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Samter, Heinrich: Das Reich der Erfindungen. Berlin, 1896.

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Eigenschaften und Untersuchungen der Gespinstfasern.

Für die Seidencocons macht sich eine Tötung der darin befind-
lichen Puppen erforderlich, damit dieselben sich nicht zum Schmetterling
entwickeln können. Am besten würden die Cocons im frischen Zustande,
d. h. nach dem Einsammeln, abgehaspelt, doch ist das wegen der
plötzlich erzielten großen Anzahl nicht thunlich. Ihre Tötung erfolgt
im Backofen oder mittelst Wasserdampf, während andere Methoden,
so durch Schwefelwasserstoff- und Kohlenwasserstoffgas sich nicht bewährt
haben. Bei Benutzung des ersten Verfahrens werden die Cocons in
Körben in einen gehörig gereinigten Backofen gebracht, dessen Wärme
auf 60 bis 75° C gefallen ist, wo sie 2 bis 3 Stunden verbleiben. Besser
ist die Tötung mittels Dampf, weil sie schneller von statten geht und
Beschädigungen durch Versengen ausgeschlossen sind. Hierbei werden
die mit Cocons gefüllten Körbchen auf den rostartigen Deckel eines
Gefäßes gesetzt, in welchem Wasser zum Kochen gebracht wird. Der
sich entwickelnde Dampf, oberhalb durch eine gemauerte Kammer zu-
sammengehalten, bewirkt in 10 Minuten die Tötung. Es werden dann
die Körbchen, mit wollenen Tüchern umwickelt, 6 Stunden lang stehen
gelassen, um dem etwaigen Wiederaufleben der Puppen zu begegnen
und endlich die Cocons durch Ausbreiten auf Brettern getrocknet. Sorg-
fältige Sortierung nach Güte, Farbe und Größe bilden den Schluß
der Arbeiten vor dem Versand in die Filanda, d. i. denjenigen Betrieb,
in welchem das Abhaspeln, also die Herstellung des Fadens vor-
genommen wird.

Mineralische Stoffe, welche in der Textilindustrie verwendet werden,
müssen in denjenigen Zustand gebracht werden, welcher sie zur Bildung
so feiner Fäden, wie sie die Gewebe oder deren Ausschmückung ver-
langen, tauglich macht. Die Bearbeitung dieser Materialien, wie Gold,
Silber, Eisen, Kupfer, Glas etc. kann hier keine Besprechung finden,
fällt vielmehr in die einschlägigen Kapitel.

Eigenschaften und Untersuchungen der Gespinstfasern.

Die besprochenen vegetabilischen und animalischen Spinnfasern
haben besondere Eigenschaften, welche sie von einander unterscheidbar
machen, selbst wenn sie nicht mehr für sich bestehen, sondern zu Fäden
umgewandelt oder aus diesen Geweben hergestellt worden sind, welche
die verschiedenartigste Zubereitung erfahren haben. Ist es für den
Geübten auch nicht schwer, die einzelnen Hauptarten der Faser aus-
einander zu halten und das Material sowohl im Faden als im Gewebe
ohne weiteres zu erkennen, so können doch Fälle eintreten, in denen
selbst der Kenner nicht aus freier Hand zu bestimmen vermag, welches
Material vorliegt. Das kann z. B. dann vorkommen, wenn die Fäden
im Gewebe aus zwei Faserarten gemischt sind oder Fäden von ver-
schiedener Art zur Benutzung kamen, kann jedoch unter Umständen
schon beim Gewebe aus einem und demselben Material der Fall sein.

Eigenſchaften und Unterſuchungen der Geſpinſtfaſern.

Für die Seidencocons macht ſich eine Tötung der darin befind-
lichen Puppen erforderlich, damit dieſelben ſich nicht zum Schmetterling
entwickeln können. Am beſten würden die Cocons im friſchen Zuſtande,
d. h. nach dem Einſammeln, abgehaſpelt, doch iſt das wegen der
plötzlich erzielten großen Anzahl nicht thunlich. Ihre Tötung erfolgt
im Backofen oder mittelſt Waſſerdampf, während andere Methoden,
ſo durch Schwefelwaſſerſtoff- und Kohlenwaſſerſtoffgas ſich nicht bewährt
haben. Bei Benutzung des erſten Verfahrens werden die Cocons in
Körben in einen gehörig gereinigten Backofen gebracht, deſſen Wärme
auf 60 bis 75° C gefallen iſt, wo ſie 2 bis 3 Stunden verbleiben. Beſſer
iſt die Tötung mittels Dampf, weil ſie ſchneller von ſtatten geht und
Beſchädigungen durch Verſengen ausgeſchloſſen ſind. Hierbei werden
die mit Cocons gefüllten Körbchen auf den roſtartigen Deckel eines
Gefäßes geſetzt, in welchem Waſſer zum Kochen gebracht wird. Der
ſich entwickelnde Dampf, oberhalb durch eine gemauerte Kammer zu-
ſammengehalten, bewirkt in 10 Minuten die Tötung. Es werden dann
die Körbchen, mit wollenen Tüchern umwickelt, 6 Stunden lang ſtehen
gelaſſen, um dem etwaigen Wiederaufleben der Puppen zu begegnen
und endlich die Cocons durch Ausbreiten auf Brettern getrocknet. Sorg-
fältige Sortierung nach Güte, Farbe und Größe bilden den Schluß
der Arbeiten vor dem Verſand in die Filanda, d. i. denjenigen Betrieb,
in welchem das Abhaſpeln, alſo die Herſtellung des Fadens vor-
genommen wird.

