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Samter, Heinrich: Das Reich der Erfindungen. Berlin, 1896.

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Die Pendeluhren.
so wird es darauf ankommen, schon die Pendelstange so einzurichten,
daß die Linse immer in derselben Entfernung vom Aufhängepunkt bleibt.
Das geschieht nun leicht durch Konstruktion eines
Rostpendels (vgl. Fig. 30). Es bedeuten f und a a
drei Eisenstangen, d d zwei solche von Zink. Die
Eisenstange f geht frei durch den Querbalken b b
hindurch, trägt aber am unteren Ende die Quer-
stange e e, die Zinkstangen sind an beiden Quer-
balken befestigt, während a a durch den Balken e e
frei hindurchgehen und erst bei c c eine Querstange
zum Festhalten der Pendellinse L tragen. Würden
bei der Erwärmung nur die Eisenstangen ausge-
dehnt, so müßte die Linse sich senken, nähmen nur
die Zinkstangen an der Ausdehnung teil, so müßte
sie sich heben. Da sich das Zink nun beträchtlicher
ausdehnt als das Eisen, so ist leicht zu erkennen,
daß man die Länge der verschiedenen Stangen so
abpassen kann, daß bei der Erwärmung die Pendel-
linse sich weder hebt noch senkt.

Eine andere Änderung, die man an den
Pendeluhren angebracht hat, ist die vollständige
Ersetzung des treibenden Gewichtes durch eine ge-
spannte Feder, d. h. durch ein langes, höchst
elastisches, spiralförmig gewundenes Stahlblatt.
Wickelt man ein Stahlband zu einer Spirale (vgl.
Fig. 31) auf, so wird diese, wenn ihre natürliche
Elastizität kein Hindernis findet, sich allmählich
wieder ausbreiten und strecken, da alle Stahl-
teilchen, die sie zusammensetzen, dahin streben, die
ursprüngliche Lage wieder anzunehmen, genau wie
ein Gummiball sein erstes Aussehen beim Auf-
hören des Druckes wieder annimmt, der ihn zeit-
weise umgestaltete. Was würde nun wohl ge-
schehen, wenn die Stahlfeder nicht vollkommen frei
wäre? Wickeln wir sie derart zu einer Spirale, daß
wir ihr äußeres Ende fest machen, indem wir es an
einem festen Punkt annageln und nageln wir auch
das innere Ende an einen Metallcylinder an, so
wird die elastische Kraft der Feder den Cylinder
zur Umdrehung um sich selbst zwingen, bis die
Spirale sich wieder soweit gestreckt haben wird als
es mit ihrer Länge und der Entfernung, die wir
ihren beiden Enden anweisen, verträglich ist. Wir
erkennen sofort, daß bei dem geringen Raum, den
die Feder einnimmt, im Verhältnis zu dem langen

[Abbildung] Fig. 30.

Rostpende[l]

Die Pendeluhren.
ſo wird es darauf ankommen, ſchon die Pendelſtange ſo einzurichten,
daß die Linſe immer in derſelben Entfernung vom Aufhängepunkt bleibt.
Das geſchieht nun leicht durch Konſtruktion eines
Roſtpendels (vgl. Fig. 30). Es bedeuten f und a a
drei Eiſenſtangen, d d zwei ſolche von Zink. Die
Eiſenſtange f geht frei durch den Querbalken b b
hindurch, trägt aber am unteren Ende die Quer-
ſtange e e, die Zinkſtangen ſind an beiden Quer-
balken befeſtigt, während a a durch den Balken e e
frei hindurchgehen und erſt bei c c eine Querſtange
zum Feſthalten der Pendellinſe L tragen. Würden
bei der Erwärmung nur die Eiſenſtangen ausge-
dehnt, ſo müßte die Linſe ſich ſenken, nähmen nur
die Zinkſtangen an der Ausdehnung teil, ſo müßte
ſie ſich heben. Da ſich das Zink nun beträchtlicher
ausdehnt als das Eiſen, ſo iſt leicht zu erkennen,
daß man die Länge der verſchiedenen Stangen ſo
abpaſſen kann, daß bei der Erwärmung die Pendel-
linſe ſich weder hebt noch ſenkt.

