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Samter, Heinrich: Das Reich der Erfindungen. Berlin, 1896.

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Die Metallverarbeitung.

Das Walzwerk (Fig. 381) in seiner einfachsten Form besteht aus
einem festen Gerüst, auf welchem mit Zapfen Walzen in Lagern ruhen,
die durch irgend eine elementare Kraft in Bewegung gesetzt werden, so daß
sie sich in entgegengesetztem Sinne drehen. Als treibende Kraft wird meist
der Dampf angewendet. Die Walzen lagern entweder in unveränder-
licher Entfernung von einander, oder sie lassen sich nähern und entfernen;
zu letzterem Zwecke pflegt die obere Walze beweglich zu sein. Je nach

[Abbildung] Fig. 381.

Walzwerk.

der Form des Fabrikats, das man her-
zustellen gedenkt, unterscheidet man ver-
schiedene Walzenformen. Einfache glatte
Walzen werden zur Blecherzeugung ver-
wendet, hier kommt es nur darauf an,
daß das fertige Stück eine gewisse vor-
geschriebene Dicke habe, nicht aber, welche
Ausmessungen es nach den anderen
Richtungen besitze. Wird aber eine ganz
bestimmte Gestalt des Werkstückes verlangt,
so müssen auch die Walzen entsprechend
gestaltet sein, ganz wie man beim Schmieden
und Pressen Gesenke von bestimmter Form
benutzt. Die Walzen sind weiter nichts
wie Gesenke, allerdings Gesenke ohne Ende;
die untere Walze giebt das Untergesenke,
die obere Walze das Obergesenke. Ent-
hält eine Walze mehrere Kaliber -- so
nennt man die Öffnung, welche infolge der
Furchung der Walzen zwischen beiden frei
bleibt, also die Form, die das Werkstück
erhalten soll -- so sind die einzelnen durch
10 bis 25 mm breite Ringe von einander
getrennt. (Siehe Fig. 381.) Enthält jede
Walze die Hälfte des Kalibers, so laufen
die Ringe auf einander und das Kaliber
ist ein offenes; enthält dagegen die Unter-
walze die Hauptform, die nur durch die
Oberwalze geschlossen wird, so laufen die
Ringe der Unterwalze in Furchen der
Oberwalze, das Kaliber ist ein geschlossenes.
Nun sieht sich das Walzen von weitem
ganz wundervoll an. Man sollte meinen,
es ginge so, daß man auf der einen Seite
das Gußstück hineinleitet, dann läuft es
zwischen den Walzen durch und auf der
anderen Seite kommt das fertige Kunstwerk
heraus, just wie man beim 10 Pfennig-

Die Metallverarbeitung.

Das Walzwerk (Fig. 381) in ſeiner einfachſten Form beſteht aus
einem feſten Gerüſt, auf welchem mit Zapfen Walzen in Lagern ruhen,
die durch irgend eine elementare Kraft in Bewegung geſetzt werden, ſo daß
ſie ſich in entgegengeſetztem Sinne drehen. Als treibende Kraft wird meiſt
der Dampf angewendet. Die Walzen lagern entweder in unveränder-
licher Entfernung von einander, oder ſie laſſen ſich nähern und entfernen;
zu letzterem Zwecke pflegt die obere Walze beweglich zu ſein. Je nach

[Abbildung] Fig. 381.

Walzwerk.

