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Samter, Heinrich: Das Reich der Erfindungen. Berlin, 1896.

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Heizungsanlagen.
heizung (System Perkins). Ist die Temperatur in der Feuerschlange
150°, so arbeitet man mit Mitteldruck, steigt sie bis 200°, so hat man
Anlagen mit Hochdruck. Die Heizkörper sind in diesem Falle spiralig
gerollte Röhren, die umhüllt werden oder unter Gitterplatten des Fuß-
bodens liegen. Die Heißwasserheizung ist billiger, als die Warmwasser-
heizung, das Anheizen, welches bei dieser 3 bis 4 Stunden währt, ist bei
jener in einer Stunde beendet. Sie bietet aber den Nachteil zu hoher
Temperatur und geringer Nachhaltigkeit. Auch ist eine Explosionsgefahr,
welche bei der Warmwasserheizung niemals vorkommt, hier wenigstens
in der Feuerschlange nicht völlig ausgeschlossen.

Bei der Dampfheizung ist Wasserdampf von höchstens zwei
Atmosphären Druck der Wärmeträger. Die Wärme, die er an die Heiz-
körper abgiebt, setzt sich zusammen aus der verhältnismäßig kleinen
Eigenwärme und der bedeutenden Verdampfungswärme, welche er bei
der in den Röhren erfolgenden Kondensation (für 1 kg Wasser 537 Kal.)
verliert. Der Dampf wird in einem gewöhnlichen Dampfkessel ent-
wickelt; die Leitungsröhren müssen gut gegen Wärmeverlust geschützt
sein. Gewöhnlich erstreckt sich ein weites Leitungsrohr vom Kessel bis
zum Dachgeschoß und verzweigt sich dann nach den einzelnen Räumen.
Die Heizkörper sind den bei der Wasserheizung gebräuchlichen sehr
ähnlich; sie müssen aber automatische Ventile haben, durch welche die
Luft beim Anheizen aus den Röhren entweichen, sowie beim Abkühlen
wieder in sie hineintreten kann. Da der Dampf sich in den Röhren
sehr rasch bewegt, so heizen sich die Räume mit Dampf sehr schnell
an, aber die Wärme ist nicht nachhaltig. Anlage und Betrieb sind,
wie auch bei den Wasserheizungsanlagen, teuer, weil sowohl die tech-
nische Ausführung der Apparate eine vollkommene, wie auch die
Bedienung eine sehr aufmerksame und gleichmäßige sein muß. Am
meisten eignet sich die Dampfheizung natürlich an Orten, wo der
Dampf, nachdem er andere Arbeiten geleistet hat, noch zur Heizung
verwandt wird.

Es sei hier schließlich erwähnt, daß man in Amerika neuerdings
mit dem Bau von Centralheizungsanlagen für ganze Stadtteile vor-
gegangen ist, deren Erfolg gute Ausblicke in die Zukunft der Heizungs-
anlagen eröffnet.


Heizungsanlagen.
heizung (Syſtem Perkins). Iſt die Temperatur in der Feuerſchlange
150°, ſo arbeitet man mit Mitteldruck, ſteigt ſie bis 200°, ſo hat man
Anlagen mit Hochdruck. Die Heizkörper ſind in dieſem Falle ſpiralig
gerollte Röhren, die umhüllt werden oder unter Gitterplatten des Fuß-
bodens liegen. Die Heißwaſſerheizung iſt billiger, als die Warmwaſſer-
heizung, das Anheizen, welches bei dieſer 3 bis 4 Stunden währt, iſt bei
jener in einer Stunde beendet. Sie bietet aber den Nachteil zu hoher
Temperatur und geringer Nachhaltigkeit. Auch iſt eine Exploſionsgefahr,
welche bei der Warmwaſſerheizung niemals vorkommt, hier wenigſtens
in der Feuerſchlange nicht völlig ausgeſchloſſen.

