Der beständige Kampf mit den launischen und tückischen Elementen, deren gewaltige tragende und treibende Kraft nutzbar zu verwenden zu den bedeutendsten Aufgaben des Weltverkehrs gehört, war ganz dazu angethan, dem Lenker eines Schiffes die Notwendigkeit vor Augen zu führen, den an sich gefahrvollen Beruf des Seefahrers möglichst sicher und sorglos zu gestalten. Hier wie überall machte die Not erfinderisch. Mit dem Moment, wo ein Schiff die Nähe der Küste zu verlassen wagte, mußte der Mensch auf Mittel sinnen, welche ihn befähigten, den einmal eingeschlagenen Kurs seines Schiffes in der Richtung auf das Ziel unverändert festzuhalten und den zurückgelegten Weg genau zu kontrollieren. Heute nun kann man mit Fug und Recht sagen, ge- hört der Beruf des Seefahrers kaum noch zu den gefahrdrohendsten. Auf hoher See wenigstens trotzt ein gutes Schiff, ohne besonderen Schaden zu nehmen, selbst dem wütendsten Anprall von Sturm und Wogen; in der Nähe des Zieles leitet der mit allen Eigentümlichkeiten seines heimat- lichen Fahrwassers innig vertraute Lotse das seinem Befehl unter- stellte Fahrzeug sicher und ungefährdet an seinen Ankerplatz. Eigentlich gefahrbringend ist nur die Nähe der Küste mit ihren versteckten und wechselnden Untiefen und Klippen, ihren Strömungen und ihrem Nebel, ihrer beständigen Änderungen unterworfenen Fahrstraße und den brandenden Wogen, welchen das Schiff machtlos im Angesichte des rettenden Festlandes preisgegeben ist.
Die Sicherung der Seeschiffahrt macht die eingehendste Kenntnis aller dieser Verhältnisse bei denjenigen zur Voraussetzung, deren Obhut und Leitung ein Fahrzeug anvertraut ist. Gleichwohl ist man diesem Ziele nur sehr langsam näher gekommen, und erst die neuere Zeit hat uns in den glücklichen Besitz der ausgedehnten kartographischen Hülfsmittel gesetzt, die eines der unerläßlichsten und unentbehrlichsten Erfordernisse bei allen Operationen des Seefahrers sind. Die Herstellung der Seekarten, d. h. der in geeignetem Maßstabe an- gefertigten Darstellungen der Erdoberfläche, soweit dieselben den inter- nationalen Schiffsverkehr angehen, liegt im allgemeinen zwar den Regierungen der einzelnen seefahrenden Nationen, wenigstens innerhalb ihres Hoheitsgebietes ob, ist aber zu einem nicht geringen Teile auch eine Frucht der gemeinsamen Arbeit und des uneigennützigsten Zu- sammenwirkens aller Nationen, die ein gleiches Interesse zum gemein- schaftlichen Werke vereinigt hat.
Je nach dem Maßstabe, welcher für die Seekarten gewählt ist, und dem besonderen Zwecke, welchem sie dienen sollen, unterscheidet man General- oder Übersegelkarten, denen die Spezial-, Hafen- und Küstenkarten, auch Pläne genannt, gegenüberstehen. Sie enthalten neben
Der Verkehr zu Waſſer.
c) Die Sicherung der Schiffahrt.
Der beſtändige Kampf mit den launiſchen und tückiſchen Elementen, deren gewaltige tragende und treibende Kraft nutzbar zu verwenden zu den bedeutendſten Aufgaben des Weltverkehrs gehört, war ganz dazu angethan, dem Lenker eines Schiffes die Notwendigkeit vor Augen zu führen, den an ſich gefahrvollen Beruf des Seefahrers möglichſt ſicher und ſorglos zu geſtalten. Hier wie überall machte die Not erfinderiſch. Mit dem Moment, wo ein Schiff die Nähe der Küſte zu verlaſſen wagte, mußte der Menſch auf Mittel ſinnen, welche ihn befähigten, den einmal eingeſchlagenen Kurs ſeines Schiffes in der Richtung auf das Ziel unverändert feſtzuhalten und den zurückgelegten Weg genau zu kontrollieren. Heute nun kann man mit Fug und Recht ſagen, ge- hört der Beruf des Seefahrers kaum noch zu den gefahrdrohendſten. Auf hoher See wenigſtens trotzt ein gutes Schiff, ohne beſonderen Schaden zu nehmen, ſelbſt dem wütendſten Anprall von Sturm und Wogen; in der Nähe des Zieles leitet der mit allen Eigentümlichkeiten ſeines heimat- lichen Fahrwaſſers innig vertraute Lotſe das ſeinem Befehl unter- ſtellte Fahrzeug ſicher und ungefährdet an ſeinen Ankerplatz. Eigentlich gefahrbringend iſt nur die Nähe der Küſte mit ihren verſteckten und wechſelnden Untiefen und Klippen, ihren Strömungen und ihrem Nebel, ihrer beſtändigen Änderungen unterworfenen Fahrſtraße und den brandenden Wogen, welchen das Schiff machtlos im Angeſichte des rettenden Feſtlandes preisgegeben iſt.
