der Kammerknopf wieder nach oben gerichtet und die Kammer zurückgezogen, so faßt die Kralle des in dem Lager i (Fig. 398) liegenden, hier nicht abgebildeten Ausziehers den Vorsprung der leeren Patronenhülse und zieht sie aus dem Patronenlager zurück, bis beim völligen Zurückziehen der Kammer der Knopf l des Auswerfers nach vorn gestoßen wird
[Abbildung]
Fig. 398.
Verschlußkopf.
und die Hülse nach rechts herausschleudert. Nun ist das Gewehr zum nächsten Laden fertig. Nachdem die unterste der fünf Pa- tronen verschossen ist, fällt der leere Rahmen, der nun keinen Halt mehr nach unten hat, aus dem Kasten des Gewehrs heraus und wird durch einen vollen ersetzt. Diesen setzt man bei geöffneter Kammer von oben ein, während man den Rahmenhalter g durch einen Druck auf dessen Druckstück f zurückbiegt. Die Patrone enthält vorn das 32 mm lange Geschoß aus Hartblei, welches von einem nickelplattierten Stahlmantel umgeben ist, dahinter, durch ein Pappblättchen gesondert, die Ladung von 2,75 g neuem Blättchenpulver und schließt mit dem Zündhütchen. Das Geschoß wiegt 14,5 g, die ganze Patrone, bei einer Länge von 82,5 mm, 27,3 g, ein gefüllter Rahmen 154 g, die Kriegsausrüstung von 150 Patronen etwa 5 kg. Das Gewicht des Gewehres beträgt nur 3,8 kg.
Das Knallquecksilber.
Dieser Sprengstoff hat nur insofern eine Bedeutung, als er als Detonierungsmittel für die brisanten Sprengstoffe und als Zündmasse für viele Kriegszwecke unentbehrlich ist. Er muß als die Quecksilber- verbindung eines komplizierten organischen Körpers, des Nitroaceto- nitrils, betrachtet werden. Im feuchten Zustande sogar durch starken Druck nicht zersetzbar, explodiert er, getrocknet, schon durch gelinden Stoß mit furchtbarer Gewalt. Es wurde 1799 von Howard entdeckt. Kekule wies seine chemische Konstitution nach.
Man stellt Knallquecksilber dar, indem man zu einer Auflösung von Quecksilber in Salpetersäure Alkohol hinzufügt. Es erfolgt eine sehr heftige Reaktion, durch welche viele Dämpfe entwickelt werden. Nach dem Erkalten scheidet sich ein seidenglänzender, krystallinischer Niederschlag von Knallquecksilber ab, welcher durch Abgießen getrennt und ausgewaschen wird. Im feuchten Zustande wird er mit chlor- saurem Kalium oder Salpeter gemischt und direkt in die kupfernen Zündkapseln eingepreßt, welche man dann sehr vorsichtig trocknet. Während die fertigen Zündhütchen für Gewehre bekanntlich nur sehr geringe Dimension und Ladung haben, stellt man für Sprengzwecke solche bis zu 10 cm Länge und 2 g Ladung her.
Die Sprengſtoffe und ihre Verwendung
der Kammerknopf wieder nach oben gerichtet und die Kammer zurückgezogen, ſo faßt die Kralle des in dem Lager i (Fig. 398) liegenden, hier nicht abgebildeten Ausziehers den Vorſprung der leeren Patronenhülſe und zieht ſie aus dem Patronenlager zurück, bis beim völligen Zurückziehen der Kammer der Knopf l des Auswerfers nach vorn geſtoßen wird
[Abbildung]
Fig. 398.
Verſchlußkopf.
und die Hülſe nach rechts herausſchleudert. Nun iſt das Gewehr zum nächſten Laden fertig. Nachdem die unterſte der fünf Pa- tronen verſchoſſen iſt, fällt der leere Rahmen, der nun keinen Halt mehr nach unten hat, aus dem Kaſten des Gewehrs heraus und wird durch einen vollen erſetzt. Dieſen ſetzt man bei geöffneter Kammer von oben ein, während man den Rahmenhalter g durch einen Druck auf deſſen Druckſtück f zurückbiegt. Die Patrone enthält vorn das 32 mm lange Geſchoß aus Hartblei, welches von einem nickelplattierten Stahlmantel umgeben iſt, dahinter, durch ein Pappblättchen geſondert, die Ladung von 2,75 g neuem Blättchenpulver und ſchließt mit dem Zündhütchen. Das Geſchoß wiegt 14,5 g, die ganze Patrone, bei einer Länge von 82,5 mm, 27,3 g, ein gefüllter Rahmen 154 g, die Kriegsausrüſtung von 150 Patronen etwa 5 kg. Das Gewicht des Gewehres beträgt nur 3,8 kg.
