Samter, Heinrich: Das Reich der Erfindungen. Berlin, 1896.Die elektrischen Zentralanlagen. stellen müssen. Zwei Paar Hauptkabel führen den Strom zu einemHauptverteilungskasten, von dem sich die Fünfleiterkabel abzweigen. L in der Fig. 148 bedeutet etwa Lampen, die, wie wir sehen, stets nur zwischen zwei benachbarte Leitungen eingeschaltet sind, zwischen denen der Strom nur ein Viertel der Gesamtspannung hat, welche die Zentrale liefert. Aber was bedeuten die am Ende der Leitung gezeichneten Kreise? Es sind noch weitere Dynamomaschinen, welche sich in einer besonderen Ausgleich- und Reservestation befinden, und durch welche eben der Ausgleich der Spannung in dem ganzen Stromnetze derartig hergestellt wird, daß jeder von den vier ver- schiedenen Gruppen, auch wenn in ihnen nicht gleich viele Lampen brennen oder Maschinen arbeiten, die nämliche Spannung verbleibt. Alle vier Maschinen sind gezwungen, sich um eine gemeinsame Achse zu drehen, der ihnen zugeführte Strom ist freilich ein verschiedener, und sie würden sich auch mit verschiedener Geschwindigkeit drehen, wenn sie eben nicht unter dem genannten Zwange ständen. Aus diesem Zwange aber entsteht das Bestreben, die Spannung zwischen je zwei einander benachbarten Leitern auszugleichen. Ihnen ist dann natürlich noch weiterer Strom zu entnehmen, der zur Ladung einer in dem Raume daneben angebrachten Sekundärbatterie verwendet wird. Dieselbe ist so stark, daß sie für sich allein vier Stunden lang einen Strom von 100 Ampere Stärke liefern könnte. Von den Hauptleitungen sind weiter die Nebenströme zur Versorgung von Häusern abgezweigt. Bei der geringen Spannung ist von diesen eine Schädigung nicht [Abbildung]
Fig. 149. eine gewisse nicht zulässige Stärke erreicht. Damit wird aber dieserBleisicherung. unterbrochen und kann nun keinen weiteren Schaden anrichten. Die zur Verfügung stehenden billigen Kräfte haben die Einrichtungen für die Stadt Trient äußerst vorteilhaft gemacht. Die Straßen und Plätze werden abends mit einer Fülle von Licht übergossen, und bei der Billigkeit der Konsum-Tarife haben viele Privatleute ihr Haus mit elektrischen Beleuchtungsanlagen versehen, und das Die elektriſchen Zentralanlagen. ſtellen müſſen. Zwei Paar Hauptkabel führen den Strom zu einemHauptverteilungskaſten, von dem ſich die Fünfleiterkabel abzweigen. L in der Fig. 148 bedeutet etwa Lampen, die, wie wir ſehen, ſtets nur zwiſchen zwei benachbarte Leitungen eingeſchaltet ſind, zwiſchen denen der Strom nur ein Viertel der Geſamtſpannung hat, welche die Zentrale liefert. Aber was bedeuten die am Ende der Leitung gezeichneten Kreiſe? Es ſind noch weitere Dynamomaſchinen, welche ſich in einer beſonderen Ausgleich- und Reſerveſtation befinden, und durch welche eben der Ausgleich der Spannung in dem ganzen Stromnetze derartig hergeſtellt wird, daß jeder von den vier ver- ſchiedenen Gruppen, auch wenn in ihnen nicht gleich viele Lampen brennen oder Maſchinen arbeiten, die nämliche Spannung verbleibt. Alle vier Maſchinen ſind gezwungen, ſich um eine gemeinſame Achſe zu drehen, der ihnen zugeführte Strom iſt freilich ein verſchiedener, und ſie würden ſich auch mit verſchiedener Geſchwindigkeit drehen, wenn ſie eben nicht unter dem genannten Zwange ſtänden. Aus dieſem Zwange aber entſteht das Beſtreben, die Spannung zwiſchen je zwei einander benachbarten Leitern auszugleichen. Ihnen iſt dann natürlich noch weiterer Strom zu entnehmen, der zur Ladung einer in dem Raume daneben angebrachten Sekundärbatterie verwendet wird. Dieſelbe iſt ſo ſtark, daß ſie für ſich allein vier Stunden lang einen Strom von 100 Ampère Stärke liefern könnte. Von den Hauptleitungen ſind weiter die Nebenſtröme zur Verſorgung von Häuſern abgezweigt. Bei der geringen Spannung iſt von dieſen eine Schädigung nicht [Abbildung]
