Flüssige Beleuchtungsstoffe; Beleuchtung mit Lampen.
zu vertreiben und das Eiweiß zum Gerinnen zu bringen, erwärmt wird. Die gequetschten Samen werden unter dem Mühlstein fein gemahlen und das Mehl, angewärmt in Preßtücher eingeschlagen, unter die Presse -- am besten eine hydraulische -- gebracht. Das Öl rinnt von den Preßplatten herunter und sammelt sich in einem Reservoir. Die Aus- beute beträgt zwischen 16 und 50 %.
Das rohe Öl muß einem Läuterungsprozeß unterworfen werden, um es von den noch in ihm enthaltenen, beim Brennen schädlich wir- kenden Verunreinigungen zu befreien. Zu diesem Zwecke wird das Öl, bis auf 60--70° C. erwärmt, in horizontal liegende Fässer gebracht, in welchen sich eine Flügelwelle dreht. Dann läßt man, unter fort- währendem Bewegen der Welle, 1--1 1/2 prozentige Schwefelsäure im dünnen Strahl hinzulaufen. Die Säure verkohlt die Verunreinigungen, welche sich infolge dessen als dunkle Flocken absetzen. Dann unter- bricht man den Prozeß und reinigt das Öl durch Zusatz von warmem Wasser möglichst vollständig von der anhängenden Schwefelsäure. Die letzten Spuren derselben werden durch Kreidewasser und einem Dampf- strom entfernt, das Öl geklärt und in die Transportgefäße geleitet.
Das Petroleum (Erdöl, Steinöl, Naphta) ist eine mineralisch vorkommende, leichter oder schwerer entzündliche Flüssigkeit von sehr wechselnder Zusammensetzung. Sie besteht aus einem Gemisch von sehr zahlreichen Kohlenwasserstoffen, die in ganz verschiedenen Mengen auftreten können, so daß sich schon hieraus die verschiedenen Eigen- schaften der einzelnen Sorten erklären. Die Fundorte sind sehr ver- breitet; zuweilen liegen sie in der Nähe vulkanischer Gebiete, meist aber in gewöhnlichen geschichteten Gesteinen. Das Erdöl stammt zum Teil aus den ältesten, zum Teil wieder gerade aus den jüngsten Erdforma- tionen. Es durchdringt die Zwischenräume der Gesteinschichten, er- füllt Spalten und Klüfte und sammelt sich in den verschiedensten Tiefen, in denen es durch Bohrung erreicht wird. Meist findet es sich mit brennbaren Gasen zugleich vor und steht dann, wie diese selbst, unter hohem Druck. Trifft dann die Bohrung zunächst den Gasraum, so entweichen große Mengen brennbarer Gase, welche unter dem Namen "Naturgas" häufig zur Beleuchtung gebraucht werden, und das Öl muß dann durch Pumpen gehoben werden. Erreicht man dagegen beim Bohren zuerst die Ölschicht, so sprudelt das Erdöl, durch den gewaltigen Gasdruck emporgetrieben als Springquell aus dem Bohrloch auf. Die größten Mengen werden in Nordamerika gewonnen, in welchem Erdteil sich eine reiche Zone von der Südwest- grenze Pennsylvaniens, quer durch diesen Staat und durch den Staat New-York in nordöstlicher Richtung erstreckt. Dieser Distrikt ergab zu Anfang der achtziger Jahre täglich die ungeheure Menge von über 60000 Barrels. Außer den genannten Staaten liefern auch Ohio, Kentucky und Kalifornien Erdöl; ebenso bestimmte Distrikte von Kanada und eine ganze Anzahl von Gegenden Südamerikas. Das wichtigste
Das Buch der Erfindungen. 19
Flüſſige Beleuchtungsſtoffe; Beleuchtung mit Lampen.
zu vertreiben und das Eiweiß zum Gerinnen zu bringen, erwärmt wird. Die gequetſchten Samen werden unter dem Mühlſtein fein gemahlen und das Mehl, angewärmt in Preßtücher eingeſchlagen, unter die Preſſe — am beſten eine hydrauliſche — gebracht. Das Öl rinnt von den Preßplatten herunter und ſammelt ſich in einem Reſervoir. Die Aus- beute beträgt zwiſchen 16 und 50 %.
