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Samter, Heinrich: Das Reich der Erfindungen. Berlin, 1896.

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Die Fabrikation der Schwefelsäure.
verbunden sind, erfordern aber doch, daß die eintretenden Verluste
an Stickstofftrioxyd hin und wieder durch neue Salpetersäure ersetzt
werden.

Auf Grund der geschilderten chemischen Vorgänge hat man eine
moderne Schwefelsäurefabrik sich aus folgenden wesentlichen Teilen be-
stehend zu denken:

1) aus einem Apparate zur Darstellung des Schwefeldioxyds
(Schwefelherd);
2) aus einer Kammer, welche Salpetersäure enthält (Nitrierungs-
kammer);
3) aus einer Reihe anderer Kammern, in welcher der Haupt-
prozeß, d. h. das fortwährende Entstehen und Zerfallen der
Nitrosylschwefelsäure vor sich geht;
4) aus Apparaten zum Zwecke der Wiedergewinnung des sonst
verloren gehenden Stickstofftrioxyds (Gay-Lussac-Turm, Glover-
turm);
5) aus Apparaten zur Erzeugung des Wasserdampfes und des
nötigen Luftzuges.

Hiernach gliedert sich die Anlage in eine Anzahl von Teilen, deren
Lage aus den Figuren 448 und 449 hervorgeht.

Das Schwefeldioxyd erhält man durch Verbrennen von Schwefel
auf besonderen Herden A, welche ihren Luftzug durch den am Ende der
ganzen Anlage befindlichen hohen Schornstein mit regulierbarem Zuge
erhalten. Der hohe Preis des sizilianischen Schwefels hat aber be-
wirkt, daß man vielfach statt desselben den sehr billigen Schwefelkies
oder Pyrit (Doppeltschwefeleisen) benutzt, welchen man in permanent
wirkenden Herdöfen bei starkem Luftzutritt röstet; die Hälfte des
Schwefelgehalts verbrennt zu Schwefeldioxyd, welches weiter geführt
wird.

Dasselbe strömt nun zunächst durch einen 10 m hohen Turm, den
Gloverturm, dessen Bedeutung erst später erläutert werden kann, und zur
Absetzung des stets vorhandenen Staubes durch eine Flugstaubkammer E1
von etwa 5 m im Geviert und tritt dann in die Nitrierungskammer E3,
in welcher es sich mit dem Zersetzungsprodukt der Salpetersäure, dem
Stickstofftrioxyd, belädt. In dieser Kammer rieselt entweder die Sal-
petersäure, welche in mäßiger Quantität durch enge Röhren von außen
zuströmt, in dünnen Kaskaden g herab, oder es finden sich weite, flache
Schalen, welche mit der Säure oder auch einem Gemenge von Chile-
salpeter und Schwefelsäure gefüllt sind. Die Wände der prismatisch
gestalteten Kammer -- wie die aller übrigen Kammern -- bestehen
aus an einander gelöteten oder irgendwie luftdicht verbundenen Blei-
platten, welche durch ein Holzgerüst gehalten werden. Ihr Inhalt
beträgt bei 8 m Länge gegen 210 cbm und ist dem der Flugstaub-
kammer ziemlich gleich. Auf die Nitrierungskammer folgen noch drei
Kammern, in welchen die Schwefelsäureproduktion hauptsächlich erfolgt.

Die Fabrikation der Schwefelſäure.
verbunden ſind, erfordern aber doch, daß die eintretenden Verluſte
an Stickſtofftrioxyd hin und wieder durch neue Salpeterſäure erſetzt
werden.

Auf Grund der geſchilderten chemiſchen Vorgänge hat man eine
moderne Schwefelſäurefabrik ſich aus folgenden weſentlichen Teilen be-
ſtehend zu denken:

1) aus einem Apparate zur Darſtellung des Schwefeldioxyds
(Schwefelherd);
2) aus einer Kammer, welche Salpeterſäure enthält (Nitrierungs-
kammer);
3) aus einer Reihe anderer Kammern, in welcher der Haupt-
prozeß, d. h. das fortwährende Entſtehen und Zerfallen der
Nitroſylſchwefelſäure vor ſich geht;
4) aus Apparaten zum Zwecke der Wiedergewinnung des ſonſt
verloren gehenden Stickſtofftrioxyds (Gay-Luſſac-Turm, Glover-
turm);
5) aus Apparaten zur Erzeugung des Waſſerdampfes und des
nötigen Luftzuges.

Hiernach gliedert ſich die Anlage in eine Anzahl von Teilen, deren
Lage aus den Figuren 448 und 449 hervorgeht.

Das Schwefeldioxyd erhält man durch Verbrennen von Schwefel
auf beſonderen Herden A, welche ihren Luftzug durch den am Ende der
ganzen Anlage befindlichen hohen Schornſtein mit regulierbarem Zuge
erhalten. Der hohe Preis des ſizilianiſchen Schwefels hat aber be-
wirkt, daß man vielfach ſtatt desſelben den ſehr billigen Schwefelkies
oder Pyrit (Doppeltſchwefeleiſen) benutzt, welchen man in permanent
wirkenden Herdöfen bei ſtarkem Luftzutritt röſtet; die Hälfte des
Schwefelgehalts verbrennt zu Schwefeldioxyd, welches weiter geführt
wird.

