Eisenblättchen anzuziehen, wozu er früher nicht fähig war. Wir schließen, daß der Druck auf die Kohlen den Widerstand derselben vermindert. Clerac hatte Kohlenstücke innerhalb einer Röhre in den Stromkreis eingeschaltet. Durch festeres Anziehen einer Schraube konnte er die Kohle immer stärker zusammenpressen und damit den Widerstand des Stromkreises beliebig vermindern. Aber die Schraube blieb auf dem Punkte stehen, bis zu dem sie angezogen war, wenn sie nicht für einen späteren Versuch eine andere Stellung erhielt: daß die Kohle von Zeit zu Zeit Änderungen erfahren könne, daß sie eine ausgezeichnete Fähigkeit besitze, ihr Leitungsvermögen bei den leisesten Stößen zu ändern, das wußte man vor Edison noch nicht, und es bleibt ihm das Verdienst, diese für die Verbesserung des Telephons wichtige Entdeckung gemacht zu haben. Sie führte ihn zur Abänderung des Fernsprechers. Fast zu gleicher Zeit war dieselbe Entdeckung selbstständig 1878 von Dr. Robert Lüdtge in Berlin, von dem Ameri- kaner Hughes und von dem Erfinder des Grammophons E. Berliner 1877 gemacht worden und hatte alle vier zur Erfindung eines Mikrophons geführt.
Die Fig. 164 zeigt eines, welches man mit den einfachsten Mitteln herstellen kann. Wir sehen hier ein hölzernes Kästchen, das
[Abbildung]
Fig. 164.
Mikrophon.
in seiner Wirkung den Resonanzböden der musikalischen Instrumente gleicht, zwei darüber gelegte Kohlenstäbchen sind in der gezeichneten Art mit den Polen eines galvanischen Elements E und den Schrauben eines Telephons T verbunden. So lange nun vollständige Ruhe herrscht und nichts das Kästchen A erschüttert, bleibt auch überall der Wider- stand derselbe, der Strom ändert sich nicht, und am Telephon ist nichts
Die elektriſchen Erfindungen.
Eiſenblättchen anzuziehen, wozu er früher nicht fähig war. Wir ſchließen, daß der Druck auf die Kohlen den Widerſtand derſelben vermindert. Clerac hatte Kohlenſtücke innerhalb einer Röhre in den Stromkreis eingeſchaltet. Durch feſteres Anziehen einer Schraube konnte er die Kohle immer ſtärker zuſammenpreſſen und damit den Widerſtand des Stromkreiſes beliebig vermindern. Aber die Schraube blieb auf dem Punkte ſtehen, bis zu dem ſie angezogen war, wenn ſie nicht für einen ſpäteren Verſuch eine andere Stellung erhielt: daß die Kohle von Zeit zu Zeit Änderungen erfahren könne, daß ſie eine ausgezeichnete Fähigkeit beſitze, ihr Leitungsvermögen bei den leiſeſten Stößen zu ändern, das wußte man vor Ediſon noch nicht, und es bleibt ihm das Verdienſt, dieſe für die Verbeſſerung des Telephons wichtige Entdeckung gemacht zu haben. Sie führte ihn zur Abänderung des Fernſprechers. Faſt zu gleicher Zeit war dieſelbe Entdeckung ſelbſtſtändig 1878 von Dr. Robert Lüdtge in Berlin, von dem Ameri- kaner Hughes und von dem Erfinder des Grammophons E. Berliner 1877 gemacht worden und hatte alle vier zur Erfindung eines Mikrophons geführt.
Die Fig. 164 zeigt eines, welches man mit den einfachſten Mitteln herſtellen kann. Wir ſehen hier ein hölzernes Käſtchen, das
[Abbildung]
Fig. 164.