Das rohe Öl muß einem Läuterungsprozeß unterworfen werden, um es von den noch in ihm enthaltenen, beim Brennen ſchädlich wir- kenden Verunreinigungen zu befreien. Zu dieſem Zwecke wird das Öl, bis auf 60—70° C. erwärmt, in horizontal liegende Fäſſer gebracht, in welchen ſich eine Flügelwelle dreht. Dann läßt man, unter fort- währendem Bewegen der Welle, 1—1 ½ prozentige Schwefelſäure im dünnen Strahl hinzulaufen. Die Säure verkohlt die Verunreinigungen, welche ſich infolge deſſen als dunkle Flocken abſetzen. Dann unter- bricht man den Prozeß und reinigt das Öl durch Zuſatz von warmem Waſſer möglichſt vollſtändig von der anhängenden Schwefelſäure. Die letzten Spuren derſelben werden durch Kreidewaſſer und einem Dampf- ſtrom entfernt, das Öl geklärt und in die Transportgefäße geleitet.
Das Petroleum (Erdöl, Steinöl, Naphta) iſt eine mineraliſch vorkommende, leichter oder ſchwerer entzündliche Flüſſigkeit von ſehr wechſelnder Zuſammenſetzung. Sie beſteht aus einem Gemiſch von ſehr zahlreichen Kohlenwaſſerſtoffen, die in ganz verſchiedenen Mengen auftreten können, ſo daß ſich ſchon hieraus die verſchiedenen Eigen- ſchaften der einzelnen Sorten erklären. Die Fundorte ſind ſehr ver- breitet; zuweilen liegen ſie in der Nähe vulkaniſcher Gebiete, meiſt aber in gewöhnlichen geſchichteten Geſteinen. Das Erdöl ſtammt zum Teil aus den älteſten, zum Teil wieder gerade aus den jüngſten Erdforma- tionen. Es durchdringt die Zwiſchenräume der Geſteinſchichten, er- füllt Spalten und Klüfte und ſammelt ſich in den verſchiedenſten Tiefen, in denen es durch Bohrung erreicht wird. Meiſt findet es ſich mit brennbaren Gaſen zugleich vor und ſteht dann, wie dieſe ſelbſt, unter hohem Druck. Trifft dann die Bohrung zunächſt den Gasraum, ſo entweichen große Mengen brennbarer Gaſe, welche unter dem Namen „Naturgas“ häufig zur Beleuchtung gebraucht werden, und das Öl muß dann durch Pumpen gehoben werden. Erreicht man dagegen beim Bohren zuerſt die Ölſchicht, ſo ſprudelt das Erdöl, durch den gewaltigen Gasdruck emporgetrieben als Springquell aus dem Bohrloch auf. Die größten Mengen werden in Nordamerika gewonnen, in welchem Erdteil ſich eine reiche Zone von der Südweſt- grenze Pennſylvaniens, quer durch dieſen Staat und durch den Staat New-York in nordöſtlicher Richtung erſtreckt. Dieſer Diſtrikt ergab zu Anfang der achtziger Jahre täglich die ungeheure Menge von über 60000 Barrels. Außer den genannten Staaten liefern auch Ohio, Kentucky und Kalifornien Erdöl; ebenſo beſtimmte Diſtrikte von Kanada und eine ganze Anzahl von Gegenden Südamerikas. Das wichtigſte
Das Buch der Erfindungen. 19
<TEI><text><body><divn="1"><divn="2"><divn="3"><divn="4"><p><pbfacs="#f0307"n="289"/><fwplace="top"type="header">Flüſſige Beleuchtungsſtoffe; Beleuchtung mit Lampen.</fw><lb/>
zu vertreiben und das Eiweiß zum Gerinnen zu bringen, erwärmt wird.<lb/>
Die gequetſchten Samen werden unter dem Mühlſtein fein gemahlen<lb/>
und das Mehl, angewärmt in Preßtücher eingeſchlagen, unter die Preſſe<lb/>— am beſten eine hydrauliſche — gebracht. Das Öl rinnt von den<lb/>
Preßplatten herunter und ſammelt ſich in einem Reſervoir. Die Aus-<lb/>
beute beträgt zwiſchen 16 und 50 %.</p><lb/><p>Das rohe Öl muß einem Läuterungsprozeß unterworfen werden,<lb/>
um es von den noch in ihm enthaltenen, beim Brennen ſchädlich wir-<lb/>
kenden Verunreinigungen zu befreien. Zu dieſem Zwecke wird das Öl,<lb/>
bis auf 60—70° <hirendition="#aq">C.</hi> erwärmt, in horizontal liegende Fäſſer gebracht,<lb/>
in welchen ſich eine Flügelwelle dreht. Dann läßt man, unter fort-<lb/>
währendem Bewegen der Welle, 1—1 ½ prozentige Schwefelſäure im<lb/>
dünnen Strahl hinzulaufen. Die Säure verkohlt die Verunreinigungen,<lb/>
