uns, welches bei den Werken in der Markgrafen- und der Mauerstraße verwendet wird.
Aber dasselbe läßt sich auf weite Entfernung nicht wohl an- wenden. Die eingeschalteten Apparate sind nämlich für eine niedrige Spannung des Stromes eingerichtet, Glühlampen vertragen z. B. keine höhere als 150 Volt, und solche Elektrizität höchstens könnte dann ohne Schaden durch die Leitung gehen; dann müßten bei größeren Entfernungen die Leiter sehr dick sein, wenn nicht ein guter Teil der Elektrizität unterweges Schiffbruch leiden soll. Man wird daher zu einem anderen Leitersystem seine Zuflucht nehmen, wenn es sich um Übertragungen auf mehr als 600 Meter handelt. Die Fig. 146 zeigt dieses, wie es z. B. von den Zen- tralen am Schiffbauer- damm und in der Span- dauerstraße angewendet wird. Da gehen in der
[Abbildung]
Fig. 146.
Schaltschema eines Dreileiter-Systems.
aus der Zeichnung zu ersehenden Weise drei Leitungen von zwei Dynamo- maschinen aus; die Spannung zwischen der ersten und dritten ist groß und daher die Führung des Stromes nicht schwierig, die Apparate aber sind zwischen dem ersten und zweiten oder zwischen dem zweiten und dritten Leiter eingeschaltet, stehen also nur unter der Hälfte jener Spannung, welche beide Maschinen zusammen liefern. Man hat also den Vorteil der geringen Spannung in den Apparaten und der hohen Spannung in den Leitungen, welche diese um ein Drittel billiger machen, als sie bei einem Zweileitersystem auf etwa ein Kilometer zu stehen kämen. Das ist das Dreileitersystem, welches von Edison und Hopkinson erfunden und angewendet wurde. Dabei ist es natür- lich gestattet, die drei Leitungen in ein gemeinsames Kabel zu verlegen, wenn man sie nur gehörig von ein- ander isoliert. Ein solches ist im Quer- schnitt in der Fig. 147 zu sehen; daß die drei Leitungen nicht gleich stark sind, das ist leicht zu erklären, die eine und zwar in der vorigen Figur die mittlere, hier die äußere, dient nämlich nur dazu, den etwaigen Überschuß von Elektri- zität, den die eine Gruppe von Appa- raten vor der andern hat, den Ma- schinen wieder zuzuführen, und da es sich um nur wenig Elektrizität handeln kann, so ist eben eine dünne Leitung dafür ausreichend.
[Abbildung]
Fig. 147.
Querschnitt eines Dreileiterkabels.
Die elektriſchen Zentralanlagen.
uns, welches bei den Werken in der Markgrafen- und der Mauerſtraße verwendet wird.
Aber dasſelbe läßt ſich auf weite Entfernung nicht wohl an- wenden. Die eingeſchalteten Apparate ſind nämlich für eine niedrige Spannung des Stromes eingerichtet, Glühlampen vertragen z. B. keine höhere als 150 Volt, und ſolche Elektrizität höchſtens könnte dann ohne Schaden durch die Leitung gehen; dann müßten bei größeren Entfernungen die Leiter ſehr dick ſein, wenn nicht ein guter Teil der Elektrizität unterweges Schiffbruch leiden ſoll. Man wird daher zu einem anderen Leiterſyſtem ſeine Zuflucht nehmen, wenn es ſich um Übertragungen auf mehr als 600 Meter handelt. Die Fig. 146 zeigt dieſes, wie es z. B. von den Zen- tralen am Schiffbauer- damm und in der Span- dauerſtraße angewendet wird. Da gehen in der
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Fig. 146.
