während das andere bis zur Höhe der oberen Kanalhaltung gehoben ist. Der Betrieb geschieht nun in folgender Weise: Das zu hebende Schiff fährt nach Öffnung des Schiebers H in das an seiner ent- gegengesetzten Stirnseite durch einen anderen Schieber geschlossene Bassin F hinein; nun wird der Schieber H heruntergelassen, so daß
[Abbildung]
Fig. 431.
Schiffshebewerk bei Les Fontinettes.
der Behälter F von allen Seiten fest geschlossen ist. Hierauf wird das Bassin F samt dem Schiffe mittels des Treibcylinders D in Führungen, welche an den gemauerten Türmen F angebracht sind, bis zur Höhe der oberen Kanalhaltung AB gehoben, während gleichzeitig das andere Bassin hinabsinkt. Ist das Bassin F oben angelangt, so wird der dasselbe gegen B abschließende Schieber H geöffnet, und das Schiff kann nun ohne weiteres seinen Kurs in der höher gelegenen Kanal- strecke AB fortsetzen.
Eine durchweg in Eisenkonstruktion ausgeführte Schiffshebevor- richtung stellt Fig. 432 dar; dieselbe liegt bei Houdeng-Goegnies in Belgien und dient dazu, in dem Kanal du Centre einen Niveau- unterschied von 15,397 m zu überwinden. Außer dem dargestellten gelangen noch drei derartige Ascenseure, wie man dieselben auch wohl nennt, von je 16,993 m Hubhöhe zur Anwendung. Der Antrieb erfolgt dadurch, daß der Wasserspiegel des obenstehenden beweglichen Behälters um 0,30 m erhöht wird, was eine Gewichtsvermehrung um 74 Tonnen zur Folge hat. Der Durchmesser der Treibcylinder beträgt 2,06 m; der Druck in demselben beträgt gegen 14 Atmosphären; die Abmessungen der Cylinder etc. sind für 80 Atmosphären berechnet. Die Hebung eines Schiffes erfolgt in 21/2 Minuten bei einem Wasserverbrauche von 74 Tonnen. Die Ausführung dieses Hebewerkes erfolgte durch die bekannte Societe Cockerill in Seraing nach den Patenten und Angaben der Herren Standfield und Clark.
Unter den gegenwärtig in der Ausführung begriffenen Kanal- bauten nimmt der Nord-Ostsee-Kanal ein besonderes Interesse für sich in Anspruch, dessen Verlauf aus Fig 433 zu entnehmen ist.
Der Verkehr zu Waſſer.
während das andere bis zur Höhe der oberen Kanalhaltung gehoben iſt. Der Betrieb geſchieht nun in folgender Weiſe: Das zu hebende Schiff fährt nach Öffnung des Schiebers H in das an ſeiner ent- gegengeſetzten Stirnſeite durch einen anderen Schieber geſchloſſene Baſſin F hinein; nun wird der Schieber H heruntergelaſſen, ſo daß
[Abbildung]
Fig. 431.
Schiffshebewerk bei Les Fontinettes.
der Behälter F von allen Seiten feſt geſchloſſen iſt. Hierauf wird das Baſſin F ſamt dem Schiffe mittels des Treibcylinders D in Führungen, welche an den gemauerten Türmen F angebracht ſind, bis zur Höhe der oberen Kanalhaltung AB gehoben, während gleichzeitig das andere Baſſin hinabſinkt. Iſt das Baſſin F oben angelangt, ſo wird der dasſelbe gegen B abſchließende Schieber H geöffnet, und das Schiff kann nun ohne weiteres ſeinen Kurs in der höher gelegenen Kanal- ſtrecke AB fortſetzen.
Eine durchweg in Eiſenkonſtruktion ausgeführte Schiffshebevor- richtung ſtellt Fig. 432 dar; dieſelbe liegt bei Houdeng-Goegnies in Belgien und dient dazu, in dem Kanal du Centre einen Niveau- unterſchied von 15,397 m zu überwinden. Außer dem dargeſtellten gelangen noch drei derartige Aſcenſeure, wie man dieſelben auch wohl nennt, von je 16,993 m Hubhöhe zur Anwendung. Der Antrieb erfolgt dadurch, daß der Waſſerſpiegel des obenſtehenden beweglichen Behälters um 0,30 m erhöht wird, was eine Gewichtsvermehrung um 74 Tonnen zur Folge hat. Der Durchmeſſer der Treibcylinder beträgt 2,06 m; der Druck in demſelben beträgt gegen 14 Atmoſphären; die Abmeſſungen der Cylinder ꝛc. ſind für 80 Atmoſphären berechnet. Die Hebung eines Schiffes erfolgt in 2½ Minuten bei einem Waſſerverbrauche von 74 Tonnen. Die Ausführung dieſes Hebewerkes erfolgte durch die bekannte Société Cockerill in Seraing nach den Patenten und Angaben der Herren Standfield und Clark.