welche ſich infolge deſſen als dunkle Flocken abſetzen. Dann unter-<lb/>
bricht man den Prozeß und reinigt das Öl durch Zuſatz von warmem<lb/>
Waſſer möglichſt vollſtändig von der anhängenden Schwefelſäure. Die<lb/>
letzten Spuren derſelben werden durch Kreidewaſſer und einem Dampf-<lb/>ſtrom entfernt, das Öl geklärt und in die Transportgefäße geleitet.</p><lb/><p>Das <hirendition="#g">Petroleum</hi> (Erdöl, Steinöl, Naphta) iſt eine mineraliſch<lb/>
vorkommende, leichter oder ſchwerer entzündliche Flüſſigkeit von ſehr<lb/>
wechſelnder Zuſammenſetzung. Sie beſteht aus einem Gemiſch von<lb/>ſehr zahlreichen Kohlenwaſſerſtoffen, die in ganz verſchiedenen Mengen<lb/>
auftreten können, ſo daß ſich ſchon hieraus die verſchiedenen Eigen-<lb/>ſchaften der einzelnen Sorten erklären. Die Fundorte ſind ſehr ver-<lb/>
breitet; zuweilen liegen ſie in der Nähe vulkaniſcher Gebiete, meiſt aber<lb/>
in gewöhnlichen geſchichteten Geſteinen. Das Erdöl ſtammt zum Teil<lb/>
aus den älteſten, zum Teil wieder gerade aus den jüngſten Erdforma-<lb/>
tionen. Es durchdringt die Zwiſchenräume der Geſteinſchichten, er-<lb/>
füllt Spalten und Klüfte und ſammelt ſich in den verſchiedenſten<lb/>
Tiefen, in denen es durch Bohrung erreicht wird. Meiſt findet es<lb/>ſich mit brennbaren Gaſen zugleich vor und ſteht dann, wie dieſe<lb/>ſelbſt, unter hohem Druck. Trifft dann die Bohrung zunächſt den<lb/>
Gasraum, ſo entweichen große Mengen brennbarer Gaſe, welche unter<lb/>
dem Namen „Naturgas“ häufig zur Beleuchtung gebraucht werden,<lb/>
und das Öl muß dann durch Pumpen gehoben werden. Erreicht<lb/>
man dagegen beim Bohren zuerſt die Ölſchicht, ſo ſprudelt das Erdöl,<lb/>
durch den gewaltigen Gasdruck emporgetrieben als Springquell aus<lb/>
dem Bohrloch auf. Die größten Mengen werden in Nordamerika<lb/>
gewonnen, in welchem Erdteil ſich eine reiche Zone von der Südweſt-<lb/>
grenze Pennſylvaniens, quer durch dieſen Staat und durch den Staat<lb/>
New-York in nordöſtlicher Richtung erſtreckt. Dieſer Diſtrikt ergab zu<lb/>
Anfang der achtziger Jahre täglich die ungeheure Menge von über<lb/>
60000 Barrels. Außer den genannten Staaten liefern auch Ohio,<lb/>
Kentucky und Kalifornien Erdöl; ebenſo beſtimmte Diſtrikte von Kanada<lb/>
und eine ganze Anzahl von Gegenden Südamerikas. Das wichtigſte<lb/><fwplace="bottom"type="sig">Das Buch der Erfindungen. 19</fw><lb/></p></div></div></div></div></body></text></TEI>
[289/0307]
Flüſſige Beleuchtungsſtoffe; Beleuchtung mit Lampen.
zu vertreiben und das Eiweiß zum Gerinnen zu bringen, erwärmt wird.
Die gequetſchten Samen werden unter dem Mühlſtein fein gemahlen
und das Mehl, angewärmt in Preßtücher eingeſchlagen, unter die Preſſe
— am beſten eine hydrauliſche — gebracht. Das Öl rinnt von den
Preßplatten herunter und ſammelt ſich in einem Reſervoir. Die Aus-
beute beträgt zwiſchen 16 und 50 %.
Das rohe Öl muß einem Läuterungsprozeß unterworfen werden,
um es von den noch in ihm enthaltenen, beim Brennen ſchädlich wir-
kenden Verunreinigungen zu befreien. Zu dieſem Zwecke wird das Öl,
bis auf 60—70° C. erwärmt, in horizontal liegende Fäſſer gebracht,
in welchen ſich eine Flügelwelle dreht. Dann läßt man, unter fort-
währendem Bewegen der Welle, 1—1 ½ prozentige Schwefelſäure im
dünnen Strahl hinzulaufen. Die Säure verkohlt die Verunreinigungen,
welche ſich infolge deſſen als dunkle Flocken abſetzen. Dann unter-
bricht man den Prozeß und reinigt das Öl durch Zuſatz von warmem
Waſſer möglichſt vollſtändig von der anhängenden Schwefelſäure. Die
letzten Spuren derſelben werden durch Kreidewaſſer und einem Dampf-
ſtrom entfernt, das Öl geklärt und in die Transportgefäße geleitet.
