rad b antreibt. Dieses greift in einen Zahnkranz ein, welcher auf der Oberkante des Mühlengebäudes unterhalb des beweglichen Daches liegt. Die Folge dieser Anordnung ist die, daß das Dach bei ein- tretender Änderung des Windes durch das Rad l selbstthätig gedreht wird, bis die Windrichtung mit der Richtung der Achse A zusammen- fällt. Die in der Fig. 52 dargestellte Windmühle ist noch insofern von Interesse, als bei derselben die zur Aufnahme des Winddruckes dienenden Flächen der Flügel nicht durch überspanntes Segeltuch, sondern durch verstellbare Jalousieklappen gebildet werden. Um die Lage dieser Klappen je nach der Stärke des Windes bequem reguliren zu können, ist in dem Innern der hohlen Welle A eine Stange v an- gebracht, welche einerseits mittels des Hebels w an den Jalousieklappen angreift, und andererseits mittels des Zahnbogens g, des Hebels r und des Zugseiles t vor- und rückwärts bewegt werden kann. Schließ- lich ist noch zu erwähnen, daß das auf der Welle A sitzende große Kegelrad D die in der Mitte der Mühle angeordnete senkrechte Haupt- welle antreibt, von welcher aus die sämtlichen Mahlgänge mit ihren Hilfsmaschinen in Bewegung gesetzt werden.
In der neuesten Zeit hat man das Windrad vielfach für Zwecke der Landwirtschaft und des Gartenbaues, ja sogar auch für Zwecke des Eisenbahnbetriebes, nämlich zum Pumpen von Wasser angewendet. Wir bringen nebenstehend einige Beispiele dieser von der Firma Carl Reinsch in Dresden als Spezialität gebauten modernsten Windräder. Wie aus der Abbildung ohne Weiteres zu ersehen, weichen dieselben hinsichtlich ihrer Bauart nicht unerheblich von den bisher beschriebenen Flügelrädern ab. Dieselben haben einen Durchmesser von 3 bis 12 m und leisten bei einer sekundlichen Geschwindigkeit des Windes von 7 m 3/4 bis 18 Pferdestärken. Fig. 53 zeigt die Anwendung eines derartigen Motors zur Entwässerung eines Steinbruches. Auf einem Felsenvorsprunge in der Tiefe des Bruches ist ein Pumpwerk auf- gestellt, welches durch ein vom Motor hin- und herbewegtes Zug- gestänge seinen Antrieb erhält und das Wasser von der Sohle des Bruches nach oben befördert. Fig. 54 zeigt eine durch einen Wind- motor betriebene Wasserstation, von welcher aus die Lokomotiven das erforderliche Speisewasser erhalten; Fig. 55 zeigt ein Pumpwerk mit Wasserelevator und Fig. 56 eine landwirtschaftliche Maschinenanlage mit Schrotmühle, Quetsch- und Häckselschneidemaschine.
Zum Schluß möge hier eine kleine Anzahl von Beobachtungen Platz finden, welche in den fünfziger Jahren auf der Saline Dürren- berg bei Merseburg angestellt wurden, um zu zeigen, auf wie viele Windstunden man im Jahre rechnen darf, und um einen Maßstab für die Zuverlässigkeit des Windes als Triebkraft zu haben. Hiernach stellte sich die Zahl der Windtage auf durchschnittlich 280 im Jahre.
Die Motoren.
rad b antreibt. Dieſes greift in einen Zahnkranz ein, welcher auf der Oberkante des Mühlengebäudes unterhalb des beweglichen Daches liegt. Die Folge dieſer Anordnung iſt die, daß das Dach bei ein- tretender Änderung des Windes durch das Rad l ſelbſtthätig gedreht wird, bis die Windrichtung mit der Richtung der Achſe A zuſammen- fällt. Die in der Fig. 52 dargeſtellte Windmühle iſt noch inſofern von Intereſſe, als bei derſelben die zur Aufnahme des Winddruckes dienenden Flächen der Flügel nicht durch überſpanntes Segeltuch, ſondern durch verſtellbare Jalouſieklappen gebildet werden. Um die Lage dieſer Klappen je nach der Stärke des Windes bequem reguliren zu können, iſt in dem Innern der hohlen Welle A eine Stange v an- gebracht, welche einerſeits mittels des Hebels w an den Jalouſieklappen angreift, und andererſeits mittels des Zahnbogens g, des Hebels r und des Zugſeiles t vor- und rückwärts bewegt werden kann. Schließ- lich iſt noch zu erwähnen, daß das auf der Welle A ſitzende große Kegelrad D die in der Mitte der Mühle angeordnete ſenkrechte Haupt- welle antreibt, von welcher aus die ſämtlichen Mahlgänge mit ihren Hilfsmaſchinen in Bewegung geſetzt werden.
