Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Samter, Heinrich: Das Reich der Erfindungen. Berlin, 1896.

Bild:
<< vorherige Seite

Das Quecksilber.
Schachtöfen und Verdichtung der sich hierbei entwickelnden Quecksilber-
dämpfe in eisernen oder gemauerten Kammern; in Spanien werden
die Dämpfe in röhrenartig zusammengefügten Thongefäßen verdichtet.
In Böhmen und der Pfalz wird der Zinnober in geschlossenen Räumen
durch Zuschläge, wie Eisenhammerschlag oder Kalk zerlegt.

Fig. 366 und 367 zeigen den in Idria angewendeten Apparat im
Vertikalschnitt, und zwar ist Fig. 367 nur eine Vergrößerung des Mittel-

[Abbildung] Fig. 366.

Quecksilber-Röstofen.

baues von Fig. 366. Der zu röstende Zinnober wird auf den Wölbungen
über dem Herd A derartig angehäuft, daß der erste Raum V voll-
ständig damit angefüllt ist, auf der Wölbung p p1 die größeren Stücke
und endlich auf der Wölbung r r1 der Staub und die Rückstände der
letzten Fabrikation gebracht
werden. Diese Wölbungen
sind zahlreich durchlöchert,
und die sich entwickelnden
Gase gelangen durch einen
über der obersten Wölbung
liegenden Kanal und durch
die zahlreichen Seiten-
kammern C C zu beiden
Seiten nach den Räumen D.
Sobald der Ofen beschickt
ist, wird auf dem Rost bei
A ein Feuer, gewöhnlich
[Abbildung] Fig. 367.

Quecksilber-Röstofen.

mit Buchenholz entzündet, und der in dem ganzen Bau herrschende
Zug führt genügende atmosphärische Luft in den Zinnober, um bei
der 10 bis 12 Stunden anhaltenden Dunkelrotglut durch den Sauer-
stoff derselben den Schwefel des Zinnobers zu schwefliger Säure zu
oxydieren, wobei das Quecksilber frei wird, was sich durch folgende
chemische Formel ausdrücken läßt:
[Formel 1]

Die Verbrennungsprodukte entweichen in die Seitenkammern C C,
auf deren in der Mitte vertieftem Boden das Quecksilber in einen Be-

Das Queckſilber.
Schachtöfen und Verdichtung der ſich hierbei entwickelnden Queckſilber-
dämpfe in eiſernen oder gemauerten Kammern; in Spanien werden
die Dämpfe in röhrenartig zuſammengefügten Thongefäßen verdichtet.
In Böhmen und der Pfalz wird der Zinnober in geſchloſſenen Räumen
durch Zuſchläge, wie Eiſenhammerſchlag oder Kalk zerlegt.

Fig. 366 und 367 zeigen den in Idria angewendeten Apparat im
Vertikalſchnitt, und zwar iſt Fig. 367 nur eine Vergrößerung des Mittel-

[Abbildung] Fig. 366.

Queckſilber-Röſtofen.

baues von Fig. 366. Der zu röſtende Zinnober wird auf den Wölbungen
über dem Herd A derartig angehäuft, daß der erſte Raum V voll-
ſtändig damit angefüllt iſt, auf der Wölbung p p1 die größeren Stücke
und endlich auf der Wölbung r r1 der Staub und die Rückſtände der
letzten Fabrikation gebracht
werden. Dieſe Wölbungen
ſind zahlreich durchlöchert,
und die ſich entwickelnden
Gaſe gelangen durch einen
über der oberſten Wölbung
liegenden Kanal und durch
die zahlreichen Seiten-
kammern C C zu beiden
Seiten nach den Räumen D.
Sobald der Ofen beſchickt
iſt, wird auf dem Roſt bei
A ein Feuer, gewöhnlich
[Abbildung] Fig. 367.

Queckſilber-Röſtofen.

mit Buchenholz entzündet, und der in dem ganzen Bau herrſchende
Zug führt genügende atmoſphäriſche Luft in den Zinnober, um bei
der 10 bis 12 Stunden anhaltenden Dunkelrotglut durch den Sauer-
ſtoff derſelben den Schwefel des Zinnobers zu ſchwefliger Säure zu
oxydieren, wobei das Queckſilber frei wird, was ſich durch folgende
chemiſche Formel ausdrücken läßt:
[Formel 1]

Die Verbrennungsprodukte entweichen in die Seitenkammern C C,
auf deren in der Mitte vertieftem Boden das Queckſilber in einen Be-

