Samter, Heinrich: Das Reich der Erfindungen. Berlin, 1896.Die Baumaterialien. einen davor angebrachten Abschneideapparat werden die Stücke in dergewünschten Dicke abgeschnitten. So erhält man die ungebrannten Ziegel, die nunmehr in Trockenräume gelangen, heizbare Räume in der Nähe der Ziegelöfen. Diese an der Luft getrockneten Ziegel -- daher Luftsteine genannt -- eignen sich für manche Zwecke, wo sie größerem Drucke, aber nicht der Feuchtigkeit ausgesetzt sind. Sonst müssen sie gebrannt werden. Dabei schmelzen zum Teil die Teilchen, die durch die Anwesen- heit von Kalkstein und Eisenoxyd einen niedrigen Schmelzpunkt besitzen, zusammen. Der Brand geschieht in Feldziegeleien, indem man einfach einen Haufen von passend verteilten Steinen mit einem Lehmbewurf bedeckt und das Feuer in den Räumen entzündet, welche beim Aufstellen freigeblieben sind. Bessere Waare wird stets in Öfen gebrannt und es wird genügen, hier den wohl am meisten eingeführten Ringofen von Hoffmann und Licht zu beschreiben, dessen Erfindung für die Ziegelfabrikation geradezu bahnbrechend gewirkt hat. Was ist ein Ring- ofen? Bei den Öfen, die sonst in diesem Buche beschrieben sind (vgl. Heizung, Metallgewinnung, Kalk) wird das Feuer an einer bestimmten oder auch an mehreren Stellen entzündet und bleibt nun an diesen brennen, so lange es eben nötig erscheint. Was dazu gehört, das Feuer in Gang zu erhalten, wie man der atmosphärischen Luft den Zutritt gestattet, das ist alles in dem Abschnitte über die Heizung nachzulesen. Beim Ringofen aber brennt das Feuer nicht immer an demselben Platze; es wandert vielmehr im Kreise herum, heute ist es hier und morgen einige Meter weiter an einer anderen Stelle des langen für die Feuerung besummten Kanals. Wie lange das Brennen dauert, das hängt dann natürlich von der Länge eben dieser Feuerungsringe und von der Schnelligkeit ab, mit der das Feuer in denselben voranschreitet. Die überschüssige Hitze wird infolge dessen nicht unmittelbar in den Schorn- stein übergeführt, sondern erst, nachdem sie noch einen guten Teil des [Abbildung]
Fig. 177. Kanals mit erwärmt hat. Der Kanal ist nun vonRingofen von rundem Kreis- oder Ovalform, jetzt meist von viereckiger Gestalt, immer in sich zurücklaufend. In der Fig. 177 sehen wir ihn in der ersten Gestalt. Wir erblicken die zwölf Einsatzöffnungen in der Außen- wand und diejenigen für den Rauchabzug in der inneren. Die Mitte nimmt der Schornstein ein, dem der Rauch durch Kanäle zugeführt wird. Die Figuren 178 bis 180 stellen dagegen einen Ring- ofen von neuerer Form dar. Wir sehen, mit den Zahlen von 1 bis 16 bezeichnet, ebenso viele Ab- schnitte des viereckigen Kanals, der eigentlich aus zwei parallelen, zwischen den Teilen 8 und 9, sowie 16 und 1 mit einander zusammenhängenden Gängen besteht. Nehmen wir an, daß augenblicklich gar zu brennendes Material sich in der Abteilung 6 des Ofens befinde, so wird das in den fünf ersten Abschnitten vorhandene auf dem Wege der Abkühlung sein. Die Baumaterialien. einen davor angebrachten Abſchneideapparat werden die Stücke in dergewünſchten Dicke abgeſchnitten. So