Mikrophon.
in ſeiner Wirkung den Reſonanzböden der muſikaliſchen Inſtrumente gleicht, zwei darüber gelegte Kohlenſtäbchen ſind in der gezeichneten Art mit den Polen eines galvaniſchen Elements E und den Schrauben eines Telephons T verbunden. So lange nun vollſtändige Ruhe herrſcht und nichts das Käſtchen A erſchüttert, bleibt auch überall der Wider- ſtand derſelbe, der Strom ändert ſich nicht, und am Telephon iſt nichts
<TEI><text><body><divn="1"><divn="2"><divn="3"><divn="4"><p><pbfacs="#f0256"n="238"/><fwplace="top"type="header">Die elektriſchen Erfindungen.</fw><lb/>
Eiſenblättchen anzuziehen, wozu er früher nicht fähig war. Wir<lb/>ſchließen, daß der Druck auf die Kohlen den Widerſtand derſelben<lb/>
vermindert. Clerac hatte Kohlenſtücke innerhalb einer Röhre in den<lb/>
Stromkreis eingeſchaltet. Durch feſteres Anziehen einer Schraube<lb/>
konnte er die Kohle immer ſtärker zuſammenpreſſen und damit<lb/>
den Widerſtand des Stromkreiſes beliebig vermindern. Aber die<lb/>
Schraube blieb auf dem Punkte ſtehen, bis zu dem ſie angezogen<lb/>
war, wenn ſie nicht für einen ſpäteren Verſuch eine andere Stellung<lb/>
erhielt: daß die Kohle von Zeit zu Zeit Änderungen erfahren könne, daß<lb/>ſie eine ausgezeichnete Fähigkeit beſitze, ihr Leitungsvermögen bei den<lb/>
leiſeſten Stößen zu ändern, das wußte man vor Ediſon noch nicht, und<lb/>
es bleibt ihm das Verdienſt, dieſe für die Verbeſſerung des Telephons<lb/>
wichtige Entdeckung gemacht zu haben. Sie führte ihn zur Abänderung<lb/>
des Fernſprechers. Faſt zu gleicher Zeit war dieſelbe Entdeckung<lb/>ſelbſtſtändig 1878 von <hirendition="#aq">Dr.</hi> Robert Lüdtge in Berlin, von dem Ameri-<lb/>
kaner Hughes und von dem Erfinder des Grammophons E. Berliner 1877<lb/>
gemacht worden und hatte alle vier zur Erfindung eines Mikrophons<lb/>
geführt.</p><lb/><p>Die Fig. 164 zeigt eines, welches man mit den einfachſten<lb/>
Mitteln herſtellen kann. Wir ſehen hier ein hölzernes Käſtchen, das<lb/><figure><head>Fig. 164. </head><p>Mikrophon.</p></figure><lb/>
in ſeiner Wirkung den Reſonanzböden der muſikaliſchen Inſtrumente<lb/>
gleicht, zwei darüber gelegte Kohlenſtäbchen ſind in der gezeichneten<lb/>
Art mit den Polen eines galvaniſchen Elements <hirendition="#aq">E</hi> und den Schrauben<lb/>
eines Telephons <hirendition="#aq">T</hi> verbunden. So lange nun vollſtändige Ruhe herrſcht<lb/>
und nichts das Käſtchen <hirendition="#aq">A</hi> erſchüttert, bleibt auch überall der Wider-<lb/>ſtand derſelbe, der Strom ändert ſich nicht, und am Telephon iſt nichts<lb/></p></div></div></div></div></body></text></TEI>
[238/0256]
Die elektriſchen Erfindungen.
