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Samter, Heinrich: Das Reich der Erfindungen. Berlin, 1896.

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Schiffsbau.
[Abbildung] Fig. 435.

Galeere des Philopater.

Wickingerfahrten. Von Nordgermanien aus unternahm das kühne
Volk der Wickinger Streifzüge über das Meer nach den Küsten Englands,
Frankreichs und Spaniens; ja auch die Küste des Mittelländischen
Meeres wurde wiederholt von ihnen heimgesucht.

Über die Konstruktion eines Wickingerschiffes sind wir durch einen
interessanten Fund, welcher bei Öffnung eines altnorwegischen Grabes
in der Nähe des Seebades Sandefjord gemacht wurde, ziemlich genau
unterrichtet. Dieses alte Wickingerschiff hatte ein Länge von 22 m und
eine Breite von 5 m. Es hatte einen Mast und entbehrte des Ver-
decks, so daß die Besatzung den Unbilden der Witterung schutzlos
gegenüber stand. Meist bewegte man sich durch Rudern vorwärts.

Jedenfalls haben diese kriegerischen Wickingerfahrten einen erheb-
lichen Einfluß auf die spätere Entwickelung der dem Werke des Friedens
dienenden Schiffahrt ausgeübt. Auch die Kreuzzüge mit ihren wieder-
holten weiten Meeresfahrten -- wir weisen nur auf die von den eng-
lischen Kreuzfahrern zurückzulegende Wegeslänge hin -- brachten der
Schiffahrt weiteren Impuls.

Die Größe der Schiffe wuchs immer mehr; gleichzeitig wurde
das plumpe Ruderschiff ersetzt durch das graziös vor dem Winde
dahin schwebende Segelschiff. Die Erfindung des Kompasses trug im
übrigen dazu bei, daß die Küstenfahrzeuge sich allmählich in den weiten
unbekannten Ocean hinauswagten.

Als ein Beispiel aus der Epoche der ersten großen Seefahrten
bringen wir in Fig. 436 die Abbildung des Admiralschiffes des
Kolumbus.

Über die Fahrzeuge, mit denen der kühne Entdecker Amerikas seine
denkwürdige Fahrt ausführte, ist erst in neuester Zeit etwas Gewisses
festgestellt und zwar durch R. Monleon, welcher die Schriften von

Schiffsbau.
[Abbildung] Fig. 435.

Galeere des Philopater.

Wickingerfahrten. Von Nordgermanien aus unternahm das kühne
Volk der Wickinger Streifzüge über das Meer nach den Küſten Englands,
Frankreichs und Spaniens; ja auch die Küſte des Mittelländiſchen
Meeres wurde wiederholt von ihnen heimgeſucht.

Über die Konſtruktion eines Wickingerſchiffes ſind wir durch einen
intereſſanten Fund, welcher bei Öffnung eines altnorwegiſchen Grabes
in der Nähe des Seebades Sandefjord gemacht wurde, ziemlich genau
unterrichtet. Dieſes alte Wickingerſchiff hatte ein Länge von 22 m und
eine Breite von 5 m. Es hatte einen Maſt und entbehrte des Ver-
decks, ſo daß die Beſatzung den Unbilden der Witterung ſchutzlos
gegenüber ſtand. Meiſt bewegte man ſich durch Rudern vorwärts.

Jedenfalls haben dieſe kriegeriſchen Wickingerfahrten einen erheb-
lichen Einfluß auf die ſpätere Entwickelung der dem Werke des Friedens
dienenden Schiffahrt ausgeübt. Auch die Kreuzzüge mit ihren wieder-
holten weiten Meeresfahrten — wir weiſen nur auf die von den eng-
liſchen Kreuzfahrern zurückzulegende Wegeslänge hin — brachten der
Schiffahrt weiteren Impuls.

Die Größe der Schiffe wuchs immer mehr; gleichzeitig wurde
das plumpe Ruderſchiff erſetzt durch das graziös vor dem Winde
dahin ſchwebende Segelſchiff. Die Erfindung des Kompaſſes trug im
übrigen dazu bei, daß die Küſtenfahrzeuge ſich allmählich in den weiten
unbekannten Ocean hinauswagten.

Als ein Beiſpiel aus der Epoche der erſten großen Seefahrten
bringen wir in Fig. 436 die Abbildung des Admiralſchiffes des
Kolumbus.

Über die Fahrzeuge, mit denen der kühne Entdecker Amerikas ſeine
denkwürdige Fahrt ausführte, iſt erſt in neueſter Zeit etwas Gewiſſes
feſtgeſtellt und zwar durch R. Monleón, welcher die Schriften von

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[783/0801] Schiffsbau. [Abbildung Fig. 435. Galeere des Philopater.] Wickingerfahrten. Von Nordgermanien aus unternahm das kühne Volk der Wickinger Streifzüge über das Meer nach den Küſten Englands, Frankreichs und Spaniens; ja auch die Küſte des Mittelländiſchen Meeres wurde wiederholt von ihnen heimgeſucht. Über die Konſtruktion eines Wickingerſchiffes ſind wir durch einen intereſſanten Fund, welcher bei Öffnung eines altnorwegiſchen Grabes in der Nähe des Seebades Sandefjord gemacht wurde, ziemlich genau unterrichtet. Dieſes alte Wickingerſchiff hatte ein Länge von 22 m und eine Breite von 5 m. Es hatte einen Maſt und entbehrte des Ver- decks, ſo daß die Beſatzung den Unbilden der Witterung ſchutzlos gegenüber ſtand. Meiſt bewegte man ſich durch Rudern vorwärts. Jedenfalls haben dieſe kriegeriſchen Wickingerfahrten einen erheb- lichen Einfluß auf die ſpätere Entwickelung der dem Werke des Friedens dienenden Schiffahrt ausgeübt. Auch die Kreuzzüge mit ihren wieder- holten weiten Meeresfahrten — wir weiſen nur auf die von den eng- liſchen Kreuzfahrern zurückzulegende Wegeslänge hin — brachten der Schiffahrt weiteren Impuls. Die Größe der Schiffe wuchs immer mehr; gleichzeitig wurde das plumpe Ruderſchiff erſetzt durch das graziös vor dem Winde dahin ſchwebende Segelſchiff. Die Erfindung des Kompaſſes trug im übrigen dazu bei, daß die Küſtenfahrzeuge ſich allmählich in den weiten unbekannten Ocean hinauswagten. Als ein Beiſpiel aus der Epoche der erſten großen Seefahrten bringen wir in Fig. 436 die Abbildung des Admiralſchiffes des Kolumbus. Über die Fahrzeuge, mit denen der kühne Entdecker Amerikas ſeine denkwürdige Fahrt ausführte, iſt erſt in neueſter Zeit etwas Gewiſſes feſtgeſtellt und zwar durch R. Monleón, welcher die Schriften von

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Zitationshilfe: Samter, Heinrich: Das Reich der Erfindungen. Berlin, 1896, S. 783. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/samter_erfindungen_1896/801>, abgerufen am 22.11.2024.