versorgung. In Trient kann z. B. jeder Schuhmacher einen Teil seines Betriebes durch die in dem Fersina niederstürzenden Wassermengen leisten. Auf der Frankfurter Ausstellung waren eine Molkerei und eine Schuhfabrik mit elektrischer Kraft versehen, und die vielseitige Verwendung der Elektromotoren wurde an dem Beispiel eines Berg- werks gezeigt. Nicht nur die Grubenpumpen, wie sie z. B. in Japan im Gebrauche sind, waren ausgestellt; eine Gesteinsbohrmaschine, die in der Minute 340 Umdrehungen voll- bringt, konnte bei einer Leistungsfähigkeit von einer Pferdestärke in dieser Zeit ein Bohrloch von 12 ccm Inhalt in festem Granit ausbohren. Ein Ventilator, in Bergwerken ein äußerst wichtiges Instru- ment, war mit einem Motor ähnlich ver- bunden, wie wir dies in Fig. 152 an einem von der Allgemeinen Elektrizitäts- Gesellschaft gelieferten Ventilator zeigen. So wirkt die jetzt allgegenwärtige Freundin der Kulturmenschheit, die Elektrizität, zur Reinerhaltung der von uns zu atmenden Luft und hat damit eine hohe hygienische Bedeutung. Wir können die verschiedenen Verrichtungen der Elektromotoren nicht
[Abbildung]
Fig. 152.
Elektromotor mit Ventilator der Allgemeinen Elektrizitäts-Gesellschaft.
alle aufzählen, aber einige wollen wir hervorheben, um in der Auswahl einen Begriff von den mannigfachen Anwendungen desselben zu geben.
Die Fig. 153 zeigt eine von der eben genannten Gesellschaft gebaute Bohrmaschine. Sie hat vor den gewöhnlichen Maschinen dieser Art den besonderen Vorzug, daß sie auf einem zweirädrigen Wagen in der Werk- statt überallhin gefahren werden kann, wo sie gerade gebraucht wird. Diese muß natürlich mit elektrischem Betriebe versehen sein. Das linker Hand aufgewickelt gezeichnete Kabel leitet den Strom auf den in der Mitte gezeichneten Elektromotor, und dieser überträgt seine Bewegung auf den rechts hinten zum Vorschein kommenden Schlüssel, in welchem der Bohrer sitzt. Dieser läßt sich mit Leichtigkeit ohne eine Verschiebung des Motors in jede gewünschte Lage bringen, wo er eben arbeiten soll. Es hat keine Schwierigkeit, bei einer Zahl von 195 Umdrehungen in der Minute, Löcher bis zu vier Zentimeter Durchmesser zu bohren. Das bisher unentbehrliche Faktotum des Orgelspielers, der Bälgetreter wird über- flüssig werden, nachdem bereits eine New-Yorker Kirche den geräuschlos arbeitenden und stets mit voller Kraft einsetzenden Elektromotor in ihren Dienst gestellt hat. Die Dampfspritze wird der durch die Ge- brüder Siemens in London eingeführten elektrischen Feuerspritze weichen, welche überall, wo ein Anschluß an ein Elektrizitätswerk durch ein mitgeführtes Kabel zu erreichen ist, in Funktion wird treten können. Die Deutsche Warte ist die erste Zeitung, deren Pressen durch Elektrizität
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Die Elektromotoren.
verſorgung. In Trient kann z. B. jeder Schuhmacher einen Teil ſeines Betriebes durch die in dem Ferſina niederſtürzenden Waſſermengen leiſten. Auf der Frankfurter Ausſtellung waren eine Molkerei und eine Schuhfabrik mit elektriſcher Kraft verſehen, und die vielſeitige Verwendung der Elektromotoren wurde an dem Beiſpiel eines Berg- werks gezeigt. Nicht nur die Grubenpumpen, wie ſie z. B. in Japan im Gebrauche ſind, waren ausgeſtellt; eine Geſteinsbohrmaſchine, die in der Minute 340 Umdrehungen voll- bringt, konnte bei einer Leiſtungsfähigkeit von einer Pferdeſtärke in dieſer Zeit ein Bohrloch von 12 ccm Inhalt in feſtem Granit ausbohren. Ein Ventilator, in Bergwerken ein äußerſt wichtiges Inſtru- ment, war mit einem Motor ähnlich ver- bunden, wie wir dies in Fig. 152 an einem von der Allgemeinen Elektrizitäts- Geſellſchaft gelieferten Ventilator zeigen. So wirkt die jetzt allgegenwärtige Freundin der Kulturmenſchheit, die Elektrizität, zur Reinerhaltung der von uns zu atmenden Luft und hat damit eine hohe hygieniſche Bedeutung. Wir können die verſchiedenen Verrichtungen der Elektromotoren nicht
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Fig. 152.
Elektromotor mit Ventilator der Allgemeinen Elektrizitäts-Geſellſchaft.
alle aufzählen, aber einige wollen wir hervorheben, um in der Auswahl einen Begriff von den mannigfachen Anwendungen desſelben zu geben.