erhält man die ungebrannten Ziegel, die nunmehr in Trockenräume gelangen, heizbare Räume in der Nähe der Ziegelöfen. Dieſe an der Luft getrockneten Ziegel — daher Luftſteine genannt — eignen ſich für manche Zwecke, wo ſie größerem Drucke, aber nicht der Feuchtigkeit ausgeſetzt ſind. Sonſt müſſen ſie gebrannt werden. Dabei ſchmelzen zum Teil die Teilchen, die durch die Anweſen- heit von Kalkſtein und Eiſenoxyd einen niedrigen Schmelzpunkt beſitzen, zuſammen. Der Brand geſchieht in Feldziegeleien, indem man einfach einen Haufen von paſſend verteilten Steinen mit einem Lehmbewurf bedeckt und das Feuer in den Räumen entzündet, welche beim Aufſtellen freigeblieben ſind. Beſſere Waare wird ſtets in Öfen gebrannt und es wird genügen, hier den wohl am meiſten eingeführten Ringofen von Hoffmann und Licht zu beſchreiben, deſſen Erfindung für die Ziegelfabrikation geradezu bahnbrechend gewirkt hat. Was iſt ein Ring- ofen? Bei den Öfen, die ſonſt in dieſem Buche beſchrieben ſind (vgl. Heizung, Metallgewinnung, Kalk) wird das Feuer an einer beſtimmten oder auch an mehreren Stellen entzündet und bleibt nun an dieſen brennen, ſo lange es eben nötig erſcheint. Was dazu gehört, das Feuer in Gang zu erhalten, wie man der atmoſphäriſchen Luft den Zutritt geſtattet, das iſt alles in dem Abſchnitte über die Heizung nachzuleſen. Beim Ringofen aber brennt das Feuer nicht immer an demſelben Platze; es wandert vielmehr im Kreiſe herum, heute iſt es hier und morgen einige Meter weiter an einer anderen Stelle des langen für die Feuerung beſummten Kanals. Wie lange das Brennen dauert, das hängt dann natürlich von der Länge eben dieſer Feuerungsringe und von der Schnelligkeit ab, mit der das Feuer in denſelben voranſchreitet. Die überſchüſſige Hitze wird infolge deſſen nicht unmittelbar in den Schorn- ſtein übergeführt, ſondern erſt, nachdem ſie noch einen guten Teil des [Abbildung]
Fig. 177. Kanals mit erwärmt hat. Der Kanal iſt nun vonRingofen von rundem Kreis- oder Ovalform, jetzt meiſt von viereckiger Geſtalt, immer in ſich zurücklaufend. In der Fig. 177 ſehen wir ihn in der erſten Geſtalt. Wir erblicken die zwölf Einſatzöffnungen in der Außen- wand und diejenigen für den Rauchabzug in der inneren. Die Mitte nimmt der Schornſtein ein, dem der Rauch durch Kanäle zugeführt wird. Die Figuren 178 bis 180 ſtellen dagegen einen Ring- ofen von neuerer Form dar. Wir ſehen, mit den Zahlen von 1 bis 16 bezeichnet, ebenſo viele Ab- ſchnitte des viereckigen Kanals, der eigentlich aus zwei parallelen, zwiſchen den Teilen 8 und 9, ſowie 16 und 1 mit einander zuſammenhängenden Gängen beſteht. Nehmen wir an, daß augenblicklich gar zu brennendes Material ſich in der Abteilung 6 des Ofens befinde, ſo wird das in den fünf erſten Abſchnitten vorhandene auf dem Wege der Abkühlung ſein. <TEI> <text> <body> <div n="1"> <div n="2"> <div n="3"> <p><pb facs="#f0290" n="272"/><fw place="top" type="header">Die Baumaterialien.