Bei der Dampfheizung iſt Waſſerdampf von höchſtens zwei
Atmoſphären Druck der Wärmeträger. Die Wärme, die er an die Heiz-
körper abgiebt, ſetzt ſich zuſammen aus der verhältnismäßig kleinen
Eigenwärme und der bedeutenden Verdampfungswärme, welche er bei
der in den Röhren erfolgenden Kondenſation (für 1 kg Waſſer 537 Kal.)
verliert. Der Dampf wird in einem gewöhnlichen Dampfkeſſel ent-
wickelt; die Leitungsröhren müſſen gut gegen Wärmeverluſt geſchützt
ſein. Gewöhnlich erſtreckt ſich ein weites Leitungsrohr vom Keſſel bis
zum Dachgeſchoß und verzweigt ſich dann nach den einzelnen Räumen.
Die Heizkörper ſind den bei der Waſſerheizung gebräuchlichen ſehr
ähnlich; ſie müſſen aber automatiſche Ventile haben, durch welche die
Luft beim Anheizen aus den Röhren entweichen, ſowie beim Abkühlen
wieder in ſie hineintreten kann. Da der Dampf ſich in den Röhren
ſehr raſch bewegt, ſo heizen ſich die Räume mit Dampf ſehr ſchnell
an, aber die Wärme iſt nicht nachhaltig. Anlage und Betrieb ſind,
wie auch bei den Waſſerheizungsanlagen, teuer, weil ſowohl die tech-
niſche Ausführung der Apparate eine vollkommene, wie auch die
Bedienung eine ſehr aufmerkſame und gleichmäßige ſein muß. Am
meiſten eignet ſich die Dampfheizung natürlich an Orten, wo der
Dampf, nachdem er andere Arbeiten geleiſtet hat, noch zur Heizung
verwandt wird.

Es ſei hier ſchließlich erwähnt, daß man in Amerika neuerdings
mit dem Bau von Centralheizungsanlagen für ganze Stadtteile vor-
gegangen iſt, deren Erfolg gute Ausblicke in die Zukunft der Heizungs-
anlagen eröffnet.


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[333/0351] Heizungsanlagen. heizung (Syſtem Perkins). Iſt die Temperatur in der Feuerſchlange 150°, ſo arbeitet man mit Mitteldruck, ſteigt ſie bis 200°, ſo hat man Anlagen mit Hochdruck. Die Heizkörper ſind in dieſem Falle ſpiralig gerollte Röhren, die umhüllt werden oder unter Gitterplatten des Fuß- bodens liegen. Die Heißwaſſerheizung iſt billiger, als die Warmwaſſer- heizung, das Anheizen, welches bei dieſer 3 bis 4 Stunden währt, iſt bei jener in einer Stunde beendet. Sie bietet aber den Nachteil zu hoher Temperatur und geringer Nachhaltigkeit. Auch iſt eine Exploſionsgefahr, welche bei der Warmwaſſerheizung niemals vorkommt, hier wenigſtens in der Feuerſchlange nicht völlig ausgeſchloſſen. Bei der Dampfheizung iſt Waſſerdampf von höchſtens zwei Atmoſphären Druck der Wärmeträger. Die Wärme, die er an die Heiz- körper abgiebt, ſetzt ſich zuſammen aus der verhältnismäßig kleinen Eigenwärme und der bedeutenden Verdampfungswärme, welche er bei der in den Röhren erfolgenden Kondenſation (für 1 kg Waſſer 537 Kal.) verliert. Der Dampf wird in einem gewöhnlichen Dampfkeſſel ent- wickelt; die Leitungsröhren müſſen gut gegen Wärmeverluſt geſchützt ſein. Gewöhnlich erſtreckt ſich ein weites Leitungsrohr vom Keſſel bis zum Dachgeſchoß und verzweigt ſich dann nach den einzelnen Räumen. Die Heizkörper ſind den bei der Waſſerheizung gebräuchlichen ſehr ähnlich; ſie müſſen aber automatiſche Ventile haben, durch welche die Luft beim Anheizen aus den Röhren entweichen, ſowie beim Abkühlen wieder in ſie hineintreten kann. Da der Dampf ſich in den Röhren ſehr raſch bewegt, ſo heizen ſich die Räume mit Dampf ſehr ſchnell an, aber die Wärme iſt nicht nachhaltig. Anlage und Betrieb ſind, wie auch bei den Waſſerheizungsanlagen, teuer, weil ſowohl die tech- niſche Ausführung der Apparate eine vollkommene, wie auch die Bedienung eine ſehr aufmerkſame und gleichmäßige ſein muß. Am meiſten eignet ſich die Dampfheizung natürlich an Orten, wo der Dampf, nachdem er andere Arbeiten geleiſtet hat, noch zur Heizung verwandt wird. Es ſei hier ſchließlich erwähnt, daß man in Amerika neuerdings mit dem Bau von Centralheizungsanlagen für ganze Stadtteile vor- gegangen iſt, deren Erfolg gute Ausblicke in die Zukunft der Heizungs- anlagen eröffnet.

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Zitationshilfe: Samter, Heinrich: Das Reich der Erfindungen. Berlin, 1896, S. 333. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/samter_erfindungen_1896/351>, abgerufen am 22.11.2024.