Das Knallqueckſilber.
Dieſer Sprengſtoff hat nur inſofern eine Bedeutung, als er als Detonierungsmittel für die briſanten Sprengſtoffe und als Zündmaſſe für viele Kriegszwecke unentbehrlich iſt. Er muß als die Queckſilber- verbindung eines komplizierten organiſchen Körpers, des Nitroaceto- nitrils, betrachtet werden. Im feuchten Zuſtande ſogar durch ſtarken Druck nicht zerſetzbar, explodiert er, getrocknet, ſchon durch gelinden Stoß mit furchtbarer Gewalt. Es wurde 1799 von Howard entdeckt. Kekulé wies ſeine chemiſche Konſtitution nach.
Man ſtellt Knallqueckſilber dar, indem man zu einer Auflöſung von Queckſilber in Salpeterſäure Alkohol hinzufügt. Es erfolgt eine ſehr heftige Reaktion, durch welche viele Dämpfe entwickelt werden. Nach dem Erkalten ſcheidet ſich ein ſeidenglänzender, kryſtalliniſcher Niederſchlag von Knallqueckſilber ab, welcher durch Abgießen getrennt und ausgewaſchen wird. Im feuchten Zuſtande wird er mit chlor- ſaurem Kalium oder Salpeter gemiſcht und direkt in die kupfernen Zündkapſeln eingepreßt, welche man dann ſehr vorſichtig trocknet. Während die fertigen Zündhütchen für Gewehre bekanntlich nur ſehr geringe Dimenſion und Ladung haben, ſtellt man für Sprengzwecke ſolche bis zu 10 cm Länge und 2 g Ladung her.
<TEI><text><body><divn="1"><divn="2"><divn="3"><p><pbfacs="#f0730"n="712"/><fwplace="top"type="header">Die Sprengſtoffe und ihre Verwendung</fw><lb/>
der Kammerknopf wieder nach oben gerichtet und die Kammer zurückgezogen,<lb/>ſo faßt die Kralle des in dem Lager <hirendition="#aq">i</hi> (Fig. 398) liegenden, hier nicht<lb/>
abgebildeten Ausziehers den Vorſprung der leeren Patronenhülſe und<lb/>
zieht ſie aus dem Patronenlager zurück, bis beim völligen Zurückziehen<lb/>
der Kammer der Knopf <hirendition="#aq">l</hi> des Auswerfers nach vorn geſtoßen wird<lb/><figure><head>Fig. 398. </head><p>Verſchlußkopf.</p></figure><lb/>
und die Hülſe nach rechts herausſchleudert.<lb/>
Nun iſt das Gewehr zum nächſten Laden<lb/>
fertig. Nachdem die unterſte der fünf Pa-<lb/>
tronen verſchoſſen iſt, fällt der leere Rahmen,<lb/>
der nun keinen Halt mehr nach unten hat,<lb/>
aus dem Kaſten des Gewehrs heraus und<lb/>
wird durch einen vollen erſetzt. Dieſen<lb/>ſetzt man bei geöffneter Kammer von oben ein, während man den<lb/>
Rahmenhalter <hirendition="#aq">g</hi> durch einen Druck auf deſſen Druckſtück <hirendition="#aq">f</hi> zurückbiegt.<lb/>
Die Patrone enthält vorn das 32 <hirendition="#aq">mm</hi> lange Geſchoß aus Hartblei,<lb/>
welches von einem nickelplattierten Stahlmantel umgeben iſt, dahinter,<lb/>
durch ein Pappblättchen geſondert, die Ladung von 2,75 <hirendition="#aq">g</hi> neuem<lb/>
Blättchenpulver und ſchließt mit dem Zündhütchen. Das Geſchoß wiegt<lb/>