Fig. 149. eine gewiſſe nicht zuläſſige Stärke erreicht. Damit wird aber dieſerBleiſicherung. unterbrochen und kann nun keinen weiteren Schaden anrichten. Die zur Verfügung ſtehenden billigen Kräfte haben die Einrichtungen für die Stadt Trient äußerſt vorteilhaft gemacht. Die Straßen und Plätze werden abends mit einer Fülle von Licht übergoſſen, und bei der Billigkeit der Konſum-Tarife haben viele Privatleute ihr Haus mit elektriſchen Beleuchtungsanlagen verſehen, und das <TEI> <text> <body> <div n="1"> <div n="2"> <div n="3"> <div n="4"> <p><pb facs="#f0225" n="207"/><fw place="top" type="header">Die elektriſchen Zentralanlagen.</fw><lb/> ſtellen müſſen. Zwei Paar Hauptkabel führen den Strom zu einem<lb/> Hauptverteilungskaſten, von dem ſich die Fünfleiterkabel abzweigen.<lb/><hi rendition="#aq">L</hi> in der Fig. 148 bedeutet etwa Lampen, die, wie wir ſehen, ſtets<lb/> nur zwiſchen zwei benachbarte Leitungen eingeſchaltet ſind, zwiſchen<lb/> denen der Strom nur ein Viertel der Geſamtſpannung hat, welche<lb/> die Zentrale liefert. Aber was bedeuten die am Ende der Leitung<lb/> gezeichneten Kreiſe? Es ſind noch weitere Dynamomaſchinen, welche<lb/> ſich in einer beſonderen Ausgleich- und Reſerveſtation befinden, und<lb/> durch welche eben der Ausgleich der Spannung in dem ganzen<lb/> Stromnetze derartig hergeſtellt wird, daß jeder von den vier ver-<lb/> ſchiedenen Gruppen, auch wenn in ihnen nicht gleich viele Lampen<lb/> brennen oder Maſchinen arbeiten, die nämliche Spannung verbleibt.<lb/> Alle vier Maſchinen ſind gezwungen, ſich um eine gemeinſame Achſe<lb/> zu drehen, der ihnen zugeführte Strom iſt freilich ein verſchiedener,<lb/> und ſie würden ſich auch mit verſchiedener Geſchwindigkeit drehen,<lb/> wenn ſie eben nicht unter dem genannten Zwange ſtänden. Aus<lb/> dieſem Zwange aber entſteht das Beſtreben, die Spannung zwiſchen<lb/> je zwei einander benachbarten Leitern auszugleichen. Ihnen iſt dann<lb/> natürlich noch weiterer Strom zu entnehmen, der zur Ladung einer in<lb/> dem Raume daneben angebrachten Sekundärbatterie verwendet wird.<lb/> Dieſelbe iſt ſo ſtark, daß ſie für ſich allein vier Stunden lang einen<lb/> Strom von 100 Amp<hi rendition="#aq">è</hi>re Stärke liefern könnte. Von den Hauptleitungen<lb/> ſind weiter die Nebenſtröme zur Verſorgung von Häuſern abgezweigt.</p><lb/> <p>Bei der geringen Spannung iſt von dieſen eine Schädigung nicht<lb/> zu erwarten, wohl aber kann ein unglücklicher Zufall die Stromſtärke<lb/> in ihnen einmal ſo erhöhen, daß ſie ſich zu ſtark erwärmen und damit<lb/> Feuersgefahr für das Haus bringen. Es braucht kaum geſagt zu<lb/> werden, daß auch dagegen hier — wie überall — Vorſorge getroffen<lb/> iſt durch ſogenannte Bleiſicherungen.<lb/> Wir ſehen eine ſolche in der Fig. 149.<lb/> Es iſt nichts als ein in die Leitung<lb/> eingeſchaltetes Stück Blei. Dieſes<lb/> hat eine viel geringere Leitfähigkeit<lb/> für den Strom als das Kupfer,<lb/> wird ſich alſo beim Durchgange<lb/> deſſelben ſtärker erhitzen, und man<lb/> kann es ſo einrichten, daß es gerade<lb/> dann ſchmilzt, wenn der Strom<lb/><figure><head>Fig. 149. </head><p>Bleiſicherung.</p></figure><lb/> eine gewiſſe nicht zuläſſige Stärke erreicht. Damit wird aber dieſer<lb/> unterbrochen und kann nun keinen weiteren Schaden anrichten. Die<lb/> zur Verfügung ſtehenden billigen Kräfte haben die Einrichtungen<lb/> für die Stadt Trient äußerſt vorteilhaft gemacht. Die Straßen<lb/> und Plätze werden abends mit einer Fülle von Licht übergoſſen,<lb/> und bei der Billigkeit der Konſum-Tarife haben viele Privatleute<lb/> ihr Haus mit elektriſchen Beleuchtungsanlagen verſehen, und das<lb/></p> </div> </div> </div> </div> </body> </text> </TEI> [207/0225]
Die elektriſchen Zentralanlagen.