Eine andere Änderung, die man an den
Pendeluhren angebracht hat, iſt die vollſtändige
Erſetzung des treibenden Gewichtes durch eine ge-
ſpannte Feder, d. h. durch ein langes, höchſt
elaſtiſches, ſpiralförmig gewundenes Stahlblatt.
Wickelt man ein Stahlband zu einer Spirale (vgl.
Fig. 31) auf, ſo wird dieſe, wenn ihre natürliche
Elaſtizität kein Hindernis findet, ſich allmählich
wieder ausbreiten und ſtrecken, da alle Stahl-
teilchen, die ſie zuſammenſetzen, dahin ſtreben, die
urſprüngliche Lage wieder anzunehmen, genau wie
ein Gummiball ſein erſtes Ausſehen beim Auf-
hören des Druckes wieder annimmt, der ihn zeit-
weiſe umgeſtaltete. Was würde nun wohl ge-
ſchehen, wenn die Stahlfeder nicht vollkommen frei
wäre? Wickeln wir ſie derart zu einer Spirale, daß
wir ihr äußeres Ende feſt machen, indem wir es an
einem feſten Punkt annageln und nageln wir auch
das innere Ende an einen Metallcylinder an, ſo
wird die elaſtiſche Kraft der Feder den Cylinder
zur Umdrehung um ſich ſelbſt zwingen, bis die
Spirale ſich wieder ſoweit geſtreckt haben wird als
es mit ihrer Länge und der Entfernung, die wir
ihren beiden Enden anweiſen, verträglich iſt. Wir
erkennen ſofort, daß bei dem geringen Raum, den
die Feder einnimmt, im Verhältnis zu dem langen

[Abbildung] Fig. 30.

Roſtpende[l]

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[41/0059] Die Pendeluhren. ſo wird es darauf ankommen, ſchon die Pendelſtange ſo einzurichten, daß die Linſe immer in derſelben Entfernung vom Aufhängepunkt bleibt. Das geſchieht nun leicht durch Konſtruktion eines Roſtpendels (vgl. Fig. 30). Es bedeuten f und a a drei Eiſenſtangen, d d zwei ſolche von Zink. Die Eiſenſtange f geht frei durch den Querbalken b b hindurch, trägt aber am unteren Ende die Quer- ſtange e e, die Zinkſtangen ſind an beiden Quer- balken befeſtigt, während a a durch den Balken e e frei hindurchgehen und erſt bei c c eine Querſtange zum Feſthalten der Pendellinſe L tragen. Würden bei der Erwärmung nur die Eiſenſtangen ausge- dehnt, ſo müßte die Linſe ſich ſenken, nähmen nur die Zinkſtangen an der Ausdehnung teil, ſo müßte ſie ſich heben. Da ſich das Zink nun beträchtlicher ausdehnt als das Eiſen, ſo iſt leicht zu erkennen, daß man die Länge der verſchiedenen Stangen ſo abpaſſen kann, daß bei der Erwärmung die Pendel- linſe ſich weder hebt noch ſenkt. Eine andere Änderung, die man an den Pendeluhren angebracht hat, iſt die vollſtändige Erſetzung des treibenden Gewichtes durch eine ge- ſpannte Feder, d. h. durch ein langes, höchſt elaſtiſches, ſpiralförmig gewundenes Stahlblatt. Wickelt man ein Stahlband zu einer Spirale (vgl. Fig. 31) auf, ſo wird dieſe, wenn ihre natürliche Elaſtizität kein Hindernis findet, ſich allmählich wieder ausbreiten und ſtrecken, da alle Stahl- teilchen, die ſie zuſammenſetzen, dahin ſtreben, die urſprüngliche Lage wieder anzunehmen, genau wie ein Gummiball ſein erſtes Ausſehen beim Auf- hören des Druckes wieder annimmt, der ihn zeit- weiſe umgeſtaltete. Was würde nun wohl ge- ſchehen, wenn die Stahlfeder nicht vollkommen frei wäre? Wickeln wir ſie derart zu einer Spirale, daß wir ihr äußeres Ende feſt machen, indem wir es an einem feſten Punkt annageln und nageln wir auch das innere Ende an einen Metallcylinder an, ſo wird die elaſtiſche Kraft der Feder den Cylinder zur Umdrehung um ſich ſelbſt zwingen, bis die Spirale ſich wieder ſoweit geſtreckt haben wird als es mit ihrer Länge und der Entfernung, die wir ihren beiden Enden anweiſen, verträglich iſt. Wir erkennen ſofort, daß bei dem geringen Raum, den die Feder einnimmt, im Verhältnis zu dem langen [Abbildung Fig. 30. Roſtpendel]

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Zitationshilfe: Samter, Heinrich: Das Reich der Erfindungen. Berlin, 1896, S. 41. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/samter_erfindungen_1896/59>, abgerufen am 21.11.2024.