Fehler heraus, denn, wenn beim Anfang der Beobachtung rechts nur N stand, beim Ende (N + 3) mg, so hätte, wenn in der Mitte der verflossenen Zeit das Normal aufgesetzt worden wäre, 1 kg + 11/2 mg aufgelegt werden müssen, ebenso wenn beim ersten Hinsetzen des zweiten Kilogramms 6 mg Zulage waren, beim zweiten Auflegen dagegen 7 mg, so wären in der Mitte der Zeit 1 kg + 61/2 mg zur Erzeugung des Gleich- gewichts nöthig gewesen. Also für die Mitte der Wägung beträgt der Unterschied der beiden Gewichte (1 kg + 61/2 mg) -- 1 kg + 11/2 mg = 5 mg. Trotz der fehlerhaften Wägung ist also das Ergebnis ein richtiges, denn es war vorausgesetzt, daß das zweite Kilo um 5 mg leichter sei als das Normal.
Gauß erfand eine noch genauere Methode. Er vermeidet die Tara ganz. Sei das Normal wieder N, das andere Gewicht P, so legt er erst links N, rechts P auf, dann werden die Gewichte vertauscht, also links P, rechts N aufgelegt, dieselbe Wägung wiederholt, endlich aber- mals links N, rechts P. Auf die Vorzüge dieser Methode, sowie auf ganz feine Wägungen im luftleeren Raum einzugehen, würde hier zu weit führen. Um die störenden Wärmewirkungen des Beobachters auszuschalten, beobachtet man durch ein Fernrohr aus 1 bis 2 m Ent- fernung, aus derselben Entfernung kann man durch Hebelvorrichtungen die Gewichte aufsetzen und abnehmen, sie umtauschen, daß das linke nach rechts und das rechte nach links kommt, ohne daß der Beobachter an die Wage herantritt, endlich können auch die Zulagegewichte auf dieselbe Weise hinzugefügt werden. Für letztere hat man noch eine besondere Vorrichtung getroffen. Namentlich bei Chemikerwagen findet man oft jeden Balkenarm in 10 gleichmäßige Teile geteilt und mit Kerben versehen (siehe Fig. 14), in welche spitzwinklig gebogene Draht- stückchen eingesetzt werden können. Bei dieser Einrichtung braucht man für die Zulagegewichte immer an Stelle mehrerer nur ein Stück und das Tarieren geht äußerst schnell, denn dasselbe Stück von beispiels- weise 10 mg Schwere, wiegt am Ende des Balkens, am ganzen Hebel- arm soviel, wie 10 mg auf der Schale; hängt man es aber in die fünfte Kerbe, so wirkt es nur an einem halb so langen Hebelarm, wird also auf der Schale der anderen Seite durch 5 mg im Gleich- gewicht gehalten. Mit demselben Gewichtsstück oder Reiter, wie diese Drähte genannt werden, kann man also je nach der Kerbe, in welche man sie hineinsetzt 1 mg, 2 mg u. s. w. bis 10 mg wiegen. Bei der- selben Wage sind also hier gleichzeitig für die auf den Schalen liegenden Gewichte, die Gesetze des gleicharmigen, für die auf dem Balken reitenden, die des ungleicharmigen Hebels benutzt. Für feinere Wägungen sind nur gleicharmige Wagen in Gebrauch, wo es aber weniger auf Genauigkeit als auf Schnelligkeit ankommt, greift man gern zu ungleicharmigen.
Die ungleicharmigen Wagen, die man auch Schnell- oder Höker- wagen nennt, sind meist so eingerichtet, daß die Mittelschneide, um
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Von den Wägungen.
Fehler heraus, denn, wenn beim Anfang der Beobachtung rechts nur N ſtand, beim Ende (N + 3) mg, ſo hätte, wenn in der Mitte der verfloſſenen Zeit das Normal aufgeſetzt worden wäre, 1 kg + 1½ mg aufgelegt werden müſſen, ebenſo wenn beim erſten Hinſetzen des zweiten Kilogramms 6 mg Zulage waren, beim zweiten Auflegen dagegen 7 mg, ſo wären in der Mitte der Zeit 1 kg + 6½ mg zur Erzeugung des Gleich- gewichts nöthig geweſen. Alſo für die Mitte der Wägung beträgt der Unterſchied der beiden Gewichte (1 kg + 6½ mg) — 1 kg + 1½ mg = 5 mg. Trotz der fehlerhaften Wägung iſt alſo das Ergebnis ein richtiges, denn es war vorausgeſetzt, daß das zweite Kilo um 5 mg leichter ſei als das Normal.