</fw><lb/> einen davor angebrachten Abſchneideapparat werden die Stücke in der<lb/> gewünſchten Dicke abgeſchnitten. So erhält man die ungebrannten<lb/> Ziegel, die nunmehr in Trockenräume gelangen, heizbare Räume in der<lb/> Nähe der Ziegelöfen. Dieſe an der Luft getrockneten Ziegel — daher<lb/> Luftſteine genannt — eignen ſich für manche Zwecke, wo ſie größerem<lb/> Drucke, aber nicht der Feuchtigkeit ausgeſetzt ſind. Sonſt müſſen ſie gebrannt<lb/> werden. Dabei ſchmelzen zum Teil die Teilchen, die durch die Anweſen-<lb/> heit von Kalkſtein und Eiſenoxyd einen niedrigen Schmelzpunkt beſitzen,<lb/> zuſammen. Der Brand geſchieht in Feldziegeleien, indem man einfach<lb/> einen Haufen von paſſend verteilten Steinen mit einem Lehmbewurf<lb/> bedeckt und das Feuer in den Räumen entzündet, welche beim Aufſtellen<lb/> freigeblieben ſind. Beſſere Waare wird ſtets in Öfen gebrannt und<lb/> es wird genügen, hier den wohl am meiſten eingeführten Ringofen<lb/> von Hoffmann und Licht zu beſchreiben, deſſen Erfindung für die<lb/> Ziegelfabrikation geradezu bahnbrechend gewirkt hat. Was iſt ein Ring-<lb/> ofen? Bei den Öfen, die ſonſt in dieſem Buche beſchrieben ſind (vgl. Heizung,<lb/> Metallgewinnung, Kalk) wird das Feuer an einer beſtimmten oder auch<lb/> an mehreren Stellen entzündet und bleibt nun an dieſen brennen, ſo<lb/> lange es eben nötig erſcheint. Was dazu gehört, das Feuer in Gang<lb/> zu erhalten, wie man der atmoſphäriſchen Luft den Zutritt geſtattet,<lb/> das iſt alles in dem Abſchnitte über die Heizung nachzuleſen. Beim<lb/> Ringofen aber brennt das Feuer nicht immer an demſelben Platze; es<lb/> wandert vielmehr im Kreiſe herum, heute iſt es hier und morgen einige<lb/> Meter weiter an einer anderen Stelle des langen für die Feuerung<lb/> beſummten Kanals. Wie lange das Brennen dauert, das hängt dann<lb/> natürlich von der Länge eben dieſer Feuerungsringe und von der<lb/> Schnelligkeit ab, mit der das Feuer in denſelben voranſchreitet. Die<lb/> überſchüſſige Hitze wird infolge deſſen nicht unmittelbar in den Schorn-<lb/> ſtein übergeführt, ſondern erſt, nachdem ſie noch einen guten Teil des<lb/><figure><head>Fig. 177.</head><lb/><p>Ringofen von rundem<lb/> Querſchnitt.</p></figure><lb/> Kanals mit erwärmt hat. Der Kanal iſt nun von<lb/> Kreis- oder Ovalform, jetzt meiſt von viereckiger<lb/> Geſtalt, immer in ſich zurücklaufend. In der<lb/> Fig. 177 ſehen wir ihn in der erſten Geſtalt. Wir<lb/> erblicken die zwölf Einſatzöffnungen in der Außen-<lb/> wand und diejenigen für den Rauchabzug in der<lb/> inneren. Die Mitte nimmt der Schornſtein ein,<lb/> dem der Rauch durch Kanäle zugeführt wird. Die<lb/> Figuren 178 bis 180 ſtellen dagegen einen Ring-<lb/> ofen von neuerer Form dar. Wir ſehen, mit den<lb/> Zahlen von 1 bis 16 bezeichnet, ebenſo viele Ab-<lb/> ſchnitte des viereckigen Kanals, der eigentlich aus zwei parallelen, zwiſchen<lb/> den Teilen 8 und 9, ſowie 16 und 1 mit einander zuſammenhängenden<lb/> Gängen beſteht. Nehmen wir an, daß augenblicklich gar zu brennendes<lb/> Material ſich in der Abteilung 6 des Ofens befinde, ſo wird das in den<lb/> fünf erſten Abſchnitten vorhandene auf dem Wege der Abkühlung ſein.<lb/></p> </div> </div> </div> </body> </text> </TEI> [272/0290]
Die Baumaterialien.