Die Fig. 153 zeigt eine von der eben genannten Geſellſchaft gebaute Bohrmaſchine. Sie hat vor den gewöhnlichen Maſchinen dieſer Art den beſonderen Vorzug, daß ſie auf einem zweirädrigen Wagen in der Werk- ſtatt überallhin gefahren werden kann, wo ſie gerade gebraucht wird. Dieſe muß natürlich mit elektriſchem Betriebe verſehen ſein. Das linker Hand aufgewickelt gezeichnete Kabel leitet den Strom auf den in der Mitte gezeichneten Elektromotor, und dieſer überträgt ſeine Bewegung auf den rechts hinten zum Vorſchein kommenden Schlüſſel, in welchem der Bohrer ſitzt. Dieſer läßt ſich mit Leichtigkeit ohne eine Verſchiebung des Motors in jede gewünſchte Lage bringen, wo er eben arbeiten ſoll. Es hat keine Schwierigkeit, bei einer Zahl von 195 Umdrehungen in der Minute, Löcher bis zu vier Zentimeter Durchmeſſer zu bohren. Das bisher unentbehrliche Faktotum des Orgelſpielers, der Bälgetreter wird über- flüſſig werden, nachdem bereits eine New-Yorker Kirche den geräuſchlos arbeitenden und ſtets mit voller Kraft einſetzenden Elektromotor in ihren Dienſt geſtellt hat. Die Dampfſpritze wird der durch die Ge- brüder Siemens in London eingeführten elektriſchen Feuerſpritze weichen, welche überall, wo ein Anſchluß an ein Elektrizitätswerk durch ein mitgeführtes Kabel zu erreichen iſt, in Funktion wird treten können. Die Deutſche Warte iſt die erſte Zeitung, deren Preſſen durch Elektrizität
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Die Elektromotoren.
verſorgung. In Trient kann z. B. jeder Schuhmacher einen Teil ſeines
Betriebes durch die in dem Ferſina niederſtürzenden Waſſermengen
leiſten. Auf der Frankfurter Ausſtellung waren eine Molkerei und
eine Schuhfabrik mit elektriſcher Kraft verſehen, und die vielſeitige
Verwendung der Elektromotoren wurde an dem Beiſpiel eines Berg-
werks gezeigt. Nicht nur die Grubenpumpen, wie ſie z. B. in Japan
im Gebrauche ſind, waren ausgeſtellt; eine Geſteinsbohrmaſchine, die
in der Minute 340 Umdrehungen voll-
bringt, konnte bei einer Leiſtungsfähigkeit
von einer Pferdeſtärke in dieſer Zeit ein
Bohrloch von 12 ccm Inhalt in feſtem
Granit ausbohren. Ein Ventilator, in
Bergwerken ein äußerſt wichtiges Inſtru-
ment, war mit einem Motor ähnlich ver-
bunden, wie wir dies in Fig. 152 an
einem von der Allgemeinen Elektrizitäts-
Geſellſchaft gelieferten Ventilator zeigen.
So wirkt die jetzt allgegenwärtige Freundin
der Kulturmenſchheit, die Elektrizität, zur
Reinerhaltung der von uns zu atmenden
Luft und hat damit eine hohe hygieniſche
Bedeutung. Wir können die verſchiedenen
Verrichtungen der Elektromotoren nicht
[Abbildung Fig. 152.
Elektromotor mit Ventilator
der Allgemeinen Elektrizitäts-Geſellſchaft.]
alle aufzählen, aber einige wollen wir hervorheben, um in der Auswahl
einen Begriff von den mannigfachen Anwendungen desſelben zu geben.
Die Fig. 153 zeigt eine von der eben genannten Geſellſchaft gebaute
Bohrmaſchine. Sie hat vor den gewöhnlichen Maſchinen dieſer Art den
beſonderen Vorzug, daß ſie auf einem zweirädrigen Wagen in der Werk-
ſtatt überallhin gefahren werden kann, wo ſie gerade gebraucht wird. Dieſe
muß natürlich mit elektriſchem Betriebe verſehen ſein. Das linker Hand
aufgewickelt gezeichnete Kabel leitet den Strom auf den in der Mitte
gezeichneten Elektromotor, und dieſer überträgt ſeine Bewegung auf den
rechts hinten zum Vorſchein kommenden Schlüſſel, in welchem der Bohrer
ſitzt. Dieſer läßt ſich mit Leichtigkeit ohne eine Verſchiebung des Motors
in jede gewünſchte Lage bringen, wo er eben arbeiten ſoll. Es hat
keine Schwierigkeit, bei einer Zahl von 195 Umdrehungen in der
Minute, Löcher bis zu vier Zentimeter Durchmeſſer zu bohren. Das bisher
unentbehrliche Faktotum des Orgelſpielers, der Bälgetreter wird über-
flüſſig werden, nachdem bereits eine New-Yorker Kirche den geräuſchlos
arbeitenden und ſtets mit voller Kraft einſetzenden Elektromotor in
ihren Dienſt geſtellt hat. Die Dampfſpritze wird der durch die Ge-
brüder Siemens in London eingeführten elektriſchen Feuerſpritze weichen,
welche überall, wo ein Anſchluß an ein Elektrizitätswerk durch ein
mitgeführtes Kabel zu erreichen iſt, in Funktion wird treten können.
Die Deutſche Warte iſt die erſte Zeitung, deren Preſſen durch Elektrizität
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Samter, Heinrich: Das Reich der Erfindungen. Berlin, 1896, S. 211. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/samter_erfindungen_1896/229>, abgerufen am 26.11.2024.
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