von einem Tiere geleistete Zugkraft getreten ist. Die nächste wesent- liche Verbesserung, auch noch von den Römern selbst vorgenommen, bestand darin, daß sie den vorderen Teil des Pfluges auf Räder legten und die Pflugschar, aus zwei Eisenstücken bestehend, an einem schlittenartigen Klotz befestigten, wie es Fig. 226 zeigt. Mit dieser Konstruktion sind wir denjenigen der modernen Pflüge bereits so nahe gekommen, daß wir die weitere Entwickelung des Pfluges ver- lassen und zur Beschreibung der heute üblichen Konstruktionen der- selben übergehen können. Der Wert dieser modernen Pflüge liegt hauptsächlich darin, daß sie bei großer Kraftersparnis jede gewünschte Art des Pflügens durch besonders zu diesem Zwecke gewählte Bauarten ermöglichen.
Schon die Form und Größe des Pflugkörpers wird nicht mehr beliebig gewählt, sondern der betreffenden Bodenart entsprechend, und unterscheidet man danach die in den Figuren 227--229 dargestellten drei Hauptarten. Der Ruchadlo-Pflug (Fig. 227) ist ein kurzer, breiter, gedrungener Keil, bei welchem Schar- und Streichbrett in fast cylin- drischer Form steil und schaufelförmig aufwärts steigen. Hierdurch ist der von der Schar aufgenommene Boden gezwungen, am Streich- brett emporzusteigen, wird durch die Krümmung desselben zerkrümelt und fällt dann sich überstürzend in die offene Furche. Man ver- wendet diese Form der Schar besonders auf naturlockeren, leichten und mittelschweren Bodenarten, Sand- und Geröllboden, sowie auf mildem Lehmboden. Der Kulturpflug (Fig. 228) hat ein längeres und weniger steiles Streichbrett, als der Ruchadlo-Pflug, wodurch der von der Schar aufgenommene Boden über die Kante des Streichbrettes in die Furche fällt, wobei er gekrümelt wird. Dieser Pflug eignet sich be- sonders für nicht zu bindigen Boden. Der Amerikaner-Pflug (Fig. 229) endlich ist für Thon- und Lehmboden, sowie rohen Boden jeder Art geeignet. Der Körper dieses Pfluges bildet einen langen spitzen Keil; Schar und Streichbrett steigen in flachem Bogen aufwärts, wobei sich letzteres in schraubenförmiger Windung nach rückwärts zieht. Der Boden gleitet an dem Streichbrett entlang, wird der Windung des- selben folgend, gewendet und in die Furche gedrängt, wobei er je nach seiner Bindigkeit mehr oder weniger bricht.
Der Normalpflug (Fig. 230) ist so konstruiert, daß alle mit dem- selben gezogenen Furchen ganz gleichlaufend werden müssen. Zu diesem Zweck läuft das eine der beiden Räder, auf welchen der Pflug ruht, in der letzten der gezogenen Furchen, während das andere auf dem festen Lande läuft und der gewünschten Furchentiefe entsprechend mittelst eines sinnreich konstruierten Hebelmechanismus genau eingestellt werden kann. Beim Ausrücken stellen sich die beiden unteren Rad- bahnen wieder in eine Horizontale, wie es Fig. 231 zeigt, wo auch gleichzeitig das hinten anzubringende kleine Rad sichtbar ist, welches für den Transport des Pfluges dient.
Die landwirtſchaftlichen Maſchinen und Geräte.
von einem Tiere geleiſtete Zugkraft getreten iſt. Die nächſte weſent- liche Verbeſſerung, auch noch von den Römern ſelbſt vorgenommen, beſtand darin, daß ſie den vorderen Teil des Pfluges auf Räder legten und die Pflugſchar, aus zwei Eiſenſtücken beſtehend, an einem ſchlittenartigen Klotz befeſtigten, wie es Fig. 226 zeigt. Mit dieſer Konſtruktion ſind wir denjenigen der modernen Pflüge bereits ſo nahe gekommen, daß wir die weitere Entwickelung des Pfluges ver- laſſen und zur Beſchreibung der heute üblichen Konſtruktionen der- ſelben übergehen können. Der Wert dieſer modernen Pflüge liegt hauptſächlich darin, daß ſie bei großer Krafterſparnis jede gewünſchte Art des Pflügens durch beſonders zu dieſem Zwecke gewählte Bauarten ermöglichen.
Schon die Form und Größe des Pflugkörpers wird nicht mehr beliebig gewählt, ſondern der betreffenden Bodenart entſprechend, und unterſcheidet man danach die in den Figuren 227—229 dargeſtellten drei Hauptarten. Der Ruchadlo-Pflug (Fig. 227) iſt ein kurzer, breiter, gedrungener Keil, bei welchem Schar- und Streichbrett in faſt cylin- driſcher Form ſteil und ſchaufelförmig aufwärts ſteigen. Hierdurch iſt der von der Schar aufgenommene Boden gezwungen, am Streich- brett emporzuſteigen, wird durch die Krümmung desſelben zerkrümelt und fällt dann ſich überſtürzend in die offene Furche. Man ver- wendet dieſe Form der Schar beſonders auf naturlockeren, leichten und mittelſchweren Bodenarten, Sand- und Geröllboden, ſowie auf mildem Lehmboden. Der Kulturpflug (Fig. 228) hat ein längeres und weniger ſteiles Streichbrett, als der Ruchadlo-Pflug, wodurch der von der Schar aufgenommene Boden über die Kante des Streichbrettes in die Furche fällt, wobei er gekrümelt wird. Dieſer Pflug eignet ſich be- ſonders für nicht zu bindigen Boden. Der Amerikaner-Pflug (Fig. 229) endlich iſt für Thon- und Lehmboden, ſowie rohen Boden jeder Art geeignet. Der Körper dieſes Pfluges bildet einen langen ſpitzen Keil; Schar und Streichbrett ſteigen in flachem Bogen aufwärts, wobei ſich letzteres in ſchraubenförmiger Windung nach rückwärts zieht. Der Boden gleitet an dem Streichbrett entlang, wird der Windung des- ſelben folgend, gewendet und in die Furche gedrängt, wobei er je nach ſeiner Bindigkeit mehr oder weniger bricht.
