Wenn durch eine Reihe der vorgedachten Verfahren ein Gegenstand seiner Form nach vollendet ist, so zeigt er meist noch ein recht un- scheinbares Gewand; ist er gegossen, so zeigt er Gußnähte und die Gußhaut, bei geschmiedeten und gewalzten Gegenständen mißfällt der Glühspan; Stichel und Meißel haben auch ihre Spur hinterlassen, und so bedarf denn der Gegenstand noch einer letzten, der verschönernden Bearbeitung, damit er auch dem Auge gefällig wirke. Andrerseits sind die Gegenstände häufig Einwirkungen ausgesetzt, denen das reine Metall nicht zu widerstehen vermag, Eisen rostet, Messing setzt Grünspan an etc., da wird denn ein Überzug nötig, um das Metall vor seinen Feinden zu schützen.
Handelt es sich darum, einen unschönen Oxydüberzug -- Glüh- span, Zunder -- fortzubringen, um die reine Metalloberfläche zum Vorschein zu bringen, so greift man zum Abbeizen oder Abbrennen, d. h. man überläßt den Gegenstand der Einwirkung einer verdünnten Säure so lange, bis das Oxyd aufgelöst ist. Beim Messing nennt man dieses Verfahren Gelbbrennen, beim Silber Weißsieden. Silber ist meist mit Kupfer legiert, und daher mit einer dunklen Haut von Kupfer- oxyd überzogen; löst man dieses in verdünnter Schwefelsäure auf, so kommt das weiße Silber zum Vorschein. Dieses Verfahren wird zwei- mal in der Siedehitze angewendet. Soll die Oberfläche matt werden, so glüht man den Gegenstand nach dem ersten Sieden, nachdem man ihn in einen Brei von Pottasche und Wasser eingepackt hat, löscht in Wasser ab und siedet zum zweitenmale. Auch Gold wird ähnlich behandelt.
Überläßt man nur einen Teil des Gegenstandes dem Einflusse der Säure, so wird nur dieser angegriffen, und das Metall wird geätzt. Beim Ätzen handelt es sich meist um das Hervorbringen ornamentaler Verzierungen, man überzieht die ganze Oberfläche mit einer schützenden Schicht, gewöhnlich einer harzigen Substanz, dem Ätzgrund und schabt die zu bildenden Figuren aus diesem so heraus, daß das Metall frei- liegt. Gießt man Ätzwasser darauf, so werden nur die unbedeckten Stellen angefressen und erscheinen nach Abspülung und Entfernung des Ätzgrundes als vertiefte Ornamente. Man kann auch umgekehrt die Figuren aus Ätzgrund stehen lassen und ringsherum das Metall frei schaben, dann erscheinen die Figuren erhaben. Ersteres Verfahren heißt Tiefätzen, letzteres Hochätzen.
Gegenstände mit rauher Oberfläche werden unter Benutzung des Schleifsteines abgeschliffen, wobei alle Unebenheiten fortgerissen werden; haben sie unregelmäßige Begrenzungsflächen, so ist namentlich bei kleineren Körpern diese Methode nicht anwendbar, man führt dann ein Stäbchen von hartem Material mit glatter, glänzender Arbeits- fläche, den Polierstahl, unter Druck über die Oberfläche, so daß alle
Die Verſchönerungs- und Erhaltungsarbeiten.
Die Verſchönerungs- und Erhaltungsarbeiten.
Wenn durch eine Reihe der vorgedachten Verfahren ein Gegenſtand ſeiner Form nach vollendet iſt, ſo zeigt er meiſt noch ein recht un- ſcheinbares Gewand; iſt er gegoſſen, ſo zeigt er Gußnähte und die Gußhaut, bei geſchmiedeten und gewalzten Gegenſtänden mißfällt der Glühſpan; Stichel und Meißel haben auch ihre Spur hinterlaſſen, und ſo bedarf denn der Gegenſtand noch einer letzten, der verſchönernden Bearbeitung, damit er auch dem Auge gefällig wirke. Andrerſeits ſind die Gegenſtände häufig Einwirkungen ausgeſetzt, denen das reine Metall nicht zu widerſtehen vermag, Eiſen roſtet, Meſſing ſetzt Grünſpan an ꝛc., da wird denn ein Überzug nötig, um das Metall vor ſeinen Feinden zu ſchützen.
Handelt es ſich darum, einen unſchönen Oxydüberzug — Glüh- ſpan, Zunder — fortzubringen, um die reine Metalloberfläche zum Vorſchein zu bringen, ſo greift man zum Abbeizen oder Abbrennen, d. h. man überläßt den Gegenſtand der Einwirkung einer verdünnten Säure ſo lange, bis das Oxyd aufgelöſt iſt. Beim Meſſing nennt man dieſes Verfahren Gelbbrennen, beim Silber Weißſieden. Silber iſt meiſt mit Kupfer legiert, und daher mit einer dunklen Haut von Kupfer- oxyd überzogen; löſt man dieſes in verdünnter Schwefelſäure auf, ſo kommt das weiße Silber zum Vorſchein. Dieſes Verfahren wird zwei- mal in der Siedehitze angewendet. Soll die Oberfläche matt werden, ſo glüht man den Gegenſtand nach dem erſten Sieden, nachdem man ihn in einen Brei von Pottaſche und Waſſer eingepackt hat, löſcht in Waſſer ab und ſiedet zum zweitenmale. Auch Gold wird ähnlich behandelt.
