Die Verbindungen des Quecksilbers mit anderen Metallen werden "Amalgame" genannt, welche fest oder flüssig sind, je nach der Menge des darin enthaltenen Quecksilbers. Es verbindet sich leicht mit Blei, Wismut, Zink, Zinn, Silber und Gold, schwer mit Kupfer, gar nicht mit Eisen, Nickel, Kobalt und Platin. Die Amalgame mit Gold und Silber werden bei Gewinnung dieser Metalle benutzt, um diese von den Erzen zu scheiden, wie bei diesen Metallen selbst näher auseinandergesetzt werden soll.
Das Platin.
Vorkommen. Das Platin findet sich nur gediegen, meistens in Form von Körnern im angeschwemmten Sande von Flußbetten, ge- wöhnlich als Platinerz, d. i. Platin mit kleinen Beimengungen der sog. Platinmetalle, worunter Palladium, Iridium, Rhodium, Osmium und Ruthenium verstanden werden. Auch Eisen und Kupfer begleiten es häufig. Seine Fundorte sind besonders Südamerika, Kolumbia, Peru und Brasilien, wie das aufgeschwemmte Land am Ural. Aber es findet sich auch unter dem Waschgold in Kalifornien, im Oregon- gebirge, in Brasilien, auf Haiti, in Australien, auf der Insel Borneo, in Norwegen und endlich im Sande des Ivaloflusses im nördlichen Lappland. v. Pettenkofer hat nachgewiesen, daß das Platin überhaupt viel verbreiteter ist, als man früher annahm, denn seine Untersuchungen haben ergeben, daß alles Silber, welches nicht direkt aus einer Scheidung herrührt, von einer geringen Menge Platin begleitet ist. Seine chemische Formel ist Pt.
Darstellung. Die Gewinnung des Platins aus dem Platinerz kann nach zwei Methoden, nämlich auf dem nassen oder auf dem trockenen Wege geschehen.
Nach der ersten Methode behandelt man das Platinerz mit Königswasser, wodurch man eine saure Lösung von Platinchlorid (PtCl4) erhält. Aus dieser Lösung fällt man mittels Salmiak (NH4Cl) einen gelben Niederschlag von Platinsalmiak (2NH4Cl, PtCl4), welcher, nachdem er gut ausgewaschen und geglüht ist, ein graues, poröses Metall, den sog. Platinschwamm, liefert. Dieser wird zusammengepreßt, zum Weißglühen erhitzt und unter wiederholtem Ausglühen zwischen Holzkohlen in einem Schmiedefeuer gehämmert, wobei das Metall dicht und geschmeidig wird.
Weit vollkommener ist die von Deville und Debray 1861 ein- geführte Methode, das Platin auf trockenem Wege zu gewinnen. Das Platinerz wird hiernach mit Bleiglanz auf einem Flammenofen zu- sammengeschmelzt, wobei sich das im Platinerz enthaltene Eisen mit dem Schwefel des Bleiglanzes zu Schwefeleisen verbindet, während das Platin und die es begleitenden Metalle sich mit dem Blei legieren. Auf einem Treibherde, wie er bei der Gewinnung des Silbers näher
Die Rohgewinnung der Metalle.
Die Verbindungen des Queckſilbers mit anderen Metallen werden „Amalgame“ genannt, welche feſt oder flüſſig ſind, je nach der Menge des darin enthaltenen Queckſilbers. Es verbindet ſich leicht mit Blei, Wismut, Zink, Zinn, Silber und Gold, ſchwer mit Kupfer, gar nicht mit Eiſen, Nickel, Kobalt und Platin. Die Amalgame mit Gold und Silber werden bei Gewinnung dieſer Metalle benutzt, um dieſe von den Erzen zu ſcheiden, wie bei dieſen Metallen ſelbſt näher auseinandergeſetzt werden ſoll.
Das Platin.
Vorkommen. Das Platin findet ſich nur gediegen, meiſtens in Form von Körnern im angeſchwemmten Sande von Flußbetten, ge- wöhnlich als Platinerz, d. i. Platin mit kleinen Beimengungen der ſog. Platinmetalle, worunter Palladium, Iridium, Rhodium, Osmium und Ruthenium verſtanden werden. Auch Eiſen und Kupfer begleiten es häufig. Seine Fundorte ſind beſonders Südamerika, Kolumbia, Peru und Braſilien, wie das aufgeſchwemmte Land am Ural. Aber es findet ſich auch unter dem Waſchgold in Kalifornien, im Oregon- gebirge, in Braſilien, auf Haïti, in Auſtralien, auf der Inſel Borneo, in Norwegen und endlich im Sande des Ivalofluſſes im nördlichen Lappland. v. Pettenkofer hat nachgewieſen, daß das Platin überhaupt viel verbreiteter iſt, als man früher annahm, denn ſeine Unterſuchungen haben ergeben, daß alles Silber, welches nicht direkt aus einer Scheidung herrührt, von einer geringen Menge Platin begleitet iſt. Seine chemiſche Formel iſt Pt.
