in der Regel der Prismen, d. h. durchsichtiger Körper, an denen zwei unter einem bestimmten Winkel gegeneinander geneigte Flächen an- geschliffen sind. Ihre Form ist hinläglich aus den bekannten Glas- oder Bergkrystallprismen bekannt, die wir an unsern Kronleuchtern häufig als Zierrat angebracht finden.
Für die praktische Anwendung kommen fast ausschließlich Prismen aus Glas in Betracht, bei denen für jene Konstruktion das Einfallslot auf 2/3 verkürzt werden mußte. Läßt man durch ein solches Prisma weißes Sonnenlicht fallen, und konstruiert man zu jedem Strahl nach dem früher geschilderten Verfahren den zugehörigen gebrochenen Strahl, sowohl beim Eintritt in das Glas als beim Austritt aus dem Glase wieder in Luft, so sieht man, daß der Richtungsunterschied der beiden in der Luft verlaufenden Strahlenbündel um so beträchtlicher wird, je größer der Einfallswinkel war. Der Richtungsunterschied des ein- fallenden und des gebrochenen Strahles, wenn man von dem innerhalb des Prismas verlaufenden Strahl als nebensächlich absieht, ist abhängig von der Größe des brechenden Winkels, d. h. desjenigen Winkels, welchen die Prismenflächen einschließen.
Am interessantesten ist aber die Erscheinung, daß man von der Sonne nicht etwa ein weißes Bild erhält, sondern ein in die Länge gezogenes farbiges Band, das allgemein unter dem Namen Spektrum bekannt ist. Diese Zerlegung des weißen Sonnenlichtes in seine, aus der Erscheinung des Regenbogens bekannten vielfarbigen Bestandteile hat uns Newton gelehrt. Ein in den Gang der farbigen Strahlen eingeschaltetes zweites, dem ersten genau gleichgeformtes Prisma von entgegengesetzter Lage vereinigt die einzelnen Teile des Spektrums wieder zu einem weißen Bilde. Die allgemeine Eigenschaft der brechenden Körper, Sonnenlicht oder allgemein weißes Licht in verschiedene Farben aufzulösen, nennt man Dispersion oder Farbenzerstreuung; sie beruht darauf, daß die das Sonnenlicht zusammensetzenden Strahlen von ver- schiedener Farbe verschieden stark abgelenkt werden. In dem durch die Farbenzerstreuung des Prismas entstehenden glänzenden Farbenbande erkennt man bei aufmerksamer Betrachtung eine Unzahl dunkler Linien, die quer durch dasselbe hindurchgehen, und die nach ihrem Entdecker (1814) den Namen Fraunhofersche Linien bekommen haben. Es kann hier nur angedeutet werden, daß diese Linien je nach ihrer Lage im Spektrum für diesen oder jenen Grundstoff charakteristische Merkmale sind, so daß aus ihrer Anwesenheit auf das Vorhandensein jener Grundstoffe inner- halb derjenigen Lichtquelle geschlossen werden kann, in deren Spektrum solche Linien beobachtet werden. So kann man, wie S. 579 gesagt ist, beim Bessemer-Verfahren den Kohlegehalt des Stahls am Spektrum der sich dabei bildenden Flammen beobachten. Um übrigens ein möglichst stark in die Länge gezogenes Spektrum zu erhalten, und um andererseits Messungen der Lage der einzelnen Frauenhoferschen Linien anstellen zu können, bedient man sich eines sogenannten Spektralapparates, wie
Die Brechung des Lichtes.
in der Regel der Prismen, d. h. durchſichtiger Körper, an denen zwei unter einem beſtimmten Winkel gegeneinander geneigte Flächen an- geſchliffen ſind. Ihre Form iſt hinläglich aus den bekannten Glas- oder Bergkryſtallprismen bekannt, die wir an unſern Kronleuchtern häufig als Zierrat angebracht finden.
Für die praktiſche Anwendung kommen faſt ausſchließlich Prismen aus Glas in Betracht, bei denen für jene Konſtruktion das Einfallslot auf ⅔ verkürzt werden mußte. Läßt man durch ein ſolches Prisma weißes Sonnenlicht fallen, und konſtruiert man zu jedem Strahl nach dem früher geſchilderten Verfahren den zugehörigen gebrochenen Strahl, ſowohl beim Eintritt in das Glas als beim Austritt aus dem Glaſe wieder in Luft, ſo ſieht man, daß der Richtungsunterſchied der beiden in der Luft verlaufenden Strahlenbündel um ſo beträchtlicher wird, je größer der Einfallswinkel war. Der Richtungsunterſchied des ein- fallenden und des gebrochenen Strahles, wenn man von dem innerhalb des Prismas verlaufenden Strahl als nebenſächlich abſieht, iſt abhängig von der Größe des brechenden Winkels, d. h. desjenigen Winkels, welchen die Prismenflächen einſchließen.