Der Normalpflug (Fig. 230) iſt ſo konſtruiert, daß alle mit dem- ſelben gezogenen Furchen ganz gleichlaufend werden müſſen. Zu dieſem Zweck läuft das eine der beiden Räder, auf welchen der Pflug ruht, in der letzten der gezogenen Furchen, während das andere auf dem feſten Lande läuft und der gewünſchten Furchentiefe entſprechend mittelſt eines ſinnreich konſtruierten Hebelmechanismus genau eingeſtellt werden kann. Beim Ausrücken ſtellen ſich die beiden unteren Rad- bahnen wieder in eine Horizontale, wie es Fig. 231 zeigt, wo auch gleichzeitig das hinten anzubringende kleine Rad ſichtbar iſt, welches für den Transport des Pfluges dient.
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von einem Tiere geleiſtete Zugkraft getreten iſt. Die nächſte weſent-
liche Verbeſſerung, auch noch von den Römern ſelbſt vorgenommen,
beſtand darin, daß ſie den vorderen Teil des Pfluges auf Räder
legten und die Pflugſchar, aus zwei Eiſenſtücken beſtehend, an einem
ſchlittenartigen Klotz befeſtigten, wie es Fig. 226 zeigt. Mit dieſer
Konſtruktion ſind wir denjenigen der modernen Pflüge bereits ſo
nahe gekommen, daß wir die weitere Entwickelung des Pfluges ver-
laſſen und zur Beſchreibung der heute üblichen Konſtruktionen der-
ſelben übergehen können. Der Wert dieſer modernen Pflüge liegt
hauptſächlich darin, daß ſie bei großer Krafterſparnis jede gewünſchte
Art des Pflügens durch beſonders zu dieſem Zwecke gewählte Bauarten
ermöglichen.
Schon die Form und Größe des Pflugkörpers wird nicht mehr
beliebig gewählt, ſondern der betreffenden Bodenart entſprechend, und
unterſcheidet man danach die in den Figuren 227—229 dargeſtellten
drei Hauptarten. Der Ruchadlo-Pflug (Fig. 227) iſt ein kurzer, breiter,
gedrungener Keil, bei welchem Schar- und Streichbrett in faſt cylin-
driſcher Form ſteil und ſchaufelförmig aufwärts ſteigen. Hierdurch
iſt der von der Schar aufgenommene Boden gezwungen, am Streich-
brett emporzuſteigen, wird durch die Krümmung desſelben zerkrümelt
und fällt dann ſich überſtürzend in die offene Furche. Man ver-
wendet dieſe Form der Schar beſonders auf naturlockeren, leichten und
mittelſchweren Bodenarten, Sand- und Geröllboden, ſowie auf mildem
Lehmboden. Der Kulturpflug (Fig. 228) hat ein längeres und weniger
ſteiles Streichbrett, als der Ruchadlo-Pflug, wodurch der von der
Schar aufgenommene Boden über die Kante des Streichbrettes in die
Furche fällt, wobei er gekrümelt wird. Dieſer Pflug eignet ſich be-
ſonders für nicht zu bindigen Boden. Der Amerikaner-Pflug (Fig. 229)
endlich iſt für Thon- und Lehmboden, ſowie rohen Boden jeder Art
geeignet. Der Körper dieſes Pfluges bildet einen langen ſpitzen Keil;
Schar und Streichbrett ſteigen in flachem Bogen aufwärts, wobei ſich
letzteres in ſchraubenförmiger Windung nach rückwärts zieht. Der
Boden gleitet an dem Streichbrett entlang, wird der Windung des-
ſelben folgend, gewendet und in die Furche gedrängt, wobei er je nach
ſeiner Bindigkeit mehr oder weniger bricht.
Der Normalpflug (Fig. 230) iſt ſo konſtruiert, daß alle mit dem-
ſelben gezogenen Furchen ganz gleichlaufend werden müſſen. Zu
dieſem Zweck läuft das eine der beiden Räder, auf welchen der Pflug
ruht, in der letzten der gezogenen Furchen, während das andere auf
dem feſten Lande läuft und der gewünſchten Furchentiefe entſprechend
mittelſt eines ſinnreich konſtruierten Hebelmechanismus genau eingeſtellt
werden kann. Beim Ausrücken ſtellen ſich die beiden unteren Rad-
bahnen wieder in eine Horizontale, wie es Fig. 231 zeigt, wo auch
gleichzeitig das hinten anzubringende kleine Rad ſichtbar iſt, welches
für den Transport des Pfluges dient.
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Samter, Heinrich: Das Reich der Erfindungen. Berlin, 1896, S. 452. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/samter_erfindungen_1896/470>, abgerufen am 22.11.2024.
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