Schaltſchema eines Dreileiter-Syſtems.
aus der Zeichnung zu erſehenden Weiſe drei Leitungen von zwei Dynamo- maſchinen aus; die Spannung zwiſchen der erſten und dritten iſt groß und daher die Führung des Stromes nicht ſchwierig, die Apparate aber ſind zwiſchen dem erſten und zweiten oder zwiſchen dem zweiten und dritten Leiter eingeſchaltet, ſtehen alſo nur unter der Hälfte jener Spannung, welche beide Maſchinen zuſammen liefern. Man hat alſo den Vorteil der geringen Spannung in den Apparaten und der hohen Spannung in den Leitungen, welche dieſe um ein Drittel billiger machen, als ſie bei einem Zweileiterſyſtem auf etwa ein Kilometer zu ſtehen kämen. Das iſt das Dreileiterſyſtem, welches von Ediſon und Hopkinſon erfunden und angewendet wurde. Dabei iſt es natür- lich geſtattet, die drei Leitungen in ein gemeinſames Kabel zu verlegen, wenn man ſie nur gehörig von ein- ander iſoliert. Ein ſolches iſt im Quer- ſchnitt in der Fig. 147 zu ſehen; daß die drei Leitungen nicht gleich ſtark ſind, das iſt leicht zu erklären, die eine und zwar in der vorigen Figur die mittlere, hier die äußere, dient nämlich nur dazu, den etwaigen Überſchuß von Elektri- zität, den die eine Gruppe von Appa- raten vor der andern hat, den Ma- ſchinen wieder zuzuführen, und da es ſich um nur wenig Elektrizität handeln kann, ſo iſt eben eine dünne Leitung dafür ausreichend.
[Abbildung]
Fig. 147.
Querſchnitt eines Dreileiterkabels.
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Die elektriſchen Zentralanlagen.
uns, welches bei den Werken in der Markgrafen- und der Mauerſtraße
verwendet wird.
Aber dasſelbe läßt ſich auf weite Entfernung nicht wohl an-
wenden. Die eingeſchalteten Apparate ſind nämlich für eine niedrige
Spannung des Stromes eingerichtet, Glühlampen vertragen z. B.
keine höhere als 150 Volt, und ſolche Elektrizität höchſtens könnte dann
ohne Schaden durch die Leitung gehen; dann müßten bei größeren
Entfernungen die Leiter ſehr dick ſein, wenn nicht ein guter Teil der
Elektrizität unterweges Schiffbruch leiden ſoll. Man wird daher zu
einem anderen Leiterſyſtem ſeine Zuflucht nehmen, wenn es ſich um
Übertragungen auf mehr
als 600 Meter handelt.
Die Fig. 146 zeigt dieſes,
wie es z. B. von den Zen-
tralen am Schiffbauer-
damm und in der Span-
dauerſtraße angewendet
wird. Da gehen in der
[Abbildung Fig. 146. Schaltſchema eines Dreileiter-Syſtems.]
aus der Zeichnung zu erſehenden Weiſe drei Leitungen von zwei Dynamo-
maſchinen aus; die Spannung zwiſchen der erſten und dritten iſt groß
und daher die Führung des Stromes nicht ſchwierig, die Apparate
aber ſind zwiſchen dem erſten und zweiten oder zwiſchen dem zweiten
und dritten Leiter eingeſchaltet, ſtehen alſo nur unter der Hälfte jener
Spannung, welche beide Maſchinen zuſammen liefern. Man hat alſo
den Vorteil der geringen Spannung in den Apparaten und der hohen
Spannung in den Leitungen, welche dieſe um ein Drittel billiger
machen, als ſie bei einem Zweileiterſyſtem auf etwa ein Kilometer zu
ſtehen kämen. Das iſt das Dreileiterſyſtem, welches von Ediſon und
Hopkinſon erfunden und angewendet wurde. Dabei iſt es natür-
lich geſtattet, die drei Leitungen in
ein gemeinſames Kabel zu verlegen,
wenn man ſie nur gehörig von ein-
ander iſoliert. Ein ſolches iſt im Quer-
ſchnitt in der Fig. 147 zu ſehen; daß
die drei Leitungen nicht gleich ſtark ſind,
das iſt leicht zu erklären, die eine und
zwar in der vorigen Figur die mittlere,
hier die äußere, dient nämlich nur dazu,
den etwaigen Überſchuß von Elektri-
zität, den die eine Gruppe von Appa-
raten vor der andern hat, den Ma-
ſchinen wieder zuzuführen, und da es
ſich um nur wenig Elektrizität handeln
kann, ſo iſt eben eine dünne Leitung
dafür ausreichend.
[Abbildung Fig. 147.
Querſchnitt eines Dreileiterkabels.]
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Samter, Heinrich: Das Reich der Erfindungen. Berlin, 1896, S. 205. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/samter_erfindungen_1896/223>, abgerufen am 26.11.2024.
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