Unter den gegenwärtig in der Ausführung begriffenen Kanal- bauten nimmt der Nord-Oſtſee-Kanal ein beſonderes Intereſſe für ſich in Anſpruch, deſſen Verlauf aus Fig 433 zu entnehmen iſt.
<TEI><text><body><divn="1"><divn="2"><divn="3"><p><pbfacs="#f0796"n="778"/><fwplace="top"type="header">Der Verkehr zu Waſſer.</fw><lb/>
während das andere bis zur Höhe der oberen Kanalhaltung gehoben<lb/>
iſt. Der Betrieb geſchieht nun in folgender Weiſe: Das zu hebende<lb/>
Schiff fährt nach Öffnung des Schiebers <hirendition="#aq">H</hi> in das an ſeiner ent-<lb/>
gegengeſetzten Stirnſeite durch einen anderen Schieber geſchloſſene<lb/>
Baſſin <hirendition="#aq">F</hi> hinein; nun wird der Schieber <hirendition="#aq">H</hi> heruntergelaſſen, ſo daß<lb/><figure><head>Fig. 431. </head><p>Schiffshebewerk bei Les Fontinettes.</p></figure><lb/>
der Behälter <hirendition="#aq">F</hi> von allen Seiten feſt geſchloſſen iſt. Hierauf wird das<lb/>
Baſſin <hirendition="#aq">F</hi>ſamt dem Schiffe mittels des Treibcylinders <hirendition="#aq">D</hi> in Führungen,<lb/>
welche an den gemauerten Türmen <hirendition="#aq">F</hi> angebracht ſind, bis zur Höhe<lb/>
der oberen Kanalhaltung <hirendition="#aq">AB</hi> gehoben, während gleichzeitig das andere<lb/>
Baſſin hinabſinkt. Iſt das Baſſin <hirendition="#aq">F</hi> oben angelangt, ſo wird der<lb/>
dasſelbe gegen <hirendition="#aq">B</hi> abſchließende Schieber <hirendition="#aq">H</hi> geöffnet, und das Schiff<lb/>
kann nun ohne weiteres ſeinen Kurs in der höher gelegenen Kanal-<lb/>ſtrecke <hirendition="#aq">AB</hi> fortſetzen.</p><lb/><p>Eine durchweg in Eiſenkonſtruktion ausgeführte Schiffshebevor-<lb/>
richtung ſtellt Fig. 432 dar; dieſelbe liegt bei Houdeng-Goegnies in<lb/>
Belgien und dient dazu, in dem Kanal du Centre einen Niveau-<lb/>
unterſchied von 15,397 <hirendition="#aq">m</hi> zu überwinden. Außer dem dargeſtellten<lb/>
gelangen noch drei derartige Aſcenſeure, wie man dieſelben auch wohl<lb/>
nennt, von je 16,993 <hirendition="#aq">m</hi> Hubhöhe zur Anwendung. Der Antrieb erfolgt<lb/>
dadurch, daß der Waſſerſpiegel des obenſtehenden beweglichen Behälters<lb/>
um 0,30 <hirendition="#aq">m</hi> erhöht wird, was eine Gewichtsvermehrung um 74 Tonnen<lb/>
zur Folge hat. Der Durchmeſſer der Treibcylinder beträgt 2,06 <hirendition="#aq">m;</hi> der<lb/>
Druck in <choice><sic>demſelbeu</sic><corr>demſelben</corr></choice> beträgt gegen 14 Atmoſphären; die Abmeſſungen der<lb/>
Cylinder ꝛc. ſind für 80 Atmoſphären berechnet. Die Hebung eines<lb/>
Schiffes erfolgt in 2½ Minuten bei einem Waſſerverbrauche von<lb/>
74 Tonnen. Die Ausführung dieſes Hebewerkes erfolgte durch die<lb/>
bekannte Soci<hirendition="#aq">é</hi>t<hirendition="#aq">é</hi> Cockerill in Seraing nach den Patenten und Angaben<lb/>
der Herren Standfield und Clark.</p><lb/><p>Unter den gegenwärtig in der Ausführung begriffenen Kanal-<lb/>
bauten nimmt der Nord-Oſtſee-Kanal ein beſonderes Intereſſe für ſich<lb/>
in Anſpruch, deſſen Verlauf aus Fig 433 zu entnehmen iſt.</p><lb/></div></div></div></body></text></TEI>
[778/0796]
Der Verkehr zu Waſſer.
