dienen. Um die Gichtgase, welche immer rationeller ausgenützt werden, abzufangen, hat man zahlreiche Apparate konstruiert, von denen hier der Hoffsche Apparat erwähnt werden möge.
Die sehr schwierige Aufgabe, auch die letzten Reste Phosphor, welcher -- wie vorher angegeben -- das Eisen "kaltbrüchig" macht, aus dem Eisen zu entfernen, haben Thomas und Gilchrist gelöst. Sie verwarfen die bisher benutzte Ausmauerung des Convertes im Bessemer-Prozeß, welche aus kieselsäurehaltigen Substanzen bestand und wendeten dafür basische Substanzen an, indem sie sehr richtig an- nahmen, daß der durch die hohe Temperatur und den Sauerstoff der atmosphärischen Luft zu Phosphorsäure oxydierte Phospor des Eisens, als phosporsaures Salz in die Schlacke gehen würde, wenn die Phosphorsäure eine Base fände, mit der sie sich verbinden könnte. Zur Ausmauerung nimmt man deshalb jetzt den Dolomit, eine Mischung von kohlensaurem Kalk und kohlensaurer Magnesia und giebt -- um diese Ausmauerung nicht zu schnell abzunutzen, denn sie muß ergänzt werden, wenn die Basen aufgebraucht sind -- noch überdies Dolomit oder Kalk zu den Zuschlägen. Aller Phosphor geht auf diese Weise als phosphorsaurer Kalk und phosphorsaure Magnesia in die Schlacken, und diese bilden fein gemahlen ein von der Landwirtschaft sehr be- gehrtes Dungmaterial. (Siehe "Die künstlichen Düngestoffe.") Zur ferneren Schonung der Ausmauerung wird der Zusatz von 3 % Silicium -- welches sich ja ebenfalls, zu Kieselsäure oxydiert, mit den Basen verbindet -- fortgelassen, und der Phosphor ersetzt ihn als für den Bessemerprozeß so notwendigen Wärmeentwickler vollkommen.
Das Eiſen.
[Abbildung]
Fig. 346.
Hochöfen des Furneßwerkes.
dienen. Um die Gichtgaſe, welche immer rationeller ausgenützt werden, abzufangen, hat man zahlreiche Apparate konſtruiert, von denen hier der Hoffſche Apparat erwähnt werden möge.
Die ſehr ſchwierige Aufgabe, auch die letzten Reſte Phosphor, welcher — wie vorher angegeben — das Eiſen „kaltbrüchig“ macht, aus dem Eiſen zu entfernen, haben Thomas und Gilchriſt gelöſt. Sie verwarfen die bisher benutzte Ausmauerung des Convertes im Beſſemer-Prozeß, welche aus kieſelſäurehaltigen Subſtanzen beſtand und wendeten dafür baſiſche Subſtanzen an, indem ſie ſehr richtig an- nahmen, daß der durch die hohe Temperatur und den Sauerſtoff der atmoſphäriſchen Luft zu Phosphorſäure oxydierte Phospor des Eiſens, als phosporſaures Salz in die Schlacke gehen würde, wenn die Phosphorſäure eine Baſe fände, mit der ſie ſich verbinden könnte. Zur Ausmauerung nimmt man deshalb jetzt den Dolomit, eine Miſchung von kohlenſaurem Kalk und kohlenſaurer Magneſia und giebt — um dieſe Ausmauerung nicht zu ſchnell abzunutzen, denn ſie muß ergänzt werden, wenn die Baſen aufgebraucht ſind — noch überdies Dolomit oder Kalk zu den Zuſchlägen. Aller Phosphor geht auf dieſe Weiſe als phosphorſaurer Kalk und phosphorſaure Magneſia in die Schlacken, und dieſe bilden fein gemahlen ein von der Landwirtſchaft ſehr be- gehrtes Dungmaterial. (Siehe „Die künſtlichen Düngeſtoffe.“) Zur ferneren Schonung der Ausmauerung wird der Zuſatz von 3 % Silicium — welches ſich ja ebenfalls, zu Kieſelſäure oxydiert, mit den Baſen verbindet — fortgelaſſen, und der Phosphor erſetzt ihn als für den Beſſemerprozeß ſo notwendigen Wärmeentwickler vollkommen.
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Das Eiſen.
[Abbildung Fig. 346. Hochöfen des Furneßwerkes.]
dienen. Um die Gichtgaſe, welche immer rationeller ausgenützt werden,
abzufangen, hat man zahlreiche Apparate konſtruiert, von denen hier
der Hoffſche Apparat erwähnt werden möge.
Die ſehr ſchwierige Aufgabe, auch die letzten Reſte Phosphor,
welcher — wie vorher angegeben — das Eiſen „kaltbrüchig“ macht,
aus dem Eiſen zu entfernen, haben Thomas und Gilchriſt gelöſt.
Sie verwarfen die bisher benutzte Ausmauerung des Convertes im
Beſſemer-Prozeß, welche aus kieſelſäurehaltigen Subſtanzen beſtand und
wendeten dafür baſiſche Subſtanzen an, indem ſie ſehr richtig an-
nahmen, daß der durch die hohe Temperatur und den Sauerſtoff der
atmoſphäriſchen Luft zu Phosphorſäure oxydierte Phospor des Eiſens,
als phosporſaures Salz in die Schlacke gehen würde, wenn die
Phosphorſäure eine Baſe fände, mit der ſie ſich verbinden könnte. Zur
Ausmauerung nimmt man deshalb jetzt den Dolomit, eine Miſchung
von kohlenſaurem Kalk und kohlenſaurer Magneſia und giebt — um
dieſe Ausmauerung nicht zu ſchnell abzunutzen, denn ſie muß ergänzt
werden, wenn die Baſen aufgebraucht ſind — noch überdies Dolomit
oder Kalk zu den Zuſchlägen. Aller Phosphor geht auf dieſe Weiſe
als phosphorſaurer Kalk und phosphorſaure Magneſia in die Schlacken,
und dieſe bilden fein gemahlen ein von der Landwirtſchaft ſehr be-
gehrtes Dungmaterial. (Siehe „Die künſtlichen Düngeſtoffe.“) Zur
ferneren Schonung der Ausmauerung wird der Zuſatz von 3 % Silicium
— welches ſich ja ebenfalls, zu Kieſelſäure oxydiert, mit den Baſen
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Samter, Heinrich: Das Reich der Erfindungen. Berlin, 1896, S. 583. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/samter_erfindungen_1896/601>, abgerufen am 22.11.2024.
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