Belieben kann es lackiert, bemalt oder vergoldet werden. Noch härteres Papiermache stellt man durch Übereinanderlegen von Papierblättern oder Papierstreifen über Formen her, indem man die einzelnen Lagen mit Kleister zusammenklebt, bei mäßiger Wärme trocknet, mit schwarzem Teerfirnis überstreicht und dann in größerer Hitze trocknet. Es werden besonders Gas- und Wasserröhren aus solchen übereinandergeklebten Papierstreifen, die durch geschmolzenen Asphalt gezogen werden, ver- fertigt. Sie halten einen Druck von 15 Atmosphären aus. Sehr viel Verwendung findet die Erfindung von Allen in Chicago (1860), Papiermache für Eisenbahnräder zu verwenden. Es wird die Nabe aus Gußeisen gemacht, auf ihr werden zwei Scheiben aus Eisen oder Stahl befestigt, zwischen die die Papiermasse gebracht wird, die aus 100 bis 200 Bogen fest zusammengepreßten starken Papiers besteht. Das ganze wird mit einem eisernen Reifen umgeben und liefert dann ein Rad, das seiner größeren Elasticität halber besonders für Schlaf- wagen den Vorzug vor eisernen Rädern verdient, an Dauerhaftigkeit die letzteren aber bedeutend, nach neueren Versuchen etwa um das sechs- fache übertrifft. In China und Japan hat man übrigens schon seit vielen Jahrhunderten Papier als Material zur Herstellung aller mög- lichen Haushaltungsgegenstände benutzt.
Ganz neu, ungefähr erst 20 Jahre alt ist die Verwendung von Papier zu Papierwäsche, wozu nur starke, ganz weiße Papierbogen gebraucht werden können. Jeder Bogen wird mit einer dünnen Email- schicht mittelst einer Bürste überstrichen und dann zum Trocknen in einem durch Dampfröhren geheizten Raum über Gestelle gehängt. Auf diese Bogen wird alsdann ein webstoffartiges Muster aufgepreßt, indem eine Anzahl Bogen zwischen ebensoviele mit Mousselingewebe beklebte Zinkplatten gelegt und zwischen Stahlwalzen kräftig gepreßt werden. Nachdem nun noch das Material durch feine, schnell rotierende Bürsten poliert ist, ist es so weit fertig, um wie Leinewand weiter bearbeitet, geschnitten, umgelegt und mit Knopflöchern versehen zu werden. In ähnlicher Weise werden neuerdings auch feine Spitzen aus Papier her- gestellt, besonders für theatralische Zwecke; z. B. gelingt die Nach- ahmung der alten Venezianer Reliefspitzen ganz ausgezeichnet.
2. Die vervielfältigenden Künste.
Schon frühzeitig entwickelte sich bei den verschiedenen Kulturnationen des Menschengeschlechts der Trieb zu einer der Vervielfältigung fähigen Darstellung von Ereignissen, Gefühlen und Gedanken. Es waren zunächst rein praktische Zwecke, die eine Befriedigung erheischten. Als die Sprache erfunden war, und mit ihrer Hilfe ein Gedankenverkehr
Die Erfindung des Papiers.
Belieben kann es lackiert, bemalt oder vergoldet werden. Noch härteres Papiermaché ſtellt man durch Übereinanderlegen von Papierblättern oder Papierſtreifen über Formen her, indem man die einzelnen Lagen mit Kleiſter zuſammenklebt, bei mäßiger Wärme trocknet, mit ſchwarzem Teerfirnis überſtreicht und dann in größerer Hitze trocknet. Es werden beſonders Gas- und Waſſerröhren aus ſolchen übereinandergeklebten Papierſtreifen, die durch geſchmolzenen Asphalt gezogen werden, ver- fertigt. Sie halten einen Druck von 15 Atmoſphären aus. Sehr viel Verwendung findet die Erfindung von Allen in Chicago (1860), Papiermaché für Eiſenbahnräder zu verwenden. Es wird die Nabe aus Gußeiſen gemacht, auf ihr werden zwei Scheiben aus Eiſen oder Stahl befeſtigt, zwiſchen die die Papiermaſſe gebracht wird, die aus 100 bis 200 Bogen feſt zuſammengepreßten ſtarken Papiers beſteht. Das ganze wird mit einem eiſernen Reifen umgeben und liefert dann ein Rad, das ſeiner größeren Elaſticität halber beſonders für Schlaf- wagen den Vorzug vor eiſernen Rädern verdient, an Dauerhaftigkeit die letzteren aber bedeutend, nach neueren Verſuchen etwa um das ſechs- fache übertrifft. In China und Japan hat man übrigens ſchon ſeit vielen Jahrhunderten Papier als Material zur Herſtellung aller mög- lichen Haushaltungsgegenſtände benutzt.
