bare, unschwer lesbare Kurzschrift zu liefern, als auch als Schnellschrift zum wörtlichen Aufzeichnen selbst schnell gesprochener Reden ohne zu große Schwierigkeiten brauchbar zu sein.
Im Jahre 1817 begann der Lehrer Franz Xaver Gabelsberger (geb. 9. Februar 1789, gest. 4. Januar 1849), damals Kanzlist im Generalkommissariat des Isarkreises in Bayern, sein System aus- zuarbeiten, das praktisch zu erproben und demgemäß weiter zu ver- bessern ihm schon vom Jahre 1819 an im bayrischen Landtage gestattet war, sodaß seine im Jahre 1834 herausgegebene "An- leitung zur deutschen Redezeichenkunst oder Stenographie" ihre praktische Feuerprobe schon lange hinter sich hatte. Der große Vorzug der Gabelsbergerschen Stenographie liegt in der großen Flüchtigkeit, d. h. bequemen Schreibbarkeit der Zeichen, die meist nach beiden Richtungen eine leichte Verbindung mit andern Zeichen zulassen. Die Formen der Buchstaben hat er so gewählt, daß sie möglichst den Charakter derselben wiedergeben, daß z. B. Zeichen mit sanfter Rundung weiche Laute vertreten. Die Vokale werden im allgemeinen symbolisch be- zeichnet, überflüssige, nicht gesprochene Buchstaben, wie das "e" in Tier, das "h" in Hohn werden gar nicht geschrieben. Außerdem stellte er auf grammatikalischen Regeln beruhende Wortkürzungen auf, die bei den am häufigsten gebrauchten Wörtern ziemlich weit gehen, sodaß ein direktes Auswendiglernen derselben, der sogenannten "Sigel" erforderlich ist. Um die notwendige Geschwindigkeit für die Kammerschrift zu er- reichen, mußte Gabelsberger sogar noch zur Satzkürzung greifen, wobei es also natürlich sehr auf die persönliche Geschicklichkeit des be- treffenden Stenographen ankommt.
Heinrich August Wilhelm Stolze (geb. 20. Mai 1798, gest. 8. Januar 1867) beschäftigte sich seit dem Jahre 1820 mit ähnlichen Versuchen, wie Gabelsberger, war aber weniger von dem Bestreben geleitet, eine vollkommene Parlamentsschrift zu erfinden, als an die Stelle der zeitraubenden gewöhnlichen Schrift eine für das ganze Volk leicht er- lernbare, unzweideutige Kurzschrift zu setzen. Seine Bemühungen waren auch von Erfolg gekrönt und ließen ihn ein auf wissenschaftlichen Prin- zipien beruhendes System finden, das die erforderlichen Ansprüche außerordentlich gut erfüllte. Die von ihm gewählten Zeichen für die Buchstaben lehnen sich möglichst nahe an die gewöhnlichen Zeichen der Kurrentschrift an, so ist
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= l. Eine gewisse Schwierigkeit liegt für den Anfänger in der Anwendung eines dreifachen Linien- systems, die aber bald bei praktischer Ausübung der Stenographie überwunden wird. Stolze bezeichnet nämlich den Vokal der Haupt- silbe eines Wortes symbolisch 1) durch die Stellung des Wortes auf, über oder unter der Linie, 2) durch eventuelle starke Schreibweise des vorhergehenden Konsonanten, während an und für sich die Konsonanten- zeichen ohne Druck geschrieben werden und 3) durch enge oder weite Verbindung der den Vokal oder Diphtong umschließenden Konsonanten.
Das Papier und die vervielfältigenden Künſte.
bare, unſchwer lesbare Kurzſchrift zu liefern, als auch als Schnellſchrift zum wörtlichen Aufzeichnen ſelbſt ſchnell geſprochener Reden ohne zu große Schwierigkeiten brauchbar zu ſein.
Im Jahre 1817 begann der Lehrer Franz Xaver Gabelsberger (geb. 9. Februar 1789, geſt. 4. Januar 1849), damals Kanzliſt im Generalkommiſſariat des Iſarkreiſes in Bayern, ſein Syſtem aus- zuarbeiten, das praktiſch zu erproben und demgemäß weiter zu ver- beſſern ihm ſchon vom Jahre 1819 an im bayriſchen Landtage geſtattet war, ſodaß ſeine im Jahre 1834 herausgegebene „An- leitung zur deutſchen Redezeichenkunſt oder Stenographie“ ihre praktiſche Feuerprobe ſchon lange hinter ſich hatte. Der große Vorzug der Gabelsbergerſchen Stenographie liegt in der großen Flüchtigkeit, d. h. bequemen Schreibbarkeit der Zeichen, die meiſt nach beiden Richtungen eine leichte Verbindung mit andern Zeichen zulaſſen. Die Formen der Buchſtaben hat er ſo gewählt, daß ſie möglichſt den Charakter derſelben wiedergeben, daß z. B. Zeichen mit ſanfter Rundung weiche Laute vertreten. Die Vokale werden im allgemeinen ſymboliſch be- zeichnet, überflüſſige, nicht geſprochene Buchſtaben, wie das „e“ in Tier, das „h“ in Hohn werden gar nicht geſchrieben. Außerdem ſtellte er auf grammatikaliſchen Regeln beruhende Wortkürzungen auf, die bei den am häufigſten gebrauchten Wörtern ziemlich weit gehen, ſodaß ein direktes Auswendiglernen derſelben, der ſogenannten „Sigel“ erforderlich iſt. Um die notwendige Geſchwindigkeit für die Kammerſchrift zu er- reichen, mußte Gabelsberger ſogar noch zur Satzkürzung greifen, wobei es alſo natürlich ſehr auf die perſönliche Geſchicklichkeit des be- treffenden Stenographen ankommt.
