Glasröhren und chemische Geräte gefertigt werden, im wesentlichen über- einstimmend ist.
Der Hohlglasofen ist an seinen vier Ecken mit je einem Neben- ofen verbunden; von diesen vier Öfen dienen zwei als Temperöfen, d. h. zum Vorwärmen der neuen Häfen und des Satzes, die beiden anderen als Kühlöfen für die gefertigten Glaswaren. In dem Kuppel- gewölbe des Ofens befindet sich dicht über dem Rande eines jeden Hafens ein verschließbares Arbeitsloch, durch welches der Arbeiter zu dem geschmolzenen Glase im Hafen gelangen kann. Unter jedem Arbeitsloch, in gleicher Höhe mit der Sohle der Häfen, liegt ein Auf- brechloch, durch welches man die auszufahrenden, schadhaft gewordenen Häfen, wenn sie auf den Bänken festbacken, losbrechen kann. Für das Ein- und Ausfahren der Häfen selbst sind zwei sogenannte Hafenthore frei gelassen, welche für gewöhnlich vermauert sind und nur bei der Benutzung aufgebrochen werden. Die Kuppel des Ofens ist mit Sand bedeckt und dieser mit einem Gewölbe aus gewöhnlichen Ziegeln übermauert.
Sobald die im Temperofen vorgewärmten neuen Häfen glühend geworden sind, werden sie in den Ofen eingefahren, die Hafenthore vermauert und die Hitze gesteigert, bis die Schmelztemperatur erreicht ist. Sodann trägt man mittels Schaufeln durch die Arbeitslöcher den kaleinierten Satz zuerst zu einem Drittel ein und fügt das übrige hinzu, sobald das eingetragene niedergeschmolzen ist. Nun setzt man die Arbeitslöcher zu und schürt stärker. Endlich zieht man mittels eines unten abgeplatteten Eisenstabes, des Randkolbens, eine Probe aus den Häfen und untersucht, ob die Masse nach dem Erkalten klar erscheint oder noch unangegriffene Sandkörner enthält. Da die Hitze im oberen Teile der Häfen stärker ist, so muß man die Glasmasse hin und wieder mit der Schöpfkelle umrühren. Ist die Masse endlich gleichmäßig, so enthält sie doch noch viele kleine Luftblasen und ist zur Verarbeitung unbrauchbar. Obenauf schwimmt die "Glasgalle", welche hauptsächlich aus den von der Kieselsäure nicht gebundenen Alkali- verbindungen besteht; tritt sie stark auf, so deutet dies auf schlechte Beschaffenheit des Satzes hin. Die Galle wird abgeschöpft und die Glasmasse nun dem "Läutern" unterzogen. Bei diesem Prozesse ver- stärkt man einfach durch das "Heißschüren" die Temperatur bis zum höchsten erreichbaren Maß; alle Luftblasen steigen in dem sehr dünn- flüssigen Glase auf, und die Masse wird nun ganz klar und gleich- förmig. Nach mehrstündigem Heißschüren bleibt nichts weiter übrig, als die Glasmasse bis zu demjenigen Grade der Zähflüssigkeit erkalten zu lassen, welcher für die Verarbeitung notwendig ist. Dies geschieht durch das "Kaltschüren", während dessen man kurze Zeit ganz mit Feuern aufhört und dann sehr langsam fortschürt.
Wir wenden uns nun zu den Operationen, durch welche man die wichtigsten Formen der Hohlglaswaren gewinnt.
Die Fabrikation und Verarbeitung des Glaſes.
Glasröhren und chemiſche Geräte gefertigt werden, im weſentlichen über- einſtimmend iſt.
Der Hohlglasofen iſt an ſeinen vier Ecken mit je einem Neben- ofen verbunden; von dieſen vier Öfen dienen zwei als Temperöfen, d. h. zum Vorwärmen der neuen Häfen und des Satzes, die beiden anderen als Kühlöfen für die gefertigten Glaswaren. In dem Kuppel- gewölbe des Ofens befindet ſich dicht über dem Rande eines jeden Hafens ein verſchließbares Arbeitsloch, durch welches der Arbeiter zu dem geſchmolzenen Glaſe im Hafen gelangen kann. Unter jedem Arbeitsloch, in gleicher Höhe mit der Sohle der Häfen, liegt ein Auf- brechloch, durch welches man die auszufahrenden, ſchadhaft gewordenen Häfen, wenn ſie auf den Bänken feſtbacken, losbrechen kann. Für das Ein- und Ausfahren der Häfen ſelbſt ſind zwei ſogenannte Hafenthore frei gelaſſen, welche für gewöhnlich vermauert ſind und nur bei der Benutzung aufgebrochen werden. Die Kuppel des Ofens iſt mit Sand bedeckt und dieſer mit einem Gewölbe aus gewöhnlichen Ziegeln übermauert.