ſtellen müſſen. Zwei Paar Hauptkabel führen den Strom zu einem
Hauptverteilungskaſten, von dem ſich die Fünfleiterkabel abzweigen.
L in der Fig. 148 bedeutet etwa Lampen, die, wie wir ſehen, ſtets
nur zwiſchen zwei benachbarte Leitungen eingeſchaltet ſind, zwiſchen
denen der Strom nur ein Viertel der Geſamtſpannung hat, welche
die Zentrale liefert. Aber was bedeuten die am Ende der Leitung
gezeichneten Kreiſe? Es ſind noch weitere Dynamomaſchinen, welche
ſich in einer beſonderen Ausgleich- und Reſerveſtation befinden, und
durch welche eben der Ausgleich der Spannung in dem ganzen
Stromnetze derartig hergeſtellt wird, daß jeder von den vier ver-
ſchiedenen Gruppen, auch wenn in ihnen nicht gleich viele Lampen
brennen oder Maſchinen arbeiten, die nämliche Spannung verbleibt.
Alle vier Maſchinen ſind gezwungen, ſich um eine gemeinſame Achſe
zu drehen, der ihnen zugeführte Strom iſt freilich ein verſchiedener,
und ſie würden ſich auch mit verſchiedener Geſchwindigkeit drehen,
wenn ſie eben nicht unter dem genannten Zwange ſtänden. Aus
dieſem Zwange aber entſteht das Beſtreben, die Spannung zwiſchen
je zwei einander benachbarten Leitern auszugleichen. Ihnen iſt dann
natürlich noch weiterer Strom zu entnehmen, der zur Ladung einer in
dem Raume daneben angebrachten Sekundärbatterie verwendet wird.
Dieſelbe iſt ſo ſtark, daß ſie für ſich allein vier Stunden lang einen
Strom von 100 Ampère Stärke liefern könnte. Von den Hauptleitungen
ſind weiter die Nebenſtröme zur Verſorgung von Häuſern abgezweigt.
Bei der geringen Spannung iſt von dieſen eine Schädigung nicht
zu erwarten, wohl aber kann ein unglücklicher Zufall die Stromſtärke
in ihnen einmal ſo erhöhen, daß ſie ſich zu ſtark erwärmen und damit
Feuersgefahr für das Haus bringen. Es braucht kaum geſagt zu
werden, daß auch dagegen hier — wie überall — Vorſorge getroffen
iſt durch ſogenannte Bleiſicherungen.
Wir ſehen eine ſolche in der Fig. 149.
Es iſt nichts als ein in die Leitung
eingeſchaltetes Stück Blei. Dieſes
hat eine viel geringere Leitfähigkeit
für den Strom als das Kupfer,
wird ſich alſo beim Durchgange
deſſelben ſtärker erhitzen, und man
kann es ſo einrichten, daß es gerade
dann ſchmilzt, wenn der Strom
[Abbildung Fig. 149. Bleiſicherung.]
eine gewiſſe nicht zuläſſige Stärke erreicht. Damit wird aber dieſer
unterbrochen und kann nun keinen weiteren Schaden anrichten. Die
zur Verfügung ſtehenden billigen Kräfte haben die Einrichtungen
für die Stadt Trient äußerſt vorteilhaft gemacht. Die Straßen
und Plätze werden abends mit einer Fülle von Licht übergoſſen,
und bei der Billigkeit der Konſum-Tarife haben viele Privatleute
ihr Haus mit elektriſchen Beleuchtungsanlagen verſehen, und das
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