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Samter, Heinrich: Das Reich der Erfindungen. Berlin, 1896.

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Allgemeines.
übergehen, nur noch übrig, einige für sämtliche Motoren bestehende
Verhältnisse kurz zu erläutern.

Handelt es sich darum, eine Kraftquelle auszunützen, so muß man
zunächst die Kraft gleichsam einfangen, festhalten und derselben eine
solche Richtung geben, daß sie im Stande ist, eine bestimmte nützliche
Arbeit zu verrichten.

Nehmen wir das Beispiel des bewegten Wassers an. Hier müssen
wir zunächst dem Wasser eine solche Richtung der Bewegung geben,
daß dasselbe im Stande ist, einen Motor, beispielsweise ein Wasserrad
zu betreiben und mittelst dieses das Werk einer Mühle zu bewegen.
Wollen wir die Spannkraft des Dampfes ausnützen, so müssen wir
diesen zunächst in einem Gefäße erzeugen und sammeln und alsdann
einer Vorrichtung zuführen, durch welche derselbe in den Stand gesetzt
wird, eine Anzahl von Werkzeugmaschinen, z. B. zur Bearbeitung von
Holz oder Eisen, oder eine Buchdruckerei, Spinnerei u. s. w., in Be-
wegung zu setzen. Bei der Ausnützung der Kraftquellen müssen wir
daher unterscheiden: den Motor oder die Kraftmaschine, wodurch
die Kraft aufgefangen und in einer bestimmten Richtung abgegeben
wird, und die Arbeitsmaschine, welche die durch den Motor ge-
äußerte Kraft nutzbar verwertet. Zwischen beiden besteht ein inniger
Zusammenhang, indem letztere nur soviel Kraft verbrauchen kann, als
der Motor derselben zuführt.

Dieser letztere Umstand ist für die praktische Ausnützung der
motorischen Kräfte von ganz besonderer Wichtigkeit, indem die dem
Motor zu gebende Größe oder Stärke genau nach dem Kraftverbrauche
der zu betreibenden Arbeitsmaschine zu bemessen ist. Dieses führt uns
auf die Frage, wie man die Stärke eines Motors mißt bez. ausdrückt
und wie man dieselbe je nach den vorliegenden Verhältnissen zu bemessen
im Stande ist.

Nach den Regeln der Mechanik ist die von einem Motor zu
leistende Arbeit gleich dem Produkte von Kraft mal Weg. Welcher
Art nun auch diese Kraft sein mag, dieselbe läßt sich stets mit dem
Gewichte eines den gleichen Zug und Druck ausübenden Körpers
vergleichen; als Einheitsmaß dieses Zuges oder Druckes gilt gegen-
wärtig allgemein das Kilogramm. Da dieses meist zu sehr großen
und unbequemen Zahlen führt, so hat man für die Bestimmung der
Stärke von Kraftmaschinen oder Motoren eine größere Einheit, die
Pferdekraft oder Pferdestärke, eingeführt, und zwar versteht man
unter dieser eine Kraft, welche erforderlich ist, um 1 Kilogramm in
einer Sekunde auf eine Höhe von 75 Metern oder 75 Kilogramm in
einer Sekunde auf eine Höhe von 1 Meter zu heben. Mit der Kraft
des Pferdes gestattet diese Maßeinheit von 75 Kilogrammmetern keinerlei
Vergleich. Um einen derartigen, für den Laien sehr nahe liegenden
Irrtum zu vermeiden, hat man vorgeschlagen, den Ausdruck "Pferde-
kraft" durch "Dampfpferd" (cheval-vapeur) oder "Dynamisches Pferd"

Allgemeines.
übergehen, nur noch übrig, einige für ſämtliche Motoren beſtehende
Verhältniſſe kurz zu erläutern.

Handelt es ſich darum, eine Kraftquelle auszunützen, ſo muß man
zunächſt die Kraft gleichſam einfangen, feſthalten und derſelben eine
ſolche Richtung geben, daß ſie im Stande iſt, eine beſtimmte nützliche
Arbeit zu verrichten.

Nehmen wir das Beiſpiel des bewegten Waſſers an. Hier müſſen
wir zunächſt dem Waſſer eine ſolche Richtung der Bewegung geben,
daß daſſelbe im Stande iſt, einen Motor, beiſpielsweiſe ein Waſſerrad
zu betreiben und mittelſt dieſes das Werk einer Mühle zu bewegen.
Wollen wir die Spannkraft des Dampfes ausnützen, ſo müſſen wir
dieſen zunächſt in einem Gefäße erzeugen und ſammeln und alsdann
einer Vorrichtung zuführen, durch welche derſelbe in den Stand geſetzt
wird, eine Anzahl von Werkzeugmaſchinen, z. B. zur Bearbeitung von
Holz oder Eiſen, oder eine Buchdruckerei, Spinnerei u. ſ. w., in Be-
wegung zu ſetzen. Bei der Ausnützung der Kraftquellen müſſen wir
daher unterſcheiden: den Motor oder die Kraftmaſchine, wodurch
die Kraft aufgefangen und in einer beſtimmten Richtung abgegeben
wird, und die Arbeitsmaſchine, welche die durch den Motor ge-
äußerte Kraft nutzbar verwertet. Zwiſchen beiden beſteht ein inniger
Zuſammenhang, indem letztere nur ſoviel Kraft verbrauchen kann, als
der Motor derſelben zuführt.

