Gemengteile in die Pulverisiertrommeln (Fig. 394), faßartige, horizontal liegende Cylinder von Holz, welche an ihrer inneren Wand mit hervor- tretenden abgerundeten Längsleisten versehen und mit Leder aus-
[Abbildung]
Fig. 394.
Pulverisiertrommel.
geschlagen sind. Man fügt eine bestimmte Menge kleiner Bronzekugeln hinzu, welche beim schnellen Drehen der Trommel die Masse des Satzes zerkleinern. Häufig zerkleinert man zuerst die Kohle, fügt dann den Schwefel hinzu und mengt endlich das schon vorher besonders zer- kleinerte Salpetermehl bei. Indessen ist die Praxis der Pulvermühlen in dieser Beziehung eine überaus mannigfaltige und es läßt sich kaum eine Methode anführen, welche überwiegend angewendet würde. Auch die Menge der Bronzekugeln, deren Gewicht nach den meisten Angaben etwa zwei Drittel von dem Gewicht des ganzen zu zerkleinernden Satzes betragen soll, wird sehr verschieden gewählt. Die Wirkung der Trommeln ist sehr einfach. Jede Kugel wird von einer Leiste der Trommel ein kurzes Stück in die Höhe geführt und fällt dann herab, die Masse zerkleinernd. Hieraus folgt auch, daß die Umdrehungs- geschwindigkeit nicht so groß werden darf, daß die Kugeln durch die Schwungkraft an die Wände gedrückt werden und demnach keine Wirkung äußern. Die Zeit der Arbeit ist ziemlich lang. Einige Fabriken wenden zum vollständigen Mischen der Satzteile besondere Trommeln an, welche zinnerne anstatt der bronzenen Kugeln enthalten; in vielen Fällen zerkleinert man auch die einzelnen Satzteile, besonders den Salpeter, für sich allein zwischen Steinen, um dann in den Trommeln nur das Mischen vorzunehmen.
Der fertig gemischte und staubfein zerkleinerte Satz, das sogenannte Mehlpulver, wird nun, zur Erhöhung seiner Wirkung, dem Dichtungs- prozeß unterworfen. Das Mehlpulver wird mit so vielem Wasser ver- mischt, daß ein Teig entsteht, welcher mittels eines Leinentuches ohne Ende zwischen zwei horizontale Walzen geführt wird. Die obere be- steht aus Bronze, die untere aus Holz; zwischen beiden wird der Pulverteig kräftig zusammengepreßt. Er hat dann Ansehen und Härte
Das Schießpulver.
Gemengteile in die Pulveriſiertrommeln (Fig. 394), faßartige, horizontal liegende Cylinder von Holz, welche an ihrer inneren Wand mit hervor- tretenden abgerundeten Längsleiſten verſehen und mit Leder aus-
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Fig. 394.
Pulveriſiertrommel.
geſchlagen ſind. Man fügt eine beſtimmte Menge kleiner Bronzekugeln hinzu, welche beim ſchnellen Drehen der Trommel die Maſſe des Satzes zerkleinern. Häufig zerkleinert man zuerſt die Kohle, fügt dann den Schwefel hinzu und mengt endlich das ſchon vorher beſonders zer- kleinerte Salpetermehl bei. Indeſſen iſt die Praxis der Pulvermühlen in dieſer Beziehung eine überaus mannigfaltige und es läßt ſich kaum eine Methode anführen, welche überwiegend angewendet würde. Auch die Menge der Bronzekugeln, deren Gewicht nach den meiſten Angaben etwa zwei Drittel von dem Gewicht des ganzen zu zerkleinernden Satzes betragen ſoll, wird ſehr verſchieden gewählt. Die Wirkung der Trommeln iſt ſehr einfach. Jede Kugel wird von einer Leiſte der Trommel ein kurzes Stück in die Höhe geführt und fällt dann herab, die Maſſe zerkleinernd. Hieraus folgt auch, daß die Umdrehungs- geſchwindigkeit nicht ſo groß werden darf, daß die Kugeln durch die Schwungkraft an die Wände gedrückt werden und demnach keine Wirkung äußern. Die Zeit der Arbeit iſt ziemlich lang. Einige Fabriken wenden zum vollſtändigen Miſchen der Satzteile beſondere Trommeln an, welche zinnerne anſtatt der bronzenen Kugeln enthalten; in vielen Fällen zerkleinert man auch die einzelnen Satzteile, beſonders den Salpeter, für ſich allein zwiſchen Steinen, um dann in den Trommeln nur das Miſchen vorzunehmen.