Dasſelbe ſtrömt nun zunächſt durch einen 10 m hohen Turm, den
Gloverturm, deſſen Bedeutung erſt ſpäter erläutert werden kann, und zur
Abſetzung des ſtets vorhandenen Staubes durch eine Flugſtaubkammer E1
von etwa 5 m im Geviert und tritt dann in die Nitrierungskammer E3,
in welcher es ſich mit dem Zerſetzungsprodukt der Salpeterſäure, dem
Stickſtofftrioxyd, belädt. In dieſer Kammer rieſelt entweder die Sal-
peterſäure, welche in mäßiger Quantität durch enge Röhren von außen
zuſtrömt, in dünnen Kaskaden g herab, oder es finden ſich weite, flache
Schalen, welche mit der Säure oder auch einem Gemenge von Chile-
ſalpeter und Schwefelſäure gefüllt ſind. Die Wände der prismatiſch
geſtalteten Kammer — wie die aller übrigen Kammern — beſtehen
aus an einander gelöteten oder irgendwie luftdicht verbundenen Blei-
platten, welche durch ein Holzgerüſt gehalten werden. Ihr Inhalt
beträgt bei 8 m Länge gegen 210 cbm und iſt dem der Flugſtaub-
kammer ziemlich gleich. Auf die Nitrierungskammer folgen noch drei
Kammern, in welchen die Schwefelſäureproduktion hauptſächlich erfolgt.

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[827/0845] Die Fabrikation der Schwefelſäure. verbunden ſind, erfordern aber doch, daß die eintretenden Verluſte an Stickſtofftrioxyd hin und wieder durch neue Salpeterſäure erſetzt werden. Auf Grund der geſchilderten chemiſchen Vorgänge hat man eine moderne Schwefelſäurefabrik ſich aus folgenden weſentlichen Teilen be- ſtehend zu denken: 1) aus einem Apparate zur Darſtellung des Schwefeldioxyds (Schwefelherd); 2) aus einer Kammer, welche Salpeterſäure enthält (Nitrierungs- kammer); 3) aus einer Reihe anderer Kammern, in welcher der Haupt- prozeß, d. h. das fortwährende Entſtehen und Zerfallen der Nitroſylſchwefelſäure vor ſich geht; 4) aus Apparaten zum Zwecke der Wiedergewinnung des ſonſt verloren gehenden Stickſtofftrioxyds (Gay-Luſſac-Turm, Glover- turm); 5) aus Apparaten zur Erzeugung des Waſſerdampfes und des nötigen Luftzuges. Hiernach gliedert ſich die Anlage in eine Anzahl von Teilen, deren Lage aus den Figuren 448 und 449 hervorgeht. Das Schwefeldioxyd erhält man durch Verbrennen von Schwefel auf beſonderen Herden A, welche ihren Luftzug durch den am Ende der ganzen Anlage befindlichen hohen Schornſtein mit regulierbarem Zuge erhalten. Der hohe Preis des ſizilianiſchen Schwefels hat aber be- wirkt, daß man vielfach ſtatt desſelben den ſehr billigen Schwefelkies oder Pyrit (Doppeltſchwefeleiſen) benutzt, welchen man in permanent wirkenden Herdöfen bei ſtarkem Luftzutritt röſtet; die Hälfte des Schwefelgehalts verbrennt zu Schwefeldioxyd, welches weiter geführt wird. Dasſelbe ſtrömt nun zunächſt durch einen 10 m hohen Turm, den Gloverturm, deſſen Bedeutung erſt ſpäter erläutert werden kann, und zur Abſetzung des ſtets vorhandenen Staubes durch eine Flugſtaubkammer E1 von etwa 5 m im Geviert und tritt dann in die Nitrierungskammer E3, in welcher es ſich mit dem Zerſetzungsprodukt der Salpeterſäure, dem Stickſtofftrioxyd, belädt. In dieſer Kammer rieſelt entweder die Sal- peterſäure, welche in mäßiger Quantität durch enge Röhren von außen zuſtrömt, in dünnen Kaskaden g herab, oder es finden ſich weite, flache Schalen, welche mit der Säure oder auch einem Gemenge von Chile- ſalpeter und Schwefelſäure gefüllt ſind. Die Wände der prismatiſch geſtalteten Kammer — wie die aller übrigen Kammern — beſtehen aus an einander gelöteten oder irgendwie luftdicht verbundenen Blei- platten, welche durch ein Holzgerüſt gehalten werden. Ihr Inhalt beträgt bei 8 m Länge gegen 210 cbm und iſt dem der Flugſtaub- kammer ziemlich gleich. Auf die Nitrierungskammer folgen noch drei Kammern, in welchen die Schwefelſäureproduktion hauptſächlich erfolgt.

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Zitationshilfe: Samter, Heinrich: Das Reich der Erfindungen. Berlin, 1896, S. 827. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/samter_erfindungen_1896/845>, abgerufen am 24.11.2024.