Die Sicherung der Seeſchiffahrt macht die eingehendſte Kenntnis aller dieſer Verhältniſſe bei denjenigen zur Vorausſetzung, deren Obhut und Leitung ein Fahrzeug anvertraut iſt. Gleichwohl iſt man dieſem Ziele nur ſehr langſam näher gekommen, und erſt die neuere Zeit hat uns in den glücklichen Beſitz der ausgedehnten kartographiſchen Hülfsmittel geſetzt, die eines der unerläßlichſten und unentbehrlichſten Erforderniſſe bei allen Operationen des Seefahrers ſind. Die Herſtellung der Seekarten, d. h. der in geeignetem Maßſtabe an- gefertigten Darſtellungen der Erdoberfläche, ſoweit dieſelben den inter- nationalen Schiffsverkehr angehen, liegt im allgemeinen zwar den Regierungen der einzelnen ſeefahrenden Nationen, wenigſtens innerhalb ihres Hoheitsgebietes ob, iſt aber zu einem nicht geringen Teile auch eine Frucht der gemeinſamen Arbeit und des uneigennützigſten Zu- ſammenwirkens aller Nationen, die ein gleiches Intereſſe zum gemein- ſchaftlichen Werke vereinigt hat.
Je nach dem Maßſtabe, welcher für die Seekarten gewählt iſt, und dem beſonderen Zwecke, welchem ſie dienen ſollen, unterſcheidet man General- oder Überſegelkarten, denen die Spezial-, Hafen- und Küſtenkarten, auch Pläne genannt, gegenüberſtehen. Sie enthalten neben
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Der Verkehr zu Waſſer.
c) Die Sicherung der Schiffahrt.
Der beſtändige Kampf mit den launiſchen und tückiſchen Elementen,
deren gewaltige tragende und treibende Kraft nutzbar zu verwenden
zu den bedeutendſten Aufgaben des Weltverkehrs gehört, war ganz dazu
angethan, dem Lenker eines Schiffes die Notwendigkeit vor Augen zu
führen, den an ſich gefahrvollen Beruf des Seefahrers möglichſt ſicher
und ſorglos zu geſtalten. Hier wie überall machte die Not erfinderiſch.
Mit dem Moment, wo ein Schiff die Nähe der Küſte zu verlaſſen
wagte, mußte der Menſch auf Mittel ſinnen, welche ihn befähigten,
den einmal eingeſchlagenen Kurs ſeines Schiffes in der Richtung auf
das Ziel unverändert feſtzuhalten und den zurückgelegten Weg genau
zu kontrollieren. Heute nun kann man mit Fug und Recht ſagen, ge-
hört der Beruf des Seefahrers kaum noch zu den gefahrdrohendſten.
Auf hoher See wenigſtens trotzt ein gutes Schiff, ohne beſonderen Schaden
zu nehmen, ſelbſt dem wütendſten Anprall von Sturm und Wogen; in der
Nähe des Zieles leitet der mit allen Eigentümlichkeiten ſeines heimat-
lichen Fahrwaſſers innig vertraute Lotſe das ſeinem Befehl unter-
ſtellte Fahrzeug ſicher und ungefährdet an ſeinen Ankerplatz. Eigentlich
gefahrbringend iſt nur die Nähe der Küſte mit ihren verſteckten und
wechſelnden Untiefen und Klippen, ihren Strömungen und ihrem Nebel,
ihrer beſtändigen Änderungen unterworfenen Fahrſtraße und den
brandenden Wogen, welchen das Schiff machtlos im Angeſichte des
rettenden Feſtlandes preisgegeben iſt.
Die Sicherung der Seeſchiffahrt macht die eingehendſte Kenntnis
aller dieſer Verhältniſſe bei denjenigen zur Vorausſetzung, deren Obhut
und Leitung ein Fahrzeug anvertraut iſt. Gleichwohl iſt man dieſem
Ziele nur ſehr langſam näher gekommen, und erſt die neuere Zeit
hat uns in den glücklichen Beſitz der ausgedehnten kartographiſchen
Hülfsmittel geſetzt, die eines der unerläßlichſten und unentbehrlichſten
Erforderniſſe bei allen Operationen des Seefahrers ſind. Die
Herſtellung der Seekarten, d. h. der in geeignetem Maßſtabe an-
gefertigten Darſtellungen der Erdoberfläche, ſoweit dieſelben den inter-
nationalen Schiffsverkehr angehen, liegt im allgemeinen zwar den
Regierungen der einzelnen ſeefahrenden Nationen, wenigſtens innerhalb
ihres Hoheitsgebietes ob, iſt aber zu einem nicht geringen Teile auch
eine Frucht der gemeinſamen Arbeit und des uneigennützigſten Zu-
ſammenwirkens aller Nationen, die ein gleiches Intereſſe zum gemein-
ſchaftlichen Werke vereinigt hat.
Je nach dem Maßſtabe, welcher für die Seekarten gewählt iſt,
und dem beſonderen Zwecke, welchem ſie dienen ſollen, unterſcheidet
man General- oder Überſegelkarten, denen die Spezial-, Hafen- und
Küſtenkarten, auch Pläne genannt, gegenüberſtehen. Sie enthalten neben
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Samter, Heinrich: Das Reich der Erfindungen. Berlin, 1896, S. 794. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/samter_erfindungen_1896/812>, abgerufen am 24.11.2024.
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