<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <div n="2">
          <div n="3">
            <div n="4">
              <p><pb facs="#f0631" n="613"/><fw place="top" type="header">Das Queck&#x017F;ilber.</fw><lb/>
Schachtöfen und Verdichtung der &#x017F;ich hierbei entwickelnden Queck&#x017F;ilber-<lb/>
dämpfe in ei&#x017F;ernen oder gemauerten Kammern; in Spanien werden<lb/>
die Dämpfe in röhrenartig zu&#x017F;ammengefügten Thongefäßen verdichtet.<lb/>
In Böhmen und der Pfalz wird der Zinnober in ge&#x017F;chlo&#x017F;&#x017F;enen Räumen<lb/>
durch Zu&#x017F;chläge, wie Ei&#x017F;enhammer&#x017F;chlag oder Kalk zerlegt.</p><lb/>
              <p>Fig. 366 und 367 zeigen den in Idria angewendeten Apparat im<lb/>
Vertikal&#x017F;chnitt, und zwar i&#x017F;t Fig. 367 nur eine Vergrößerung des Mittel-<lb/><figure><head>Fig. 366. </head><p>Queck&#x017F;ilber-Rö&#x017F;tofen.</p></figure><lb/>
baues von Fig. 366. Der zu rö&#x017F;tende Zinnober wird auf den Wölbungen<lb/>
über dem Herd <hi rendition="#aq">A</hi> derartig angehäuft, daß der er&#x017F;te Raum <hi rendition="#aq">V</hi> voll-<lb/>
&#x017F;tändig damit angefüllt i&#x017F;t, auf der Wölbung <hi rendition="#aq">p p</hi><hi rendition="#sup">1</hi> die größeren Stücke<lb/>
und endlich auf der Wölbung <hi rendition="#aq">r r</hi><hi rendition="#sup">1</hi> der Staub und die Rück&#x017F;tände der<lb/>
letzten Fabrikation gebracht<lb/>
werden. Die&#x017F;e Wölbungen<lb/>
&#x017F;ind zahlreich durchlöchert,<lb/>
und die &#x017F;ich entwickelnden<lb/>
Ga&#x017F;e gelangen durch einen<lb/>
über der ober&#x017F;ten Wölbung<lb/>
liegenden Kanal und durch<lb/>
die zahlreichen Seiten-<lb/>
kammern <hi rendition="#aq">C C</hi> zu beiden<lb/>
Seiten nach den Räumen <hi rendition="#aq">D.</hi><lb/>
Sobald der Ofen be&#x017F;chickt<lb/>
i&#x017F;t, wird auf dem Ro&#x017F;t bei<lb/><hi rendition="#aq">A</hi> ein Feuer, gewöhnlich<lb/><figure><head>Fig. 367. </head><p>Queck&#x017F;ilber-Rö&#x017F;tofen.</p></figure><lb/>
mit Buchenholz entzündet, und der in dem ganzen Bau herr&#x017F;chende<lb/>
Zug führt genügende atmo&#x017F;phäri&#x017F;che Luft in den Zinnober, um bei<lb/>
der 10 bis 12 Stunden anhaltenden Dunkelrotglut durch den Sauer-<lb/>
&#x017F;toff der&#x017F;elben den Schwefel des Zinnobers zu &#x017F;chwefliger Säure zu<lb/>
oxydieren, wobei das Queck&#x017F;ilber frei wird, was &#x017F;ich durch folgende<lb/>
chemi&#x017F;che Formel ausdrücken läßt:<lb/><hi rendition="#c"><formula/></hi></p>
              <p>Die Verbrennungsprodukte entweichen in die Seitenkammern <hi rendition="#aq">C C</hi>,<lb/>
auf deren in der Mitte vertieftem Boden das Queck&#x017F;ilber in einen Be-<lb/></p>
            </div>
          </div>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[613/0631] Das Queckſilber. Schachtöfen und Verdichtung der ſich hierbei entwickelnden Queckſilber- dämpfe in eiſernen oder gemauerten Kammern; in Spanien werden die Dämpfe in röhrenartig zuſammengefügten Thongefäßen verdichtet. In Böhmen und der Pfalz wird der Zinnober in geſchloſſenen Räumen durch Zuſchläge, wie Eiſenhammerſchlag oder Kalk zerlegt. Fig. 366 und 367 zeigen den in Idria angewendeten Apparat im Vertikalſchnitt, und zwar iſt Fig. 367 nur eine Vergrößerung des Mittel- [Abbildung Fig. 366. Queckſilber-Röſtofen.] baues von Fig. 366. Der zu röſtende Zinnober wird auf den Wölbungen über dem Herd A derartig angehäuft, daß der erſte Raum V voll- ſtändig damit angefüllt iſt, auf der Wölbung p p1 die größeren Stücke und endlich auf der Wölbung r r1 der Staub und die Rückſtände der letzten Fabrikation gebracht werden. Dieſe Wölbungen ſind zahlreich durchlöchert, und die ſich entwickelnden Gaſe gelangen durch einen über der oberſten Wölbung liegenden Kanal und durch die zahlreichen Seiten- kammern C C zu beiden Seiten nach den Räumen D. Sobald der Ofen beſchickt iſt, wird auf dem Roſt bei A ein Feuer, gewöhnlich [Abbildung Fig. 367. Queckſilber-Röſtofen.] mit Buchenholz entzündet, und der in dem ganzen Bau herrſchende Zug führt genügende atmoſphäriſche Luft in den Zinnober, um bei der 10 bis 12 Stunden anhaltenden Dunkelrotglut durch den Sauer- ſtoff derſelben den Schwefel des Zinnobers zu ſchwefliger Säure zu oxydieren, wobei das Queckſilber frei wird, was ſich durch folgende chemiſche Formel ausdrücken läßt: [FORMEL] Die Verbrennungsprodukte entweichen in die Seitenkammern C C, auf deren in der Mitte vertieftem Boden das Queckſilber in einen Be-

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/samter_erfindungen_1896
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/samter_erfindungen_1896/631
Zitationshilfe: Samter, Heinrich: Das Reich der Erfindungen. Berlin, 1896, S. 613. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/samter_erfindungen_1896/631>, abgerufen am 22.11.2024.