Die Feuerarbeiter brauchen hier viel Steinkohlen, das gibt einen häslichen Gestank für einen Fremden.
Den 9ten Jun.
Auf der Königl. Bibliothek erfuhr ich heute was mir Villoison gesagt hatte. Ich konte mit aller Höf- lichkeit kein Buch bekommen. Ich forderte Sachsii Monocerologia. Vielleicht ist nichts daran, aber ich fands im Katalog, selten ist's, zur Litteraturgeschichte der Naturgeschichte gehörts; vielleicht, dacht' ich, sind da alle falsche und wahre Geschichten gesammelt, aber vergebens. Der Abbe' Desaunays, der sich auf sei- nen Stuhl erstaunend viel einbildet, legte das Billet mit dem Titel erst lange hin, ich erinnerte ihn, bat ihn mit aller möglichen Höflichkeit, erbot mich selber die Num- mer im Katalog unter S. aufzusuchen, aber vergebens. Er schickte Bücher weg, lies hohlen, ich wartete über 3/4. Stunden, und bekam nichts. Wie ich ihn noch ein- mahl bat, so that er, als wenn ers dem Bedienten gesagt hätte, und die Schuld an diesem läge. Ich fragte den Bedienten, der war, wie sein Herr, grob, unhöflich, da nahm ich Stock und Hut und ging fort, weil mir die Zeit zu lieb war, sie bei diesen höflichen Franzosen zu ver- lieren. Viele Leute waren nicht da, kaum über 7. sassen und excerpirten. Der Abbe' Desaunays ist schon bekannt, daß er den Fremden das zweite und drittemahl so begegnet. Hr. Hisgerto, und andern von meinem Fach wars nicht besser ergangen. Das Männchen hat einen Egoismus grösser als es selber ist, und die Bedien- ten wissen entweder seine Maximen schon, oder er kan sie selber nicht in der Subordination erhalten. Man
sieht
Die Feuerarbeiter brauchen hier viel Steinkohlen, das gibt einen haͤslichen Geſtank fuͤr einen Fremden.
Den 9ten Jun.
Auf der Koͤnigl. Bibliothek erfuhr ich heute was mir Villoiſon geſagt hatte. Ich konte mit aller Hoͤf- lichkeit kein Buch bekommen. Ich forderte Sachſii Monocerologia. Vielleicht iſt nichts daran, aber ich fands im Katalog, ſelten iſt’s, zur Litteraturgeſchichte der Naturgeſchichte gehoͤrts; vielleicht, dacht’ ich, ſind da alle falſche und wahre Geſchichten geſammelt, aber vergebens. Der Abbe’ Deſaunays, der ſich auf ſei- nen Stuhl erſtaunend viel einbildet, legte das Billet mit dem Titel erſt lange hin, ich erinnerte ihn, bat ihn mit aller moͤglichen Hoͤflichkeit, erbot mich ſelber die Num- mer im Katalog unter S. aufzuſuchen, aber vergebens. Er ſchickte Buͤcher weg, lies hohlen, ich wartete uͤber ¾. Stunden, und bekam nichts. Wie ich ihn noch ein- mahl bat, ſo that er, als wenn ers dem Bedienten geſagt haͤtte, und die Schuld an dieſem laͤge. Ich fragte den Bedienten, der war, wie ſein Herr, grob, unhoͤflich, da nahm ich Stock und Hut und ging fort, weil mir die Zeit zu lieb war, ſie bei dieſen hoͤflichen Franzoſen zu ver- lieren. Viele Leute waren nicht da, kaum uͤber 7. ſaſſen und excerpirten. Der Abbe’ Deſaunays iſt ſchon bekannt, daß er den Fremden das zweite und drittemahl ſo begegnet. Hr. Hisgerto, und andern von meinem Fach wars nicht beſſer ergangen. Das Maͤnnchen hat einen Egoiſmus groͤſſer als es ſelber iſt, und die Bedien- ten wiſſen entweder ſeine Maximen ſchon, oder er kan ſie ſelber nicht in der Subordination erhalten. Man
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Die Feuerarbeiter brauchen hier viel Steinkohlen,
das gibt einen haͤslichen Geſtank fuͤr einen Fremden.
Den 9ten Jun.
Auf der Koͤnigl. Bibliothek erfuhr ich heute was
mir Villoiſon geſagt hatte. Ich konte mit aller Hoͤf-
lichkeit kein Buch bekommen. Ich forderte Sachſii
Monocerologia. Vielleicht iſt nichts daran, aber
ich fands im Katalog, ſelten iſt’s, zur Litteraturgeſchichte
der Naturgeſchichte gehoͤrts; vielleicht, dacht’ ich, ſind
da alle falſche und wahre Geſchichten geſammelt, aber
vergebens. Der Abbe’ Deſaunays, der ſich auf ſei-
nen Stuhl erſtaunend viel einbildet, legte das Billet mit
dem Titel erſt lange hin, ich erinnerte ihn, bat ihn mit
aller moͤglichen Hoͤflichkeit, erbot mich ſelber die Num-
mer im Katalog unter S. aufzuſuchen, aber vergebens.
Er ſchickte Buͤcher weg, lies hohlen, ich wartete uͤber ¾.
Stunden, und bekam nichts. Wie ich ihn noch ein-
mahl bat, ſo that er, als wenn ers dem Bedienten geſagt
haͤtte, und die Schuld an dieſem laͤge. Ich fragte den
Bedienten, der war, wie ſein Herr, grob, unhoͤflich, da
nahm ich Stock und Hut und ging fort, weil mir die
Zeit zu lieb war, ſie bei dieſen hoͤflichen Franzoſen zu ver-
lieren. Viele Leute waren nicht da, kaum uͤber 7. ſaſſen
und excerpirten. Der Abbe’ Deſaunays iſt ſchon
bekannt, daß er den Fremden das zweite und drittemahl
ſo begegnet. Hr. Hisgerto, und andern von meinem
Fach wars nicht beſſer ergangen. Das Maͤnnchen hat
einen Egoiſmus groͤſſer als es ſelber iſt, und die Bedien-
ten wiſſen entweder ſeine Maximen ſchon, oder er kan
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Kommentar zur DTA-Ausgabe
Erst ein Jahr nach dem Tod Heinrich Sanders wird … [mehr]
Erst ein Jahr nach dem Tod Heinrich Sanders wird dessen Reisebeschreibung veröffentlicht. Es handelt sich dabei um ein druckfertiges Manuskript aus dem Nachlass, welches Sanders Vater dem Verleger Friedrich Gotthold Jacobäer zur Verfügung stellte. Nach dem Vorbericht des Herausgebers wurden nur einige wenige Schreibfehler berichtigt (siehe dazu den Vorbericht des Herausgebers des ersten Bandes, Faksimile 0019f.).
Sander, Heinrich: Beschreibung seiner Reisen durch Frankreich, die Niederlande, Holland, Deutschland und Italien. Bd. 1. Leipzig, 1783, S. 180. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/sander_beschreibung01_1783/204>, abgerufen am 22.11.2024.
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