gedruckt. Neben dem Chromgelb spielen die anderen gelben Farben nur eine untergeordnete Rolle, obgleich man für die Zwecke der Malerei noch eine ganze Reihe solcher herstellt, z. B. das Kadmiumgelb. Mit Hilfe der chromsauren Salze stellt man auch direkt ein schönes, von Guignet 1859 angegebenes und nach ihm benanntes Grün her. Man erhitzt zu diesem Zwecke rotes chromsaures Kalium mit Borsäure zum schwachen Glühen und wäscht das Produkt mit Wasser aus. Es hinterbleibt dann Chromoxyd in Form eines smaragdgrünen Pulvers, das sich zum Ersatz des giftigen Schweinfurter Grüns eignet.
Für braune Farben benutzt man fast nur natürlich vorkommende Eisen- oder Manganmineralien, die meist mehr oder weniger gebrannt werden. Für Schwarz kommt ausschließlich die Kohle in Betracht, und zwar in der Form von Ruß. Zu diesem Zwecke unterwirft man in besonderen Öfen Kienholz und andere harzreiche Hölzer, Weinreben, Pech u. dgl. einer langsamen (rußenden) Verbrennung. Der Rauch wird in Kammern verdichtet, wo sich der Ruß, der aus feinen Kohlen- stoffstäubchen besteht, absetzt. Er wird dann noch mit Laugen aus- gekocht, um ihn von setten, teerigen Bestandteilen zu befreien. Unsere gesamte Druckerschwärze wird so gewonnen.
Von weißen Farben haben wir schon der Kreide gedacht. Daneben finden von natürlich vorkommenden Rohmaterialien noch Gips und weißer Thon Verwendung. Außerdem sind aber noch drei künstlich erzeugte weiße Farben von größter Wichtigkeit, das Permanentweiß (blanc fixe), das Bleiweiß und das Zinkweiß. Das Permanentweiß ist eine Verbindung von Schwefelsäure und Baryt; die gleiche Ver- bindung kommt zwar in der Natur als Schwerspat vor, allein dieses Mineral ist selbst in fein gemahlenem Zustande nicht als Farbe zu gebrauchen, da es keine Deckkraft besitzt. Man erhitzt es daher mit Kohle, wobei es in lösliches Schwefelbaryum übergeht. Die Lösung des letzteren, mit Schwefelsäure niedergeschlagen, liefert das künstliche Barytweiß, dessen Hauptvorzug darin besteht, daß es absolut unver- änderlich ist. Hierdurch ist es wesentlich überlegen dem sonst in mancher Hinsicht vorteilhafteren Bleiweiß (Kremser Weiß), welches leider durch Schwefelwasserstoff, der ja oft in der Luft vorhanden ist, gelblich bis braun und sogar schwarz wird. Das Bleiweiß ist schon seit alter Zeit bekannt, wenn auch seine fabrikmäßige Gewinnung kaum über 400 Jahre alt ist. Zur Darstellung des Bleiweißes benutzt man ver- schiedene Methoden, welche nach den Ländern, wo sie zuerst ausgeübt wurden, benannt sind. Man hat ein holländisches, deutsches, englisches und französisches Verfahren. Die beiden ersteren sind die ältesten und unterscheiden sich nur in unwesentlichen Einzelheiten. Sie beruhen darauf, daß man Bleiplatten bei erhöhter Temperatur Essigdämpfen aussetzt, während gleichzeitig Luft und Kohlensäure Zutritt haben. Zu diesem Behufe rollt man beim holländischen Verfahren Bleiplatten spiralig auf und setzt sie in Töpfe, die etwas Essig oder Bierhefe
Die Farben und das Färben.
gedruckt. Neben dem Chromgelb ſpielen die anderen gelben Farben nur eine untergeordnete Rolle, obgleich man für die Zwecke der Malerei noch eine ganze Reihe ſolcher herſtellt, z. B. das Kadmiumgelb. Mit Hilfe der chromſauren Salze ſtellt man auch direkt ein ſchönes, von Guignet 1859 angegebenes und nach ihm benanntes Grün her. Man erhitzt zu dieſem Zwecke rotes chromſaures Kalium mit Borſäure zum ſchwachen Glühen und wäſcht das Produkt mit Waſſer aus. Es hinterbleibt dann Chromoxyd in Form eines ſmaragdgrünen Pulvers, das ſich zum Erſatz des giftigen Schweinfurter Grüns eignet.