Gauß erfand eine noch genauere Methode. Er vermeidet die Tara ganz. Sei das Normal wieder N, das andere Gewicht P, ſo legt er erſt links N, rechts P auf, dann werden die Gewichte vertauſcht, alſo links P, rechts N aufgelegt, dieſelbe Wägung wiederholt, endlich aber- mals links N, rechts P. Auf die Vorzüge dieſer Methode, ſowie auf ganz feine Wägungen im luftleeren Raum einzugehen, würde hier zu weit führen. Um die ſtörenden Wärmewirkungen des Beobachters auszuſchalten, beobachtet man durch ein Fernrohr aus 1 bis 2 m Ent- fernung, aus derſelben Entfernung kann man durch Hebelvorrichtungen die Gewichte aufſetzen und abnehmen, ſie umtauſchen, daß das linke nach rechts und das rechte nach links kommt, ohne daß der Beobachter an die Wage herantritt, endlich können auch die Zulagegewichte auf dieſelbe Weiſe hinzugefügt werden. Für letztere hat man noch eine beſondere Vorrichtung getroffen. Namentlich bei Chemikerwagen findet man oft jeden Balkenarm in 10 gleichmäßige Teile geteilt und mit Kerben verſehen (ſiehe Fig. 14), in welche ſpitzwinklig gebogene Draht- ſtückchen eingeſetzt werden können. Bei dieſer Einrichtung braucht man für die Zulagegewichte immer an Stelle mehrerer nur ein Stück und das Tarieren geht äußerſt ſchnell, denn dasſelbe Stück von beiſpiels- weiſe 10 mg Schwere, wiegt am Ende des Balkens, am ganzen Hebel- arm ſoviel, wie 10 mg auf der Schale; hängt man es aber in die fünfte Kerbe, ſo wirkt es nur an einem halb ſo langen Hebelarm, wird alſo auf der Schale der anderen Seite durch 5 mg im Gleich- gewicht gehalten. Mit demſelben Gewichtsſtück oder Reiter, wie dieſe Drähte genannt werden, kann man alſo je nach der Kerbe, in welche man ſie hineinſetzt 1 mg, 2 mg u. ſ. w. bis 10 mg wiegen. Bei der- ſelben Wage ſind alſo hier gleichzeitig für die auf den Schalen liegenden Gewichte, die Geſetze des gleicharmigen, für die auf dem Balken reitenden, die des ungleicharmigen Hebels benutzt. Für feinere Wägungen ſind nur gleicharmige Wagen in Gebrauch, wo es aber weniger auf Genauigkeit als auf Schnelligkeit ankommt, greift man gern zu ungleicharmigen.
Die ungleicharmigen Wagen, die man auch Schnell- oder Höker- wagen nennt, ſind meiſt ſo eingerichtet, daß die Mittelſchneide, um
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Von den Wägungen.
Fehler heraus, denn, wenn beim Anfang der Beobachtung rechts
nur N ſtand, beim Ende (N + 3) mg, ſo hätte, wenn in der Mitte der
verfloſſenen Zeit das Normal aufgeſetzt worden wäre, 1 kg + 1½ mg
aufgelegt werden müſſen, ebenſo wenn beim erſten Hinſetzen des zweiten
Kilogramms 6 mg Zulage waren, beim zweiten Auflegen dagegen 7 mg,
ſo wären in der Mitte der Zeit 1 kg + 6½ mg zur Erzeugung des Gleich-
gewichts nöthig geweſen. Alſo für die Mitte der Wägung beträgt der
Unterſchied der beiden Gewichte (1 kg + 6½ mg) — 1 kg + 1½ mg = 5 mg.
Trotz der fehlerhaften Wägung iſt alſo das Ergebnis ein richtiges,
denn es war vorausgeſetzt, daß das zweite Kilo um 5 mg leichter ſei
als das Normal.
Gauß erfand eine noch genauere Methode. Er vermeidet die Tara
ganz. Sei das Normal wieder N, das andere Gewicht P, ſo legt er
erſt links N, rechts P auf, dann werden die Gewichte vertauſcht, alſo
links P, rechts N aufgelegt, dieſelbe Wägung wiederholt, endlich aber-
mals links N, rechts P. Auf die Vorzüge dieſer Methode, ſowie auf
ganz feine Wägungen im luftleeren Raum einzugehen, würde hier
zu weit führen. Um die ſtörenden Wärmewirkungen des Beobachters
auszuſchalten, beobachtet man durch ein Fernrohr aus 1 bis 2 m Ent-
fernung, aus derſelben Entfernung kann man durch Hebelvorrichtungen
die Gewichte aufſetzen und abnehmen, ſie umtauſchen, daß das linke
nach rechts und das rechte nach links kommt, ohne daß der Beobachter
an die Wage herantritt, endlich können auch die Zulagegewichte auf
dieſelbe Weiſe hinzugefügt werden. Für letztere hat man noch eine
beſondere Vorrichtung getroffen. Namentlich bei Chemikerwagen findet
man oft jeden Balkenarm in 10 gleichmäßige Teile geteilt und mit
Kerben verſehen (ſiehe Fig. 14), in welche ſpitzwinklig gebogene Draht-
ſtückchen eingeſetzt werden können. Bei dieſer Einrichtung braucht
man für die Zulagegewichte immer an Stelle mehrerer nur ein Stück
und das Tarieren geht äußerſt ſchnell, denn dasſelbe Stück von beiſpiels-
weiſe 10 mg Schwere, wiegt am Ende des Balkens, am ganzen Hebel-
arm ſoviel, wie 10 mg auf der Schale; hängt man es aber in die
fünfte Kerbe, ſo wirkt es nur an einem halb ſo langen Hebelarm,
wird alſo auf der Schale der anderen Seite durch 5 mg im Gleich-
gewicht gehalten. Mit demſelben Gewichtsſtück oder Reiter, wie dieſe
Drähte genannt werden, kann man alſo je nach der Kerbe, in welche
man ſie hineinſetzt 1 mg, 2 mg u. ſ. w. bis 10 mg wiegen. Bei der-
ſelben Wage ſind alſo hier gleichzeitig für die auf den Schalen liegenden
Gewichte, die Geſetze des gleicharmigen, für die auf dem Balken
reitenden, die des ungleicharmigen Hebels benutzt. Für feinere
Wägungen ſind nur gleicharmige Wagen in Gebrauch, wo es aber
weniger auf Genauigkeit als auf Schnelligkeit ankommt, greift man
gern zu ungleicharmigen.
Die ungleicharmigen Wagen, die man auch Schnell- oder Höker-
wagen nennt, ſind meiſt ſo eingerichtet, daß die Mittelſchneide, um
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Samter, Heinrich: Das Reich der Erfindungen. Berlin, 1896, S. 19. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/samter_erfindungen_1896/37>, abgerufen am 21.11.2024.
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