trächtliche Veränderungen zeigte. Die durch die Eisenmassen hervor- gerufene Ablenkung der Magnetnadel aus ihrer regulären Richtung, welche erst zu Anfang dieses Jahrhunderts durch Matthew Flinders entdeckt worden ist und allgemein nach Roß als "Deviation" bezeichnet wird, ist auf das eingehendste theoretisch und praktisch untersucht worden; in Deutschland hat dieser Erscheinung die Deutsche Seewarte besondere Aufmerksamkeit zu teil werden lassen. Um die Einwirkung der Eisenmassen unschädlich zu machen, hat man durch Kompensations- magnete die infolge der Deviation geschwächte Richtkraft des Kompasses zu verstärken, womöglich vollständig wiederherzustellen versucht. Diese Bemühungen, welche andauernd fortgesetzt werden, scheinen aber bisher von wenig günstigem Erfolge begleitet gewesen zu sein. Praktisch er- mittelt man an Bord die Größe der Deviation, die mit der Kurs- richtung veränderlich ist, indem man den Kurs des ruhenden Schiffes auf jeden einzelnen der 32 Striche der Windrose, deren jedem somit ein Winkel von 111/4 % zukommt, einstellt und dann bekannte Küsten- objekte peilt. -- Man wird verstehen, daß eine Zeitlang, ehe man nämlich die Deviationswirkungen in ihrer Bedeutung vollständig er- kannt hatte, der Kompaß in Gefahr war, seinen Ruf als unentbehr- licher Wegweiser einzubüßen oder doch sehr in Mißachtung kam; heute ist diese Krisis als überwunden zu bezeichnen.
2. Das Log und das Lot.
Während der Kompaß die Festhaltung oder Bestimmung des Schiffskurses ermöglicht, dient das Log lediglich dem Zwecke der wieder- holten Ermittelung der Geschwindigkeit des Schiffes und damit der Länge des zurückgelegten Weges. In seiner ursprünglichsten, auch heute noch fast allgemein gebräuchlichen Form, welche trotz ihrer Einfachheit sich gleichwohl erst gegen Ende des 16. Jahrhunderts Eingang in die Schiffahrt verschafft hat, besteht dasselbe aus einem am bogen- förmigen Rande mit Blei beschwerten Holzbrettchen in Form eines Kreisausschnittes, dem sogenannten Logscheit, und einer von einer Rolle leicht abwickelbaren Leine, der Logleine, die in bestimmten Abständen durch Umwicklung, meist aber durch Anbringung farbiger Lappen oder kurzer mit Knoten versehenen Schnüre eingeteilt ist. Durch ein Schnurdreieck, dessen Schnüre an den Ecken des Logbrettes befestigt sind und sich in dem Ende der Logleine vereinigen, ist dafür gesorgt, daß das Brett seine breite Seite stets dem Schiffe zukehrt, wodurch der Widerstand gegen das Wasser vergrößert wird. Soll die Messung vorgenommen werden, so wird das Logscheit vom Hinterteil des Schiffes aus ins Wasser geworfen, und die im Anfang, dem sogenannten Vorlauf, un- geteilte Leine bis zu einer bestimmten Marke abgewickelt. Um die Messung von dem Einflusse der Bewegung des mitgenommenen Wassers zu befreien, ist dieser Vorlauf so lang gewählt, daß das Logscheit
Der Verkehr zu Waſſer.
trächtliche Veränderungen zeigte. Die durch die Eiſenmaſſen hervor- gerufene Ablenkung der Magnetnadel aus ihrer regulären Richtung, welche erſt zu Anfang dieſes Jahrhunderts durch Matthew Flinders entdeckt worden iſt und allgemein nach Roß als „Deviation“ bezeichnet wird, iſt auf das eingehendſte theoretiſch und praktiſch unterſucht worden; in Deutſchland hat dieſer Erſcheinung die Deutſche Seewarte beſondere Aufmerkſamkeit zu teil werden laſſen. Um die Einwirkung der Eiſenmaſſen unſchädlich zu machen, hat man durch Kompenſations- magnete die infolge der Deviation geſchwächte Richtkraft des Kompaſſes zu verſtärken, womöglich vollſtändig wiederherzuſtellen verſucht. Dieſe Bemühungen, welche andauernd fortgeſetzt werden, ſcheinen aber bisher von wenig günſtigem Erfolge begleitet geweſen zu ſein. Praktiſch er- mittelt man an Bord die Größe der Deviation, die mit der Kurs- richtung veränderlich iſt, indem man den Kurs des ruhenden Schiffes auf jeden einzelnen der 32 Striche der Windroſe, deren jedem ſomit ein Winkel von 11¼ % zukommt, einſtellt und dann bekannte Küſten- objekte peilt. — Man wird verſtehen, daß eine Zeitlang, ehe man nämlich die Deviationswirkungen in ihrer Bedeutung vollſtändig er- kannt hatte, der Kompaß in Gefahr war, ſeinen Ruf als unentbehr- licher Wegweiſer einzubüßen oder doch ſehr in Mißachtung kam; heute iſt dieſe Kriſis als überwunden zu bezeichnen.
