hat man in der Neuzeit ein anderes thonerdehaltiges Mineral, den Bauxit von Südfrankreich, zu Soda und -- als Nebenprodukt -- Thonerde verarbeitet.
e) Die Pottaschefabrikation.
Die Pottasche, das der Soda analoge Kaliumsalz, erhält man zum größeren Teil aus Mineralkörpern, zum kleineren aber auch aus organischen Stoffen. Die erste Art der Darstellung, welche von dem in den sogenannten "Abraumsalzen" des Staßfurter Salzlagers vor- kommenden Carnallit, einem Doppelsalz von Chlorkalium und Chlor- magnesium, sowie von dem an mehreren Orten stark verbreiteten Sylvin, reinem Chlorkalium, ausgeht, ist der Sodadarstellung aus Kochsalz nach dem Leblancschen Verfahren völlig analog und braucht daher hier nicht mehr erörtert zu werden. Es sei nur erwähnt, daß man im Carnallit die beiden Chloride durch Lösen und Krystallisieren trennt, sowie daß eine nicht unbedeutende Menge Kaliumsulfat, statt durch den Sulfat- prozeß aus Sylvin, direkt aus anderen Staßfurter Abraumsalzen, z. B. dem Kainit, erhalten wird.
Zu den organischen Stoffen, aus denen man Pottasche fabriziert, gehört in erster Linie die Holzasche. Dieselbe wird mit Wasser aus- gelaugt, die gewonnene Lösung eingedampft und im Flammofen kalci- niert. Durch wiederholtes Auflösen und Eindampfen des erhaltenen Produktes wird diese "rohe Pottasche" raffiniert. Die Fabrikation ist gegen früher sehr zurückgegangen, da man infolge der verbesserten Kommunikationsmittel heute für die Waldhölzer günstigere Verwendung hat. Nur einzelne Länder, wie Rußland und Amerika, liefern noch erhebliche Quantitäten Holzpottasche.
Die unter dem Namen Melasse bekannte Mutterlauge von dem Krystallisationsprozeß des Rübenzuckers enthält Kaliumkarbonat (Pott- asche). Hierauf gründet sich die Fabrikation der Pottasche aus Melasse. Letztere wird mit Salzsäure versetzt und durch Hefenzusatz in Gährung gebracht. Der hierdurch gebildete Sprit wird abdestilliert, das Zurück- bleibende eingedampft und verkohlt und die erhaltene Kohle heftig ge- glüht. Der Rückstand, das "Salin", wird gelöst und die Lösung ein- gedampft; sie liefert durch auf einander folgende Partialkrystallisationen: Kaliumsulfat, Soda, Chlorkalium, wiederum Soda, endlich Pottasche.
Außer aus Holzasche und Melasse hat man auch aus dem Schweiß der Rohwolle Pottasche gewonnen. Durch Waschen der Wolle mit alkalischer Lauge erhält man eine Lösung, deren Eindampfrückstand ähnlich wie das Salin weiter verarbeitet wird. --
Wie schon in der Einleitung dieses Abschnittes erwähnt wurde, sind mit den bisher erwähnten chemischen Produkten die der Alkali- industrie angehörigen Stoffe von allgemeiner Bedeutung erschöpft. Die sonstigen Alkaliverbindungen, wie z. B. der Salpeter, das Kochsalz und die Phosphate dienen ganz besonderen Zweigen der Technik und
Die chemiſche Induſtrie der Säuren und Alkalien.
hat man in der Neuzeit ein anderes thonerdehaltiges Mineral, den Bauxit von Südfrankreich, zu Soda und — als Nebenprodukt — Thonerde verarbeitet.
e) Die Pottaſchefabrikation.
Die Pottaſche, das der Soda analoge Kaliumſalz, erhält man zum größeren Teil aus Mineralkörpern, zum kleineren aber auch aus organiſchen Stoffen. Die erſte Art der Darſtellung, welche von dem in den ſogenannten „Abraumſalzen“ des Staßfurter Salzlagers vor- kommenden Carnallit, einem Doppelſalz von Chlorkalium und Chlor- magneſium, ſowie von dem an mehreren Orten ſtark verbreiteten Sylvin, reinem Chlorkalium, ausgeht, iſt der Sodadarſtellung aus Kochſalz nach dem Leblancſchen Verfahren völlig analog und braucht daher hier nicht mehr erörtert zu werden. Es ſei nur erwähnt, daß man im Carnallit die beiden Chloride durch Löſen und Kryſtalliſieren trennt, ſowie daß eine nicht unbedeutende Menge Kaliumſulfat, ſtatt durch den Sulfat- prozeß aus Sylvin, direkt aus anderen Staßfurter Abraumſalzen, z. B. dem Kainit, erhalten wird.
Zu den organiſchen Stoffen, aus denen man Pottaſche fabriziert, gehört in erſter Linie die Holzaſche. Dieſelbe wird mit Waſſer aus- gelaugt, die gewonnene Löſung eingedampft und im Flammofen kalci- niert. Durch wiederholtes Auflöſen und Eindampfen des erhaltenen Produktes wird dieſe „rohe Pottaſche“ raffiniert. Die Fabrikation iſt gegen früher ſehr zurückgegangen, da man infolge der verbeſſerten Kommunikationsmittel heute für die Waldhölzer günſtigere Verwendung hat. Nur einzelne Länder, wie Rußland und Amerika, liefern noch erhebliche Quantitäten Holzpottaſche.