Darſtellung. Die Gewinnung des Platins aus dem Platinerz kann nach zwei Methoden, nämlich auf dem naſſen oder auf dem trockenen Wege geſchehen.
Nach der erſten Methode behandelt man das Platinerz mit Königswaſſer, wodurch man eine ſaure Löſung von Platinchlorid (PtCl4) erhält. Aus dieſer Löſung fällt man mittels Salmiak (NH4Cl) einen gelben Niederſchlag von Platinſalmiak (2NH4Cl, PtCl4), welcher, nachdem er gut ausgewaſchen und geglüht iſt, ein graues, poröſes Metall, den ſog. Platinſchwamm, liefert. Dieſer wird zuſammengepreßt, zum Weißglühen erhitzt und unter wiederholtem Ausglühen zwiſchen Holzkohlen in einem Schmiedefeuer gehämmert, wobei das Metall dicht und geſchmeidig wird.
Weit vollkommener iſt die von Deville und Debray 1861 ein- geführte Methode, das Platin auf trockenem Wege zu gewinnen. Das Platinerz wird hiernach mit Bleiglanz auf einem Flammenofen zu- ſammengeſchmelzt, wobei ſich das im Platinerz enthaltene Eiſen mit dem Schwefel des Bleiglanzes zu Schwefeleiſen verbindet, während das Platin und die es begleitenden Metalle ſich mit dem Blei legieren. Auf einem Treibherde, wie er bei der Gewinnung des Silbers näher
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Die Rohgewinnung der Metalle.
Die Verbindungen des Queckſilbers mit anderen Metallen werden
„Amalgame“ genannt, welche feſt oder flüſſig ſind, je nach der Menge
des darin enthaltenen Queckſilbers. Es verbindet ſich leicht mit
Blei, Wismut, Zink, Zinn, Silber und Gold, ſchwer mit Kupfer, gar
nicht mit Eiſen, Nickel, Kobalt und Platin. Die Amalgame mit
Gold und Silber werden bei Gewinnung dieſer Metalle benutzt, um
dieſe von den Erzen zu ſcheiden, wie bei dieſen Metallen ſelbſt näher
auseinandergeſetzt werden ſoll.
Das Platin.
Vorkommen. Das Platin findet ſich nur gediegen, meiſtens in
Form von Körnern im angeſchwemmten Sande von Flußbetten, ge-
wöhnlich als Platinerz, d. i. Platin mit kleinen Beimengungen der
ſog. Platinmetalle, worunter Palladium, Iridium, Rhodium, Osmium
und Ruthenium verſtanden werden. Auch Eiſen und Kupfer begleiten
es häufig. Seine Fundorte ſind beſonders Südamerika, Kolumbia,
Peru und Braſilien, wie das aufgeſchwemmte Land am Ural. Aber
es findet ſich auch unter dem Waſchgold in Kalifornien, im Oregon-
gebirge, in Braſilien, auf Haïti, in Auſtralien, auf der Inſel Borneo,
in Norwegen und endlich im Sande des Ivalofluſſes im nördlichen
Lappland. v. Pettenkofer hat nachgewieſen, daß das Platin überhaupt
viel verbreiteter iſt, als man früher annahm, denn ſeine Unterſuchungen
haben ergeben, daß alles Silber, welches nicht direkt aus einer
Scheidung herrührt, von einer geringen Menge Platin begleitet iſt.
Seine chemiſche Formel iſt Pt.
Darſtellung. Die Gewinnung des Platins aus dem Platinerz
kann nach zwei Methoden, nämlich auf dem naſſen oder auf dem
trockenen Wege geſchehen.
Nach der erſten Methode behandelt man das Platinerz mit
Königswaſſer, wodurch man eine ſaure Löſung von Platinchlorid
(PtCl4) erhält. Aus dieſer Löſung fällt man mittels Salmiak (NH4Cl)
einen gelben Niederſchlag von Platinſalmiak (2NH4Cl, PtCl4), welcher,
nachdem er gut ausgewaſchen und geglüht iſt, ein graues, poröſes
Metall, den ſog. Platinſchwamm, liefert. Dieſer wird zuſammengepreßt,
zum Weißglühen erhitzt und unter wiederholtem Ausglühen zwiſchen
Holzkohlen in einem Schmiedefeuer gehämmert, wobei das Metall dicht
und geſchmeidig wird.
Weit vollkommener iſt die von Deville und Debray 1861 ein-
geführte Methode, das Platin auf trockenem Wege zu gewinnen. Das
Platinerz wird hiernach mit Bleiglanz auf einem Flammenofen zu-
ſammengeſchmelzt, wobei ſich das im Platinerz enthaltene Eiſen mit
dem Schwefel des Bleiglanzes zu Schwefeleiſen verbindet, während
das Platin und die es begleitenden Metalle ſich mit dem Blei legieren.
Auf einem Treibherde, wie er bei der Gewinnung des Silbers näher
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Samter, Heinrich: Das Reich der Erfindungen. Berlin, 1896, S. 616. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/samter_erfindungen_1896/634>, abgerufen am 22.11.2024.
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