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Samter, Heinrich: Das Reich der Erfindungen. Berlin, 1896.

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Das Zinn.
Ostindien, Malakka und auf der Insel Banca vor, oder als Schwefel-
zinn mit anderen Schwefelmetallen verbunden unter dem Namen Zinn-
kies. Der Zinnstein wird je nach seinen Vorkommen im geologischen
Sinne Bergzinnerz oder Seifenzinn genannt und enthält in beiden
Fällen außer dem Zinnoxyd noch Schwefel, Arsen, Zink, Eisen, Kupfer
und andere Metalle. Er findet sich aber auch in England, in Neu-
Süd-Wales, in Australien etc. als fast chemisch reine Zinnsäure. Im
allgemeinen ist das Seifenzinn ein weit reineres Erz als das Berg-
zinnerz, weil bei ersterem die Umstände, unter welchen es sich findet,
bereits eine mechanische Scheidung von den Verunreinigungen durch
die Natur bedingen. Der in Sachsen vorkommende Zinnstein -- Zinn-
zwitter genannt -- ist gewöhnlich von Wolfram, Molybdänglanz,
Schwefel- und Arsenkies begleitet.

Darstellung. Bei der Darstellung des Zinns, wird das Berg-
zinnerz zuerst durch Pochen und Schlämmen von der anhängenden
Gangart und dann durch Rösten von dem Schwefel, Arsen und Antimon
befreit. Das so vorbereitete Berg-
zinnerz oder reinere Zinnerze direkt
werden in eigenartig konstruierten,
ca. 3 m hohen Schachtöfen verschmelzt,
wie Fig. 355 einen solchen darstellt.
Die Erze werden mit Kohle und Zinn-
schlacken geschichtet in den Schacht A
gebracht, dessen Sohle aus einem
muldenförmig ausgehauenen Boden-
stein D besteht. Das geschmolzene
und reduzierte Zinn sammelt sich auf
dem Vorderherd B, von welchem es
durch eine Durchstichöffnung nach dem
eisernen Kessel C fließen kann; o be-
zeichnet die Einmündung der Düse des
Gebläses. Das in C gesammelte re-
duzierte Zinn enthält noch Eisen und

[Abbildung] Fig. 355.

Schachtofen.

Arsen, von welchen es auf einem mit glühenden Kohlen bedeckten Herde
ausgesaigert wird. Hierbei fließt das reine Zinn, welches zuerst schmilzt,
durch die Kohle und sammelt sich auf dem Stichherde, während die
strengflüssigere Legierung des Zinns und seiner Verunreinigungen --
Dörner genannt -- in Körnern zurückbleibt. Das so gewonnene Zinn
ist sehr rein, denn es enthält kaum 0,1 % fremder Metalle und kommt
unter den Namen "Körnerzinn" in den Handel, während die zurück-
bleibende schwer schmelzbare Legierung, welche neben dem Zinn haupt-
sächlich noch Eisen enthält, nachdem sie nochmals umgeschmelzt ist, als
"Blockzinn" auf den Markt kommt. In Böhmen und Sachsen führt
das Zinn, je nach der Gestalt, in welcher es geliefert wird, den Namen
"Stangenzinn" oder "Rollzinn"; letzteres ist in dünne Blätter gegossen.

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Das Zinn.
Oſtindien, Malakka und auf der Inſel Banca vor, oder als Schwefel-
zinn mit anderen Schwefelmetallen verbunden unter dem Namen Zinn-
kies. Der Zinnſtein wird je nach ſeinen Vorkommen im geologiſchen
Sinne Bergzinnerz oder Seifenzinn genannt und enthält in beiden
Fällen außer dem Zinnoxyd noch Schwefel, Arſen, Zink, Eiſen, Kupfer
und andere Metalle. Er findet ſich aber auch in England, in Neu-
Süd-Wales, in Auſtralien ꝛc. als faſt chemiſch reine Zinnſäure. Im
allgemeinen iſt das Seifenzinn ein weit reineres Erz als das Berg-
zinnerz, weil bei erſterem die Umſtände, unter welchen es ſich findet,
bereits eine mechaniſche Scheidung von den Verunreinigungen durch
die Natur bedingen. Der in Sachſen vorkommende Zinnſtein — Zinn-
zwitter genannt — iſt gewöhnlich von Wolfram, Molybdänglanz,
Schwefel- und Arſenkies begleitet.

Darſtellung. Bei der Darſtellung des Zinns, wird das Berg-
zinnerz zuerſt durch Pochen und Schlämmen von der anhängenden
Gangart und dann durch Röſten von dem Schwefel, Arſen und Antimon
befreit. Das ſo vorbereitete Berg-
zinnerz oder reinere Zinnerze direkt
werden in eigenartig konſtruierten,
ca. 3 m hohen Schachtöfen verſchmelzt,
wie Fig. 355 einen ſolchen darſtellt.
Die Erze werden mit Kohle und Zinn-
ſchlacken geſchichtet in den Schacht A
gebracht, deſſen Sohle aus einem
muldenförmig ausgehauenen Boden-
ſtein D beſteht. Das geſchmolzene
und reduzierte Zinn ſammelt ſich auf
dem Vorderherd B, von welchem es
durch eine Durchſtichöffnung nach dem
eiſernen Keſſel C fließen kann; o be-
zeichnet die Einmündung der Düſe des
Gebläſes. Das in C geſammelte re-
duzierte Zinn enthält noch Eiſen und

[Abbildung] Fig. 355.

