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Samter, Heinrich: Das Reich der Erfindungen. Berlin, 1896.

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Das Schmieden.

Der Amboß besteht, wenn er nur für kleine Hämmer benutzt wird
aus einem schweren in die Erde eingerammten Holzklotze, dem Hammer-
stock; bei schweren Hämmern nimmt man einen Gußeisenkörper, die
Chabotte, welcher gewöhnlich auf ein elastisches Fundament aus
hölzernen Balken aufgesetzt ist. Die Oberfläche des Ambosses bezeichnet
man als seine Bahn, dieselbe wird gehärtet und ganz eben geschliffen,
damit nicht zurückbleibende Unebenheiten sich im Werkstücke abdrücken.
Der gewöhnliche Amboß, Amboß ohne Horn, hat eine rechtwinklige
Bahn von 400 bis 450 mm Länge und 100 bis 120 mm Breite. An
einem Ende befindet sich ein ebenfalls rechtwinklig ausgearbeitetes Loch,
in welches besondere Schmiedeeisenunterlagen, wie sie für einige Werk-
stückformen erforderlich sind, mittels eines an denselben befindlichen
Zapfens eingesteckt werden können. Damit sich der Amboß auf seinem
Stocke nicht verschieben kann, trägt letzterer einen Zapfen, welcher in
eine Öffnung in die Unterseite des Amboßes hineinpaßt.

Läuft die eine Seite des Ambosses in eine konische Verlängerung
aus, so hat man den Amboß mit einem Horn (Fig. 378), beim Amboß
mit zwei Hörnern ist gegenüber dem ersten Horn ein zweites ange-
bracht, das aber vierseitigen Querschnitt und keilförmige Gestalt besitzt.
Machen endlich die Hörner den
Hauptteil des Ambosses aus, so
spricht man von einem Sperrhorn.
Beim Herstellen feiner Bleche aus
Edelmetallen benutzt man auch
Ambosse aus Granit und Marmor
mit abgeschliffener Bahn.

Bei den Hämmern unter-
scheidet man zwei Hauptgruppen,
Stielhämmer und Rahmen oder
Parallelhämmer. Der Stielhammer

[Abbildung] Fig. 378.

Amboß mit Horn.

besteht aus zwei Hauptteilen, dem Stiele oder Helm, der aus zähem
Holze gefertigt wird, und dem Hammerkopf, der aus Schmiedeeisen
mit verstählter Arbeitsfläche hergestellt ist. Die Öffnung des Kopfes,
in welche der Stiel gesteckt wird, ist das Hammerauge. Ist die
arbeitende Fläche in der Länge und Breite nicht zu stark abweichend,
so heißt sie Hammerbahn, hat sie aber Keilform, und ist sie sehr schmal
im Verhältnis zur Breite, so nennt man sie Finne. Je nach der Form
der Bahnen und nach der Lage der Finne zur Bahn unterscheidet man
eine große Anzahl für besondere Zwecke bestimmter Hämmer, welche aber
weniger zum Schmieden als zum späteren Vollenden der Form benutzt
werden.

Wenn man einen jener rußigen Gesellen sieht, seine nervigen Arme,
seine Muskeln wie Stahl, so sollte man meinen, sie könnten spielend
mit Centnern umgehen, wie ein Kind mit Gummibällen, und doch be-
trägt das Gewicht eines Hammers, welchen ein Schmied mit beiden

Das Schmieden.

Der Amboß beſteht, wenn er nur für kleine Hämmer benutzt wird
aus einem ſchweren in die Erde eingerammten Holzklotze, dem Hammer-
ſtock; bei ſchweren Hämmern nimmt man einen Gußeiſenkörper, die
Chabotte, welcher gewöhnlich auf ein elaſtiſches Fundament aus
hölzernen Balken aufgeſetzt iſt. Die Oberfläche des Amboſſes bezeichnet
man als ſeine Bahn, dieſelbe wird gehärtet und ganz eben geſchliffen,
damit nicht zurückbleibende Unebenheiten ſich im Werkſtücke abdrücken.
Der gewöhnliche Amboß, Amboß ohne Horn, hat eine rechtwinklige
Bahn von 400 bis 450 mm Länge und 100 bis 120 mm Breite. An
einem Ende befindet ſich ein ebenfalls rechtwinklig ausgearbeitetes Loch,
in welches beſondere Schmiedeeiſenunterlagen, wie ſie für einige Werk-
ſtückformen erforderlich ſind, mittels eines an denſelben befindlichen
Zapfens eingeſteckt werden können. Damit ſich der Amboß auf ſeinem
Stocke nicht verſchieben kann, trägt letzterer einen Zapfen, welcher in
eine Öffnung in die Unterſeite des Amboßes hineinpaßt.

Läuft die eine Seite des Amboſſes in eine koniſche Verlängerung
aus, ſo hat man den Amboß mit einem Horn (Fig. 378), beim Amboß
mit zwei Hörnern iſt gegenüber dem erſten Horn ein zweites ange-
bracht, das aber vierſeitigen Querſchnitt und keilförmige Geſtalt beſitzt.
Machen endlich die Hörner den
Hauptteil des Amboſſes aus, ſo
ſpricht man von einem Sperrhorn.
Beim Herſtellen feiner Bleche aus
Edelmetallen benutzt man auch
Amboſſe aus Granit und Marmor
mit abgeſchliffener Bahn.

