Samter, Heinrich: Das Reich der Erfindungen. Berlin, 1896.Die konzentrierten Düngemittel. guminosen und geeigneten Kleearten -- also stickstoffsammelnden Pflanzen-- auf sehr armem, leichtem Sandboden bei Zufuhr von Kali und Phosphorsäure in der darauf folgenden Kultur von Kartoffeln und Halmfrüchten so reiche Ernten erzielt, wie man noch bis vor kurzem bei dieser Bodenart niemals für möglich gehalten hätte. Fig. 221 ist eine weitere Abbildung der von Wagner*) photographierten Ernteresultate und zeigt deutlich, wie Erbsen gegenüber dem Hafer die Stickstoffdüngung entbehren können. Die mit O bezeichneten Gefäße erhielten keine Düngung, die mit K P bezeichneten, eine Düngung von Kali und Phosphorsäure, die mit K P S bezeichneten eine solche von Kali, Phos- phorsäure und Stickstoff. Hierbei entwickelte sich der Hafer in den un- gedüngten und den mit Kali und Phosphorsäure gedüngten Gefäßen nur äußerst kümmerlich, während die Zufuhr von Stickstoff ihn zu höchstem Ertrage brachte. Die Erbsen zeigen hingegen schon ein vor- zügliches Resultat ohne Stickstoffdüngung, bei bloßer Zufuhr von Kali und Phosphorsäure, indem sie aus dem unerschöpflichen Vorrat der atmosphärischen Luft den Stickstoff entnehmen und sich daraus die auch ihnen so notwendige Stickstoffnahrung selbst bereiten. Es darf aber aus diesen an und für sich so wertvollen Forschungen nicht etwa ge- schlossen werden, daß eine intensive Kultur der stickstoffzehrenden Pflanzen, wie der Halmfrüchte etc. ohne Stickstoffdüngung durch Chilisalpeter oder Ammoniaksalz möglich sei, denn das ist nicht der Fall. Ja selbst die stickstoffsammelnden Pflanzen entwickeln sich bei einer, wenn auch noch so geringen Stickstoffzufuhr namentlich auf stickstoffarmem Boden wesentlich besser, weil sie durch diese in ihrer frühesten Jugend, wo ihre Wurzeln noch nicht genügend ausgebildet sind, um den Stickstoff der atmosphä- rischen Luft verbreiten zu können, über manche Fährnisse hinweg kommen. Als Stickstoff und gleichzeitig Phosphorsäure enthaltende Für die dem Boden nötige Kalizufuhr haben wir in den Staß- *) Die rationelle Düngung der landwirtschaftlichen Kulturpflanzen. Prof. Dr.
Paul Wagner. Verlag T. Winter, Darmstadt. Die konzentrierten Düngemittel. guminoſen und geeigneten Kleearten — alſo ſtickſtoffſammelnden Pflanzen— auf ſehr armem, leichtem Sandboden bei Zufuhr von Kali und Phosphorſäure in der darauf folgenden Kultur von Kartoffeln und Halmfrüchten ſo reiche Ernten erzielt, wie man noch bis vor kurzem bei dieſer Bodenart niemals für möglich gehalten hätte. Fig. 221 iſt eine weitere Abbildung der von Wagner*) photographierten Erntereſultate und zeigt deutlich, wie Erbſen gegenüber dem Hafer die Stickſtoffdüngung entbehren können. Die mit O bezeichneten Gefäße erhielten keine Düngung, die mit K P bezeichneten, eine Düngung von Kali und Phosphorſäure, die mit K P S bezeichneten eine ſolche von Kali, Phos- phorſäure und Stickſtoff. Hierbei entwickelte ſich der Hafer in den un- gedüngten und den mit Kali und Phosphorſäure gedüngten Gefäßen nur äußerſt kümmerlich, während die Zufuhr von Stickſtoff ihn zu höchſtem Ertrage brachte. Die Erbſen zeigen hingegen ſchon ein vor- zügliches Reſultat ohne Stickſtoffdüngung, bei bloßer Zufuhr von Kali und Phosphorſäure, indem ſie aus dem unerſchöpflichen Vorrat der atmoſphäriſchen Luft den Stickſtoff entnehmen und ſich daraus die auch ihnen ſo notwendige Stickſtoffnahrung ſelbſt bereiten. Es darf aber aus dieſen an und für ſich ſo wertvollen Forſchungen nicht etwa ge- ſchloſſen werden, daß eine intenſive Kultur der ſtickſtoffzehrenden Pflanzen, wie der Halmfrüchte ꝛc. ohne Stickſtoffdüngung durch Chiliſalpeter oder Ammoniakſalz möglich ſei, denn das iſt nicht der Fall. Ja ſelbſt die ſtickſtoffſammelnden Pflanzen entwickeln ſich bei einer, wenn auch noch ſo geringen Stickſtoffzufuhr namentlich auf ſtickſtoffarmem Boden weſentlich beſſer, weil ſie durch dieſe in ihrer früheſten Jugend, wo ihre Wurzeln noch nicht genügend ausgebildet ſind, um den Stickſtoff der atmoſphä- riſchen Luft verbreiten zu können, über manche Fährniſſe hinweg kommen. Als Stickſtoff und gleichzeitig Phosphorſäure enthaltende Für die dem Boden nötige Kalizufuhr haben wir in den Staß- *) Die rationelle Düngung der landwirtſchaftlichen Kulturpflanzen. Prof. Dr.