Schachtofen.

Arſen, von welchen es auf einem mit glühenden Kohlen bedeckten Herde
ausgeſaigert wird. Hierbei fließt das reine Zinn, welches zuerſt ſchmilzt,
durch die Kohle und ſammelt ſich auf dem Stichherde, während die
ſtrengflüſſigere Legierung des Zinns und ſeiner Verunreinigungen —
Dörner genannt — in Körnern zurückbleibt. Das ſo gewonnene Zinn
iſt ſehr rein, denn es enthält kaum 0,1 % fremder Metalle und kommt
unter den Namen „Körnerzinn“ in den Handel, während die zurück-
bleibende ſchwer ſchmelzbare Legierung, welche neben dem Zinn haupt-
ſächlich noch Eiſen enthält, nachdem ſie nochmals umgeſchmelzt iſt, als
„Blockzinn“ auf den Markt kommt. In Böhmen und Sachſen führt
das Zinn, je nach der Geſtalt, in welcher es geliefert wird, den Namen
„Stangenzinn“ oder „Rollzinn“; letzteres iſt in dünne Blätter gegoſſen.

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[595/0613] Das Zinn. Oſtindien, Malakka und auf der Inſel Banca vor, oder als Schwefel- zinn mit anderen Schwefelmetallen verbunden unter dem Namen Zinn- kies. Der Zinnſtein wird je nach ſeinen Vorkommen im geologiſchen Sinne Bergzinnerz oder Seifenzinn genannt und enthält in beiden Fällen außer dem Zinnoxyd noch Schwefel, Arſen, Zink, Eiſen, Kupfer und andere Metalle. Er findet ſich aber auch in England, in Neu- Süd-Wales, in Auſtralien ꝛc. als faſt chemiſch reine Zinnſäure. Im allgemeinen iſt das Seifenzinn ein weit reineres Erz als das Berg- zinnerz, weil bei erſterem die Umſtände, unter welchen es ſich findet, bereits eine mechaniſche Scheidung von den Verunreinigungen durch die Natur bedingen. Der in Sachſen vorkommende Zinnſtein — Zinn- zwitter genannt — iſt gewöhnlich von Wolfram, Molybdänglanz, Schwefel- und Arſenkies begleitet. Darſtellung. Bei der Darſtellung des Zinns, wird das Berg- zinnerz zuerſt durch Pochen und Schlämmen von der anhängenden Gangart und dann durch Röſten von dem Schwefel, Arſen und Antimon befreit. Das ſo vorbereitete Berg- zinnerz oder reinere Zinnerze direkt werden in eigenartig konſtruierten, ca. 3 m hohen Schachtöfen verſchmelzt, wie Fig. 355 einen ſolchen darſtellt. Die Erze werden mit Kohle und Zinn- ſchlacken geſchichtet in den Schacht A gebracht, deſſen Sohle aus einem muldenförmig ausgehauenen Boden- ſtein D beſteht. Das geſchmolzene und reduzierte Zinn ſammelt ſich auf dem Vorderherd B, von welchem es durch eine Durchſtichöffnung nach dem eiſernen Keſſel C fließen kann; o be- zeichnet die Einmündung der Düſe des Gebläſes. Das in C geſammelte re- duzierte Zinn enthält noch Eiſen und [Abbildung Fig. 355. Schachtofen.] Arſen, von welchen es auf einem mit glühenden Kohlen bedeckten Herde ausgeſaigert wird. Hierbei fließt das reine Zinn, welches zuerſt ſchmilzt, durch die Kohle und ſammelt ſich auf dem Stichherde, während die ſtrengflüſſigere Legierung des Zinns und ſeiner Verunreinigungen — Dörner genannt — in Körnern zurückbleibt. Das ſo gewonnene Zinn iſt ſehr rein, denn es enthält kaum 0,1 % fremder Metalle und kommt unter den Namen „Körnerzinn“ in den Handel, während die zurück- bleibende ſchwer ſchmelzbare Legierung, welche neben dem Zinn haupt- ſächlich noch Eiſen enthält, nachdem ſie nochmals umgeſchmelzt iſt, als „Blockzinn“ auf den Markt kommt. In Böhmen und Sachſen führt das Zinn, je nach der Geſtalt, in welcher es geliefert wird, den Namen „Stangenzinn“ oder „Rollzinn“; letzteres iſt in dünne Blätter gegoſſen. 38*

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Zitationshilfe: Samter, Heinrich: Das Reich der Erfindungen. Berlin, 1896, S. 595. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/samter_erfindungen_1896/613>, abgerufen am 22.11.2024.