Eiſenblättchen anzuziehen, wozu er früher nicht fähig war. Wir
ſchließen, daß der Druck auf die Kohlen den Widerſtand derſelben
vermindert. Clerac hatte Kohlenſtücke innerhalb einer Röhre in den
Stromkreis eingeſchaltet. Durch feſteres Anziehen einer Schraube
konnte er die Kohle immer ſtärker zuſammenpreſſen und damit
den Widerſtand des Stromkreiſes beliebig vermindern. Aber die
Schraube blieb auf dem Punkte ſtehen, bis zu dem ſie angezogen
war, wenn ſie nicht für einen ſpäteren Verſuch eine andere Stellung
erhielt: daß die Kohle von Zeit zu Zeit Änderungen erfahren könne, daß
ſie eine ausgezeichnete Fähigkeit beſitze, ihr Leitungsvermögen bei den
leiſeſten Stößen zu ändern, das wußte man vor Ediſon noch nicht, und
es bleibt ihm das Verdienſt, dieſe für die Verbeſſerung des Telephons
wichtige Entdeckung gemacht zu haben. Sie führte ihn zur Abänderung
des Fernſprechers. Faſt zu gleicher Zeit war dieſelbe Entdeckung
ſelbſtſtändig 1878 von Dr. Robert Lüdtge in Berlin, von dem Ameri-
kaner Hughes und von dem Erfinder des Grammophons E. Berliner 1877
gemacht worden und hatte alle vier zur Erfindung eines Mikrophons
geführt.
Die Fig. 164 zeigt eines, welches man mit den einfachſten
Mitteln herſtellen kann. Wir ſehen hier ein hölzernes Käſtchen, das
[Abbildung Fig. 164. Mikrophon.]
in ſeiner Wirkung den Reſonanzböden der muſikaliſchen Inſtrumente
gleicht, zwei darüber gelegte Kohlenſtäbchen ſind in der gezeichneten
Art mit den Polen eines galvaniſchen Elements E und den Schrauben
eines Telephons T verbunden. So lange nun vollſtändige Ruhe herrſcht
und nichts das Käſtchen A erſchüttert, bleibt auch überall der Wider-
ſtand derſelbe, der Strom ändert ſich nicht, und am Telephon iſt nichts
Informationen zur CAB-Ansicht
Diese Ansicht bietet Ihnen die Darstellung des Textes in normalisierter Orthographie.
Diese Textvariante wird vollautomatisch erstellt und kann aufgrund dessen auch Fehler enthalten.
Alle veränderten Wortformen sind grau hinterlegt. Als fremdsprachliches Material erkannte
Textteile sind ausgegraut dargestellt.
Samter, Heinrich: Das Reich der Erfindungen. Berlin, 1896, S. 238. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/samter_erfindungen_1896/256>, abgerufen am 22.11.2024.
Alle Inhalte dieser Seite unterstehen, soweit nicht anders gekennzeichnet, einer
Creative-Commons-Lizenz.
Die Rechte an den angezeigten Bilddigitalisaten, soweit nicht anders gekennzeichnet, liegen bei den besitzenden Bibliotheken.
Weitere Informationen finden Sie in den DTA-Nutzungsbedingungen.
Insbesondere im Hinblick auf die §§ 86a StGB und 130 StGB wird festgestellt, dass die auf
diesen Seiten abgebildeten Inhalte weder in irgendeiner Form propagandistischen Zwecken
dienen, oder Werbung für verbotene Organisationen oder Vereinigungen darstellen, oder
nationalsozialistische Verbrechen leugnen oder verharmlosen, noch zum Zwecke der
Herabwürdigung der Menschenwürde gezeigt werden.
Die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte (in Wort und Bild) dienen im Sinne des
§ 86 StGB Abs. 3 ausschließlich historischen, sozial- oder kulturwissenschaftlichen
Forschungszwecken. Ihre Veröffentlichung erfolgt in der Absicht, Wissen zur Anregung
der intellektuellen Selbstständigkeit und Verantwortungsbereitschaft des Staatsbürgers zu
vermitteln und damit der Förderung seiner Mündigkeit zu dienen.
Zitierempfehlung: Deutsches Textarchiv. Grundlage für ein Referenzkorpus der neuhochdeutschen Sprache. Herausgegeben von der Berlin-Brandenburgischen Akademie der Wissenschaften, Berlin 2024. URL: https://www.deutschestextarchiv.de/.