Am intereſſanteſten iſt aber die Erſcheinung, daß man von der Sonne nicht etwa ein weißes Bild erhält, ſondern ein in die Länge gezogenes farbiges Band, das allgemein unter dem Namen Spektrum bekannt iſt. Dieſe Zerlegung des weißen Sonnenlichtes in ſeine, aus der Erſcheinung des Regenbogens bekannten vielfarbigen Beſtandteile hat uns Newton gelehrt. Ein in den Gang der farbigen Strahlen eingeſchaltetes zweites, dem erſten genau gleichgeformtes Prisma von entgegengeſetzter Lage vereinigt die einzelnen Teile des Spektrums wieder zu einem weißen Bilde. Die allgemeine Eigenſchaft der brechenden Körper, Sonnenlicht oder allgemein weißes Licht in verſchiedene Farben aufzulöſen, nennt man Disperſion oder Farbenzerſtreuung; ſie beruht darauf, daß die das Sonnenlicht zuſammenſetzenden Strahlen von ver- ſchiedener Farbe verſchieden ſtark abgelenkt werden. In dem durch die Farbenzerſtreuung des Prismas entſtehenden glänzenden Farbenbande erkennt man bei aufmerkſamer Betrachtung eine Unzahl dunkler Linien, die quer durch dasſelbe hindurchgehen, und die nach ihrem Entdecker (1814) den Namen Fraunhoferſche Linien bekommen haben. Es kann hier nur angedeutet werden, daß dieſe Linien je nach ihrer Lage im Spektrum für dieſen oder jenen Grundſtoff charakteriſtiſche Merkmale ſind, ſo daß aus ihrer Anweſenheit auf das Vorhandenſein jener Grundſtoffe inner- halb derjenigen Lichtquelle geſchloſſen werden kann, in deren Spektrum ſolche Linien beobachtet werden. So kann man, wie S. 579 geſagt iſt, beim Beſſemer-Verfahren den Kohlegehalt des Stahls am Spektrum der ſich dabei bildenden Flammen beobachten. Um übrigens ein möglichſt ſtark in die Länge gezogenes Spektrum zu erhalten, und um andererſeits Meſſungen der Lage der einzelnen Frauenhoferſchen Linien anſtellen zu können, bedient man ſich eines ſogenannten Spektralapparates, wie
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[893/0911]
Die Brechung des Lichtes.
in der Regel der Prismen, d. h. durchſichtiger Körper, an denen zwei
unter einem beſtimmten Winkel gegeneinander geneigte Flächen an-
geſchliffen ſind. Ihre Form iſt hinläglich aus den bekannten Glas-
oder Bergkryſtallprismen bekannt, die wir an unſern Kronleuchtern
häufig als Zierrat angebracht finden.
Für die praktiſche Anwendung kommen faſt ausſchließlich Prismen
aus Glas in Betracht, bei denen für jene Konſtruktion das Einfallslot
auf ⅔ verkürzt werden mußte. Läßt man durch ein ſolches Prisma
weißes Sonnenlicht fallen, und konſtruiert man zu jedem Strahl nach
dem früher geſchilderten Verfahren den zugehörigen gebrochenen Strahl,
ſowohl beim Eintritt in das Glas als beim Austritt aus dem Glaſe
wieder in Luft, ſo ſieht man, daß der Richtungsunterſchied der beiden
in der Luft verlaufenden Strahlenbündel um ſo beträchtlicher wird, je
größer der Einfallswinkel war. Der Richtungsunterſchied des ein-
fallenden und des gebrochenen Strahles, wenn man von dem innerhalb
des Prismas verlaufenden Strahl als nebenſächlich abſieht, iſt abhängig
von der Größe des brechenden Winkels, d. h. desjenigen Winkels,
welchen die Prismenflächen einſchließen.
Am intereſſanteſten iſt aber die Erſcheinung, daß man von der
Sonne nicht etwa ein weißes Bild erhält, ſondern ein in die Länge
gezogenes farbiges Band, das allgemein unter dem Namen Spektrum
bekannt iſt. Dieſe Zerlegung des weißen Sonnenlichtes in ſeine, aus
der Erſcheinung des Regenbogens bekannten vielfarbigen Beſtandteile
hat uns Newton gelehrt. Ein in den Gang der farbigen Strahlen
eingeſchaltetes zweites, dem erſten genau gleichgeformtes Prisma von
entgegengeſetzter Lage vereinigt die einzelnen Teile des Spektrums wieder
zu einem weißen Bilde. Die allgemeine Eigenſchaft der brechenden
Körper, Sonnenlicht oder allgemein weißes Licht in verſchiedene Farben
aufzulöſen, nennt man Disperſion oder Farbenzerſtreuung; ſie beruht
darauf, daß die das Sonnenlicht zuſammenſetzenden Strahlen von ver-
ſchiedener Farbe verſchieden ſtark abgelenkt werden. In dem durch
die Farbenzerſtreuung des Prismas entſtehenden glänzenden Farbenbande
erkennt man bei aufmerkſamer Betrachtung eine Unzahl dunkler Linien,
die quer durch dasſelbe hindurchgehen, und die nach ihrem Entdecker (1814)
den Namen Fraunhoferſche Linien bekommen haben. Es kann hier
nur angedeutet werden, daß dieſe Linien je nach ihrer Lage im Spektrum
für dieſen oder jenen Grundſtoff charakteriſtiſche Merkmale ſind, ſo daß
aus ihrer Anweſenheit auf das Vorhandenſein jener Grundſtoffe inner-
halb derjenigen Lichtquelle geſchloſſen werden kann, in deren Spektrum
ſolche Linien beobachtet werden. So kann man, wie S. 579 geſagt
iſt, beim Beſſemer-Verfahren den Kohlegehalt des Stahls am Spektrum
der ſich dabei bildenden Flammen beobachten. Um übrigens ein möglichſt
ſtark in die Länge gezogenes Spektrum zu erhalten, und um andererſeits
Meſſungen der Lage der einzelnen Frauenhoferſchen Linien anſtellen
zu können, bedient man ſich eines ſogenannten Spektralapparates, wie
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Samter, Heinrich: Das Reich der Erfindungen. Berlin, 1896, S. 893. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/samter_erfindungen_1896/911>, abgerufen am 24.11.2024.
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