Dieſer letztere Umſtand iſt für die praktiſche Ausnützung der
motoriſchen Kräfte von ganz beſonderer Wichtigkeit, indem die dem
Motor zu gebende Größe oder Stärke genau nach dem Kraftverbrauche
der zu betreibenden Arbeitsmaſchine zu bemeſſen iſt. Dieſes führt uns
auf die Frage, wie man die Stärke eines Motors mißt bez. ausdrückt
und wie man dieſelbe je nach den vorliegenden Verhältniſſen zu bemeſſen
im Stande iſt.

Nach den Regeln der Mechanik iſt die von einem Motor zu
leiſtende Arbeit gleich dem Produkte von Kraft mal Weg. Welcher
Art nun auch dieſe Kraft ſein mag, dieſelbe läßt ſich ſtets mit dem
Gewichte eines den gleichen Zug und Druck ausübenden Körpers
vergleichen; als Einheitsmaß dieſes Zuges oder Druckes gilt gegen-
wärtig allgemein das Kilogramm. Da dieſes meiſt zu ſehr großen
und unbequemen Zahlen führt, ſo hat man für die Beſtimmung der
Stärke von Kraftmaſchinen oder Motoren eine größere Einheit, die
Pferdekraft oder Pferdeſtärke, eingeführt, und zwar verſteht man
unter dieſer eine Kraft, welche erforderlich iſt, um 1 Kilogramm in
einer Sekunde auf eine Höhe von 75 Metern oder 75 Kilogramm in
einer Sekunde auf eine Höhe von 1 Meter zu heben. Mit der Kraft
des Pferdes geſtattet dieſe Maßeinheit von 75 Kilogrammmetern keinerlei
Vergleich. Um einen derartigen, für den Laien ſehr nahe liegenden
Irrtum zu vermeiden, hat man vorgeſchlagen, den Ausdruck „Pferde-
kraft“ durch „Dampfpferd“ (cheval-vapeur) oder „Dynamiſches Pferd“

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[59/0077] Allgemeines. übergehen, nur noch übrig, einige für ſämtliche Motoren beſtehende Verhältniſſe kurz zu erläutern. Handelt es ſich darum, eine Kraftquelle auszunützen, ſo muß man zunächſt die Kraft gleichſam einfangen, feſthalten und derſelben eine ſolche Richtung geben, daß ſie im Stande iſt, eine beſtimmte nützliche Arbeit zu verrichten. Nehmen wir das Beiſpiel des bewegten Waſſers an. Hier müſſen wir zunächſt dem Waſſer eine ſolche Richtung der Bewegung geben, daß daſſelbe im Stande iſt, einen Motor, beiſpielsweiſe ein Waſſerrad zu betreiben und mittelſt dieſes das Werk einer Mühle zu bewegen. Wollen wir die Spannkraft des Dampfes ausnützen, ſo müſſen wir dieſen zunächſt in einem Gefäße erzeugen und ſammeln und alsdann einer Vorrichtung zuführen, durch welche derſelbe in den Stand geſetzt wird, eine Anzahl von Werkzeugmaſchinen, z. B. zur Bearbeitung von Holz oder Eiſen, oder eine Buchdruckerei, Spinnerei u. ſ. w., in Be- wegung zu ſetzen. Bei der Ausnützung der Kraftquellen müſſen wir daher unterſcheiden: den Motor oder die Kraftmaſchine, wodurch die Kraft aufgefangen und in einer beſtimmten Richtung abgegeben wird, und die Arbeitsmaſchine, welche die durch den Motor ge- äußerte Kraft nutzbar verwertet. Zwiſchen beiden beſteht ein inniger Zuſammenhang, indem letztere nur ſoviel Kraft verbrauchen kann, als der Motor derſelben zuführt. Dieſer letztere Umſtand iſt für die praktiſche Ausnützung der motoriſchen Kräfte von ganz beſonderer Wichtigkeit, indem die dem Motor zu gebende Größe oder Stärke genau nach dem Kraftverbrauche der zu betreibenden Arbeitsmaſchine zu bemeſſen iſt. Dieſes führt uns auf die Frage, wie man die Stärke eines Motors mißt bez. ausdrückt und wie man dieſelbe je nach den vorliegenden Verhältniſſen zu bemeſſen im Stande iſt. Nach den Regeln der Mechanik iſt die von einem Motor zu leiſtende Arbeit gleich dem Produkte von Kraft mal Weg. Welcher Art nun auch dieſe Kraft ſein mag, dieſelbe läßt ſich ſtets mit dem Gewichte eines den gleichen Zug und Druck ausübenden Körpers vergleichen; als Einheitsmaß dieſes Zuges oder Druckes gilt gegen- wärtig allgemein das Kilogramm. Da dieſes meiſt zu ſehr großen und unbequemen Zahlen führt, ſo hat man für die Beſtimmung der Stärke von Kraftmaſchinen oder Motoren eine größere Einheit, die Pferdekraft oder Pferdeſtärke, eingeführt, und zwar verſteht man unter dieſer eine Kraft, welche erforderlich iſt, um 1 Kilogramm in einer Sekunde auf eine Höhe von 75 Metern oder 75 Kilogramm in einer Sekunde auf eine Höhe von 1 Meter zu heben. Mit der Kraft des Pferdes geſtattet dieſe Maßeinheit von 75 Kilogrammmetern keinerlei Vergleich. Um einen derartigen, für den Laien ſehr nahe liegenden Irrtum zu vermeiden, hat man vorgeſchlagen, den Ausdruck „Pferde- kraft“ durch „Dampfpferd“ (cheval-vapeur) oder „Dynamiſches Pferd“

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Zitationshilfe: Samter, Heinrich: Das Reich der Erfindungen. Berlin, 1896, S. 59. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/samter_erfindungen_1896/77>, abgerufen am 24.11.2024.