Paul Wagner. Verlag T. Winter, Darmſtadt. <TEI> <text> <body> <div n="1"> <div n="2"> <div n="3"> <div n="4"> <p><pb facs="#f0461" n="443"/><fw place="top" type="header">Die konzentrierten Düngemittel.</fw><lb/> guminoſen und geeigneten Kleearten — alſo ſtickſtoffſammelnden Pflanzen<lb/> — auf ſehr armem, leichtem Sandboden bei Zufuhr von Kali und<lb/> Phosphorſäure in der darauf folgenden Kultur von Kartoffeln und<lb/> Halmfrüchten ſo reiche Ernten erzielt, wie man noch bis vor kurzem bei<lb/> dieſer Bodenart niemals für möglich gehalten hätte. Fig. 221 iſt eine<lb/> weitere Abbildung der von Wagner<note place="foot" n="*)">Die rationelle Düngung der landwirtſchaftlichen Kulturpflanzen. Prof. <hi rendition="#aq">Dr.</hi><lb/> Paul Wagner. Verlag T. Winter, Darmſtadt.</note> photographierten Erntereſultate und<lb/> zeigt deutlich, wie Erbſen gegenüber dem Hafer die Stickſtoffdüngung<lb/> entbehren können. Die mit <hi rendition="#aq">O</hi> bezeichneten Gefäße erhielten keine<lb/> Düngung, die mit <hi rendition="#aq">K P</hi> bezeichneten, eine Düngung von Kali und<lb/> Phosphorſäure, die mit <hi rendition="#aq">K P S</hi> bezeichneten eine ſolche von Kali, Phos-<lb/> phorſäure und Stickſtoff. Hierbei entwickelte ſich der Hafer in den un-<lb/> gedüngten und den mit Kali und Phosphorſäure gedüngten Gefäßen<lb/> nur äußerſt kümmerlich, während die Zufuhr von Stickſtoff ihn zu<lb/> höchſtem Ertrage brachte. Die Erbſen zeigen hingegen ſchon ein vor-<lb/> zügliches Reſultat ohne Stickſtoffdüngung, bei bloßer Zufuhr von Kali<lb/> und Phosphorſäure, indem ſie aus dem unerſchöpflichen Vorrat der<lb/> atmoſphäriſchen Luft den Stickſtoff entnehmen und ſich daraus die auch<lb/> ihnen ſo notwendige Stickſtoffnahrung ſelbſt bereiten. Es darf aber<lb/> aus dieſen an und für ſich ſo wertvollen Forſchungen nicht etwa ge-<lb/> ſchloſſen werden, daß eine intenſive Kultur der ſtickſtoffzehrenden Pflanzen,<lb/> wie der Halmfrüchte ꝛc. ohne Stickſtoffdüngung durch Chiliſalpeter oder<lb/> Ammoniakſalz möglich ſei, denn das iſt nicht der Fall. Ja ſelbſt die<lb/> ſtickſtoffſammelnden Pflanzen entwickeln ſich bei einer, wenn auch noch<lb/> ſo geringen Stickſtoffzufuhr namentlich auf ſtickſtoffarmem Boden weſentlich<lb/> beſſer, weil ſie durch dieſe in ihrer früheſten Jugend, wo ihre Wurzeln<lb/> noch nicht genügend ausgebildet ſind, um den Stickſtoff der atmoſphä-<lb/> riſchen Luft verbreiten zu können, über manche Fährniſſe hinweg<lb/> kommen.</p><lb/> <p>Als Stickſtoff und gleichzeitig Phosphorſäure enthaltende<lb/> Düngemittel ſind noch der Peru-Guano, die Knochen und endlich die<lb/> ammoniakaliſchen wie Salpeter-Superphosphate zu nennen.</p><lb/> <p>Für die dem Boden nötige Kalizufuhr haben wir in den Staß-<lb/> furter Kaliſalzen eine reiche Quelle. Es iſt nicht zu verkennen, daß<lb/> die Verwendung dieſer Salze in der Landwirtſchaft zuerſt großes Miß-<lb/> trauen begegnete, und daß dieſelben ſelbſt heute noch an vielen Orten<lb/> nicht beliebt werden. Dieſes Mißtrauen entſtand nicht etwa — wie<lb/> ſo häufig — aus Voreingenommenheit, ſondern reſultierte aus direkten<lb/> Mißerfolgen, aber die Unterſuchungen aller dieſer Mißerfolge bewieſen<lb/> unwiderleglich, daß dieſelben nur durch die falſche Verwendungsart<lb/> veranlaßt wurden. Teils waren es den Pflanzen ſchädliche Ver-<lb/> unreinigungen dieſer Salze, teils im Boden fehlende andere Nährſtoffe,<lb/> wie Stickſtoff und Phosphorſäure, welchen dieſe Mißerfolge zuzuſchreiben<lb/></p> </div> </div> </div> </div> </body> </text> </TEI> [443/0461]
Die konzentrierten Düngemittel.