Bei den Hämmern unter-
ſcheidet man zwei Hauptgruppen,
Stielhämmer und Rahmen oder
Parallelhämmer. Der Stielhammer

[Abbildung] Fig. 378.

Amboß mit Horn.

beſteht aus zwei Hauptteilen, dem Stiele oder Helm, der aus zähem
Holze gefertigt wird, und dem Hammerkopf, der aus Schmiedeeiſen
mit verſtählter Arbeitsfläche hergeſtellt iſt. Die Öffnung des Kopfes,
in welche der Stiel geſteckt wird, iſt das Hammerauge. Iſt die
arbeitende Fläche in der Länge und Breite nicht zu ſtark abweichend,
ſo heißt ſie Hammerbahn, hat ſie aber Keilform, und iſt ſie ſehr ſchmal
im Verhältnis zur Breite, ſo nennt man ſie Finne. Je nach der Form
der Bahnen und nach der Lage der Finne zur Bahn unterſcheidet man
eine große Anzahl für beſondere Zwecke beſtimmter Hämmer, welche aber
weniger zum Schmieden als zum ſpäteren Vollenden der Form benutzt
werden.

Wenn man einen jener rußigen Geſellen ſieht, ſeine nervigen Arme,
ſeine Muskeln wie Stahl, ſo ſollte man meinen, ſie könnten ſpielend
mit Centnern umgehen, wie ein Kind mit Gummibällen, und doch be-
trägt das Gewicht eines Hammers, welchen ein Schmied mit beiden

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[647/0665] Das Schmieden. Der Amboß beſteht, wenn er nur für kleine Hämmer benutzt wird aus einem ſchweren in die Erde eingerammten Holzklotze, dem Hammer- ſtock; bei ſchweren Hämmern nimmt man einen Gußeiſenkörper, die Chabotte, welcher gewöhnlich auf ein elaſtiſches Fundament aus hölzernen Balken aufgeſetzt iſt. Die Oberfläche des Amboſſes bezeichnet man als ſeine Bahn, dieſelbe wird gehärtet und ganz eben geſchliffen, damit nicht zurückbleibende Unebenheiten ſich im Werkſtücke abdrücken. Der gewöhnliche Amboß, Amboß ohne Horn, hat eine rechtwinklige Bahn von 400 bis 450 mm Länge und 100 bis 120 mm Breite. An einem Ende befindet ſich ein ebenfalls rechtwinklig ausgearbeitetes Loch, in welches beſondere Schmiedeeiſenunterlagen, wie ſie für einige Werk- ſtückformen erforderlich ſind, mittels eines an denſelben befindlichen Zapfens eingeſteckt werden können. Damit ſich der Amboß auf ſeinem Stocke nicht verſchieben kann, trägt letzterer einen Zapfen, welcher in eine Öffnung in die Unterſeite des Amboßes hineinpaßt. Läuft die eine Seite des Amboſſes in eine koniſche Verlängerung aus, ſo hat man den Amboß mit einem Horn (Fig. 378), beim Amboß mit zwei Hörnern iſt gegenüber dem erſten Horn ein zweites ange- bracht, das aber vierſeitigen Querſchnitt und keilförmige Geſtalt beſitzt. Machen endlich die Hörner den Hauptteil des Amboſſes aus, ſo ſpricht man von einem Sperrhorn. Beim Herſtellen feiner Bleche aus Edelmetallen benutzt man auch Amboſſe aus Granit und Marmor mit abgeſchliffener Bahn. Bei den Hämmern unter- ſcheidet man zwei Hauptgruppen, Stielhämmer und Rahmen oder Parallelhämmer. Der Stielhammer [Abbildung Fig. 378. Amboß mit Horn.] beſteht aus zwei Hauptteilen, dem Stiele oder Helm, der aus zähem Holze gefertigt wird, und dem Hammerkopf, der aus Schmiedeeiſen mit verſtählter Arbeitsfläche hergeſtellt iſt. Die Öffnung des Kopfes, in welche der Stiel geſteckt wird, iſt das Hammerauge. Iſt die arbeitende Fläche in der Länge und Breite nicht zu ſtark abweichend, ſo heißt ſie Hammerbahn, hat ſie aber Keilform, und iſt ſie ſehr ſchmal im Verhältnis zur Breite, ſo nennt man ſie Finne. Je nach der Form der Bahnen und nach der Lage der Finne zur Bahn unterſcheidet man eine große Anzahl für beſondere Zwecke beſtimmter Hämmer, welche aber weniger zum Schmieden als zum ſpäteren Vollenden der Form benutzt werden. Wenn man einen jener rußigen Geſellen ſieht, ſeine nervigen Arme, ſeine Muskeln wie Stahl, ſo ſollte man meinen, ſie könnten ſpielend mit Centnern umgehen, wie ein Kind mit Gummibällen, und doch be- trägt das Gewicht eines Hammers, welchen ein Schmied mit beiden

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Zitationshilfe: Samter, Heinrich: Das Reich der Erfindungen. Berlin, 1896, S. 647. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/samter_erfindungen_1896/665>, abgerufen am 22.11.2024.