2. Das Log und das Lot.
Während der Kompaß die Feſthaltung oder Beſtimmung des Schiffskurſes ermöglicht, dient das Log lediglich dem Zwecke der wieder- holten Ermittelung der Geſchwindigkeit des Schiffes und damit der Länge des zurückgelegten Weges. In ſeiner urſprünglichſten, auch heute noch faſt allgemein gebräuchlichen Form, welche trotz ihrer Einfachheit ſich gleichwohl erſt gegen Ende des 16. Jahrhunderts Eingang in die Schiffahrt verſchafft hat, beſteht dasſelbe aus einem am bogen- förmigen Rande mit Blei beſchwerten Holzbrettchen in Form eines Kreisausſchnittes, dem ſogenannten Logſcheit, und einer von einer Rolle leicht abwickelbaren Leine, der Logleine, die in beſtimmten Abſtänden durch Umwicklung, meiſt aber durch Anbringung farbiger Lappen oder kurzer mit Knoten verſehenen Schnüre eingeteilt iſt. Durch ein Schnurdreieck, deſſen Schnüre an den Ecken des Logbrettes befeſtigt ſind und ſich in dem Ende der Logleine vereinigen, iſt dafür geſorgt, daß das Brett ſeine breite Seite ſtets dem Schiffe zukehrt, wodurch der Widerſtand gegen das Waſſer vergrößert wird. Soll die Meſſung vorgenommen werden, ſo wird das Logſcheit vom Hinterteil des Schiffes aus ins Waſſer geworfen, und die im Anfang, dem ſogenannten Vorlauf, un- geteilte Leine bis zu einer beſtimmten Marke abgewickelt. Um die Meſſung von dem Einfluſſe der Bewegung des mitgenommenen Waſſers zu befreien, iſt dieſer Vorlauf ſo lang gewählt, daß das Logſcheit
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Der Verkehr zu Waſſer.
trächtliche Veränderungen zeigte. Die durch die Eiſenmaſſen hervor-
gerufene Ablenkung der Magnetnadel aus ihrer regulären Richtung,
welche erſt zu Anfang dieſes Jahrhunderts durch Matthew Flinders
entdeckt worden iſt und allgemein nach Roß als „Deviation“ bezeichnet
wird, iſt auf das eingehendſte theoretiſch und praktiſch unterſucht
worden; in Deutſchland hat dieſer Erſcheinung die Deutſche Seewarte
beſondere Aufmerkſamkeit zu teil werden laſſen. Um die Einwirkung der
Eiſenmaſſen unſchädlich zu machen, hat man durch Kompenſations-
magnete die infolge der Deviation geſchwächte Richtkraft des Kompaſſes
zu verſtärken, womöglich vollſtändig wiederherzuſtellen verſucht. Dieſe
Bemühungen, welche andauernd fortgeſetzt werden, ſcheinen aber bisher
von wenig günſtigem Erfolge begleitet geweſen zu ſein. Praktiſch er-
mittelt man an Bord die Größe der Deviation, die mit der Kurs-
richtung veränderlich iſt, indem man den Kurs des ruhenden Schiffes
auf jeden einzelnen der 32 Striche der Windroſe, deren jedem ſomit
ein Winkel von 11¼ % zukommt, einſtellt und dann bekannte Küſten-
objekte peilt. — Man wird verſtehen, daß eine Zeitlang, ehe man
nämlich die Deviationswirkungen in ihrer Bedeutung vollſtändig er-
kannt hatte, der Kompaß in Gefahr war, ſeinen Ruf als unentbehr-
licher Wegweiſer einzubüßen oder doch ſehr in Mißachtung kam; heute
iſt dieſe Kriſis als überwunden zu bezeichnen.
2. Das Log und das Lot.
Während der Kompaß die Feſthaltung oder Beſtimmung des
Schiffskurſes ermöglicht, dient das Log lediglich dem Zwecke der wieder-
holten Ermittelung der Geſchwindigkeit des Schiffes und damit der
Länge des zurückgelegten Weges. In ſeiner urſprünglichſten, auch heute
noch faſt allgemein gebräuchlichen Form, welche trotz ihrer Einfachheit
ſich gleichwohl erſt gegen Ende des 16. Jahrhunderts Eingang in
die Schiffahrt verſchafft hat, beſteht dasſelbe aus einem am bogen-
förmigen Rande mit Blei beſchwerten Holzbrettchen in Form eines
Kreisausſchnittes, dem ſogenannten Logſcheit, und einer von einer Rolle
leicht abwickelbaren Leine, der Logleine, die in beſtimmten Abſtänden
durch Umwicklung, meiſt aber durch Anbringung farbiger Lappen oder
kurzer mit Knoten verſehenen Schnüre eingeteilt iſt. Durch ein Schnurdreieck,
deſſen Schnüre an den Ecken des Logbrettes befeſtigt ſind und ſich
in dem Ende der Logleine vereinigen, iſt dafür geſorgt, daß das Brett
ſeine breite Seite ſtets dem Schiffe zukehrt, wodurch der Widerſtand
gegen das Waſſer vergrößert wird. Soll die Meſſung vorgenommen
werden, ſo wird das Logſcheit vom Hinterteil des Schiffes aus ins
Waſſer geworfen, und die im Anfang, dem ſogenannten Vorlauf, un-
geteilte Leine bis zu einer beſtimmten Marke abgewickelt. Um die
Meſſung von dem Einfluſſe der Bewegung des mitgenommenen Waſſers
zu befreien, iſt dieſer Vorlauf ſo lang gewählt, daß das Logſcheit
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Samter, Heinrich: Das Reich der Erfindungen. Berlin, 1896, S. 800. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/samter_erfindungen_1896/818>, abgerufen am 24.11.2024.
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