vellen des Kolumbus hatten, wie aus dem Tagebuche des Admirals zu entnehmen ist, ähnliche Leistungen aufzuweisen und zählten somit zu den Schnellseglern der damaligen Zeit; zudem waren sie nach da- maligen Begriffen nicht die schlechten, nicht einmal mit einem Deck ver- sehenen Fahrzeuge, als welche sie oft noch heutzutage hingestellt werden, sondern in ihrer Art ganz tüchtige Schiffe.
Auch über die Besegelung derselben giebt das Tagebuch uns Auf- schluß; so erfahren wir daraus, daß die "Santa Maria" und die "Nina" eine aus fünf Segeln bestehende Besegelung hatten, welche an den drei Masten und an dem Bugspriet geführt wurden.
Die Frage hinsichtlich der Größenverhältnisse des Admiral- schiffes des Kolumbus hat Fernandez Duro unter Entwickelung vieler Geistesschärfe einer in Spanien allgemein acceptierten Lösung entgegen- geführt.
Als einziger Anhaltspunkt bot sich ihm eine in den Schriften des Admirals befindliche Bemerkung, nach welcher das große Boot der "Santa Maria" eine Länge von fünf Faden hatte. Nun sind aber in dem uns erhalten gebliebenen, im Jahre 1587 erschienenen Werke des Diego Garcia del Palacio über Schiffbau die gegenseitigen Ver- hältnisse der Dimensionen der Schiffskörper und der großen Boote, wie sie damals innegehalten wurden, ausführlich behandelt, wonach Herr Fernandez Duro zu dem Schlusse kommt, daß die "Santa Maria" folgende Dimensionen besessen habe: Kiellänge 19 m, Länge zwischen den Perpendikeln 23 m, größte Breite 6,7 m, Raumtiefe 4,5 m, ferner eine Zuladungsfähigkeit von 120--130 Tonnen bei einer Bemannung von 70--90 Mann; außerdem konnte dieselbe große Vorräte an Lebens- mitteln und Trinkwasser an Bord nehmen. Die "Santa Maria" war demnach ohne Zweifel eine große Caravelle, da die sonstigen aus jener Zeit uns bekannt gewordenen Fahrzeuge dieser Art zumeist nur 30 bis 60 Tonnen Zuladungsfähigkeit hatten, und selbst die berühmte "Viktoria" welche die erste Weltumsegelung ausführte, nur eine solche von 85 Tonnen besaß.
Wie schon bemerkt wurde, waren die Caravellen des Kolumbus gute Segler; in dem Tagebuche des Admirals findet man oft eine Fahrgeschwindigkeit von 15 italienischen Meilen (etwas mehr als 11 Knoten) angegeben, was bei dem Umstand, daß die drei Schiffe im Geschwaderverbande segelten, sicherlich eine bedeutende Geschwindig- keit ist.
Über die Form der Schiffskörper existiert keine besondere Über- lieferung, und es konnte dieselbe erst nach mühevoller Sammlung und aufmerksamer Sichtung der zerstreut anzutreffenden Daten und Behelfe einigermaßen festgestellt werden.
Wenn Kolumbus in seinen Schriften die "Santa Maria" oft als nao oder navio, die beiden anderen Fahrzeuge aber als carabelas be- zeichnet, so mag dieses nicht seinen Grund in einer Verschiedenheit
Das Buch der Erfindungen. 50
Der Schiffsbau.
vellen des Kolumbus hatten, wie aus dem Tagebuche des Admirals zu entnehmen iſt, ähnliche Leiſtungen aufzuweiſen und zählten ſomit zu den Schnellſeglern der damaligen Zeit; zudem waren ſie nach da- maligen Begriffen nicht die ſchlechten, nicht einmal mit einem Deck ver- ſehenen Fahrzeuge, als welche ſie oft noch heutzutage hingeſtellt werden, ſondern in ihrer Art ganz tüchtige Schiffe.
Auch über die Beſegelung derſelben giebt das Tagebuch uns Auf- ſchluß; ſo erfahren wir daraus, daß die „Santa Maria“ und die „Nina“ eine aus fünf Segeln beſtehende Beſegelung hatten, welche an den drei Maſten und an dem Bugſpriet geführt wurden.
Die Frage hinſichtlich der Größenverhältniſſe des Admiral- ſchiffes des Kolumbus hat Fernandez Duro unter Entwickelung vieler Geiſtesſchärfe einer in Spanien allgemein acceptierten Löſung entgegen- geführt.
Als einziger Anhaltspunkt bot ſich ihm eine in den Schriften des Admirals befindliche Bemerkung, nach welcher das große Boot der „Santa Maria“ eine Länge von fünf Faden hatte. Nun ſind aber in dem uns erhalten gebliebenen, im Jahre 1587 erſchienenen Werke des Diego Garcia del Palacio über Schiffbau die gegenſeitigen Ver- hältniſſe der Dimenſionen der Schiffskörper und der großen Boote, wie ſie damals innegehalten wurden, ausführlich behandelt, wonach Herr Fernandez Duro zu dem Schluſſe kommt, daß die „Santa Maria“ folgende Dimenſionen beſeſſen habe: Kiellänge 19 m, Länge zwiſchen den Perpendikeln 23 m, größte Breite 6,7 m, Raumtiefe 4,5 m, ferner eine Zuladungsfähigkeit von 120—130 Tonnen bei einer Bemannung von 70—90 Mann; außerdem konnte dieſelbe große Vorräte an Lebens- mitteln und Trinkwaſſer an Bord nehmen. Die „Santa Maria“ war demnach ohne Zweifel eine große Caravelle, da die ſonſtigen aus jener Zeit uns bekannt gewordenen Fahrzeuge dieſer Art zumeiſt nur 30 bis 60 Tonnen Zuladungsfähigkeit hatten, und ſelbſt die berühmte „Viktoria“ welche die erſte Weltumſegelung ausführte, nur eine ſolche von 85 Tonnen beſaß.