der Form des Fabrikats, das man her-
zuſtellen gedenkt, unterſcheidet man ver-
ſchiedene Walzenformen. Einfache glatte
Walzen werden zur Blecherzeugung ver-
wendet, hier kommt es nur darauf an,
daß das fertige Stück eine gewiſſe vor-
geſchriebene Dicke habe, nicht aber, welche
Ausmeſſungen es nach den anderen
Richtungen beſitze. Wird aber eine ganz
beſtimmte Geſtalt des Werkſtückes verlangt,
ſo müſſen auch die Walzen entſprechend
geſtaltet ſein, ganz wie man beim Schmieden
und Preſſen Geſenke von beſtimmter Form
benutzt. Die Walzen ſind weiter nichts
wie Geſenke, allerdings Geſenke ohne Ende;
die untere Walze giebt das Untergeſenke,
die obere Walze das Obergeſenke. Ent-
hält eine Walze mehrere Kaliber — ſo
nennt man die Öffnung, welche infolge der
Furchung der Walzen zwiſchen beiden frei
bleibt, alſo die Form, die das Werkſtück
erhalten ſoll — ſo ſind die einzelnen durch
10 bis 25 mm breite Ringe von einander
getrennt. (Siehe Fig. 381.) Enthält jede
Walze die Hälfte des Kalibers, ſo laufen
die Ringe auf einander und das Kaliber
iſt ein offenes; enthält dagegen die Unter-
walze die Hauptform, die nur durch die
Oberwalze geſchloſſen wird, ſo laufen die
Ringe der Unterwalze in Furchen der
Oberwalze, das Kaliber iſt ein geſchloſſenes.
Nun ſieht ſich das Walzen von weitem
ganz wundervoll an. Man ſollte meinen,
es ginge ſo, daß man auf der einen Seite
das Gußſtück hineinleitet, dann läuft es
zwiſchen den Walzen durch und auf der
anderen Seite kommt das fertige Kunſtwerk
heraus, juſt wie man beim 10 Pfennig-

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[656/0674] Die Metallverarbeitung. Das Walzwerk (Fig. 381) in ſeiner einfachſten Form beſteht aus einem feſten Gerüſt, auf welchem mit Zapfen Walzen in Lagern ruhen, die durch irgend eine elementare Kraft in Bewegung geſetzt werden, ſo daß ſie ſich in entgegengeſetztem Sinne drehen. Als treibende Kraft wird meiſt der Dampf angewendet. Die Walzen lagern entweder in unveränder- licher Entfernung von einander, oder ſie laſſen ſich nähern und entfernen; zu letzterem Zwecke pflegt die obere Walze beweglich zu ſein. Je nach [Abbildung Fig. 381. Walzwerk.] der Form des Fabrikats, das man her- zuſtellen gedenkt, unterſcheidet man ver- ſchiedene Walzenformen. Einfache glatte Walzen werden zur Blecherzeugung ver- wendet, hier kommt es nur darauf an, daß das fertige Stück eine gewiſſe vor- geſchriebene Dicke habe, nicht aber, welche Ausmeſſungen es nach den anderen Richtungen beſitze. Wird aber eine ganz beſtimmte Geſtalt des Werkſtückes verlangt, ſo müſſen auch die Walzen entſprechend geſtaltet ſein, ganz wie man beim Schmieden und Preſſen Geſenke von beſtimmter Form benutzt. Die Walzen ſind weiter nichts wie Geſenke, allerdings Geſenke ohne Ende; die untere Walze giebt das Untergeſenke, die obere Walze das Obergeſenke. Ent- hält eine Walze mehrere Kaliber — ſo nennt man die Öffnung, welche infolge der Furchung der Walzen zwiſchen beiden frei bleibt, alſo die Form, die das Werkſtück erhalten ſoll — ſo ſind die einzelnen durch 10 bis 25 mm breite Ringe von einander getrennt. (Siehe Fig. 381.) Enthält jede Walze die Hälfte des Kalibers, ſo laufen die Ringe auf einander und das Kaliber iſt ein offenes; enthält dagegen die Unter- walze die Hauptform, die nur durch die Oberwalze geſchloſſen wird, ſo laufen die Ringe der Unterwalze in Furchen der Oberwalze, das Kaliber iſt ein geſchloſſenes. Nun ſieht ſich das Walzen von weitem ganz wundervoll an. Man ſollte meinen, es ginge ſo, daß man auf der einen Seite das Gußſtück hineinleitet, dann läuft es zwiſchen den Walzen durch und auf der anderen Seite kommt das fertige Kunſtwerk heraus, juſt wie man beim 10 Pfennig-

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Zitationshilfe: Samter, Heinrich: Das Reich der Erfindungen. Berlin, 1896, S. 656. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/samter_erfindungen_1896/674>, abgerufen am 22.11.2024.