14,5 <hirendition="#aq">g</hi>, die ganze Patrone, bei einer Länge von 82,5 <hirendition="#aq">mm</hi>, 27,3 <hirendition="#aq">g</hi>, ein<lb/>
gefüllter Rahmen 154 <hirendition="#aq">g</hi>, die Kriegsausrüſtung von 150 Patronen etwa<lb/>
5 <hirendition="#aq">kg</hi>. Das Gewicht des Gewehres beträgt nur 3,8 <hirendition="#aq">kg</hi>.</p></div><lb/><divn="3"><head><hirendition="#b">Das Knallqueckſilber.</hi></head><lb/><p>Dieſer Sprengſtoff hat nur inſofern eine Bedeutung, als er als<lb/>
Detonierungsmittel für die briſanten Sprengſtoffe und als Zündmaſſe<lb/>
für viele Kriegszwecke unentbehrlich iſt. Er muß als die Queckſilber-<lb/>
verbindung eines komplizierten organiſchen Körpers, des Nitroaceto-<lb/>
nitrils, betrachtet werden. Im feuchten Zuſtande ſogar durch ſtarken<lb/>
Druck nicht zerſetzbar, explodiert er, getrocknet, ſchon durch gelinden<lb/>
Stoß mit furchtbarer Gewalt. Es wurde 1799 von Howard entdeckt.<lb/>
Kekul<hirendition="#aq">é</hi> wies ſeine chemiſche Konſtitution nach.</p><lb/><p>Man ſtellt Knallqueckſilber dar, indem man zu einer Auflöſung<lb/>
von Queckſilber in Salpeterſäure Alkohol hinzufügt. Es erfolgt eine<lb/>ſehr heftige Reaktion, durch welche viele Dämpfe entwickelt werden.<lb/>
Nach dem Erkalten ſcheidet ſich ein ſeidenglänzender, kryſtalliniſcher<lb/>
Niederſchlag von Knallqueckſilber ab, welcher durch Abgießen getrennt<lb/>
und ausgewaſchen wird. Im feuchten Zuſtande wird er mit chlor-<lb/>ſaurem Kalium oder Salpeter gemiſcht und direkt in die kupfernen<lb/>
Zündkapſeln eingepreßt, welche man dann ſehr vorſichtig trocknet.<lb/>
Während die fertigen Zündhütchen für Gewehre bekanntlich nur ſehr<lb/>
geringe Dimenſion und Ladung haben, ſtellt man für Sprengzwecke<lb/>ſolche bis zu 10 <hirendition="#aq">cm</hi> Länge und 2 <hirendition="#aq">g</hi> Ladung her.</p></div><lb/></div></div></body></text></TEI>
[712/0730]
Die Sprengſtoffe und ihre Verwendung
der Kammerknopf wieder nach oben gerichtet und die Kammer zurückgezogen,
ſo faßt die Kralle des in dem Lager i (Fig. 398) liegenden, hier nicht
abgebildeten Ausziehers den Vorſprung der leeren Patronenhülſe und
zieht ſie aus dem Patronenlager zurück, bis beim völligen Zurückziehen
der Kammer der Knopf l des Auswerfers nach vorn geſtoßen wird
[Abbildung Fig. 398. Verſchlußkopf.]
und die Hülſe nach rechts herausſchleudert.
Nun iſt das Gewehr zum nächſten Laden
fertig. Nachdem die unterſte der fünf Pa-
tronen verſchoſſen iſt, fällt der leere Rahmen,
der nun keinen Halt mehr nach unten hat,
aus dem Kaſten des Gewehrs heraus und
wird durch einen vollen erſetzt. Dieſen
ſetzt man bei geöffneter Kammer von oben ein, während man den
Rahmenhalter g durch einen Druck auf deſſen Druckſtück f zurückbiegt.