Für braune Farben benutzt man faſt nur natürlich vorkommende Eiſen- oder Manganmineralien, die meiſt mehr oder weniger gebrannt werden. Für Schwarz kommt ausſchließlich die Kohle in Betracht, und zwar in der Form von Ruß. Zu dieſem Zwecke unterwirft man in beſonderen Öfen Kienholz und andere harzreiche Hölzer, Weinreben, Pech u. dgl. einer langſamen (rußenden) Verbrennung. Der Rauch wird in Kammern verdichtet, wo ſich der Ruß, der aus feinen Kohlen- ſtoffſtäubchen beſteht, abſetzt. Er wird dann noch mit Laugen aus- gekocht, um ihn von ſetten, teerigen Beſtandteilen zu befreien. Unſere geſamte Druckerſchwärze wird ſo gewonnen.
Von weißen Farben haben wir ſchon der Kreide gedacht. Daneben finden von natürlich vorkommenden Rohmaterialien noch Gips und weißer Thon Verwendung. Außerdem ſind aber noch drei künſtlich erzeugte weiße Farben von größter Wichtigkeit, das Permanentweiß (blanc fixe), das Bleiweiß und das Zinkweiß. Das Permanentweiß iſt eine Verbindung von Schwefelſäure und Baryt; die gleiche Ver- bindung kommt zwar in der Natur als Schwerſpat vor, allein dieſes Mineral iſt ſelbſt in fein gemahlenem Zuſtande nicht als Farbe zu gebrauchen, da es keine Deckkraft beſitzt. Man erhitzt es daher mit Kohle, wobei es in lösliches Schwefelbaryum übergeht. Die Löſung des letzteren, mit Schwefelſäure niedergeſchlagen, liefert das künſtliche Barytweiß, deſſen Hauptvorzug darin beſteht, daß es abſolut unver- änderlich iſt. Hierdurch iſt es weſentlich überlegen dem ſonſt in mancher Hinſicht vorteilhafteren Bleiweiß (Kremſer Weiß), welches leider durch Schwefelwaſſerſtoff, der ja oft in der Luft vorhanden iſt, gelblich bis braun und ſogar ſchwarz wird. Das Bleiweiß iſt ſchon ſeit alter Zeit bekannt, wenn auch ſeine fabrikmäßige Gewinnung kaum über 400 Jahre alt iſt. Zur Darſtellung des Bleiweißes benutzt man ver- ſchiedene Methoden, welche nach den Ländern, wo ſie zuerſt ausgeübt wurden, benannt ſind. Man hat ein holländiſches, deutſches, engliſches und franzöſiſches Verfahren. Die beiden erſteren ſind die älteſten und unterſcheiden ſich nur in unweſentlichen Einzelheiten. Sie beruhen darauf, daß man Bleiplatten bei erhöhter Temperatur Eſſigdämpfen ausſetzt, während gleichzeitig Luft und Kohlenſäure Zutritt haben. Zu dieſem Behufe rollt man beim holländiſchen Verfahren Bleiplatten ſpiralig auf und ſetzt ſie in Töpfe, die etwas Eſſig oder Bierhefe
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Die Farben und das Färben.