Heinrich Auguſt Wilhelm Stolze (geb. 20. Mai 1798, geſt. 8. Januar 1867) beſchäftigte ſich ſeit dem Jahre 1820 mit ähnlichen Verſuchen, wie Gabelsberger, war aber weniger von dem Beſtreben geleitet, eine vollkommene Parlamentsſchrift zu erfinden, als an die Stelle der zeitraubenden gewöhnlichen Schrift eine für das ganze Volk leicht er- lernbare, unzweideutige Kurzſchrift zu ſetzen. Seine Bemühungen waren auch von Erfolg gekrönt und ließen ihn ein auf wiſſenſchaftlichen Prin- zipien beruhendes Syſtem finden, das die erforderlichen Anſprüche außerordentlich gut erfüllte. Die von ihm gewählten Zeichen für die Buchſtaben lehnen ſich möglichſt nahe an die gewöhnlichen Zeichen der Kurrentſchrift an, ſo iſt
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= l. Eine gewiſſe Schwierigkeit liegt für den Anfänger in der Anwendung eines dreifachen Linien- ſyſtems, die aber bald bei praktiſcher Ausübung der Stenographie überwunden wird. Stolze bezeichnet nämlich den Vokal der Haupt- ſilbe eines Wortes ſymboliſch 1) durch die Stellung des Wortes auf, über oder unter der Linie, 2) durch eventuelle ſtarke Schreibweiſe des vorhergehenden Konſonanten, während an und für ſich die Konſonanten- zeichen ohne Druck geſchrieben werden und 3) durch enge oder weite Verbindung der den Vokal oder Diphtong umſchließenden Konſonanten.
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zum wörtlichen Aufzeichnen ſelbſt ſchnell geſprochener Reden ohne zu
große Schwierigkeiten brauchbar zu ſein.
Im Jahre 1817 begann der Lehrer Franz Xaver Gabelsberger
(geb. 9. Februar 1789, geſt. 4. Januar 1849), damals Kanzliſt im
Generalkommiſſariat des Iſarkreiſes in Bayern, ſein Syſtem aus-
zuarbeiten, das praktiſch zu erproben und demgemäß weiter zu ver-
beſſern ihm ſchon vom Jahre 1819 an im bayriſchen Landtage
geſtattet war, ſodaß ſeine im Jahre 1834 herausgegebene „An-
leitung zur deutſchen Redezeichenkunſt oder Stenographie“ ihre praktiſche
Feuerprobe ſchon lange hinter ſich hatte. Der große Vorzug der
Gabelsbergerſchen Stenographie liegt in der großen Flüchtigkeit, d. h.
bequemen Schreibbarkeit der Zeichen, die meiſt nach beiden Richtungen
eine leichte Verbindung mit andern Zeichen zulaſſen. Die Formen
der Buchſtaben hat er ſo gewählt, daß ſie möglichſt den Charakter
derſelben wiedergeben, daß z. B. Zeichen mit ſanfter Rundung weiche
Laute vertreten. Die Vokale werden im allgemeinen ſymboliſch be-
zeichnet, überflüſſige, nicht geſprochene Buchſtaben, wie das „e“ in Tier,
das „h“ in Hohn werden gar nicht geſchrieben. Außerdem ſtellte er
auf grammatikaliſchen Regeln beruhende Wortkürzungen auf, die bei
den am häufigſten gebrauchten Wörtern ziemlich weit gehen, ſodaß ein
direktes Auswendiglernen derſelben, der ſogenannten „Sigel“ erforderlich
iſt. Um die notwendige Geſchwindigkeit für die Kammerſchrift zu er-
reichen, mußte Gabelsberger ſogar noch zur Satzkürzung greifen,
wobei es alſo natürlich ſehr auf die perſönliche Geſchicklichkeit des be-
treffenden Stenographen ankommt.
Heinrich Auguſt Wilhelm Stolze (geb. 20. Mai 1798, geſt.
8. Januar 1867) beſchäftigte ſich ſeit dem Jahre 1820 mit ähnlichen
Verſuchen, wie Gabelsberger, war aber weniger von dem Beſtreben geleitet,
eine vollkommene Parlamentsſchrift zu erfinden, als an die Stelle der
zeitraubenden gewöhnlichen Schrift eine für das ganze Volk leicht er-
lernbare, unzweideutige Kurzſchrift zu ſetzen. Seine Bemühungen waren
auch von Erfolg gekrönt und ließen ihn ein auf wiſſenſchaftlichen Prin-
zipien beruhendes Syſtem finden, das die erforderlichen Anſprüche
außerordentlich gut erfüllte. Die von ihm gewählten Zeichen für die
Buchſtaben lehnen ſich möglichſt nahe an die gewöhnlichen Zeichen der
Kurrentſchrift an, ſo iſt
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= l. Eine gewiſſe Schwierigkeit
liegt für den Anfänger in der Anwendung eines dreifachen Linien-
ſyſtems, die aber bald bei praktiſcher Ausübung der Stenographie
überwunden wird. Stolze bezeichnet nämlich den Vokal der Haupt-
ſilbe eines Wortes ſymboliſch 1) durch die Stellung des Wortes auf,
über oder unter der Linie, 2) durch eventuelle ſtarke Schreibweiſe des
vorhergehenden Konſonanten, während an und für ſich die Konſonanten-
zeichen ohne Druck geſchrieben werden und 3) durch enge oder weite
Verbindung der den Vokal oder Diphtong umſchließenden Konſonanten.
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Samter, Heinrich: Das Reich der Erfindungen. Berlin, 1896, S. 942. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/samter_erfindungen_1896/960>, abgerufen am 22.11.2024.
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