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Samter, Heinrich: Das Reich der Erfindungen. Berlin, 1896.

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Der Schiffsbau.
cement oder die Verdrängung desselben. Die Summe des Eigen-
gewichtes des Schiffes und der Tragfähigkeit oder Ladungsfähigkeit etc.
ist gleich dem Deplacement.

Nach diesen wenigen allgemeinen Zwischenbemerkungen wenden
wir uns nunmehr dem Schiffe der Gegenwart, dem Dampfschiffe zu.

Bereits bei der Geschichte der Dampfmaschine hatten wir erwähnt,
daß Papin der erste war, welcher die Dampfkraft zur Fortbewegung
eines Schiffes ausnutzte. Leider wurde dieser erste Versuch schon im
Keime erstickt.

Der erste von durchschlagendem Erfolge gekrönte Versuch der
Dampfschiffahrt rührt von dem Amerikaner Fulton her, welcher im
Jahre 1807 einen Schaufelraddampfer "Clermont" auf dem Hudson
zwischen New-York und Albany in regelmäßigen Betrieb setzte. Noch

[Abbildung] Fig. 437.

Schaufelrad für Dampfschiffe.

heute werden derartige Raddampfer, bei denen ein Schaufel- oder
Ruderrad durch die Dampfmaschine in schnelle Drehung versetzt wird
und das Schiff vorwärts treibt, auf den Binnengewässern in zahl-
reichen Exemplaren benutzt.

Fulton soll schon damals Napoleon dem Ersten den Vorschlag
gemacht haben, die französische Kriegsflotte mit Dampfmaschinen aus-
zurüsten, ohne jedoch Gehör zu finden.

Die erste Oceanfahrt eines solchen Raddampfers erfolgte im Jahre
1819. Es waren die Gebrüder Searborough, welche als die Ersten
die Fahrt von Savannah in Georgien in Nordamerika nach Liverpool
unter teilweiser Zuhilfenahme der Segel in 26 Tagen zurücklegten.

Diese wahrhaft außerordentliche Leistung blieb bis zum Jahre 1829
ohne Nachahmung. In den dreißiger Jahren häufte sich die Zahl der
von der Neuen zur Alten Welt ausgeführten Dampferfahrten und im
Jahre 1840 schloß die englische Regierung mit dem Rheder Samuel
Cunard
in Halifax den Vertrag der ersten subventionierten, einmal
regelmäßig im Monat stattfindenden Postverbindung zwischen Liverpool
und Halifax ab. Im Jahre 1847 wurde die Hamburg-Amerika-
nische Paketfahrt-Aktiengesellschaft
gegründet; dieselbe richtete im
Jahre 1856 ebenfalls eine regelmäßige Dampferverbindung zwischen Ham-
burg und New-York ein. Im Jahre 1857 bildete sich alsdann in Bremen
ein mächtiger Konkurrent unter dem Namen Norddeutscher Lloyd.

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Der Schiffsbau.
cement oder die Verdrängung desſelben. Die Summe des Eigen-
gewichtes des Schiffes und der Tragfähigkeit oder Ladungsfähigkeit ꝛc.
iſt gleich dem Deplacement.

Nach dieſen wenigen allgemeinen Zwiſchenbemerkungen wenden
wir uns nunmehr dem Schiffe der Gegenwart, dem Dampfſchiffe zu.

Bereits bei der Geſchichte der Dampfmaſchine hatten wir erwähnt,
daß Papin der erſte war, welcher die Dampfkraft zur Fortbewegung
eines Schiffes ausnutzte. Leider wurde dieſer erſte Verſuch ſchon im
Keime erſtickt.

Der erſte von durchſchlagendem Erfolge gekrönte Verſuch der
Dampfſchiffahrt rührt von dem Amerikaner Fulton her, welcher im
Jahre 1807 einen Schaufelraddampfer „Clermont“ auf dem Hudſon
zwiſchen New-York und Albany in regelmäßigen Betrieb ſetzte. Noch

[Abbildung] Fig. 437.

Schaufelrad für Dampfſchiffe.

heute werden derartige Raddampfer, bei denen ein Schaufel- oder
Ruderrad durch die Dampfmaſchine in ſchnelle Drehung verſetzt wird
und das Schiff vorwärts treibt, auf den Binnengewäſſern in zahl-
reichen Exemplaren benutzt.

Fulton ſoll ſchon damals Napoleon dem Erſten den Vorſchlag
gemacht haben, die franzöſiſche Kriegsflotte mit Dampfmaſchinen aus-
zurüſten, ohne jedoch Gehör zu finden.