Mineraliſche Stoffe, welche in der Textilinduſtrie verwendet werden,
müſſen in denjenigen Zuſtand gebracht werden, welcher ſie zur Bildung
ſo feiner Fäden, wie ſie die Gewebe oder deren Ausſchmückung ver-
langen, tauglich macht. Die Bearbeitung dieſer Materialien, wie Gold,
Silber, Eiſen, Kupfer, Glas ꝛc. kann hier keine Beſprechung finden,
fällt vielmehr in die einſchlägigen Kapitel.

Eigenſchaften und Unterſuchungen der Geſpinſtfaſern.

Die beſprochenen vegetabiliſchen und animaliſchen Spinnfaſern
haben beſondere Eigenſchaften, welche ſie von einander unterſcheidbar
machen, ſelbſt wenn ſie nicht mehr für ſich beſtehen, ſondern zu Fäden
umgewandelt oder aus dieſen Geweben hergeſtellt worden ſind, welche
die verſchiedenartigſte Zubereitung erfahren haben. Iſt es für den
Geübten auch nicht ſchwer, die einzelnen Hauptarten der Faſer aus-
einander zu halten und das Material ſowohl im Faden als im Gewebe
ohne weiteres zu erkennen, ſo können doch Fälle eintreten, in denen
ſelbſt der Kenner nicht aus freier Hand zu beſtimmen vermag, welches
Material vorliegt. Das kann z. B. dann vorkommen, wenn die Fäden
im Gewebe aus zwei Faſerarten gemiſcht ſind oder Fäden von ver-
ſchiedener Art zur Benutzung kamen, kann jedoch unter Umſtänden
ſchon beim Gewebe aus einem und demſelben Material der Fall ſein.

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[345/0363] Eigenſchaften und Unterſuchungen der Geſpinſtfaſern. Für die Seidencocons macht ſich eine Tötung der darin befind- lichen Puppen erforderlich, damit dieſelben ſich nicht zum Schmetterling entwickeln können. Am beſten würden die Cocons im friſchen Zuſtande, d. h. nach dem Einſammeln, abgehaſpelt, doch iſt das wegen der plötzlich erzielten großen Anzahl nicht thunlich. Ihre Tötung erfolgt im Backofen oder mittelſt Waſſerdampf, während andere Methoden, ſo durch Schwefelwaſſerſtoff- und Kohlenwaſſerſtoffgas ſich nicht bewährt haben. Bei Benutzung des erſten Verfahrens werden die Cocons in Körben in einen gehörig gereinigten Backofen gebracht, deſſen Wärme auf 60 bis 75° C gefallen iſt, wo ſie 2 bis 3 Stunden verbleiben. Beſſer iſt die Tötung mittels Dampf, weil ſie ſchneller von ſtatten geht und Beſchädigungen durch Verſengen ausgeſchloſſen ſind. Hierbei werden die mit Cocons gefüllten Körbchen auf den roſtartigen Deckel eines Gefäßes geſetzt, in welchem Waſſer zum Kochen gebracht wird. Der ſich entwickelnde Dampf, oberhalb durch eine gemauerte Kammer zu- ſammengehalten, bewirkt in 10 Minuten die Tötung. Es werden dann die Körbchen, mit wollenen Tüchern umwickelt, 6 Stunden lang ſtehen gelaſſen, um dem etwaigen Wiederaufleben der Puppen zu begegnen und endlich die Cocons durch Ausbreiten auf Brettern getrocknet. Sorg- fältige Sortierung nach Güte, Farbe und Größe bilden den Schluß der Arbeiten vor dem Verſand in die Filanda, d. i. denjenigen Betrieb, in welchem das Abhaſpeln, alſo die Herſtellung des Fadens vor- genommen wird. Mineraliſche Stoffe, welche in der Textilinduſtrie verwendet werden, müſſen in denjenigen Zuſtand gebracht werden, welcher ſie zur Bildung ſo feiner Fäden, wie ſie die Gewebe oder deren Ausſchmückung ver- langen, tauglich macht. Die Bearbeitung dieſer Materialien, wie Gold, Silber, Eiſen, Kupfer, Glas ꝛc. kann hier keine Beſprechung finden, fällt vielmehr in die einſchlägigen Kapitel. Eigenſchaften und Unterſuchungen der Geſpinſtfaſern. Die beſprochenen vegetabiliſchen und animaliſchen Spinnfaſern haben beſondere Eigenſchaften, welche ſie von einander unterſcheidbar machen, ſelbſt wenn ſie nicht mehr für ſich beſtehen, ſondern zu Fäden umgewandelt oder aus dieſen Geweben hergeſtellt worden ſind, welche die verſchiedenartigſte Zubereitung erfahren haben. Iſt es für den Geübten auch nicht ſchwer, die einzelnen Hauptarten der Faſer aus- einander zu halten und das Material ſowohl im Faden als im Gewebe ohne weiteres zu erkennen, ſo können doch Fälle eintreten, in denen ſelbſt der Kenner nicht aus freier Hand zu beſtimmen vermag, welches Material vorliegt. Das kann z. B. dann vorkommen, wenn die Fäden im Gewebe aus zwei Faſerarten gemiſcht ſind oder Fäden von ver- ſchiedener Art zur Benutzung kamen, kann jedoch unter Umſtänden ſchon beim Gewebe aus einem und demſelben Material der Fall ſein.

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Zitationshilfe: Samter, Heinrich: Das Reich der Erfindungen. Berlin, 1896, S. 345. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/samter_erfindungen_1896/363>, abgerufen am 22.11.2024.