Die Patrone enthält vorn das 32 mm lange Geſchoß aus Hartblei,
welches von einem nickelplattierten Stahlmantel umgeben iſt, dahinter,
durch ein Pappblättchen geſondert, die Ladung von 2,75 g neuem
Blättchenpulver und ſchließt mit dem Zündhütchen. Das Geſchoß wiegt
14,5 g, die ganze Patrone, bei einer Länge von 82,5 mm, 27,3 g, ein
gefüllter Rahmen 154 g, die Kriegsausrüſtung von 150 Patronen etwa
5 kg. Das Gewicht des Gewehres beträgt nur 3,8 kg.
Das Knallqueckſilber.
Dieſer Sprengſtoff hat nur inſofern eine Bedeutung, als er als
Detonierungsmittel für die briſanten Sprengſtoffe und als Zündmaſſe
für viele Kriegszwecke unentbehrlich iſt. Er muß als die Queckſilber-
verbindung eines komplizierten organiſchen Körpers, des Nitroaceto-
nitrils, betrachtet werden. Im feuchten Zuſtande ſogar durch ſtarken
Druck nicht zerſetzbar, explodiert er, getrocknet, ſchon durch gelinden
Stoß mit furchtbarer Gewalt. Es wurde 1799 von Howard entdeckt.
Kekulé wies ſeine chemiſche Konſtitution nach.
Man ſtellt Knallqueckſilber dar, indem man zu einer Auflöſung
von Queckſilber in Salpeterſäure Alkohol hinzufügt. Es erfolgt eine
ſehr heftige Reaktion, durch welche viele Dämpfe entwickelt werden.
Nach dem Erkalten ſcheidet ſich ein ſeidenglänzender, kryſtalliniſcher
Niederſchlag von Knallqueckſilber ab, welcher durch Abgießen getrennt
und ausgewaſchen wird. Im feuchten Zuſtande wird er mit chlor-
ſaurem Kalium oder Salpeter gemiſcht und direkt in die kupfernen
Zündkapſeln eingepreßt, welche man dann ſehr vorſichtig trocknet.
Während die fertigen Zündhütchen für Gewehre bekanntlich nur ſehr
geringe Dimenſion und Ladung haben, ſtellt man für Sprengzwecke
ſolche bis zu 10 cm Länge und 2 g Ladung her.
Informationen zur CAB-Ansicht
Diese Ansicht bietet Ihnen die Darstellung des Textes in normalisierter Orthographie.
Diese Textvariante wird vollautomatisch erstellt und kann aufgrund dessen auch Fehler enthalten.
Alle veränderten Wortformen sind grau hinterlegt. Als fremdsprachliches Material erkannte
Textteile sind ausgegraut dargestellt.
Samter, Heinrich: Das Reich der Erfindungen. Berlin, 1896, S. 712. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/samter_erfindungen_1896/730>, abgerufen am 22.11.2024.
Alle Inhalte dieser Seite unterstehen, soweit nicht anders gekennzeichnet, einer
Creative-Commons-Lizenz.
Die Rechte an den angezeigten Bilddigitalisaten, soweit nicht anders gekennzeichnet, liegen bei den besitzenden Bibliotheken.
Weitere Informationen finden Sie in den DTA-Nutzungsbedingungen.
Insbesondere im Hinblick auf die §§ 86a StGB und 130 StGB wird festgestellt, dass die auf
diesen Seiten abgebildeten Inhalte weder in irgendeiner Form propagandistischen Zwecken
dienen, oder Werbung für verbotene Organisationen oder Vereinigungen darstellen, oder
nationalsozialistische Verbrechen leugnen oder verharmlosen, noch zum Zwecke der
Herabwürdigung der Menschenwürde gezeigt werden.
Die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte (in Wort und Bild) dienen im Sinne des
§ 86 StGB Abs. 3 ausschließlich historischen, sozial- oder kulturwissenschaftlichen
Forschungszwecken. Ihre Veröffentlichung erfolgt in der Absicht, Wissen zur Anregung
der intellektuellen Selbstständigkeit und Verantwortungsbereitschaft des Staatsbürgers zu
vermitteln und damit der Förderung seiner Mündigkeit zu dienen.
Zitierempfehlung: Deutsches Textarchiv. Grundlage für ein Referenzkorpus der neuhochdeutschen Sprache. Herausgegeben von der Berlin-Brandenburgischen Akademie der Wissenschaften, Berlin 2024. URL: https://www.deutschestextarchiv.de/.