Die unter dem Namen Melaſſe bekannte Mutterlauge von dem Kryſtalliſationsprozeß des Rübenzuckers enthält Kaliumkarbonat (Pott- aſche). Hierauf gründet ſich die Fabrikation der Pottaſche aus Melaſſe. Letztere wird mit Salzſäure verſetzt und durch Hefenzuſatz in Gährung gebracht. Der hierdurch gebildete Sprit wird abdeſtilliert, das Zurück- bleibende eingedampft und verkohlt und die erhaltene Kohle heftig ge- glüht. Der Rückſtand, das „Salin“, wird gelöſt und die Löſung ein- gedampft; ſie liefert durch auf einander folgende Partialkryſtalliſationen: Kaliumſulfat, Soda, Chlorkalium, wiederum Soda, endlich Pottaſche.
Außer aus Holzaſche und Melaſſe hat man auch aus dem Schweiß der Rohwolle Pottaſche gewonnen. Durch Waſchen der Wolle mit alkaliſcher Lauge erhält man eine Löſung, deren Eindampfrückſtand ähnlich wie das Salin weiter verarbeitet wird. —
Wie ſchon in der Einleitung dieſes Abſchnittes erwähnt wurde, ſind mit den bisher erwähnten chemiſchen Produkten die der Alkali- induſtrie angehörigen Stoffe von allgemeiner Bedeutung erſchöpft. Die ſonſtigen Alkaliverbindungen, wie z. B. der Salpeter, das Kochſalz und die Phosphate dienen ganz beſonderen Zweigen der Technik und
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Die chemiſche Induſtrie der Säuren und Alkalien.
hat man in der Neuzeit ein anderes thonerdehaltiges Mineral, den
Bauxit von Südfrankreich, zu Soda und — als Nebenprodukt — Thonerde
verarbeitet.
e) Die Pottaſchefabrikation.
Die Pottaſche, das der Soda analoge Kaliumſalz, erhält man
zum größeren Teil aus Mineralkörpern, zum kleineren aber auch aus
organiſchen Stoffen. Die erſte Art der Darſtellung, welche von dem
in den ſogenannten „Abraumſalzen“ des Staßfurter Salzlagers vor-
kommenden Carnallit, einem Doppelſalz von Chlorkalium und Chlor-
magneſium, ſowie von dem an mehreren Orten ſtark verbreiteten Sylvin,
reinem Chlorkalium, ausgeht, iſt der Sodadarſtellung aus Kochſalz nach
dem Leblancſchen Verfahren völlig analog und braucht daher hier nicht
mehr erörtert zu werden. Es ſei nur erwähnt, daß man im Carnallit
die beiden Chloride durch Löſen und Kryſtalliſieren trennt, ſowie daß
eine nicht unbedeutende Menge Kaliumſulfat, ſtatt durch den Sulfat-
prozeß aus Sylvin, direkt aus anderen Staßfurter Abraumſalzen, z. B.
dem Kainit, erhalten wird.
Zu den organiſchen Stoffen, aus denen man Pottaſche fabriziert,
gehört in erſter Linie die Holzaſche. Dieſelbe wird mit Waſſer aus-
gelaugt, die gewonnene Löſung eingedampft und im Flammofen kalci-
niert. Durch wiederholtes Auflöſen und Eindampfen des erhaltenen
Produktes wird dieſe „rohe Pottaſche“ raffiniert. Die Fabrikation iſt
gegen früher ſehr zurückgegangen, da man infolge der verbeſſerten
Kommunikationsmittel heute für die Waldhölzer günſtigere Verwendung
hat. Nur einzelne Länder, wie Rußland und Amerika, liefern noch
erhebliche Quantitäten Holzpottaſche.
Die unter dem Namen Melaſſe bekannte Mutterlauge von dem
Kryſtalliſationsprozeß des Rübenzuckers enthält Kaliumkarbonat (Pott-
aſche). Hierauf gründet ſich die Fabrikation der Pottaſche aus Melaſſe.
Letztere wird mit Salzſäure verſetzt und durch Hefenzuſatz in Gährung
gebracht. Der hierdurch gebildete Sprit wird abdeſtilliert, das Zurück-
bleibende eingedampft und verkohlt und die erhaltene Kohle heftig ge-
glüht. Der Rückſtand, das „Salin“, wird gelöſt und die Löſung ein-
gedampft; ſie liefert durch auf einander folgende Partialkryſtalliſationen:
Kaliumſulfat, Soda, Chlorkalium, wiederum Soda, endlich Pottaſche.
Außer aus Holzaſche und Melaſſe hat man auch aus dem Schweiß
der Rohwolle Pottaſche gewonnen. Durch Waſchen der Wolle mit
alkaliſcher Lauge erhält man eine Löſung, deren Eindampfrückſtand
ähnlich wie das Salin weiter verarbeitet wird. —
Wie ſchon in der Einleitung dieſes Abſchnittes erwähnt wurde,
ſind mit den bisher erwähnten chemiſchen Produkten die der Alkali-
induſtrie angehörigen Stoffe von allgemeiner Bedeutung erſchöpft. Die
ſonſtigen Alkaliverbindungen, wie z. B. der Salpeter, das Kochſalz
und die Phosphate dienen ganz beſonderen Zweigen der Technik und
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Samter, Heinrich: Das Reich der Erfindungen. Berlin, 1896, S. 840. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/samter_erfindungen_1896/858>, abgerufen am 25.11.2024.
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