Ganz neu, ungefähr erſt 20 Jahre alt iſt die Verwendung von Papier zu Papierwäſche, wozu nur ſtarke, ganz weiße Papierbogen gebraucht werden können. Jeder Bogen wird mit einer dünnen Email- ſchicht mittelſt einer Bürſte überſtrichen und dann zum Trocknen in einem durch Dampfröhren geheizten Raum über Geſtelle gehängt. Auf dieſe Bogen wird alsdann ein webſtoffartiges Muſter aufgepreßt, indem eine Anzahl Bogen zwiſchen ebenſoviele mit Mouſſelingewebe beklebte Zinkplatten gelegt und zwiſchen Stahlwalzen kräftig gepreßt werden. Nachdem nun noch das Material durch feine, ſchnell rotierende Bürſten poliert iſt, iſt es ſo weit fertig, um wie Leinewand weiter bearbeitet, geſchnitten, umgelegt und mit Knopflöchern verſehen zu werden. In ähnlicher Weiſe werden neuerdings auch feine Spitzen aus Papier her- geſtellt, beſonders für theatraliſche Zwecke; z. B. gelingt die Nach- ahmung der alten Venezianer Reliefſpitzen ganz ausgezeichnet.
2. Die vervielfältigenden Künſte.
Schon frühzeitig entwickelte ſich bei den verſchiedenen Kulturnationen des Menſchengeſchlechts der Trieb zu einer der Vervielfältigung fähigen Darſtellung von Ereigniſſen, Gefühlen und Gedanken. Es waren zunächſt rein praktiſche Zwecke, die eine Befriedigung erheiſchten. Als die Sprache erfunden war, und mit ihrer Hilfe ein Gedankenverkehr
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[933/0951]
Die Erfindung des Papiers.
Belieben kann es lackiert, bemalt oder vergoldet werden. Noch härteres
Papiermaché ſtellt man durch Übereinanderlegen von Papierblättern oder
Papierſtreifen über Formen her, indem man die einzelnen Lagen mit
Kleiſter zuſammenklebt, bei mäßiger Wärme trocknet, mit ſchwarzem
Teerfirnis überſtreicht und dann in größerer Hitze trocknet. Es werden
beſonders Gas- und Waſſerröhren aus ſolchen übereinandergeklebten
Papierſtreifen, die durch geſchmolzenen Asphalt gezogen werden, ver-
fertigt. Sie halten einen Druck von 15 Atmoſphären aus. Sehr
viel Verwendung findet die Erfindung von Allen in Chicago (1860),
Papiermaché für Eiſenbahnräder zu verwenden. Es wird die Nabe
aus Gußeiſen gemacht, auf ihr werden zwei Scheiben aus Eiſen oder
Stahl befeſtigt, zwiſchen die die Papiermaſſe gebracht wird, die aus
100 bis 200 Bogen feſt zuſammengepreßten ſtarken Papiers beſteht.
Das ganze wird mit einem eiſernen Reifen umgeben und liefert dann
ein Rad, das ſeiner größeren Elaſticität halber beſonders für Schlaf-
wagen den Vorzug vor eiſernen Rädern verdient, an Dauerhaftigkeit
die letzteren aber bedeutend, nach neueren Verſuchen etwa um das ſechs-
fache übertrifft. In China und Japan hat man übrigens ſchon ſeit
vielen Jahrhunderten Papier als Material zur Herſtellung aller mög-
lichen Haushaltungsgegenſtände benutzt.
Ganz neu, ungefähr erſt 20 Jahre alt iſt die Verwendung von
Papier zu Papierwäſche, wozu nur ſtarke, ganz weiße Papierbogen
gebraucht werden können. Jeder Bogen wird mit einer dünnen Email-
ſchicht mittelſt einer Bürſte überſtrichen und dann zum Trocknen in
einem durch Dampfröhren geheizten Raum über Geſtelle gehängt. Auf
dieſe Bogen wird alsdann ein webſtoffartiges Muſter aufgepreßt, indem
eine Anzahl Bogen zwiſchen ebenſoviele mit Mouſſelingewebe beklebte
Zinkplatten gelegt und zwiſchen Stahlwalzen kräftig gepreßt werden.
Nachdem nun noch das Material durch feine, ſchnell rotierende Bürſten
poliert iſt, iſt es ſo weit fertig, um wie Leinewand weiter bearbeitet,
geſchnitten, umgelegt und mit Knopflöchern verſehen zu werden. In
ähnlicher Weiſe werden neuerdings auch feine Spitzen aus Papier her-
geſtellt, beſonders für theatraliſche Zwecke; z. B. gelingt die Nach-
ahmung der alten Venezianer Reliefſpitzen ganz ausgezeichnet.
2. Die vervielfältigenden Künſte.
Schon frühzeitig entwickelte ſich bei den verſchiedenen Kulturnationen
des Menſchengeſchlechts der Trieb zu einer der Vervielfältigung fähigen
Darſtellung von Ereigniſſen, Gefühlen und Gedanken. Es waren
zunächſt rein praktiſche Zwecke, die eine Befriedigung erheiſchten. Als
die Sprache erfunden war, und mit ihrer Hilfe ein Gedankenverkehr
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Samter, Heinrich: Das Reich der Erfindungen. Berlin, 1896, S. 933. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/samter_erfindungen_1896/951>, abgerufen am 22.11.2024.
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