzte Sir William Grove 1841 um eine Waſſerſtoff-
batterie aufzubauen. Er brauchte nur viele ſolche Gefäße zu verbinden,
in denen durch Zerſetzung ſich Waſſerſtoff gebildet hatte und konnte
dadurch einen freilich immer noch ſchwachen Strom erhalten, der auch
nicht lange anhielt, aber zur Verrichtung geringerer Arbeiten ſich fähig
erwies. William Siemens erſetzte ſpäter das Platin durch poröſe
Kohle, die vorher mit Blei imprägnirt war. An dieſer Kohle wurde
durch einen Strom einer Zerſetzungszelle Sauerſtoff abgeſchieden, der
ſich vermöge ſeiner chemiſchen Verwandtſchaft mit Blei zu Bleiſuperoxyd
verband, und Siemens erhielt damit einen kräftigeren Strom. Damals
aber hielt man die Sache für praktiſch ſehr unwichtig, und ſelbſt als
der franzöſiſche Chemiker Planté 1860 ſeine Sekundärbatterie baute,
die auch aus Bleiplatten beſtand, an denen durch einen galvaniſchen
Strom vorher Bleiſuperoxyd gebildet war, und mit ihnen recht kräftige
Ströme erzeugte, da hielt man doch das Ganze nur für eine wiſſen-
ſchaftliche Kurioſität. Erſt nachdem die Dynamomaſchine eine vollendete
Thatſache geworden war, iſt dieſe Art von Kraftaufſpeicherung von
praktiſcher Bedeutung geworden. Hören wir, wie Planté ſeine Akkumu-
latoren, d. h. Sammler der elektriſchen Kraft ſich verſchaffte. Er rollte
zwei Bleiplatten mit einem zwiſchen ihnen liegenden Streifen aus
Kautſchuck ſo zuſammen, daß ſie ſich nicht berühren konnten, alſo von
einander völlig iſoliert waren. Wir haben dieſe Herſtellung in der
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Samter, Heinrich: Das Reich der Erfindungen. Berlin, 1896, S. 201. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/samter_erfindungen_1896/219>, abgerufen am 25.11.2024.
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