guminoſen und geeigneten Kleearten — alſo ſtickſtoffſammelnden Pflanzen
— auf ſehr armem, leichtem Sandboden bei Zufuhr von Kali und
Phosphorſäure in der darauf folgenden Kultur von Kartoffeln und
Halmfrüchten ſo reiche Ernten erzielt, wie man noch bis vor kurzem bei
dieſer Bodenart niemals für möglich gehalten hätte. Fig. 221 iſt eine
weitere Abbildung der von Wagner *) photographierten Erntereſultate und
zeigt deutlich, wie Erbſen gegenüber dem Hafer die Stickſtoffdüngung
entbehren können. Die mit O bezeichneten Gefäße erhielten keine
Düngung, die mit K P bezeichneten, eine Düngung von Kali und
Phosphorſäure, die mit K P S bezeichneten eine ſolche von Kali, Phos-
phorſäure und Stickſtoff. Hierbei entwickelte ſich der Hafer in den un-
gedüngten und den mit Kali und Phosphorſäure gedüngten Gefäßen
nur äußerſt kümmerlich, während die Zufuhr von Stickſtoff ihn zu
höchſtem Ertrage brachte. Die Erbſen zeigen hingegen ſchon ein vor-
zügliches Reſultat ohne Stickſtoffdüngung, bei bloßer Zufuhr von Kali
und Phosphorſäure, indem ſie aus dem unerſchöpflichen Vorrat der
atmoſphäriſchen Luft den Stickſtoff entnehmen und ſich daraus die auch
ihnen ſo notwendige Stickſtoffnahrung ſelbſt bereiten. Es darf aber
aus dieſen an und für ſich ſo wertvollen Forſchungen nicht etwa ge-
ſchloſſen werden, daß eine intenſive Kultur der ſtickſtoffzehrenden Pflanzen,
wie der Halmfrüchte ꝛc. ohne Stickſtoffdüngung durch Chiliſalpeter oder
Ammoniakſalz möglich ſei, denn das iſt nicht der Fall. Ja ſelbſt die
ſtickſtoffſammelnden Pflanzen entwickeln ſich bei einer, wenn auch noch
ſo geringen Stickſtoffzufuhr namentlich auf ſtickſtoffarmem Boden weſentlich
beſſer, weil ſie durch dieſe in ihrer früheſten Jugend, wo ihre Wurzeln
noch nicht genügend ausgebildet ſind, um den Stickſtoff der atmoſphä-
riſchen Luft verbreiten zu können, über manche Fährniſſe hinweg
kommen.
Als Stickſtoff und gleichzeitig Phosphorſäure enthaltende
Düngemittel ſind noch der Peru-Guano, die Knochen und endlich die
ammoniakaliſchen wie Salpeter-Superphosphate zu nennen.
Für die dem Boden nötige Kalizufuhr haben wir in den Staß-
furter Kaliſalzen eine reiche Quelle. Es iſt nicht zu verkennen, daß
die Verwendung dieſer Salze in der Landwirtſchaft zuerſt großes Miß-
trauen begegnete, und daß dieſelben ſelbſt heute noch an vielen Orten
nicht beliebt werden. Dieſes Mißtrauen entſtand nicht etwa — wie
ſo häufig — aus Voreingenommenheit, ſondern reſultierte aus direkten
Mißerfolgen, aber die Unterſuchungen aller dieſer Mißerfolge bewieſen
unwiderleglich, daß dieſelben nur durch die falſche Verwendungsart
veranlaßt wurden. Teils waren es den Pflanzen ſchädliche Ver-
unreinigungen dieſer Salze, teils im Boden fehlende andere Nährſtoffe,
wie Stickſtoff und Phosphorſäure, welchen dieſe Mißerfolge zuzuſchreiben
*) Die rationelle Düngung der landwirtſchaftlichen Kulturpflanzen. Prof. Dr.
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