Überläßt man nur einen Teil des Gegenſtandes dem Einfluſſe der Säure, ſo wird nur dieſer angegriffen, und das Metall wird geätzt. Beim Ätzen handelt es ſich meiſt um das Hervorbringen ornamentaler Verzierungen, man überzieht die ganze Oberfläche mit einer ſchützenden Schicht, gewöhnlich einer harzigen Subſtanz, dem Ätzgrund und ſchabt die zu bildenden Figuren aus dieſem ſo heraus, daß das Metall frei- liegt. Gießt man Ätzwaſſer darauf, ſo werden nur die unbedeckten Stellen angefreſſen und erſcheinen nach Abſpülung und Entfernung des Ätzgrundes als vertiefte Ornamente. Man kann auch umgekehrt die Figuren aus Ätzgrund ſtehen laſſen und ringsherum das Metall frei ſchaben, dann erſcheinen die Figuren erhaben. Erſteres Verfahren heißt Tiefätzen, letzteres Hochätzen.
Gegenſtände mit rauher Oberfläche werden unter Benutzung des Schleifſteines abgeſchliffen, wobei alle Unebenheiten fortgeriſſen werden; haben ſie unregelmäßige Begrenzungsflächen, ſo iſt namentlich bei kleineren Körpern dieſe Methode nicht anwendbar, man führt dann ein Stäbchen von hartem Material mit glatter, glänzender Arbeits- fläche, den Polierſtahl, unter Druck über die Oberfläche, ſo daß alle
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Die Verſchönerungs- und Erhaltungsarbeiten.
Die Verſchönerungs- und Erhaltungsarbeiten.
Wenn durch eine Reihe der vorgedachten Verfahren ein Gegenſtand
ſeiner Form nach vollendet iſt, ſo zeigt er meiſt noch ein recht un-
ſcheinbares Gewand; iſt er gegoſſen, ſo zeigt er Gußnähte und die
Gußhaut, bei geſchmiedeten und gewalzten Gegenſtänden mißfällt der
Glühſpan; Stichel und Meißel haben auch ihre Spur hinterlaſſen, und
ſo bedarf denn der Gegenſtand noch einer letzten, der verſchönernden
Bearbeitung, damit er auch dem Auge gefällig wirke. Andrerſeits ſind
die Gegenſtände häufig Einwirkungen ausgeſetzt, denen das reine Metall
nicht zu widerſtehen vermag, Eiſen roſtet, Meſſing ſetzt Grünſpan
an ꝛc., da wird denn ein Überzug nötig, um das Metall vor ſeinen
Feinden zu ſchützen.
Handelt es ſich darum, einen unſchönen Oxydüberzug — Glüh-
ſpan, Zunder — fortzubringen, um die reine Metalloberfläche zum
Vorſchein zu bringen, ſo greift man zum Abbeizen oder Abbrennen,
d. h. man überläßt den Gegenſtand der Einwirkung einer verdünnten
Säure ſo lange, bis das Oxyd aufgelöſt iſt. Beim Meſſing nennt
man dieſes Verfahren Gelbbrennen, beim Silber Weißſieden. Silber iſt
meiſt mit Kupfer legiert, und daher mit einer dunklen Haut von Kupfer-
oxyd überzogen; löſt man dieſes in verdünnter Schwefelſäure auf, ſo
kommt das weiße Silber zum Vorſchein. Dieſes Verfahren wird zwei-
mal in der Siedehitze angewendet. Soll die Oberfläche matt werden, ſo
glüht man den Gegenſtand nach dem erſten Sieden, nachdem man ihn
in einen Brei von Pottaſche und Waſſer eingepackt hat, löſcht in
Waſſer ab und ſiedet zum zweitenmale. Auch Gold wird ähnlich
behandelt.
Überläßt man nur einen Teil des Gegenſtandes dem Einfluſſe der
Säure, ſo wird nur dieſer angegriffen, und das Metall wird geätzt.
Beim Ätzen handelt es ſich meiſt um das Hervorbringen ornamentaler
Verzierungen, man überzieht die ganze Oberfläche mit einer ſchützenden
Schicht, gewöhnlich einer harzigen Subſtanz, dem Ätzgrund und ſchabt
die zu bildenden Figuren aus dieſem ſo heraus, daß das Metall frei-
liegt. Gießt man Ätzwaſſer darauf, ſo werden nur die unbedeckten
Stellen angefreſſen und erſcheinen nach Abſpülung und Entfernung des
Ätzgrundes als vertiefte Ornamente. Man kann auch umgekehrt die
Figuren aus Ätzgrund ſtehen laſſen und ringsherum das Metall frei
ſchaben, dann erſcheinen die Figuren erhaben. Erſteres Verfahren
heißt Tiefätzen, letzteres Hochätzen.
Gegenſtände mit rauher Oberfläche werden unter Benutzung
des Schleifſteines abgeſchliffen, wobei alle Unebenheiten fortgeriſſen
werden; haben ſie unregelmäßige Begrenzungsflächen, ſo iſt namentlich
bei kleineren Körpern dieſe Methode nicht anwendbar, man führt dann
ein Stäbchen von hartem Material mit glatter, glänzender Arbeits-
fläche, den Polierſtahl, unter Druck über die Oberfläche, ſo daß alle
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Samter, Heinrich: Das Reich der Erfindungen. Berlin, 1896, S. 679. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/samter_erfindungen_1896/697>, abgerufen am 22.11.2024.
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