einen davor angebrachten Abſchneideapparat werden die Stücke in der
gewünſchten Dicke abgeſchnitten. So erhält man die ungebrannten
Ziegel, die nunmehr in Trockenräume gelangen, heizbare Räume in der
Nähe der Ziegelöfen. Dieſe an der Luft getrockneten Ziegel — daher
Luftſteine genannt — eignen ſich für manche Zwecke, wo ſie größerem
Drucke, aber nicht der Feuchtigkeit ausgeſetzt ſind. Sonſt müſſen ſie gebrannt
werden. Dabei ſchmelzen zum Teil die Teilchen, die durch die Anweſen-
heit von Kalkſtein und Eiſenoxyd einen niedrigen Schmelzpunkt beſitzen,
zuſammen. Der Brand geſchieht in Feldziegeleien, indem man einfach
einen Haufen von paſſend verteilten Steinen mit einem Lehmbewurf
bedeckt und das Feuer in den Räumen entzündet, welche beim Aufſtellen
freigeblieben ſind. Beſſere Waare wird ſtets in Öfen gebrannt und
es wird genügen, hier den wohl am meiſten eingeführten Ringofen
von Hoffmann und Licht zu beſchreiben, deſſen Erfindung für die
Ziegelfabrikation geradezu bahnbrechend gewirkt hat. Was iſt ein Ring-
ofen? Bei den Öfen, die ſonſt in dieſem Buche beſchrieben ſind (vgl. Heizung,
Metallgewinnung, Kalk) wird das Feuer an einer beſtimmten oder auch
an mehreren Stellen entzündet und bleibt nun an dieſen brennen, ſo
lange es eben nötig erſcheint. Was dazu gehört, das Feuer in Gang
zu erhalten, wie man der atmoſphäriſchen Luft den Zutritt geſtattet,
das iſt alles in dem Abſchnitte über die Heizung nachzuleſen. Beim
Ringofen aber brennt das Feuer nicht immer an demſelben Platze; es
wandert vielmehr im Kreiſe herum, heute iſt es hier und morgen einige
Meter weiter an einer anderen Stelle des langen für die Feuerung
beſummten Kanals. Wie lange das Brennen dauert, das hängt dann
natürlich von der Länge eben dieſer Feuerungsringe und von der
Schnelligkeit ab, mit der das Feuer in denſelben voranſchreitet. Die
überſchüſſige Hitze wird infolge deſſen nicht unmittelbar in den Schorn-
ſtein übergeführt, ſondern erſt, nachdem ſie noch einen guten Teil des
[Abbildung Fig. 177.
Ringofen von rundem
Querſchnitt.]
Kanals mit erwärmt hat. Der Kanal iſt nun von
Kreis- oder Ovalform, jetzt meiſt von viereckiger
Geſtalt, immer in ſich zurücklaufend. In der
Fig. 177 ſehen wir ihn in der erſten Geſtalt. Wir
erblicken die zwölf Einſatzöffnungen in der Außen-
wand und diejenigen für den Rauchabzug in der
inneren. Die Mitte nimmt der Schornſtein ein,
dem der Rauch durch Kanäle zugeführt wird. Die
Figuren 178 bis 180 ſtellen dagegen einen Ring-
ofen von neuerer Form dar. Wir ſehen, mit den
Zahlen von 1 bis 16 bezeichnet, ebenſo viele Ab-
ſchnitte des viereckigen Kanals, der eigentlich aus zwei parallelen, zwiſchen
den Teilen 8 und 9, ſowie 16 und 1 mit einander zuſammenhängenden
Gängen beſteht. Nehmen wir an, daß augenblicklich gar zu brennendes
Material ſich in der Abteilung 6 des Ofens befinde, ſo wird das in den
fünf erſten Abſchnitten vorhandene auf dem Wege der Abkühlung ſein.
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