In der neueſten Zeit hat man das Windrad vielfach für Zwecke der Landwirtſchaft und des Gartenbaues, ja ſogar auch für Zwecke des Eiſenbahnbetriebes, nämlich zum Pumpen von Waſſer angewendet. Wir bringen nebenſtehend einige Beiſpiele dieſer von der Firma Carl Reinſch in Dresden als Spezialität gebauten modernſten Windräder. Wie aus der Abbildung ohne Weiteres zu erſehen, weichen dieſelben hinſichtlich ihrer Bauart nicht unerheblich von den bisher beſchriebenen Flügelrädern ab. Dieſelben haben einen Durchmeſſer von 3 bis 12 m und leiſten bei einer ſekundlichen Geſchwindigkeit des Windes von 7 m ¾ bis 18 Pferdeſtärken. Fig. 53 zeigt die Anwendung eines derartigen Motors zur Entwäſſerung eines Steinbruches. Auf einem Felſenvorſprunge in der Tiefe des Bruches iſt ein Pumpwerk auf- geſtellt, welches durch ein vom Motor hin- und herbewegtes Zug- geſtänge ſeinen Antrieb erhält und das Waſſer von der Sohle des Bruches nach oben befördert. Fig. 54 zeigt eine durch einen Wind- motor betriebene Waſſerſtation, von welcher aus die Lokomotiven das erforderliche Speiſewaſſer erhalten; Fig. 55 zeigt ein Pumpwerk mit Waſſerelevator und Fig. 56 eine landwirtſchaftliche Maſchinenanlage mit Schrotmühle, Quetſch- und Häckſelſchneidemaſchine.
Zum Schluß möge hier eine kleine Anzahl von Beobachtungen Platz finden, welche in den fünfziger Jahren auf der Saline Dürren- berg bei Merſeburg angeſtellt wurden, um zu zeigen, auf wie viele Windſtunden man im Jahre rechnen darf, und um einen Maßſtab für die Zuverläſſigkeit des Windes als Triebkraft zu haben. Hiernach ſtellte ſich die Zahl der Windtage auf durchſchnittlich 280 im Jahre.
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Die Motoren.
rad b antreibt. Dieſes greift in einen Zahnkranz ein, welcher auf der
Oberkante des Mühlengebäudes unterhalb des beweglichen Daches
liegt. Die Folge dieſer Anordnung iſt die, daß das Dach bei ein-
tretender Änderung des Windes durch das Rad l ſelbſtthätig gedreht
wird, bis die Windrichtung mit der Richtung der Achſe A zuſammen-
fällt. Die in der Fig. 52 dargeſtellte Windmühle iſt noch inſofern
von Intereſſe, als bei derſelben die zur Aufnahme des Winddruckes
dienenden Flächen der Flügel nicht durch überſpanntes Segeltuch,
ſondern durch verſtellbare Jalouſieklappen gebildet werden. Um die
Lage dieſer Klappen je nach der Stärke des Windes bequem reguliren
zu können, iſt in dem Innern der hohlen Welle A eine Stange v an-
gebracht, welche einerſeits mittels des Hebels w an den Jalouſieklappen
angreift, und andererſeits mittels des Zahnbogens g, des Hebels r
und des Zugſeiles t vor- und rückwärts bewegt werden kann. Schließ-
lich iſt noch zu erwähnen, daß das auf der Welle A ſitzende große
Kegelrad D die in der Mitte der Mühle angeordnete ſenkrechte Haupt-
welle antreibt, von welcher aus die ſämtlichen Mahlgänge mit ihren
Hilfsmaſchinen in Bewegung geſetzt werden.
In der neueſten Zeit hat man das Windrad vielfach für Zwecke
der Landwirtſchaft und des Gartenbaues, ja ſogar auch für Zwecke
des Eiſenbahnbetriebes, nämlich zum Pumpen von Waſſer angewendet.
Wir bringen nebenſtehend einige Beiſpiele dieſer von der Firma Carl
Reinſch in Dresden als Spezialität gebauten modernſten Windräder.
Wie aus der Abbildung ohne Weiteres zu erſehen, weichen dieſelben
hinſichtlich ihrer Bauart nicht unerheblich von den bisher beſchriebenen
Flügelrädern ab. Dieſelben haben einen Durchmeſſer von 3 bis 12 m
und leiſten bei einer ſekundlichen Geſchwindigkeit des Windes von 7 m
¾ bis 18 Pferdeſtärken. Fig. 53 zeigt die Anwendung eines
derartigen Motors zur Entwäſſerung eines Steinbruches. Auf einem
Felſenvorſprunge in der Tiefe des Bruches iſt ein Pumpwerk auf-
geſtellt, welches durch ein vom Motor hin- und herbewegtes Zug-
geſtänge ſeinen Antrieb erhält und das Waſſer von der Sohle des
Bruches nach oben befördert. Fig. 54 zeigt eine durch einen Wind-
motor betriebene Waſſerſtation, von welcher aus die Lokomotiven das
erforderliche Speiſewaſſer erhalten; Fig. 55 zeigt ein Pumpwerk mit
Waſſerelevator und Fig. 56 eine landwirtſchaftliche Maſchinenanlage
mit Schrotmühle, Quetſch- und Häckſelſchneidemaſchine.
Zum Schluß möge hier eine kleine Anzahl von Beobachtungen
Platz finden, welche in den fünfziger Jahren auf der Saline Dürren-
berg bei Merſeburg angeſtellt wurden, um zu zeigen, auf wie viele
Windſtunden man im Jahre rechnen darf, und um einen Maßſtab für die
Zuverläſſigkeit des Windes als Triebkraft zu haben. Hiernach ſtellte
ſich die Zahl der Windtage auf durchſchnittlich 280 im Jahre.
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Samter, Heinrich: Das Reich der Erfindungen. Berlin, 1896, S. 78. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/samter_erfindungen_1896/96>, abgerufen am 24.11.2024.
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