Das Petroleum (Erdöl, Steinöl, Naphta) iſt eine mineraliſch
vorkommende, leichter oder ſchwerer entzündliche Flüſſigkeit von ſehr
wechſelnder Zuſammenſetzung. Sie beſteht aus einem Gemiſch von
ſehr zahlreichen Kohlenwaſſerſtoffen, die in ganz verſchiedenen Mengen
auftreten können, ſo daß ſich ſchon hieraus die verſchiedenen Eigen-
ſchaften der einzelnen Sorten erklären. Die Fundorte ſind ſehr ver-
breitet; zuweilen liegen ſie in der Nähe vulkaniſcher Gebiete, meiſt aber
in gewöhnlichen geſchichteten Geſteinen. Das Erdöl ſtammt zum Teil
aus den älteſten, zum Teil wieder gerade aus den jüngſten Erdforma-
tionen. Es durchdringt die Zwiſchenräume der Geſteinſchichten, er-
füllt Spalten und Klüfte und ſammelt ſich in den verſchiedenſten
Tiefen, in denen es durch Bohrung erreicht wird. Meiſt findet es
ſich mit brennbaren Gaſen zugleich vor und ſteht dann, wie dieſe
ſelbſt, unter hohem Druck. Trifft dann die Bohrung zunächſt den
Gasraum, ſo entweichen große Mengen brennbarer Gaſe, welche unter
dem Namen „Naturgas“ häufig zur Beleuchtung gebraucht werden,
und das Öl muß dann durch Pumpen gehoben werden. Erreicht
man dagegen beim Bohren zuerſt die Ölſchicht, ſo ſprudelt das Erdöl,
durch den gewaltigen Gasdruck emporgetrieben als Springquell aus
dem Bohrloch auf. Die größten Mengen werden in Nordamerika
gewonnen, in welchem Erdteil ſich eine reiche Zone von der Südweſt-
grenze Pennſylvaniens, quer durch dieſen Staat und durch den Staat
New-York in nordöſtlicher Richtung erſtreckt. Dieſer Diſtrikt ergab zu
Anfang der achtziger Jahre täglich die ungeheure Menge von über
60000 Barrels. Außer den genannten Staaten liefern auch Ohio,
Kentucky und Kalifornien Erdöl; ebenſo beſtimmte Diſtrikte von Kanada
und eine ganze Anzahl von Gegenden Südamerikas. Das wichtigſte
Das Buch der Erfindungen. 19
Informationen zur CAB-Ansicht
Diese Ansicht bietet Ihnen die Darstellung des Textes in normalisierter Orthographie.
Diese Textvariante wird vollautomatisch erstellt und kann aufgrund dessen auch Fehler enthalten.
Alle veränderten Wortformen sind grau hinterlegt. Als fremdsprachliches Material erkannte
Textteile sind ausgegraut dargestellt.
Samter, Heinrich: Das Reich der Erfindungen. Berlin, 1896, S. 289. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/samter_erfindungen_1896/307>, abgerufen am 22.11.2024.
Alle Inhalte dieser Seite unterstehen, soweit nicht anders gekennzeichnet, einer
Creative-Commons-Lizenz.
Die Rechte an den angezeigten Bilddigitalisaten, soweit nicht anders gekennzeichnet, liegen bei den besitzenden Bibliotheken.
Weitere Informationen finden Sie in den DTA-Nutzungsbedingungen.
Insbesondere im Hinblick auf die §§ 86a StGB und 130 StGB wird festgestellt, dass die auf
diesen Seiten abgebildeten Inhalte weder in irgendeiner Form propagandistischen Zwecken
dienen, oder Werbung für verbotene Organisationen oder Vereinigungen darstellen, oder
nationalsozialistische Verbrechen leugnen oder verharmlosen, noch zum Zwecke der
Herabwürdigung der Menschenwürde gezeigt werden.
Die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte (in Wort und Bild) dienen im Sinne des
§ 86 StGB Abs. 3 ausschließlich historischen, sozial- oder kulturwissenschaftlichen
Forschungszwecken. Ihre Veröffentlichung erfolgt in der Absicht, Wissen zur Anregung
der intellektuellen Selbstständigkeit und Verantwortungsbereitschaft des Staatsbürgers zu
vermitteln und damit der Förderung seiner Mündigkeit zu dienen.
Zitierempfehlung: Deutsches Textarchiv. Grundlage für ein Referenzkorpus der neuhochdeutschen Sprache. Herausgegeben von der Berlin-Brandenburgischen Akademie der Wissenschaften, Berlin 2024. URL: https://www.deutschestextarchiv.de/.