während das andere bis zur Höhe der oberen Kanalhaltung gehoben
iſt. Der Betrieb geſchieht nun in folgender Weiſe: Das zu hebende
Schiff fährt nach Öffnung des Schiebers H in das an ſeiner ent-
gegengeſetzten Stirnſeite durch einen anderen Schieber geſchloſſene
Baſſin F hinein; nun wird der Schieber H heruntergelaſſen, ſo daß
[Abbildung Fig. 431. Schiffshebewerk bei Les Fontinettes.]
der Behälter F von allen Seiten feſt geſchloſſen iſt. Hierauf wird das
Baſſin F ſamt dem Schiffe mittels des Treibcylinders D in Führungen,
welche an den gemauerten Türmen F angebracht ſind, bis zur Höhe
der oberen Kanalhaltung AB gehoben, während gleichzeitig das andere
Baſſin hinabſinkt. Iſt das Baſſin F oben angelangt, ſo wird der
dasſelbe gegen B abſchließende Schieber H geöffnet, und das Schiff
kann nun ohne weiteres ſeinen Kurs in der höher gelegenen Kanal-
ſtrecke AB fortſetzen.
Eine durchweg in Eiſenkonſtruktion ausgeführte Schiffshebevor-
richtung ſtellt Fig. 432 dar; dieſelbe liegt bei Houdeng-Goegnies in
Belgien und dient dazu, in dem Kanal du Centre einen Niveau-
unterſchied von 15,397 m zu überwinden. Außer dem dargeſtellten
gelangen noch drei derartige Aſcenſeure, wie man dieſelben auch wohl
nennt, von je 16,993 m Hubhöhe zur Anwendung. Der Antrieb erfolgt
dadurch, daß der Waſſerſpiegel des obenſtehenden beweglichen Behälters
um 0,30 m erhöht wird, was eine Gewichtsvermehrung um 74 Tonnen
zur Folge hat. Der Durchmeſſer der Treibcylinder beträgt 2,06 m; der
Druck in demſelben beträgt gegen 14 Atmoſphären; die Abmeſſungen der
Cylinder ꝛc. ſind für 80 Atmoſphären berechnet. Die Hebung eines
Schiffes erfolgt in 2½ Minuten bei einem Waſſerverbrauche von
74 Tonnen. Die Ausführung dieſes Hebewerkes erfolgte durch die
bekannte Société Cockerill in Seraing nach den Patenten und Angaben
der Herren Standfield und Clark.
Unter den gegenwärtig in der Ausführung begriffenen Kanal-
bauten nimmt der Nord-Oſtſee-Kanal ein beſonderes Intereſſe für ſich
in Anſpruch, deſſen Verlauf aus Fig 433 zu entnehmen iſt.
Informationen zur CAB-Ansicht
Diese Ansicht bietet Ihnen die Darstellung des Textes in normalisierter Orthographie.
Diese Textvariante wird vollautomatisch erstellt und kann aufgrund dessen auch Fehler enthalten.
Alle veränderten Wortformen sind grau hinterlegt. Als fremdsprachliches Material erkannte
Textteile sind ausgegraut dargestellt.
Samter, Heinrich: Das Reich der Erfindungen. Berlin, 1896, S. 778. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/samter_erfindungen_1896/796>, abgerufen am 22.11.2024.
Alle Inhalte dieser Seite unterstehen, soweit nicht anders gekennzeichnet, einer
Creative-Commons-Lizenz.
Die Rechte an den angezeigten Bilddigitalisaten, soweit nicht anders gekennzeichnet, liegen bei den besitzenden Bibliotheken.
Weitere Informationen finden Sie in den DTA-Nutzungsbedingungen.
Insbesondere im Hinblick auf die §§ 86a StGB und 130 StGB wird festgestellt, dass die auf
diesen Seiten abgebildeten Inhalte weder in irgendeiner Form propagandistischen Zwecken
dienen, oder Werbung für verbotene Organisationen oder Vereinigungen darstellen, oder
nationalsozialistische Verbrechen leugnen oder verharmlosen, noch zum Zwecke der
Herabwürdigung der Menschenwürde gezeigt werden.
Die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte (in Wort und Bild) dienen im Sinne des
§ 86 StGB Abs. 3 ausschließlich historischen, sozial- oder kulturwissenschaftlichen
Forschungszwecken. Ihre Veröffentlichung erfolgt in der Absicht, Wissen zur Anregung
der intellektuellen Selbstständigkeit und Verantwortungsbereitschaft des Staatsbürgers zu
vermitteln und damit der Förderung seiner Mündigkeit zu dienen.
Zitierempfehlung: Deutsches Textarchiv. Grundlage für ein Referenzkorpus der neuhochdeutschen Sprache. Herausgegeben von der Berlin-Brandenburgischen Akademie der Wissenschaften, Berlin 2024. URL: https://www.deutschestextarchiv.de/.