Sobald die im Temperofen vorgewärmten neuen Häfen glühend geworden ſind, werden ſie in den Ofen eingefahren, die Hafenthore vermauert und die Hitze geſteigert, bis die Schmelztemperatur erreicht iſt. Sodann trägt man mittels Schaufeln durch die Arbeitslöcher den kaleinierten Satz zuerſt zu einem Drittel ein und fügt das übrige hinzu, ſobald das eingetragene niedergeſchmolzen iſt. Nun ſetzt man die Arbeitslöcher zu und ſchürt ſtärker. Endlich zieht man mittels eines unten abgeplatteten Eiſenſtabes, des Randkolbens, eine Probe aus den Häfen und unterſucht, ob die Maſſe nach dem Erkalten klar erſcheint oder noch unangegriffene Sandkörner enthält. Da die Hitze im oberen Teile der Häfen ſtärker iſt, ſo muß man die Glasmaſſe hin und wieder mit der Schöpfkelle umrühren. Iſt die Maſſe endlich gleichmäßig, ſo enthält ſie doch noch viele kleine Luftblaſen und iſt zur Verarbeitung unbrauchbar. Obenauf ſchwimmt die „Glasgalle“, welche hauptſächlich aus den von der Kieſelſäure nicht gebundenen Alkali- verbindungen beſteht; tritt ſie ſtark auf, ſo deutet dies auf ſchlechte Beſchaffenheit des Satzes hin. Die Galle wird abgeſchöpft und die Glasmaſſe nun dem „Läutern“ unterzogen. Bei dieſem Prozeſſe ver- ſtärkt man einfach durch das „Heißſchüren“ die Temperatur bis zum höchſten erreichbaren Maß; alle Luftblaſen ſteigen in dem ſehr dünn- flüſſigen Glaſe auf, und die Maſſe wird nun ganz klar und gleich- förmig. Nach mehrſtündigem Heißſchüren bleibt nichts weiter übrig, als die Glasmaſſe bis zu demjenigen Grade der Zähflüſſigkeit erkalten zu laſſen, welcher für die Verarbeitung notwendig iſt. Dies geſchieht durch das „Kaltſchüren“, während deſſen man kurze Zeit ganz mit Feuern aufhört und dann ſehr langſam fortſchürt.
Wir wenden uns nun zu den Operationen, durch welche man die wichtigſten Formen der Hohlglaswaren gewinnt.
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[854/0872]
Die Fabrikation und Verarbeitung des Glaſes.
Glasröhren und chemiſche Geräte gefertigt werden, im weſentlichen über-
einſtimmend iſt.
Der Hohlglasofen iſt an ſeinen vier Ecken mit je einem Neben-
ofen verbunden; von dieſen vier Öfen dienen zwei als Temperöfen,
d. h. zum Vorwärmen der neuen Häfen und des Satzes, die beiden
anderen als Kühlöfen für die gefertigten Glaswaren. In dem Kuppel-
gewölbe des Ofens befindet ſich dicht über dem Rande eines jeden
Hafens ein verſchließbares Arbeitsloch, durch welches der Arbeiter zu
dem geſchmolzenen Glaſe im Hafen gelangen kann. Unter jedem
Arbeitsloch, in gleicher Höhe mit der Sohle der Häfen, liegt ein Auf-
brechloch, durch welches man die auszufahrenden, ſchadhaft gewordenen
Häfen, wenn ſie auf den Bänken feſtbacken, losbrechen kann. Für das
Ein- und Ausfahren der Häfen ſelbſt ſind zwei ſogenannte Hafenthore
frei gelaſſen, welche für gewöhnlich vermauert ſind und nur bei der
Benutzung aufgebrochen werden. Die Kuppel des Ofens iſt mit
Sand bedeckt und dieſer mit einem Gewölbe aus gewöhnlichen Ziegeln
übermauert.
Sobald die im Temperofen vorgewärmten neuen Häfen glühend
geworden ſind, werden ſie in den Ofen eingefahren, die Hafenthore
vermauert und die Hitze geſteigert, bis die Schmelztemperatur erreicht
iſt. Sodann trägt man mittels Schaufeln durch die Arbeitslöcher den
kaleinierten Satz zuerſt zu einem Drittel ein und fügt das übrige
hinzu, ſobald das eingetragene niedergeſchmolzen iſt. Nun ſetzt man
die Arbeitslöcher zu und ſchürt ſtärker. Endlich zieht man mittels
eines unten abgeplatteten Eiſenſtabes, des Randkolbens, eine Probe
aus den Häfen und unterſucht, ob die Maſſe nach dem Erkalten klar
erſcheint oder noch unangegriffene Sandkörner enthält. Da die Hitze
im oberen Teile der Häfen ſtärker iſt, ſo muß man die Glasmaſſe hin
und wieder mit der Schöpfkelle umrühren. Iſt die Maſſe endlich
gleichmäßig, ſo enthält ſie doch noch viele kleine Luftblaſen und iſt zur
Verarbeitung unbrauchbar. Obenauf ſchwimmt die „Glasgalle“, welche
hauptſächlich aus den von der Kieſelſäure nicht gebundenen Alkali-
verbindungen beſteht; tritt ſie ſtark auf, ſo deutet dies auf ſchlechte
Beſchaffenheit des Satzes hin. Die Galle wird abgeſchöpft und die
Glasmaſſe nun dem „Läutern“ unterzogen. Bei dieſem Prozeſſe ver-
ſtärkt man einfach durch das „Heißſchüren“ die Temperatur bis zum
höchſten erreichbaren Maß; alle Luftblaſen ſteigen in dem ſehr dünn-
flüſſigen Glaſe auf, und die Maſſe wird nun ganz klar und gleich-
förmig. Nach mehrſtündigem Heißſchüren bleibt nichts weiter übrig,
als die Glasmaſſe bis zu demjenigen Grade der Zähflüſſigkeit erkalten
zu laſſen, welcher für die Verarbeitung notwendig iſt. Dies geſchieht
durch das „Kaltſchüren“, während deſſen man kurze Zeit ganz mit
Feuern aufhört und dann ſehr langſam fortſchürt.
Wir wenden uns nun zu den Operationen, durch welche man die
wichtigſten Formen der Hohlglaswaren gewinnt.
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Samter, Heinrich: Das Reich der Erfindungen. Berlin, 1896, S. 854. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/samter_erfindungen_1896/872>, abgerufen am 26.11.2024.
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