Wie ſchon bemerkt wurde, waren die Caravellen des Kolumbus gute Segler; in dem Tagebuche des Admirals findet man oft eine Fahrgeſchwindigkeit von 15 italieniſchen Meilen (etwas mehr als 11 Knoten) angegeben, was bei dem Umſtand, daß die drei Schiffe im Geſchwaderverbande ſegelten, ſicherlich eine bedeutende Geſchwindig- keit iſt.
Über die Form der Schiffskörper exiſtiert keine beſondere Über- lieferung, und es konnte dieſelbe erſt nach mühevoller Sammlung und aufmerkſamer Sichtung der zerſtreut anzutreffenden Daten und Behelfe einigermaßen feſtgeſtellt werden.
Wenn Kolumbus in ſeinen Schriften die „Santa Maria“ oft als nao oder navio, die beiden anderen Fahrzeuge aber als carabelas be- zeichnet, ſo mag dieſes nicht ſeinen Grund in einer Verſchiedenheit
Das Buch der Erfindungen. 50
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[785/0803]
Der Schiffsbau.
vellen des Kolumbus hatten, wie aus dem Tagebuche des Admirals
zu entnehmen iſt, ähnliche Leiſtungen aufzuweiſen und zählten ſomit
zu den Schnellſeglern der damaligen Zeit; zudem waren ſie nach da-
maligen Begriffen nicht die ſchlechten, nicht einmal mit einem Deck ver-
ſehenen Fahrzeuge, als welche ſie oft noch heutzutage hingeſtellt werden,
ſondern in ihrer Art ganz tüchtige Schiffe.
Auch über die Beſegelung derſelben giebt das Tagebuch uns Auf-
ſchluß; ſo erfahren wir daraus, daß die „Santa Maria“ und die
„Nina“ eine aus fünf Segeln beſtehende Beſegelung hatten, welche an
den drei Maſten und an dem Bugſpriet geführt wurden.
Die Frage hinſichtlich der Größenverhältniſſe des Admiral-
ſchiffes des Kolumbus hat Fernandez Duro unter Entwickelung vieler
Geiſtesſchärfe einer in Spanien allgemein acceptierten Löſung entgegen-
geführt.
Als einziger Anhaltspunkt bot ſich ihm eine in den Schriften des
Admirals befindliche Bemerkung, nach welcher das große Boot der
„Santa Maria“ eine Länge von fünf Faden hatte. Nun ſind aber
in dem uns erhalten gebliebenen, im Jahre 1587 erſchienenen Werke
des Diego Garcia del Palacio über Schiffbau die gegenſeitigen Ver-
hältniſſe der Dimenſionen der Schiffskörper und der großen Boote,
wie ſie damals innegehalten wurden, ausführlich behandelt, wonach
Herr Fernandez Duro zu dem Schluſſe kommt, daß die „Santa Maria“
folgende Dimenſionen beſeſſen habe: Kiellänge 19 m, Länge zwiſchen
den Perpendikeln 23 m, größte Breite 6,7 m, Raumtiefe 4,5 m, ferner
eine Zuladungsfähigkeit von 120—130 Tonnen bei einer Bemannung
von 70—90 Mann; außerdem konnte dieſelbe große Vorräte an Lebens-
mitteln und Trinkwaſſer an Bord nehmen. Die „Santa Maria“ war
demnach ohne Zweifel eine große Caravelle, da die ſonſtigen aus jener
Zeit uns bekannt gewordenen Fahrzeuge dieſer Art zumeiſt nur 30 bis
60 Tonnen Zuladungsfähigkeit hatten, und ſelbſt die berühmte „Viktoria“
welche die erſte Weltumſegelung ausführte, nur eine ſolche von 85 Tonnen
beſaß.
Wie ſchon bemerkt wurde, waren die Caravellen des Kolumbus
gute Segler; in dem Tagebuche des Admirals findet man oft eine
Fahrgeſchwindigkeit von 15 italieniſchen Meilen (etwas mehr als
11 Knoten) angegeben, was bei dem Umſtand, daß die drei Schiffe
im Geſchwaderverbande ſegelten, ſicherlich eine bedeutende Geſchwindig-
keit iſt.
Über die Form der Schiffskörper exiſtiert keine beſondere Über-
lieferung, und es konnte dieſelbe erſt nach mühevoller Sammlung und
aufmerkſamer Sichtung der zerſtreut anzutreffenden Daten und Behelfe
einigermaßen feſtgeſtellt werden.
Wenn Kolumbus in ſeinen Schriften die „Santa Maria“ oft als
nao oder navio, die beiden anderen Fahrzeuge aber als carabelas be-
zeichnet, ſo mag dieſes nicht ſeinen Grund in einer Verſchiedenheit
Das Buch der Erfindungen. 50
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Samter, Heinrich: Das Reich der Erfindungen. Berlin, 1896, S. 785. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/samter_erfindungen_1896/803>, abgerufen am 23.11.2024.
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