Die erſte Oceanfahrt eines ſolchen Raddampfers erfolgte im Jahre
1819. Es waren die Gebrüder Searborough, welche als die Erſten
die Fahrt von Savannah in Georgien in Nordamerika nach Liverpool
unter teilweiſer Zuhilfenahme der Segel in 26 Tagen zurücklegten.

Dieſe wahrhaft außerordentliche Leiſtung blieb bis zum Jahre 1829
ohne Nachahmung. In den dreißiger Jahren häufte ſich die Zahl der
von der Neuen zur Alten Welt ausgeführten Dampferfahrten und im
Jahre 1840 ſchloß die engliſche Regierung mit dem Rheder Samuel
Cunard
in Halifax den Vertrag der erſten ſubventionierten, einmal
regelmäßig im Monat ſtattfindenden Poſtverbindung zwiſchen Liverpool
und Halifax ab. Im Jahre 1847 wurde die Hamburg-Amerika-
niſche Paketfahrt-Aktiengeſellſchaft
gegründet; dieſelbe richtete im
Jahre 1856 ebenfalls eine regelmäßige Dampferverbindung zwiſchen Ham-
burg und New-York ein. Im Jahre 1857 bildete ſich alsdann in Bremen
ein mächtiger Konkurrent unter dem Namen Norddeutſcher Lloyd.

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[787/0805] Der Schiffsbau. cement oder die Verdrängung desſelben. Die Summe des Eigen- gewichtes des Schiffes und der Tragfähigkeit oder Ladungsfähigkeit ꝛc. iſt gleich dem Deplacement. Nach dieſen wenigen allgemeinen Zwiſchenbemerkungen wenden wir uns nunmehr dem Schiffe der Gegenwart, dem Dampfſchiffe zu. Bereits bei der Geſchichte der Dampfmaſchine hatten wir erwähnt, daß Papin der erſte war, welcher die Dampfkraft zur Fortbewegung eines Schiffes ausnutzte. Leider wurde dieſer erſte Verſuch ſchon im Keime erſtickt. Der erſte von durchſchlagendem Erfolge gekrönte Verſuch der Dampfſchiffahrt rührt von dem Amerikaner Fulton her, welcher im Jahre 1807 einen Schaufelraddampfer „Clermont“ auf dem Hudſon zwiſchen New-York und Albany in regelmäßigen Betrieb ſetzte. Noch [Abbildung Fig. 437. Schaufelrad für Dampfſchiffe.] heute werden derartige Raddampfer, bei denen ein Schaufel- oder Ruderrad durch die Dampfmaſchine in ſchnelle Drehung verſetzt wird und das Schiff vorwärts treibt, auf den Binnengewäſſern in zahl- reichen Exemplaren benutzt. Fulton ſoll ſchon damals Napoleon dem Erſten den Vorſchlag gemacht haben, die franzöſiſche Kriegsflotte mit Dampfmaſchinen aus- zurüſten, ohne jedoch Gehör zu finden. Die erſte Oceanfahrt eines ſolchen Raddampfers erfolgte im Jahre 1819. Es waren die Gebrüder Searborough, welche als die Erſten die Fahrt von Savannah in Georgien in Nordamerika nach Liverpool unter teilweiſer Zuhilfenahme der Segel in 26 Tagen zurücklegten. Dieſe wahrhaft außerordentliche Leiſtung blieb bis zum Jahre 1829 ohne Nachahmung. In den dreißiger Jahren häufte ſich die Zahl der von der Neuen zur Alten Welt ausgeführten Dampferfahrten und im Jahre 1840 ſchloß die engliſche Regierung mit dem Rheder Samuel Cunard in Halifax den Vertrag der erſten ſubventionierten, einmal regelmäßig im Monat ſtattfindenden Poſtverbindung zwiſchen Liverpool und Halifax ab. Im Jahre 1847 wurde die Hamburg-Amerika- niſche Paketfahrt-Aktiengeſellſchaft gegründet; dieſelbe richtete im Jahre 1856 ebenfalls eine regelmäßige Dampferverbindung zwiſchen Ham- burg und New-York ein. Im Jahre 1857 bildete ſich alsdann in Bremen ein mächtiger Konkurrent unter dem Namen Norddeutſcher Lloyd. 50*

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Zitationshilfe: Samter, Heinrich: Das Reich der Erfindungen. Berlin, 1896, S. 787. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/samter_erfindungen_1896/805>, abgerufen am 23.11.2024.