Der fertig gemiſchte und ſtaubfein zerkleinerte Satz, das ſogenannte Mehlpulver, wird nun, zur Erhöhung ſeiner Wirkung, dem Dichtungs- prozeß unterworfen. Das Mehlpulver wird mit ſo vielem Waſſer ver- miſcht, daß ein Teig entſteht, welcher mittels eines Leinentuches ohne Ende zwiſchen zwei horizontale Walzen geführt wird. Die obere be- ſteht aus Bronze, die untere aus Holz; zwiſchen beiden wird der Pulverteig kräftig zuſammengepreßt. Er hat dann Anſehen und Härte
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Das Schießpulver.
Gemengteile in die Pulveriſiertrommeln (Fig. 394), faßartige, horizontal
liegende Cylinder von Holz, welche an ihrer inneren Wand mit hervor-
tretenden abgerundeten Längsleiſten verſehen und mit Leder aus-
[Abbildung Fig. 394. Pulveriſiertrommel.]
geſchlagen ſind. Man fügt eine beſtimmte Menge kleiner Bronzekugeln
hinzu, welche beim ſchnellen Drehen der Trommel die Maſſe des Satzes
zerkleinern. Häufig zerkleinert man zuerſt die Kohle, fügt dann den
Schwefel hinzu und mengt endlich das ſchon vorher beſonders zer-
kleinerte Salpetermehl bei. Indeſſen iſt die Praxis der Pulvermühlen
in dieſer Beziehung eine überaus mannigfaltige und es läßt ſich kaum
eine Methode anführen, welche überwiegend angewendet würde. Auch
die Menge der Bronzekugeln, deren Gewicht nach den meiſten Angaben
etwa zwei Drittel von dem Gewicht des ganzen zu zerkleinernden
Satzes betragen ſoll, wird ſehr verſchieden gewählt. Die Wirkung der
Trommeln iſt ſehr einfach. Jede Kugel wird von einer Leiſte der
Trommel ein kurzes Stück in die Höhe geführt und fällt dann herab,
die Maſſe zerkleinernd. Hieraus folgt auch, daß die Umdrehungs-
geſchwindigkeit nicht ſo groß werden darf, daß die Kugeln durch die
Schwungkraft an die Wände gedrückt werden und demnach keine
Wirkung äußern. Die Zeit der Arbeit iſt ziemlich lang. Einige
Fabriken wenden zum vollſtändigen Miſchen der Satzteile beſondere
Trommeln an, welche zinnerne anſtatt der bronzenen Kugeln enthalten;
in vielen Fällen zerkleinert man auch die einzelnen Satzteile, beſonders
den Salpeter, für ſich allein zwiſchen Steinen, um dann in den
Trommeln nur das Miſchen vorzunehmen.
Der fertig gemiſchte und ſtaubfein zerkleinerte Satz, das ſogenannte
Mehlpulver, wird nun, zur Erhöhung ſeiner Wirkung, dem Dichtungs-
prozeß unterworfen. Das Mehlpulver wird mit ſo vielem Waſſer ver-
miſcht, daß ein Teig entſteht, welcher mittels eines Leinentuches ohne
Ende zwiſchen zwei horizontale Walzen geführt wird. Die obere be-
ſteht aus Bronze, die untere aus Holz; zwiſchen beiden wird der
Pulverteig kräftig zuſammengepreßt. Er hat dann Anſehen und Härte
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Samter, Heinrich: Das Reich der Erfindungen. Berlin, 1896, S. 695. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/samter_erfindungen_1896/713>, abgerufen am 22.11.2024.
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