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nur eine untergeordnete Rolle, obgleich man für die Zwecke der Malerei
noch eine ganze Reihe ſolcher herſtellt, z. B. das Kadmiumgelb. Mit Hilfe
der chromſauren Salze ſtellt man auch direkt ein ſchönes, von Guignet
1859 angegebenes und nach ihm benanntes Grün her. Man erhitzt
zu dieſem Zwecke rotes chromſaures Kalium mit Borſäure zum ſchwachen
Glühen und wäſcht das Produkt mit Waſſer aus. Es hinterbleibt
dann Chromoxyd in Form eines ſmaragdgrünen Pulvers, das ſich
zum Erſatz des giftigen Schweinfurter Grüns eignet.
Für braune Farben benutzt man faſt nur natürlich vorkommende
Eiſen- oder Manganmineralien, die meiſt mehr oder weniger gebrannt
werden. Für Schwarz kommt ausſchließlich die Kohle in Betracht,
und zwar in der Form von Ruß. Zu dieſem Zwecke unterwirft man
in beſonderen Öfen Kienholz und andere harzreiche Hölzer, Weinreben,
Pech u. dgl. einer langſamen (rußenden) Verbrennung. Der Rauch
wird in Kammern verdichtet, wo ſich der Ruß, der aus feinen Kohlen-
ſtoffſtäubchen beſteht, abſetzt. Er wird dann noch mit Laugen aus-
gekocht, um ihn von ſetten, teerigen Beſtandteilen zu befreien. Unſere
geſamte Druckerſchwärze wird ſo gewonnen.
Von weißen Farben haben wir ſchon der Kreide gedacht. Daneben
finden von natürlich vorkommenden Rohmaterialien noch Gips und
weißer Thon Verwendung. Außerdem ſind aber noch drei künſtlich
erzeugte weiße Farben von größter Wichtigkeit, das Permanentweiß
(blanc fixe), das Bleiweiß und das Zinkweiß. Das Permanentweiß
iſt eine Verbindung von Schwefelſäure und Baryt; die gleiche Ver-
bindung kommt zwar in der Natur als Schwerſpat vor, allein dieſes
Mineral iſt ſelbſt in fein gemahlenem Zuſtande nicht als Farbe zu
gebrauchen, da es keine Deckkraft beſitzt. Man erhitzt es daher mit
Kohle, wobei es in lösliches Schwefelbaryum übergeht. Die Löſung
des letzteren, mit Schwefelſäure niedergeſchlagen, liefert das künſtliche
Barytweiß, deſſen Hauptvorzug darin beſteht, daß es abſolut unver-
änderlich iſt. Hierdurch iſt es weſentlich überlegen dem ſonſt in mancher
Hinſicht vorteilhafteren Bleiweiß (Kremſer Weiß), welches leider durch
Schwefelwaſſerſtoff, der ja oft in der Luft vorhanden iſt, gelblich bis
braun und ſogar ſchwarz wird. Das Bleiweiß iſt ſchon ſeit alter
Zeit bekannt, wenn auch ſeine fabrikmäßige Gewinnung kaum über
400 Jahre alt iſt. Zur Darſtellung des Bleiweißes benutzt man ver-
ſchiedene Methoden, welche nach den Ländern, wo ſie zuerſt ausgeübt
wurden, benannt ſind. Man hat ein holländiſches, deutſches, engliſches
und franzöſiſches Verfahren. Die beiden erſteren ſind die älteſten und
unterſcheiden ſich nur in unweſentlichen Einzelheiten. Sie beruhen
darauf, daß man Bleiplatten bei erhöhter Temperatur Eſſigdämpfen
ausſetzt, während gleichzeitig Luft und Kohlenſäure Zutritt haben.
Zu dieſem Behufe rollt man beim holländiſchen Verfahren Bleiplatten
ſpiralig auf und ſetzt ſie in Töpfe, die etwas Eſſig oder Bierhefe
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Samter, Heinrich: Das Reich der Erfindungen. Berlin, 1896, S. 396. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/samter_erfindungen_1896/414>, abgerufen am 22.11.2024.
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